Einladung zum 42. Erzählabend des Historisch-Demokratischen Vereins Mittel-Gründau am Do. 15.08 um 18.30 Uhr in der Gaststätte Stenger/Heiss – Haingründauer Straße 4
Berichte/Gespräche über die noch immer gehackte Hompage, eine Ausstellung der bisher gesammelten Bilder in der Wilhelm-Pfannmüller-Halle (Antrag an die Gemeinde wg. Unterstützung), die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr und der SKG, …..
Leidet die Freiwillige Feuerwehr an Jugendwahn ?
Dass die Freiwillige Feuerwehr bei ihrer Nachwuchswerbung sich verstärkt um Frauen, Mädchen und Jungen und besonders um Einwanderer bemüht, kann man an ihren großformatigen Werbeplakaten an den Ortseingängen sehen. Dort wird Brandbekämpfung, Katastrophenschutz und Rettung als „klare Männersache ?“ plakativ in Frage gestellt. Da stehen die Frauen an der Litfaßsäule dann nicht mehr auf dem Schlauch sondern mit Siegerlächeln an der Spitze an der Spritze und sitzen am Steuer roter PS-starker Löschungeheuer. Emanzipation in der Männerdomäne ? Nach Frauenfußball und Frauen mit Gewehr bei der Bundes- jetzt auch Frauen-Feuerwehr ? Ach, Politessen hatte ich vergessen! Und Försterinnen
Das funktioniert, langsam aber sicher, denn sonst gäbs Burnout bei der Feuerwehr. Wenns sonst niemand mehr … dann halt Frauen an die Macht.
Aber warum machen sich die Feuerwehren trotz ihrer erfolgreichen Nachwuchswerbung zusätzlich noch viel jünger als sie wirklich sind ?
Mit solch verlogenen Extra-Verjüngungskuren kriegt die Feuerwehr nicht mehr, sondern eher weniger Nachwuchs.
Warum also diese Roßtäuscherei ?
Die Turn- und viele Gesangsvereine feiern im Gegensatz zu den 100. und 110. Geburtstagen der Feuerwehren zur Zeit in der Regel ihre 150. bis 180sten Gründungsjahre.
Dabei ist doch das weltlich organisierte Massensingen und auch das ebensolche Turnen wesentlich weniger lebensnotwendig als die Brandbekämpfung..
Aber diese Geburtstage verleugnen nur das wirkliche Alter: So ist die Mittel-Gründauer Feuerwehr dokumentarisch belegt bereits über 187 Jahre alt, gefolgt von der Rothenberger Feuerwehr mit 181 Jahren. Diese Daten werden durch die Jahreszahlen auf den im historischen Mittel-Gründauer Feuerwehr- und Backhaus gefundenen ledernen Löscheimer bestätigt.
Angeblich gab es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts keine Freiwilligen Feuerwehren
Wie auch im GNZ-Artikel über die Langenselboder Feuerwehr geschehen, wird von einigen Historikern immer wieder darauf hingewiesen, dass es bis zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert keine „Freiwilligen Feuerwehren“ gegeben habe. Gelöscht worden sei nur nach herrschaftlicher BrandschutzVerordnung. Genauso wie bis zum herrschaftlich verordneten Bau von Backhäusern nur unordentlich gebacken worden sei, bis zum Bau herrschaftlicher Bannmühlen müsste dann auch nur unordentlich gemahlen und gesägt worden sein, die Wald- und Wassernutzung, die Dreifelderwirtschaft wäre erst dürch fürstliche Anordnung ordentlich geregelt worden ?…
Alles Humbug: Die Dörfer und Kleinstädte aber auch die größeren freien Städte wie Gelnhausen und Hanau haben ihre Gemeinden (Almenden) selbständig geregelt, die gemeindeeigenen Almende-Weiden, die Almende -Wälder, die Almende-Bäche und -Teiche, die Almende-Korn und Säge-Mühlen , die Almende-Hammerwerke und -Schmieden, die Almende-Bewässerung und den Almende-Brandschutz. Um diese Almenderechte und Pflichten vor Eingriffen der Fürsten zu schützen sind die Mittel-Gründauer Bauern im 17. und 18. Jahrhundert bis nach Wetzlar vor das Reichskammergericht und nach Wien an das Hofgericht des Kaisers gezogen und haben einige Prozesse gewonnen. Für dieser rechte sind übr 5000 Bauern und Handwerker von Mittel-Gründau ausgehend in den Krieg gegen die Fürsten, in dre Oberhessischen Bauernaufstand gezogen und in Södel 1830 durch fürstlich bewaffnete Jäger zusammengeschossen und in die Zuchthäuser geworfen worden …
Die Turnvereine sind viel jünger als die kommunalen Feuerwehren.
Die Turnvereine sind aus den Feuerwehren und ihren Übungsmanövern, ihrem Training hevorgegangen. Viele Turn- unsd Sport übungen und -Arten erhalten so erst ihren ursprünglichen Sinn: Leiter-, Schwebebalken-, Reck- und Barrenübungen sind ursprünglich nur Trainig für Brandschutzkletterei im Dach- und Fachwerkgebälk, Seil- und Ringe für das Auf- und Abseilen in/aus höheren Brndnestern, Stabhochspung ist die Übung zur Überwindung von Feuerwällen, Bach- und Flussläufen und moorigem Gelände mit dem Feuerhaken, mit dem man die Brandnester auf den Dächern auseinanderziehen konnte. Der Staffel-Lauf war die Übung für die LöscheimerKetten … aber es standen da auch viele militärische Übungen Pate: z.B. beim Pferd- und Bockspringen, das aber nicht nur für fürstlichen Zwangskriegsdienst eingeübt sondern auch zu Verteidigung der Dörfer gegen marodierende fürstliche Jäger- und Söldnerhaufen gebraucht wurde..
Die so aus den Feuerwehren hervorgegangenen Turnvereine waren die politischen Speerspitzen für die Demokratie in Deutschland, für die Paulskirchenvefassung von 1848.
Und die revolutionär-demokratischen Turnerwehren mit ihren kleinbürgerlich. handwerklivchen und Arbeiter-Mitgliedern stellten die absolute Mehrheit in den Feuerwehren, die so auch zu den demokratischen Kräften zählten.
Mit dem Verbot der Turnvereine nach der blutigen Niederschlagung der demokratischen Revolution durch preussisch geführtes Militär 1849/50 strömten die überlebenden Turner wieder zurück in die nicht verbotenen und nicht verbietbaren Feuerwehren und die auch aus den Feuerwehren entstandenen und nicht verbotenen Gesangvereine.
Ab 1850 waren sowohl die Feuerwehren als auch die Gesangsvereine die Orte der heimlichen politischen Arbeit.
Denn die bismarkschen Sozialistengesetze verboten die offen links-politische sozial-demokratische Organisierung von Arbeitern, Angestellten, Landarbeitern und Kleinbauern, auch ihre sozial-demokratisch genossenschaftlich-gewerkschaftliche Organisation. Gefördert wurden dagegen in dieser Zeit durch das Kaiserreich die Versuche, die Arbeiter christlich zu organisieren und sie so am Gängelband von Thron und Altar zu halten: Bischof Ketteler und der KAB, auch das bürgerlich orientierte Genossenschaftswesen der Raiffeisen und Co.
Die Umpolung der Turnvereine passierte mit Zuckerbrot und Peitsche:
wer sich als Verein in die Tradition des Juden-, Polen, Franzosen- und Rotenhassers Turnvater Jahn stellte, der wurde gefördert,
dem wurden Tunhallen im schönsten ArtDeko und Jugendstil hingestellt- wie dem Lauterbacher Turnverein unter dem Patronat des Barons von Riedesel. Beim Büdinger Turnverein dürfte es unter den Isenburgern ähnlich gelaufen sein. Die Hanauer blieben widerständisch..bis über die Jahrhundertwende und erst die Nazis haben sie „heim ins Reich“ geholt.. nach dem Ausschluss von Sozialdemokraten und Kommunisten und der „Arisierung“ wie bei der Frankfurter Eintracht, die im Volksmund schon als „Juddebuwe“ bezeichnet wurde.
Was aber geschah mit den Feuerwehren?
Sie waren nicht nur für das Kaiserreich ein kriegswichtiger Faktor,
der in den Großstädten mit der Einführung der Berufsfeuerwehren beamterechtlich auf die Obrigkeit vereidigt wurde wie die Wehrmachtsangehörigen der oberen Mannschafts- und Offiziersgrade, wie auch die Polizei, die Post- und Bahnbeamten, eben alle Angehörigen hoheitlicher, systemisch-infrastruktureller Staatsbetriebe einschließlich der Forstverwaltung.
Schwierig war das gottkaisertümlich-vaterländische „Einfangen“ der rebellischen freiwilligen Feuerwehren auch deshalb, weil sie ja nicht in den privilegierten Beamtenstatus übernommen wurden und somit keine vergleichsweise guten Gehälter und Pensionen bekamen.
Die Feuerwehren politisch säubern!
Hier musste das Kaiserreich mit List und Tücke arbeiten:
Es wurde ab 1900 eine scheinbare Gleichstellung, Höherbewertung der freiwilligen Feuerwehren durchgeführt. Hoheitliche Dekoration: wenig Kosten aber immer gute Presse!
Sonderbriefmarken ,
viele Wimpel, Ehrenurkunden, Uniformen (Männer ohne Uniform sind eben keine richtigen Mannsbilder), viel Freibier, Festtagsreden und Ordensverleihungen im Auftrag und mit Unterschrift des Reichskanzlers, des Kaisers oder des Kronprinzen durch den Landrat seiner Majestät des Großherzogs oder wenigstens durch den Bürgermeister. Flächendeckende Ausstattung mit modernsten Gerät, (natürlich wurden die am meisten vaterländisch.patriotisch-kaisertreuen Feuerwehren am besten ausgerüstet. Waren sozialdemokratisch-kommunistische Mitglieder in den Feuerwehren aktiv, dann war klar, wer an der schlechteren Versorgung mit Gerät und Uniformen schuld war!!! So gelang es, die Freiwilligen Feuerwehren von demokratischen Vereinigungen in eine unbezahlte freiwillige Polizeireserve zu verwandeln, der man aber trotzdem nicht so recht traute, weshalb dann auch mit dem dem reichsarbeitsdienst und nach 1945 mit dem technischen Hilfswerk und der zentralisierten Katastrophenschutzplanung und paramilitärisch-zentralistischer Organisation die letzte Selbständigkeit der kommunalen Feuerwehren komplett ausgehölt wurde.
Dass die Freiwilligen Feuerwehren ihre lange Geschichte, ihre Tradition der kommunalen Selbständigkeit , ihre wirklichen Geburtstage in den eigenen Chroniken und Festschriften verleugnen, zeigt wie tief ihre Außensteuerung in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Einladung zum 42. Erzählabend des Historisch-Demokratischen Vereins Mittel-Gründau
am Do. 15.08 um 18.30 Uhr
in der Gaststätte Stenger/Heiss – Haingründauer Straße 4
mit freundlichen Grüßen
im Auftrag des HDV
Hartmut Barth-Engelbart
Bachgasse 1
63584 Mittel-Gründau
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