HaBEs aktueller Beitrag zu den „Gelnhäuser Griechenland-Wochen“ -21.3.- 9.5. Kulturstation Kaufmann, Gelnhausen-Hailer-Meerholz (Programm siehe unten)

Das Motto der Gelnhäuser Griechenland-Wochen:

„Wege zum Licht – Brücken nach Hellas“ könnte/sollte man m.E. auch als Aufforderung verstehen, die aktuellen Streiks, den Generalstreik, die Kundgebungen und Massendemonstrationen, die Betriebsbesetzungen der griechischen Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen, die gegen das DEURO-Diktat zur Sozialdemontage aus Brüssel, Berlin, Paris und London kämpfen. Ein Diktat, das uns -wenn nicht schon gestern und heute- dann morgen auch treffen wird. Neben den beiden für Jannis Ritsos in Monemvasia in der Kneipe seiner Familie geschriebenen und 2008 an seinem Grab gelesenen Gedichten und vielen anderen meiner Lyrik- und Prosatexte zu Griechenland und seiner jüngeren Geschichte, möchte ich hier aus aktuellem Anlass meinen „Offenen Brief an das griechische Volk“ mit einer Bitte um Entschuldigung beitragen und auf die dazugehörigen Artikel und Kommentare hinweisen. Bei den jüngsten Streiks und Demonstrationen gegen das Brüssel-Paris-London-Berliner DEURO-Diktat wurde der mittlerweile 87jährige griechische Nationalheld Manolis Glezos (er hat als junger Mann in einer Nacht- und Nebel-Aktion die Nazi-Fahne von der Akropolis runtergeholt und die Griechische gehisst) von der Polizei aus nächster Nähe mit Tränengas im Gesicht verletzt/verätzt . Manolis Glezos hat es im Krankenhaus überlebt .

Mein Text/Brief hat im Internet zu einer heftigen Auseinandersetzung geführt, wobei einige Kritiker bewußt suggerierten, ich hätte das 3.Reich mit der Bundesrepublik Deutschland gleichgesetzt.  Das stimmt nicht. Ich kann sehr wohl zwischen Kapitalherrschaft vermittels bürgerlich demokratischem Rechtsstaat und Kapitalherrschaft vermittels faschistischem Terrorregime unterscheiden.
Ich habe mit literarischen Mitteln den weiterexistierenden und sich verstärkenden Druck des Kapitals in Europa dargestellt, der auf eine ihm und seinen Gesetzmäßigkeiten entsprechende und seiner Entfaltung förderliche Neuordnung Europas dringt, die mit der Zerschlagung Jugoslawiens einen gewaltigen Schritt nach vorne getan hatte und jetzt entsprechend mal mit und mal ohne Waffengewalt weitergeht.
Und hier sind auf der Internetseite www.barth-engelbart.de der Offene Brief und die Kommentare zu finden:

Offener Brief an das griechische Volk zHd. Jannis Ritsos, Grigoris Lambrakis, Mikis Theodorakis und Titos Patrikios mit der Bitte um Entschuldigung für den 2. deutschen Einmarsch
Verharmlost HaBEs “Offener Brief an das griechische Volk” den Faschismus ? Idealistische Kritik am NS-Faschismus führt in die Irre !
Widerstand in Griechenland gegen das EU-Diktat: aktuelle unzensierte Berichte
Zur Lage in Griechenland ein immer noch brandaktueller Artikel, den Manolis Glezos  zwar schon 1995 für die ZEIT geschrieben hatte, der heute mit seinen Forderungen und Schilderungen der Lage nach seinen eigenen Worten immer noch gilt.: (der Artikel erschien vorgestern in der Tageszeitung „jungeWelt“ zum zweiten Mal)

Ein Unrecht muß gesühnt werden
Von Manolis Glezos

Seit Ende vergangenen Monats verklagen Tausende Griechen vor griechischen Gerichten die Bundesrepublik Deutschland auf Entschädigung. Sie verlangen Wiedergutmachung für den Verlust ihrer Angehörigen und für Schäden während der dreieinhalbjährigen deutschen Besetzung Griechenlands im Zweiten Weltkrieg. Es handelt sich um Klagen von Privatpersonen, die von den Präfekten zweier von der Besetzung besonders hart getroffener Provinzen angeregt wurden. Seit Jahrzehnten verlange auch ich, daß Deutschland seinen aus den Weltkriegen resultierenden Verpflichtungen gegenüber Griechenland nachkommen muß, wenn es tatsächlich gewillt ist, unter dieses traurige Kapitel deutsch-griechischer Vergangenheit einen Schlußstrich zu ziehen.

Die deutsche Seite lehnte bisher die Zahlung von Reparationen mit der Begründung ab, diese Frage sei 1953 bei der Londoner Konferenz auf die Zeit nach dem Abschluß eines noch ausstehenden Friedensvertrages zwischen Deutschland und den Alliierten vertagt worden. Diese Vertagung bezieht sich auf die Zeit nach der Unterzeichnung eines Friedensvertrages mit dem vereinigten Deutschland. Nach herrschender Rechtsauffassung entspricht einem solchen Friedensvertrag der von den deutschen Staaten und den vier Siegermächten des Zweiten Weltkrieges in Moskau unterzeichnete Einigungsvertrag vom 12. September 1990 – bekannt als Zwei-plus-Vier-Vertrag. Das vereinte Deutschland ist demzufolge seit 1990 verpflichtet, seinen aus dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Verpflichtungen zur Wiedergutmachung nachzukommen.

Bei den Verpflichtungen Deutschlands gegenüber Griechenland handelt es sich um folgende Summen:
1. Restschulden aus Entschädigungsverpflichtungen aus dem Ersten Weltkrieg in Höhe von achtzig Millionen Mark, in Preisen von 1938.
2. Aufgelaufene Schulden Deutschlands aus dem bilateralen Handel zwischen den beiden Kriegen in Höhe von 523 873000 US-Dollar, in Preisen von 1938.
3. Reparationsforderungen nach Berechnungen der Pariser Konferenz der Siegermächte von 1946 in Höhe von 7,1 Milliarden US-Dollar, in Preisen von 1938 (Entschädigung für die Beschlagnahme von Privat- und Staatseigentum, Plünderung, Zerstörung).
4. Ansprüche aus einer Zwangsanleihe von 3,5 Milliarden US-Dollar, die der Bank von Griechenland 1942 aufgenötigt wurde, um sowohl die Stationierungskosten für die Besatzungstruppen in Griechenland als auch die Verpflegung des Afrika-Korps von General Rommel zu bestreiten. Experten schätzen die heutige griechische Forderung unter Einbeziehung eines Minimalzinssatzes von drei Prozent auf dreizehn Milliarden US-Dollar.

In diesen Wiedergutmachungsforderungen sind die enormen Verluste unseres Landes an Menschenleben nicht inbegriffen. Bei einer Gesamtbevölkerung von sieben Millionen verlor Griechenland:

70000 Personen infolge direkter kriegerischer Auseinandersetzungen;

12000 Zivilisten infolge indirekter kriegerischer Auseinandersetzungen;

38 960 hingerichtete Menschen;

100000 in Konzentrationslagern ermordete Geiseln (ein großer Teil davon griechische Juden);

600000 Hungertote.

Die Frage der Reparationen Deutschlands gegenüber Griechenland ist nicht nur eine des Geldes. Sie hat auch eine moralische und eine politische Dimension.
So hat Italien seine gesamten aus dem Krieg resultierenden Reparationsverpflichtungen gegenüber Griechenland erfüllt.
Auch Bulgarien, das zusammen mit Deutschland und Italien Griechenland von 1941 bis 1944 besetzt hatte, erfüllte alle seine Verpflichtungen, um das Unrecht wiedergutzumachen, das seine Truppen am griechischen Volk begangen hatten.
Warum sollte Deutschland von seinen Verpflichtungen befreit werden?
Die griechische Nation hat während des Zweiten Weltkrieges durch die Brutalität der Nazibesatzer die blutigste und erstickendste Sklaverei in den 3000 Jahren ihrer bewegten Geschichte erlebt.
Ich selbst bin fest davon überzeugt, daß das deutsche Volk heute mit dem Nationalsozialismus nichts zu tun hat.
Ich glaube jedoch, daß es sich endlich mit der Frage der deutschen Besetzung Griechenlands und den daraus folgenden Reparationsansprüchen auseinandersetzen muß.
Griechenland fordert nur, was ihm zusteht.
Unser Volk verlangt keine Revanche.
Es wird auch nicht fordern, daß Deutschland seine Verpflichtungen auf einmal einlöst.

Es gibt Möglichkeiten und Wege, Reparationen zu zahlen, ohne die Wirtschaft Deutschlands zu beeinträchtigen:
Gewährung von Stipendien an Studenten und junge Wissenschaftler aus Griechenland zum Studium in der Bundesrepublik, wobei die Nachkommen der Opfer der Nazis Vorrang genießen;
Transfer von deutschem Know-how; Übernahme der Kosten für die Durchführung von Infrastrukturprojekten deutscher Firmen in Griechenland durch den deutschen Staat;
direkte finanzielle Hilfe.
Die genauen Modalitäten und einen konkreten Zeitplan könnte ein gemeinsamer Wirtschaftsausschuß ausarbeiten.

Griechenland und Deutschland gehören der Europäischen Union an und arbeiten für das gemeinsame Europa. Das Zustandekommen dieses vereinigten Europas kann nur auf Freundschaft und Vertrauen zwischen beiden Ländern aufgebaut und nur durch die Überwindung offener Probleme aus der gemeinsamen Geschichte erreicht werden.

Manolis Glezos (87), Journalist und Politiker, gehört zu den Symbolfiguren des griechischen Widerstandes im Zweiten Weltkrieg.
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(Um) Entschuldigung(bittet die Redaktion der tageszeitung „junge Welt“):

Der Artikel »Ein Unrecht muß gesühnt werden« von Manolis Glezos (jW, 9. März 2010) war dieser Zeitung am Montag als »Beitrag zur aktuellen Griechenlandiskussion« zur Veröffentlichung angeboten worden. Leser machten uns darauf aufmerksam, daß er erstmals im Wochenmagazin Die Zeit im Oktober 1995 publiziert worden ist. Wir bitten um Entschuldigung.

Die von Manoli Glezos angesprochene Problematik, daß sich die BRD weigert, Griechen Reparationen für erlittenes Unrecht und Zerstörungen während der Nazibesatzung zu zahlen, ist leider noch immer aktuell. Die vor 15 Jahren eingereichten Klagen sind nun vor höchsten Gerichten in Athen und Den Haag gelandet. (jW)
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„Wege zum Licht – Brücken nach Hellas“

Eröffnung einer Griechenland-Ausstellung am 21. März 2010 in der Kulturstation Kaufmann

Der Kunstverein Meerholz eröffnet am 21. März 2010 um 15.30 Uhr im Rahmen einer Vernissage seine Griechenland-Wochen, die unter dem Motto „Wege zum Licht – Brücken nach Hellas“ stehen. Neben der Kunstausstellung wird bis zum 9. Mai 2010 ein reichhaltiges deutsch-griechisches Kulturprogramm mit Musik, Literatur und Film angeboten. Da die klassische griechische Kultur als Wiege der europäischen gilt, ergibt sich mit dieser Veranstaltungsreihe am geografischen  Mittelpunkt der Europäischen Union (EU) ein besonderer Bezug zum Veranstaltungsort. Schirmherr der Griechenland-Wochen ist der Berliner Schauspieler, der Grieche Kostas Papanastasiou. Ihre Kunstwerke präsentieren Maria Rigoutsou (Köln) , Soula Koumpi-Gudehus (Ettlingen bei Karlsruhe) und Nikos Samartzidis (Rüsselsheim). Sabine Räbiger (Gründau) stellt einige Eindrücke einer Kunstreise zur Peloponnes aus.

Eröffnet werden die Griechenland-Wochen durch den Vorsitzenden des Meerholzer Kunstvereins, Bernd Wilfer (Q-Fell), und den Initiator dieses Ereignisses Peter Völker. Der Hanauer Künstler Jochen Schwarz gibt eine Einführung in die Ausstellung. Außerdem wird ein lyrischer Text von Peter Völker in deutscher und griechischer Sprache vorgetragen. Die Sopranistin Juliane Schöne und der Pianist Markus Haurien interpretieren dieses Gedicht nach einer Komposition von Lisa Xanthopoulou (Thessaloniki).

Im Rahmen der Griechenland-Wochen organisiert der Kunstverein Meerholz ein kulturelles Rahmenprogramm:

Mythologie und Musik mit Kostas Papanastasiou am 28.3.2010 um 17 Uhr, Theodorakis-Abend am 11.4.2010 um 17 Uhr, Filmkunstabend mit Live-Bouzouki-Musik am 25.4.2010 um 19 Uhr sowie Sirtaki-Nachmittag am 9.5.2010 ab 16 Uhr im Rahmen der Eröffnung des Meerholzer Kulturwanderweges.

Vorverkaufsstellen: Stadt Gelnhausen, Obermarkt 7,Tel.: 06051 – 830180, Fax – 181, e-mail: info@Gelnhausen.de, „Antichi Sapori“, Langgase 9, Gelnhausen, Tel.: 06051 – 914188, Gaststätte „ Kaufmann`s“ in der Kulturstation Kaufmann, Gelnhausen-Meerholz, Hanauer Landstraße 31, Tel.: 06051 – 9675000 (ab 18 Uhr, außer Dienstag).

Nachstehend einige Informationen zu den Künstlerinnen und Künstlern:

Die Kunstmalerin Soula  Koumpi-Gudehus wurde in Argalasti/Volos, Griechenland, geboren. Ihre erste Ausstellung organisierte sie in Volos, dem Tor zum Pilion; einem Gebirge in dem in der griechischen Mythologie die Kentauren lebten. Sie unterhielt viele Jahre ein Atelier in Athen und wurde dort und in anderen griechischen

Städten zu Ausstellungen eingeladen. Es folgten Gruppenausstellungen in europäischen Großstädten. Ihe Werke werden heute in mehreren griechischen Museen präsentiert. Seit 1998 lebt sie in Ettlingen bei Karlsruhe.

Maria Rigoutso (Köln)  studierte von 1985 – 1993 an der juristischen Fakultät der

Demokritus-Universität Thraziens, Komotini und an der Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn. An diese juristischen Studien schloss sich von 1995 bis 2000 ein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Jannis Kounellis an. Ab 1995 übt sie ihre Tätigkeit als Malerin und freie Redakteurin und Sprecherin (Deutsche Welle Radio, Hessischer Rundfunk, WDR, Euranet, Kathimerini) aus. Das griechische Meer und die Inseln sind fester Bezugspunkt ihrer Kindheit und ihres späteren künstlerischen Schaffens.

Sabine Räbiger  (47) lebt seit 1990 in Gründau-Hain-Gründau. Sie ist Gründungsmitglied der Kulturstation Kaufmann in Gelnhausen-Meerholz.. In den letzten vier Jahren studierte sie Kunsttherapie  an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn, wo sie im Dezember 2008 erfolgreich das Examen ablegte. Von 2000 – 2002 besuchte sie die Abendschule des Städel in Frankfurt. In dieser Zeit entstehen erste Aktzeichnungen und -bilder. 2002 und 2004 nahm sie am internationalen Künstlersymposium im Herrenhaag bei Büdingen teil. Ferner war sie Teilnehmerin bei „Pentiment“ (Sommerakademie in Hamburg). In den letzten Jahren waren ihre Bilder auf zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen zu sehen. Sie gestaltete Titel- und Innenseiten von zwei deutsch-griechischen Lyrikbänden des Gründauer Autors Peter Völker.

Nikos Samartzidis  (Rüsselsheim) wurde  1957  in   Pella   /  Makedonien, (Aridea – Almopia) geboren. Er wächst   in  Athen  auf   und   verbringt seine  Jugendzeit  in  Thessaloniki. Schon    als    Schüler    beschäftigt    er   sich    in   seiner Freizeit  mit  der  Malerei. Nachdem er sich mit altgriechischer Vasenmalerei und byzantinischen Techniken vertraut gemacht hat, setzt  er  seine  Suche  nach  Möglichkeiten  und  Grenzen  in  der  heutigen   Kunst  fort. Die letzten Jahre beschäftigt er sich mit Studien altgriechischer Schriftarten und besonders mit der  Kreto-mykenischen  Silbenschrift  „Linear B“, die er in Gemälde umsetzt.  Er  ist  Mitglied  der  künstlerischen  Vereinigung  « MALKASTEN »  der Stadt  Rüsselsheim.

Bildunterschrift: Die See, von Maria Rigoutsou 

Kontakt: Peter Völker, Tel. 0171 – 3398160

Peter Völker
Frankfurter Str. 32
63584 Gründau
Tel. 0171 – 3398160
www. petervoelker.de
www.Kulturstation-Kaufmann.de

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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