HaBE eine ganz und gar nicht Hübsch – e Nachrede auf Hadayatullah

(Der ehemalige langjährige Vorsitzende des VS-Hessen, Hadayatullah Hübsch, ist am 4.Januar 2011 im Alter von 64 Jahren gestorben)

Gemocht haben wir uns nicht allzu sehr. Eigentlich gar nicht. Wir haben uns gefetzt. Gelegentlich haben wir sogar gegeneinander gelesen. Unter anderem in der Hanauer Stadtbibliothek vor realen etwa 13 und gefühlten 30 Jahren. Aber da haben wir uns nur wieder getroffen. Nein, nicht geschlagen, zumindest nicht mit Fäusten. Mit Blicken und mit Zwischentönen schon. Mit Inhalten. Dass die Sätze flogen. Das war 1997.

Auch schon 30 Jahre früher -als er noch „der Hübsch“ war, der PGH und die zu seinem evangelischen Vornamen „Paul-Gerhard“ passenden Traumata eines christlichen Elite-Kolleg-Schülers mit bewusstseinserweiternden Maßnahmen verarbeitete,  haben wir uns heftig gefetzt: PGH wollte auch auf dem Land mit seinen Mitteln das Bewußtsein erweitern, was aber eher die engelsgleichen Stimmen der evangelischen Laubacher-Kantorei-Chor-Knaben vorzeitig in den Himmel hätte fahren lassen als sie irdisch zu befreien. Ich war damals im Aktionszentrum Unabhängiger und Sozialistischer SchülerINNEN (AUSS) als ebenfalls Ex-christlicher InternatsSchüler und Chorknabe der Neckarauer-Kantorei im AUSS-Bundesvorstand für die Betreuung und Schulung an und in den Internatsschulen zuständig- gegen tradiert klerikale, klerikal-faschistische, bündisch getarnte, Steiner-rassistisch-orientierte und kapitalistische Indoktrination und gegen Missbrauch verschiedenster Arten: Odenwald-Schule, Schloss Salem, Laubach-Kolleg, Mannheimer Ott-Heinrich-Stift …, um nur die vier sexuell und/oder politisch missbräuchlichsten säkularen und evangelischen zu nennen. Für die katholischen hatten wir wegen der Arbeitsüberlastung und der Vergeblichkeit unserer Bemühungen niemanden gefunden, der sich um die Ursulinerinnen im Taunus, die Englischen Fräulein in Bensheim … kümmern wollte.

Paul-Gerhard , der spätere Hadayatullah (wie Saulus zu Paulus ?) und ich zogen da zunächst nach Kräften am gleichen antiklerikalen, antiautoritären Strang.

Doch wir wurden zu erbitterten Gegnern, als der damalige LSD-Propagandist und Bewunderer Timothy Learys es dem Vorgenannten gleich tun wollte:

während Leary sich an der Zersetzung der Black Panther Party und des US-SDS (Students for a Democratic Society) bewusstseinserweiternd versuchte (und sich dabei auf die Laborerfahrungen US-Militärischer Geheimdienste stützen konnte),

versuchte sich PGH einige Nummern kleiner und wahrscheinlich ohne direkte Beihilfe deutscher Schlapphüte mit der Bewusstseinserweiterung und spirituellen Befreiung seiner Leidensgenossen in Christlichen Schulen und Internaten und der aufmüpfigen Schülerinnen und Studentinnen im deutschen SDS und im AUSS… (um sie später dann auf den rechten Weg zum Islam zu geleiten…)..

Ich durfte ab 1969 bereits seine Jünger/innen in EntzugsTherapien (ehrenamtlich) auffangen und dagegen ankämpfen, dass die Youngsters nicht schon wieder nur die klerikalen Zwangsklamotten wechselten oder verfrüht die sprichwörtlichen Himmelfahrten machten.

Bei der „Staffelberg-Kampagne“ ging es mir dann im Gegensatz zu Hübsch weniger um die Rettung und Bewusstseinserweiterung „missratener“ Großbürgerkinder als um die Abschaffung der Kinderfolterei in den Erziehungsheimen und Jugendgefängnissen – damit hatte weder Paul-Gerhard noch Hadayatullah Hübsch damals was am Hut. Das waren eh nur Prolos.

Hadayatullah Hübsch war immer ein Nachzügler: während Malcom X, Huey Newton, Bobby Seale, Eldridge Cleaver sich von den Black-Muslims, der „Nation of Islam“ längst abgewandt und die Black-Panther-Party gegründet hatten, konvertierte Paul-Gerhard Hübsch artig noch 15 Jahre später zum Islam.

Etwas, was der politisch nun nicht all zu hellste Kopf -Cassius Clay- bereits zu Beginn der 60er Jahre heimlich und ab 1964 mit seiner Umtaufe in Muhammad Ali öffentlich machte. (und ihm neben seinen BoxWeltmeisterTrophähen und deren Aberkennung höchste Einschaltquoten und BestsellerPlatzierungen einbrachte).

Als Muhammad Ali 1967 den Kriegsdienst in Vietnam verweigerte:
„Nein, ich werde nicht 10.000 Meilen von zu Hause entfernt helfen, eine andere arme Nation zu ermorden und niederzubrennen, nur um die Vorherrschaft weißer Sklavenherren über die dunkleren Völker der Welt sichern zu helfen.“
(„No I’m not going 10.000 miles from home to help murder and burn another poor nation simply to continue the domination of white slave masters of the darker people the world over.“, zitiert nach: David Zirin: Revolt of the Black athlete – The hidden history of Muhammad Ali In: International Socialist Review Issue 33, January–February 2004,)

Als Muhammad Ali 1967 mit diesen Worten den Kriegsdienst in Vietnam verweigerte, hatte sich Paul-Gerhard Hübsch bereits mit Lucy in the Sky with Diamonds von irdischer Pein individuell befreit und vertrieb seine LSD-Propaganda mit Räucherstäbchen und anderem Befreiungszubehör (High-sein-Frei-sein!) in seinem Laden in der Bockenheimer Landstraße Dabei war uns klar, dass die meisten US-GIs nur noch unter Drogen in Vietnam einsatzfähig und zu weiterem Morden bereit waren.. Die Märchen, die PGH über seine subversive Friedensarbeit per Sex an Drugs an RocknRoll erzählte verschleierten nur notdürftig  die gezielte Schwächung des Widerstands gegen den Krieg.. und die drogistische Wehrertüchtigung der belieferten GIs, anstatt sie wie wir beim Desertieren zu unterstützen …
Statt bei Aktionen gegen den Vietnamkrieg war Paul-Gerhard mit seiner LSD-Gemeinde meistens auf dem Tripp – nicht nur nach Marokko, Afghanistan, Libanon, beim Shopping…

Unter Flash und Flashback, im Krieg und in der Nachkriegszeit schreiben die Jünger über Stahlgewitter und manche Alten68er und ihre Jünger über mentale Blitze und Kopfplusionen, wo andere Schädel- und Beinbrüche davongetragen haben, damit nicht weiter gemordet wird.

Man mag es hübsche Kunst nennen, psychodelicHappening oder Edel-Dekoration. So was kommt demnächst wieder als Nostalgie-Tapete. Der Moloch schluckt alles. Wer ihn marktgerecht und ge-sell-ig bedient, kriegt beim Absahnen auch sein Näpfchen ab.

Lieber Hadayatullah Hübsch,

Friede deiner Asche.

Ich wünsche Dir, was ich mir auch wünsche: sie sollen mich nicht kriegen, nicht mal meine Asche.

Die vermache ich den Nachgeborenen, damit sie sie auf das Glatteis streuen können, auf das man sie führen will und auf die Leimruten, auf die man sie lockt.

Das ist das beste, was unserer Asche passieren kann.

Verzeih mir meine offenen Worte.

Wir haben uns immer gestritten, wenn wir uns getroffen haben. Und umgekehrt.

Auch nach Deinem Tod werde ich Dir nichts vorheucheln.

Dein HaBE

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

3 Gedanken zu „HaBE eine ganz und gar nicht Hübsch – e Nachrede auf Hadayatullah“

  1. Lieber Ead Muety, viele Freunde haben mir geraten, meinen bösen Nachruf auf PGH aus dem Netz zu nehmen. Manche haben mir geschrieben, das wäre schon fast wie ein Beitrag zum Anheizen der von Oben angestifteten Islamophobie usw… PG habe doch gerade durch seine Arbeit in einer selbst in Pakistan und anderen Ländern verfolgten islamischen Glaubensrichtung und durch seine Beiträge zur gegenseitigen Akzeptanz Hervorragendes geleistet.
    Das will ich gar nicht in Abrede stellen. Auch wenn ich mit seinem Frauenbild und vielen anderen Positionen nicht einverstanden bin. Ja, er hat sich gegen kriegerische Auseinandersetzungen eingesetzt usw. Aber unsere alten wie die bleibenden neueren Differenzen wollte ich bei aller Achtung vor dem langjährigen hessischen VS-Vorsitzenden auch nach seinem Tod nicht verschweigen. Und an dieser Stelle, sei es auch meinen muslimischen FreundINNeN noch einmal gesagt: als Vertreter des dialektischen und historischen Materialismus bin ich der Meinung, dass alle Religionen so etwas wie das Opium des Volkes, der unterdrückten Klassen und Völker sind. Ich weiß welcher Segen der Einsatz von Opium sein kann. Ich weiß aber auch, wo der gezielte Missbrauch der Opiate hinführt. Ich habe -abgesehen von der globalen Bedeutung des realen „Opiumkrieges“ – als Drogenberater, Therapeut, Psychologe und Pädagoge schon zu viele Opfer dieses Opiums behandeln dürfen: egal wie das Opium, das LSD, das Haschisch, das Heroin und die folgenden DesignerDrogen Extasy usw… sich nannte: evangelisch, katholisch (oder nach anderen christlichen Unterabteilungen), buddhistisch, hinduistisch, muslimisch, jüdisch … um es Mal drastisch auszudrücken: bei vielen Konvertiten aus der kommunistischen Bewegung in die rettenden Häfen der herrschenden Parteien und GeldEliten kann man getrost sagen: Leichen pflastern ihren Weg (bei machen sagt man da: Leichen bilden ihren Pflasterstrand). Bei Hadayatullahs Weg zur höheren Weisheit in seiner Religion liegen auch nicht wenige seiner Ex-Jünger auf der Strecke… Und darum habe ich mich mit ihm gefetzt. Diese Opfer hat er noch in den späten 1990ern mir gegenüber verleugnet. Und das hat mich unbändig wütend gemacht. Man entläßt die eigene Ex-Fan-Gemeinde ins Fegefeuer des Entzugs und dann durch die Hölle ins Nirwana und man selbst rettet sich in die Obhut eines Klosters und des versprochenen Paradieses…. Ich hoffe, dass alle meine muslimischen FreundINNeN meine Wut verstehen….

    Frieden auf Erden !!!!! Und nicht mit viel Gebimmel erst im Himmel!!!!!

  2. Ja fetzen konnte man sich gut mit PeGe. Ich kannte ihn von Laubach her, später in der Hippizeit traf ich ihn wieder in seinem kleinen Laden in der Bockenheimer. Noch später hat er als freier Mitarbeiter von HR ein Interview mit mir gemacht. Gefetzt habe ich mich mit ihm aber erst später im Rahmen zweier alternativen Teestuben in Bockenheim; im Siddharta und in der Teestube Family. Ich erinnere seine stechenden Augen, wenn er mich überzeugen ja niederringen wollte. Danach habe ich seinen Weg teils über publizistische Medien verfolgt. Ich mochte ihn; kein Wunder, wenn sich die Wege immer wieder von Kindheit an kreuzen.
    Friede und Erleuchtung seiner Seele, eselemo shalom

  3. Hallo HaBe,

    den Herrn Hübsch habe ich zuletzt 2006 gesehen, als er in Wittlich in der
    Eifel, wo ich damals wohnte, einen Vortrag in der Moschee der Ahmadis hielt,
    diese muslimische Sekte, deren „Chefideologe“ er zuletzt war. Er war
    jovial und freundlich wie immer und schenkte mir ein Buch von sich, „Fanatische
    Krieger im Namen Allahs“, seine Reaktion auf 9/11, wo er darzutun
    versuchte, dass diese islamistischen Gotteskrieger nichts mit der „wahren Lehre“
    des Islam zu tun hätten. In seinen letzten Lebensjahren hat er sich wohl um
    die „wahre Auslegung“ des Koran bemüht und hat für seine Ahmadi-Jünger so
    eine Art „Moralkodex“ geschaffen. Dazu zählten u. a. auch die Verdammung der
    Homosexualität und die Unterordnung der Frau unter den Mann, wenn auch ohne
    Kopftuch.

    Bei einer Tagung der Naturfreundejugend zum Jahreswechsel 1991/92, die in
    einer Jugendbildungsstätte in der Nähe von Kassel stattfand und wo ich auch
    zugegen war, hatte er noch Liebesgedichte zum Besten gegeben.

    Tja, Friede seiner Asche.

    kwp

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