Ursula Behrs „Menschenbilder – Menschenrechte“ bei OPA-Blog geklaut

Wahrlich, keine Verzichtskünstlerin – Ursula Behr

Neulich war es wieder soweit. Das Radio berichtete über eine junge Dame, die malt, fast nur Bilder vom Meer. Sie meint, dass da wohl ihre Gene eine Rolle spielen, denn Studien vom Meer macht sie nicht. Aber ihre Vorfahren lebten an der Ostsee. Sie fertigt ihre Bilder mittels Alleinstellungsmerkmal, nämlich, indem sie auf dem Fußboden liegt. Nein, nicht die Malerin, nur ihre Leinwand. Und gepinselt wird nicht, sondern Farbe geschüttet, Meer eben. Da gehen leicht mal 10, 20 kg drauf für ein Bild ansehnlicher Größe. Mit Folien muß sie Möbel, Fenster, Wände schützen. Ist halt bissel Sauerei, aber der Hauswirt hat Verständnis. Ihm hat sie gesteckt, dass sie beim Professor Baselitz gelernt hat. Wie dessen Werke kann man auch ihre Bilder so rum oder so rum aufhängen. So berühmt wie Neo Rauch ist sie noch nicht. Aber manche Sammlung kauft, und sie denkt sowieso positiv.

Für derlei elitären Humbug benutze ich seit langem die Sammelbezeichnung „Verzichtskunst“, Hervorbringungen, die gewisse Momente künstlerischer Technik aufweisen aber das A und O jeder wirklichen Kunstbemühung peinlichst vermeiden, den lebendigen Menschen.Welten trennen die Malerin Ursula Behr von solchen Kunstwerkerinnen. Ihre Ausstellung „Menschenbilder – Menschenrechte“ in der Kellergalerie des Cafes Coop in der Rochstr. 3, Berlin-Mitte geht in diesen Tagen zu Ende.

Ursula Behr 1

Ursula Behr 2

Mit ihrem unbändigen malerischen Temperament und parteilicher Leidenschaft wendet Ursula Behr sich den Menschen zu und nicht irgendwelchen , sondern gerade denen, die gepresst, gedemütigt, vergewaltigt werden und kaum einen Fürsprecher finden. „Ecce homo“ könnte über jedem ihrer Bilder stehen, die entschieden komponiert sind aber zugleich von vielen erzählenden Details leben und in starken Farben leuchten.
Das sind nicht Bilder, die einen Hintersinn und einen Nebensinn und noch einen Nebensinn verschlüsseln, sondern Bilder, die eine Botschaft haben und den Mut, sie offen auf dem Markt auszurufen: Der Mensch sei das höchste Wesen für den Menschen! Und JEDER Mensch sei es!

Ursula Behr 4

Ursula Behr 3

Das ist eingreifende Malerei, die die plakative Vereinfachung nicht scheut. Ich fühle mich manchmal an den Meisterautodidakten Willibald Mayerl erinnert, der in ganz anderer Zeit im Zwickauer Revier den schwer arbeitenden Bergmann und seine Freude an Licht, Luft und Blumen feierte. Ob Ursula Behr auch Blumen malt? Ich weiß es nicht. Ihre Website lässt Seiten ihres Werks entdecken, die diese kleine Ausstellung nicht vorzeigen konnte.

Ursula Behr 5

Ein weiteres großes Feld ihres Schaffens sind Karikaturen/Cartoons, die ich hier nur erwähne. Da die Malerin ihre Cartoons unter eine freie Lizenz stellt, werde ich künftig einige hier im Blog vorstellen.
Überrascht es, wenn ich feststelle, dass beide, der Markt genauso wie der „fördernde und fordernde Staat“, so frei sind, dieses in mehrfacher Hinsicht exemplarische Werk komplett zu ignorieren?
Das wurde gegen tausend Widerstände errungen. Ich danke für das, was die Künstlerin mit diesem Werk sich und uns errungen hat, und ich bin voller Erwartung, welchen Weg sie sich weiter bahnen wird.
Verzichtskunst wird es wohl nicht sein.

Ursula Behr 6

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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