Vom Kloster zum GESTAPO-Zuchthaus: Büdingen-Marienborn

  1. Erzählabend des Historisch-Demokratischen Vereins von 1848                     am  Do. 10.09. um 18.30

Im GASTHAUS Stenger/Heiss, Haingründauer Straße 4

Im Mittelpunkt des Abends wird die Verbindung Mittel-Gründaus mit Langenbergheim, Eckartshausen und dem ehemaligen Zisterzienserkloster Marienborn  mit seiner wechselvollen Geschichte stehen. Hier war einst die Grablege der Ysenburg-Büdinger Grafen.  Die Klosterzellen wurden später in Zuchthauszellen umgewandelt.

(Hier beginnt der auf einer Namensverwechslung der SS-Buchhalter im KZ Börgermoor fußende Irrtum vom Zuchthaus Marienborn. Im Emsland-KZ „Börgermoor“ hat man das Zuchthaus Marienschloss in Rockenberg bei Giessen in den Akten des KZ-Häftlings Wilhelm Pfannmüller wohl versehentlich als Zuchthaus Marienborn bezeichnet. Marienschloss war in den letzten Jahrhunderten das zentale Zuchthaus in Oberhessen.

Hier waren Paul Nagel, Wilhelm Pfannmüller, Dr. Christian Heldmann eingekerkert.

Dank an den Heinrich Semmel aus Haingründau, der diesen Irrtum aufgeklärt hat.

Bitte um Entschuldigung an die Autoren des wikipedia-Beitrages, denen ich eine „Gedächtnislücke“ unterstellt hatte.

Möglich ist es schon, dass auch das Kloster Marienborn als wildes privisorisches SA-KZ für Folter-Verhöre genutzt wurde. Sicher ist der Zwangsarbeitseinsatz vieler festgenommener Sozialdemokraten und Kommunisten der Region in den nahen Steinbrüchen der Hermann-Göríng-Werke und der Hartstein-Industrie im Vogelsberg zwischen Wächtersbach und Hungen, wo Schotter und Pflastersteine für die Aufmarsch-Rollbahnen Richtung Osten gebrochen wurden)  HaBE ich am 27.10 2015 dazugeschrieben. Der Artikel folgt im Original mit allen Fehlern)

Heutiges Hofgut Marienborn: Links der Rest des Schlosses, später Verwaltungsgebäude des (Gestapo-) Zuchthauses, heute Wohnhaus. Rechts der Zuchthaus-Wachturm

Hier saßen Teilnehmer der oberhessischen Bauernaufstände und ihr Schriftführer, der Mittel-Gründauer Lehrer Paul Nagel 1830 für Jahre im Kerker. Hier wurde der Widerstandskämpfer und spätere Bürgermeister von Mittel-Gründau, Wilhelm Pfannmüller von der Gestapo gefoltert und zur Zwangsarbeit in die umliegenden Steinbrüche der Hermann-Göring-Werke getrieben und anschließend ins KZ Börgermoor verschleppt. Hier richtete die US-Militärregierung 1945 ein Flüchtlingslager ein. Der Zuchthausverwaltungstrakt steht noch, auch der Wachturm. Schloss Marienborn und seine Schlossmühle sind verschwunden. Von der Klosterkirche stehen noch die Außenwände (links neben dem Wohnhaus). Die Ärztin, Frau Dr. Gerner hat dieses Gebäude gekauft und als Wohnhaus eingerichtet. Sie wird – wenn nicht schon am 10. September –  zu einem der nächsten Erzählabende  nach Mittel-Gründau kommen und über Marienborn berichten.  Die Pächter der Staatsdomäne Marienborn, der NATUR-Landwirt  Christoph Förster und seine Familie haben uns nach Marienborn eingeladen. Wir könnten auf den Spuren des Mittel-Gründauer Demokraten und Schuhmachers BIRKENSTOCK, des Lehrers Paul Nagel, des Hitlergegners Wilhelm Pfannmüller von Mittel-Gründau Richtung Langenbergheim fahren  …

siehe auch

Verspäteter Nachruf für Alexandra Prinzessin zu Ysenburg-Büdingen & das Nachbar-KZ

http://www.barth-engelbart.de/?p=59810

Der folgende Abschnitt ist zum Verständnis des Themas „Marienborn“ wichtig, auch wenn die Autoren des wikipedia-Portals hier erstaunliche „Gedächtnislücken“ aufweisen:

Die spätere Umwidmung des säkularisierten Klosters in das fürstliche Zuchthaus verschweigt wikipedia ebenso wie die Übernahme des Zuchthauses 1933 durch die Gestapo. Auch die Einrichtung eines Flüchtlingslagers wird nicht erwähnt. Auch nicht die Nutzung als Landwirtschaftliches Versuchsgut der Universität Gießen.- so wie das ehemalige Zisterzienser-Klostergut Konradsdorf.   Hier wurden die Landwirtschafts-Reformbestrebungen und -Forschungen des dort praktizierenden Arztes Dr. Christian Heldmann durch die Forscher der Uni Gießen unterstützt, so durch Heldmanns Freund Justus Liebig. Dr. Christian Heldmann war 1848 Abgeordneter u.a. für Mittel-Gründau in der Paulskirche und bis zu seinem Tod 1866  als Abgeordneter (und Eisenbahn-Pionier) im Hessischen Landtag. Heldmann war zusammen u.a. mit dem Mittel-Gründauer Lehrer & Schriftführer Bernhard Kaffenberger Gründer des historischen Demokratischen Vereins. Viele Mitglieder dieses Vereins brachte die Obrigkeit nach den Niederschlagung der Paulskirchen-Demokratie ins Zuchthaus Marienborn. Dr.-Christian Heldmann wurde inhaftiert, Bernhard Kaffenberger wurde vor die wahl gestellt entweder Auswanderung nach USA oder Zuchthaus. Er entschied sich für die Auswanderung mit Frau und fünf Kindern. Der 1830er Emissär, Überbringer der Niederschrift der Forderungen der oberhessischen Bauern an die Büdinger und andere Fürsten (mit zugesichertem freien Geleit) wurde sofort von fürstlichen Jägern festgenommen und nach Marienborn verschleppt. Nach einigen Jahren Zuchthaus und anschließendem Berufsverbot musste sich Paul Nagel mit seiner Frau und den Kindern als Knecht und Magd durchschlagen und wanderte 1854 mit der Familie in die USA aus.

Dass der Versuch des Präsidenten des Hessischen Bauernverbandes und Milchstreikbrechers Friedhelm Schneiders, nach dem Kinzigheimer Hof auch noch Marienborn zu übernehmen gescheitert ist, muss nicht bei wikipedia stehen. Statt Schneider konnte der Bio-NATUR-Landwirt Förster das Gut übernehmen.

Die Verbindung zwischen Mittel-Gründau und Marienborn liegt auch in der Zugehörigkeit des verlassenen, zerfallenen und 1867 abgerissenen Mittel-Gründauer Klosters (Im Klösner) wie des Klosters Marienborn zum Zisterzienser-Orden und zum Kloster Arnsburg.

Der Blick in die wikipedia Zeilen macht auch klar, warum das Erzbistum Mainz als Kläger gegen die Mittel-Gründauer Bauern vor dem Reichskammergericht in Wetzlar und vor dem Hofgericht im Wien auftritt: da gab es zeitweilig eine Personal-Union mit den Ysenburgern, die ja auch auf Herausgabe der Hofreiten und Äcker und besonders des von den Meiningers nach dem 30jährigen Krieg wiederaufgebauten Lehrschen Gutes klagten aber ihre Ansprüche wegen fehlender Unterlagen nicht nachweisen konnten..

Die Kläger gegen die Mittel-Gründauer Bauern waren: der Prämonstratenser-Orden, der Deutschherren-Orden, die Ysenburg-Büdinger Gtafen und das Erzbistum Mainz … und …  ein nicht so häufiger Fall: die Bauern gewannen sowohl in Wien als auch in Wetzlar. Und so wurde es auch möglich, dass Mittel-Gründau eine große neue Schule bekam: einer der Anführer der Oberhessischen Bauernaufstände, Tobias Meininger konnte 1875 einen Teil des erstrittenen Grundes für den Bau der heutigen „Alten Schule“ stiften. Das ist auch der Grund, warum bis heute der Eingang zum Meiningerschen Hof im Volksmund „Bei’s TObiase“ heißt.

Jetzt folgen die wikipedia-Texte

Geschichte

Das Kloster Marienborn wurde 1250[1] – nach anderen Quellen erst 1261 – zunächst auf dem Herrnhaag bei Büdingen gegründet. Anlass war vermutlich, dass durch eine Erbteilung im Haus Büdingen das bisherige Hauskloster Konradsdorf im Herrschaftsbereich eines anderen Familienzweiges lag. Seit dem Jahr 1261 ist der Konvent bezeugt. 1264 wurde ihm die auf dem Herrnhaag gelegene St. Peter geweihte Kirche oder Kapelle übergeben. Ein Indiz dafür, dass die Gründung erst kurz vorher erfolgte.

Der Gründungsort, Herrnhaag, erwies sich aber wegen seines Wassermangels als nicht zukunftsträchtig, so dass das Kloster – wohl 1274 – nach „Marienborn“ im Bereich der heutigen Stadt Büdingen, Ortsteil Eckartshausen, verlegt wurde. Die rechtliche Abwicklung der Umsiedlung zog sich noch bis 1286 hin. 1345 erscheint der Abt des Klosters Arnsburg als Provisor von Marienborn.[1]

Neben den Herren und Grafen von Isenburg-Büdingen unterhielten auch die Herren und Grafen von Hanau Beziehungen zu dem Kloster. So bedenkt Ulrich II. von Hanau das Kloster 1346 in seinem Testament und in der Spätzeit des Klosters sind mehrere Damen aus der Familie der Grafen von Hanau-Lichtenberg, deren Hauptsitz im Elsass lag, Mitglieder des Konvents.

1460 fand eine Reform des Klosters durch den Erzbischof von Mainz, Diether von Isenburg, statt.[1]

Herrschaftsbereich

Zur „Hoheit“ des Klosters gehörte seit 1265 das Patronat der Pfarreien in der Stadt Büdingen und in Eckartshausen – hier lag das Vorschlagsrecht beim Grafen von Büdingen – und seit 1286 das zu Rod an der Weil im Erzbistum Trier.

Das Kloster besaß Ländereien in Marköbel, Himbach, Langen-Bergheim, Kaichen, Bruchköbel, Bleichenbach, Diebach, Hüttengesäß, Ensheim, Herrnhaag, Issigheim, Lorbach, Utphe, Vönhausen, Düdelsheim, Rinderbügen und Wolferborn. Im Laufe seines Bestehens war es bestrebt, den Besitz zu konzentrieren, entfernt gelegene Besitzungen abzustoßen und näher gelegene zu erwerben.

Leitung

Äbtissinnen

  • Ostirlind, erwähnt 1305
  • Hildegund, erwähnt 1315 und 1316
  • Gertrude, erwähnt 1329
  • Adelheid, erwähnt 1342
  • Isengard von Isenburg-Büdingen[2], erwähnt 1398. Ihre Schwester Meckula († nach 1367) war ebenfalls Nonne im Kloster Marienborn
  • Adelheid, erwähnt 1467
  • Gräfin Maria von Isenburg, erstmals erwähnt 1517, bis 1527
  • Gräfin Wandala von Wertheim, erstmals erwähnt 1532, bis 1556
  • Gräfin Christophora von Hanau-Lichtenberg, bis 1559

Priorinnen

  • Hebbel von Lauckte, erwähnt 1398
  • Amalia, erwähnt 1557

Reformation

1536 scheitert ein erster Versuch, der von Seiten des hessischen Landgrafen Philipp des Großmütigen und des Grafen Anton von Isenburg-Büdingen unternommen wird, das Kloster evangelisch werden zu lassen. Die Nonnen bleiben altgläubig, römisch-katholisch.

Allerdings wird der Druck der umgebenden, bereits lutherisch gewordenen weltlichen Herrschaften auf das Kloster so groß, dass es nach und nach seine Rechte in diesen Herrschaften aufgeben muss. Am

  • 16. März 1541 gibt die Äbtissin Wandala von Wertheim das Patronatsrecht und den Kirchensatz in Büdingen an die Grafschaft Büdingen ab;
  • 7. Juni 1543 ebenso das dortige Patronatsrecht;
  • 21. Juni 1544 wird das Patronatsrecht in Rod an der Weil zugunsten des Grafen von Nassau-Weilburg-Saarbrücken aufgegeben.
  • Ohne diese Einkünfte mussten die Nonnen weiteres Klostereigentum veräußern, um überleben zu können. Das Kloster blutete so wirtschaftlich aus.

Diese Konzessionen können deshalb den alten Status des Klosters nur noch vorübergehend wahren. Er wird von den umliegenden Grafen, die mit einem Teil der Nonnen verwandt waren, nur deshalb noch geduldet, weil sie befürchten, dass die Nonnen, würden sie säkularisiert, Ehen schlössen, und von ihnen eine entsprechende Mitgift verlangen würden.

Am 8. Juni 1545 kam es deshalb zu einem Abkommen zwischen den Grafen Reinhard von Isenburg, Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg, Philipp von Rieneck und Georg von Erbach, das Kloster aufrechtzuerhalten, aber keine Messen mehr zuzulassen. Dem widersetzten sich die Nonnen erfolgreich; 1548 wurde immer noch regelmäßig die Messe gelesen.

Mit dem Tod der Äbtissin Wandala von Wertheim 1556 brach der Widerstand aber bald zusammen. Der Klostergemeinschaft gehörten nur noch 8 Nonnen an, von denen zwei so gebrechlich waren, dass sie am Gottesdienst nicht mehr regelmäßig teilnehmen konnten. Nachwuchs gab es keinen mehr und die Damen waren nun auch in einem Alter, in dem ihre weltliche Verwandtschaft Heiratspläne nicht mehr fürchten musste. So entsandte Graf Reinhard von Isenburg-Büdingen 1557 Beamte, die die Messfeiern unterbanden.

Am 20. Februar 1559 waren die Nonnen so mürbe, dass die letzte Äbtissin des Klosters, Gräfin Christophora von Hanau-Lichtenberg, Tochter des Grafen Philipp III. von Hanau-Lichtenberg, das Kloster mit allen seinen Einkünften an den Grafen Reinhard von Isenburg-Büdingen übergab.

Die letzten Bewohnerinnen erhielten im Gegenzug lebenslange Renten als Abfindung:

  • Äbtissin Christophora von Hanau-Lichtenberg,
  • Gräfin Amalia von Hanau-Lichtenberg
  • Gräfin Margarethe von Hanau-Lichtenberg (73-jährig, Tochter des Grafen Philipp II. von Hanau-Lichtenberg) und
  • Anna von Hanau-Lichtenberg (74-jährig, ebenfalls eine Tochter von Grafen Philipp II. von Hanau-Lichtenberg)

je 50 Gulden jährliche Rente sowie weitere Naturalabgaben.

7 Gulden jährliche Rente und eine einmalige Abfindung von 150 Gulden.

  • eine weitere Nonne bürgerlicher Herkunft, eine geborene „Entenschar“ und
  • Anna Göbel eine jährliche Rente von 16 Gulden.

Heutiges Hofgut Marienborn (2013).

Der Graf von Büdingen, in dessen Territorium das Kloster lag, beabsichtigte, es als Lateinschule oder Spital umzuwidmen. Die Gebäude wurden dann in wechselnden Funktionen als Verwaltungsgebäude genutzt, bis Graf Karl August von Ysenburg-Büdingen, Stifter der Linie Ysenburg-Büdingen-Marienborn, dort 1673 an Stelle der alten Gebäude ein Schloss anlegen ließ und seine Residenz nach dort verlegte. Die Linie erlosch aber schon 1725 wieder. Ab 1738 wurde die Anlage von der Herrnhuter Brüdergemeine genutzt, die dort auch ein theologisches Seminar betrieb, das 1747[1] ins Schloss Lindheim verlegt wurde. Vom 21. bis 22. September 1769 besuchte Johann Wolfgang von Goethe die Herrnhuter in Marienborn. 1889/1890 brannten die Gebäude ab, die Ruine wurde abgerissen. Heute befindet sich dort ein landwirtschaftlicher Betrieb.“

Hier endet der wikipedia-Text

Unerwähnt bleiben bei wikipedia auch die Wasserkriege zwischen den Bauern und Handwerkern auf der einen und den Klöstern wie den Fürsten und den Herrhutern auf der anderen Seite. So wurde den Eckartshäuser Bauern durch den Mühlgraben der Kloster-/Schlossmühle das Wasser abgegraben

Das Gleiche passierte am Herrnhaag durch die Herrnhuter Zinsendorfianer, die den Lorbacher Bauern das Wasser mittels moderner Technik wegpumpten. Es gab regelmäßige Anschläge auf die Leitungen und das Pumpenhaus. Die Herrnhuter waren von Abgaben an den Fürsten befreit, konnten so ihre Erträge reinvestieren, legten einen gewaltigen Ziehbrunnen an und ergänzten die Bewässerung durch das moderne Pumpwerk. Zinsendorf hatte dem Büdinger Fürsten sich als Geldbeschaffer angeboten…  als sich dann seine „Toleranz“ gegenüber religiös Verfolgten nicht ausreichend auszahlte (Er nahm sowohl Schutzjuden in der Ronneburger Vorburg auf, als auch die aus Frankreich geflohenen „Inspirierten“ und eben die Herrnhuter Brüdergemeinde, Waldenser durften auf seinem Territorium siedeln, und Hugenotten wurden aufgenommen. Bei der Vertreibung der Herrnhuter vom Herrnhaag als auch aus Marienborn machte sich der Büdinger die Wut der Bauern auf die privilegierten „Glaubens-Flüchtlinge“ zu Nutze, di ja die Privilegien der Flüchtlinge mit ihren Abgaben und Steuern bezahlen mussten und auch noch ihr Vieh verdursten und die Felder verdorren lassen sollten …  So wurde schon damals von oben herab Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus gezüchtet …  Zinsendorf hatte m.W. den Büdinger Grafen auch Kredite gegeben .. mit der Vertreibung waren die Büdinger Fürsten diese Kreditschulden los und  „erbten“ hervorragend kultivierte land- und forstwirtschaftliche Flächen, Bewässerungssystem usw……

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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