In Simbabwe findet in aller Stille eine unblutige Revolution statt. Präsident Mugabes Indigenisierung des Landes und der Wirtschaft wird den Präzedenzfall für die Schaffung eines ökonomischen Vorläufer-Modells für Afrika abgeben. Folglich ist der Sieg für Mugabe in den Wahlen ein schallender Sieg für die Zukunft des afrikanischen Kontinents.
Vor nur neunzig Jahren besaß die Britische Südafrika Kompanie jeden Quadratzentimeter Simbabwes. Das Land und die Naturressourcen wurden gewaltsam angeeignet und unter den europäischen Siedlern aufgeteilt. Die einheimischen Simbabwer wurden als Untertanen und Aktivposten angesehen, die voll und ganz der britischen Krone gehörten.
Nach dem jahrzehntelangen Befreiungskampf konnten die Afrikaner am Ende die Krone auf ihr eigenes Haupt setzen. Aber 2013 fragten sich die Leute, wo die Kronjuwelen geblieben sind.
Die Bergbauunternehmen und sonstige Gewinnung kostbare Ressourcen wie Öl, Naturgar, Gold, Platin bereicherten westlichen Unternehmen. Darin können wir die gegenwärtig Kontrolle des Westens über Afrikas ‚Juwelen‘ sehen.
Die westliche ökonomische Kontrolle Afrikas wirft den Schatten der Armut auf den Kontinent. Ob im Niger-Delta oder in der Demokratischen Republik Kongo erfährt die Mehrheit der Menschen ein Leben in Elend. Sie erhält nur geringe Vorteile von den Reichtümern ihrer Länder.
In der Tat haben Afrikas Naturressourcen, das Land und die Zwangsarbeit für Jahrhunderte die Ökonomie der Welt angetrieben. Bis zum heutigen Tag liegt der Maschinenraum für das ökonomische Wachstum der Welt in Afrika.
Kurz gesagt treibt Afrika die globale Ökonomie an und erntet zuhause sehr wenig davon und das nennt man „die Bürde des schwarzen Mannes“. Die Indigenisierung in Simbabwe zielt darauf ab, es den Bewohnern zu erlauben, sich von dieser jahrhundertealten Bürde zu befreien. Uns von diesem erdrückenden Mühlstein zu befreien, ist der größte Kampf unserer Generation.
Auf der letzten Wahlkundgebung erklärte Mugabe: „Wir müssen die wirtschaftlichen Lehrbücher für unsere Kinder neu schreiben. Diese Bücher wurden geschrieben, um dem Plan des Westens zur Ausbeutung unserer Ressourcen zu passen. Unsere Kinder müssen lernen, dass unsere Ressourcen bedeutungsvoller sind, kostbarer als ihr Kapital.“
Auf Jahre hinaus werden die Ökonomie-Bücher Simbabwes Indigenisierungs-Programm als ein Modell für die De-Kolonisierung Afrikas benutzen. Afrikanische Politiker werden Simbabwe als Bezugsrahmen ansehen.
Wie beim Tabak, den Diamanten, dem Kakao und dem Öl – Afrika exportiert seine kostbaren Ressourcen in den Westen, nur um sie zum Wucherpreis zurückzukaufen. Dies ist Afrikas größtes Problem und seine größte Chance. Die Lösung dieses Problems ist einfach: Afrika muss nicht nur seine Rohmaterialien kontrollieren, sondern muss auch die Fähigkeit entwickeln, sie in Fertigprodukte zu verwandeln.
Indigenisierung ist die dringend benötigte Brücke zwischen Armut und Industrialisierung, um dadurch Afrika in eine Macht der ersten Welt umzuformen.
Die Europäer werden nicht länger unsere Ressourcen nehmen, nicht länger unsere Industrieprozesse kontrollieren. Wir werden keine Bürde auferlegt bekommen, nicht mehr unseres Landes, unseres Stolzes, unseres Afrika beraubt werden.
Wenn die Afrikaner unsere Ökonomien indigenisieren und entschlossen die Fähigkeit entwickeln, unser Rohöl, unser Platin und Gold zu raffinieren und zu veredeln, und unsere Fähigkeit, unsere Diamanten zu schneiden und zu polieren, dann werden wir mit Sicherheit dies in das afrikanische Jahrhundert verwandeln.
Natürlich ist Afrika nicht unterentwickelt, sondern über alle Maßen ausgebeutet. Westliche Investoren sind bloß ausländische Ausbeuter.
Laut einem kürzlichen UN-Afrika-Fortschritt-Bericht verliert Afrika jedes Jahr 63 Milliarden Dollar allein durch die illegale Steuerflucht der Multis und durch ausbeuterische Praktiken. Diese Zahl übersteigt all das Geld, das an westlicher Hilfe und Investitionen hereinkommt.
Es ist aus diesem Grund, dass Simbabwes neue Indigenisierungs-Modell die Betonung auf Besitz der Einheimischen legt und auf ausländische Partnerschaft mit aufsteigenden Ländern wie Brasilien, Russland, Indien und China.
Simbabwes Indigenisierung handelt vor allem davon, sowohl nach innen zu schauen als auch ostwärts.
Heute, und das sage ich mit Zuversicht, ist Simbabwe das einzige ökonomisch befreite Land südlich der Sahara. Simbabwe hat seinen afrikanischen Brüdern und Schwestern bewiesen, dass es möglich und sogar wünschenswert ist, dass wir unser Land zurücknehmen.
Lasst uns nun unsere jüngste Vergangenheit betrachten, um uns in unsere neue ökonomische Zukunft führen zu lassen.
Vor wenigen Jahren wiederholten die internationalen Medien und westliche Akademiker immer dieselbe, verbogene Geschichte über die Indigenisierung von Simbabwes Land, und behaupteten, dass es eine ökonomische Versagen sei, das nur Mugabes Kumpels nutzt.
Die ökonomischen Sanktionen des Westens gegen Simbabwe hatten es darauf abgesehen, unsere Wirtschaft zu zerschlagen im Versuch, andere afrikanische Länder davon abzuhalten, uns nachzuahmen.
Die westlichen Sanktionen sandten eine deutliche Botschaft an die Landlosen und wirtschaftlich entmachteten Massen: „Ihr könnt euere Demokratie haben, aber lasst die ökonomische Macht in den Händen der weißen Minderheit, sonst wird es euch gehen wie in Simbabwe.“
Die Weltbank schätzt, dass immer noch erstaunliche 65 % des besten Ackerlandes südlich der Sahara von weißen Siedlern oder multinationalen Unternehmen kontrolliert werden. Die Weltbank schätzt auch, dass 70 % des Netto-Reichtums von nicht-einheimischen Afrikanern oder Ausländern kontrolliert wird.
Dem Westen kommt es natürlich gut zupass, wenn die afrikanischen Länder demokratische Regierungen annehmen, aber jeder Versuch, die Wirtschaft zu demokratisieren wird von der NATO, der CIA oder ökonomischen Destabilisierungs-Sanktionen beantwortet.
Heute geben eben jene oben genannten Medien und Akademiker zu, dass das Land-Demokratisierungsprogramm Simbabwes nicht nur über einer halben Million Menschen genutzt hat, sondern auch Vorläufer für eine ökonomisch produktivere Landwirtschaft gewesen ist.
Präsident Mugabes Indigenisierung des Landes hat Beschäftiguung und Unterstützung der Lebenshaltung für mehr als 1.7 Millionen Simbabwer geschaffen.
Allein in diesem Jahr hat Simbabwe mehr als eine halbe Milliarde Dollar vom Tabakverkauf eingenommen. Davor hatten eine Handvoll reicher weißer Farmer gierig diese Dividende eingestrichen, haben das Geld aus den Taschen der Afrikaner auf westliche Bankkonten befördert.
In der Tat schätzt die Weltbank, dass „beinahe 40 % von Afrikas gesamtem Reichtum auf ausländischen Bankkonten verschwindet“.
Die Indigenisierung wird diesen Abfluss von Reichtum bekämpfen, indem mehr afrikanische Kooperativen geschaffen werden. Diese örtlichen Teilhaber werden viel eher ihr Geld auf örtlichen Banken anlegen, ihre Dividende in heimischen Gütern und ihre Profite in örtlichen Unternehmen investieren.
Heute profitieren 75 000 Simbabwer von dem Tabakverkauf. Nun ist Landreform in allen afrikanischen Ländern möglich nach Simbabwes erfolgreichem Beispiel. Mit einer rasch wachsenden und in heimischem Besitz befindlichen Wirtschaft werden viele afrikanischen Länder Simbabwe nachahmen. In den kommenden Jahren werden sich afrikanische Staaten bemühen, den wirtschaftlichen Erfolg von Simbabwe zu erreichen.
Sagt, was ihr wollt über Mugabe, aber heute ist Simbabwe im Besitz von Simbabwern.
Indem Mugabe wiedergwählt wurde, wird das Volk von Simbabwe Geschichte machen. Die ZANU-PF wird jetzt weitere fünf Jahre haben, um das revolutionäre, ökonomische Modell vollständig durchzuführen, das sich unausweichlich auf dem ganzen Kontinent verbreiten wird.
Garikai Chengu ist Wissenschaftler am Du Bois Institut für Afrikanische Forschung der Harvard Universität. Er kann hier erreicht werden chengu@fas.harvard.edu