HaBE Schreibverbot auf der Frankfurter Buchmesse / Manuskripte vernichtet

Nur ein Literatur-Tanga auf der Frankfurter Buchmesse rettete die Freiheit der Kunst / Versuch der Rekonstruktion der vernichteten Texte / ein Jahr später hatte Wiglaf Droste leider keine Zeit sich mit HaBE zu solidarisieren gegen die Wiederholung dieses ZensurAktes (siehe auch


 
 
From: Hartmut Barth-Engelbart
Sent: Friday, October 21, 2005 11:37 AM
Subject: Schreibverbot auf der Frankfurter Buchmesse ! (?)(!!)
 
Sehr geehrte Damen und Herren in/an/vor und hinter den Medien,
geschätzte KollegINNen,
werte RedaktionärNNeN,
da mir Gestern , 20.10. 2005, auf der Frankfurter Buchmesse (der Geldbeutelvereinigung des deutschen Buchhandels) das öffentliche Schreiben von Lyrik -besonders politischer Art- untersagt wurde, werde ich heute ab ca. 13 Uhr am Stand des Zambon-Verlages nicht nur meine Bücher vorstellen, sondern auch testen inwieweit das Grundgesetz, die Hessische Verfassung, die human rights und zumindest Teile der 10 Gebote und anderer tradierter Werteskalen auch auf dieser heiligen Messe gelten.
Wenn das Schreiben auf der Frankfurter Buchmesse untersagt wird, werde ich mich wohl auf das Schreien verlegen müssen.
Bis mir das dann eventuell auch untersagt wird.
Für diesen Fall, oder für den, dass Sie wirklich keine Zeit haben dies zu beobachten – es wird bestimmt sehr spannend- können Sie die inkriminierten Texte im Rahmen einer Veranstaltung des Zambon-Verlages heute um 20 Uhr auf dem Frankfurter Beethoven-Platz in der dortigen Kirche lesen / und eventuell auch hören.
Der Hauptzweck der Veranstaltung (10 Minuten Gehweg von der Messe entfernt) ist die Vorstellung eines Buches über die Ehefrau Slobodan Milosevics durch den Autor, einen renommierten Mitarbeiter und Reporter von La Stampa , Corriere usw…
Mit etwas ärgerlichen Grüßen
Hartmut Barth-Engelbart
 
 
Betreff: 25 Manuskripte politischer Lyrik „verschwinden“ auf der Frankfurter Buchmesse
Datum: Sat, 22 Oct 2005 23:30:00 +0200
 
Dies ist eine Suchmaildung!
Politische Zensur kurz vor der Friedenspreisverleihung?
Am 22. 10. 2005 „verschwand“ ein Stapel von 25 Manuskripten mit politischer Lyrik und einigen weiteren SatireTexten vom dicht belebten Balkon der Messehalle 3.1.
Einladung zu einer kleinen, improvisierten Pressekonferenz am 23.10.2005 um 11Uhr am Zambon-Stand (Halle 3.1 Stand 143)
Die zum Teil bereits auf der Leipziger Buchmesse im Frühjahr im DinA 2 Format groß- (und dort völlig unbehelligt und unter Publikumsmitwirkung) geschriebenen Unikate waren jeweils signiert, mit copyright-Angaben und dem Vermerk versehen, dies sei die öffentliche Fortschreibung des Barth-Engelbart’schen Buches „unter-schlag-zeilen“, das beim Frankfutrter Zambon-Verlag erschienen sei. Ebenfalls wurde darauf hingewiesen, dass der Autor in ca. 15 Meter Entfernung am Zambon-Messestand zu erreichen sei.
Nachdem die Buchmesse-Security den Autor Barth-Engelbart am Messestand des ZambonVerlages und auf dem Balkon der Messehalle 3.1 über zweieinhalb Tage beim Schreiben und Erläutern (auf Anfragen aus dem Publikum) seiner neuen Gedichte beobachtet hatte, nachdem sie ihm wiederholt erklärte, dass hier das öffentliche Schreiben verboten sei, nachdem die Security nach Aussagen der Mitarbeiterinnen im Auftrag „von oben“ kabarettistische Vorträge und Diskussionen mit dem Publikum unterbrach und anordnete, dies „vor den Messetoren“ gerne fortzusetzen, nach alle diesen „soften“ Zensurmaßnahmen „verschwanden“ plötzlich die Manuskripte.
Ich möchte alle Angeschriebenen hiermit bitten, sich für die Wiederbeschaffung meiner Manuskripte einzusetzen und diese Suchmaildung möglichst weit und gezielt zu verbreiten.
Am Sonntag, 23.10.2005 wird um 11 Uhr am Stand des Zambon-Verlages dazu eine improvisierte Pressekonferenz auf 3,6 Quadratmetern stattfinden.
Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Barth-Engelbart
 
 
 
 
Betreff: erste 5 aus über 40 Frankfurter Buch-Messe-Opfer-Texten
Datum: Mon, 24 Oct 2005 01:41:54 +0200
 
 
Liebe FreundINNeN, sehr geehrte Damen und Herren
liebe KollegINNen
Wie angekündigt, habe ich mich an die Rekonstruktion der auf der Farnkfurter Buchmesse vernichteten Manuskripte gemacht und dabei festgestellt, dass es wesentlich mehr als nur die zunächst vermuteten 25 bis 30 Texte sondern über 40 waren, die nach Auftrag von „Oben“ vom Sicherheits-Reinigungs-OrdnungsDienst entsorgt wurden.

Da ich einige Kladdentexte direkt nach dem Großschreiben und Überarbeiten auf mitlesefreundlichem Din A2-Format in die Brusttasche steckte, entgingen diese Rohlinge dem Literatur-Entsorgungsdienst der Frankfurter Buchmesse: möglicher Weise sind es auch die Texte, die die MesseObrigkeit zu einem derartig kleinkarierten Schritt bewegt haben könnten:

 

 

FÜR KOREA, mon amour

 

NETTE GESTE

 

dass dieses noch halbierte Land
das unsere ganz
ohne Bomben heimbesucht
wo wir doch dort
noch vor über fünfzig Jahren
so gern gesehne Gäste waren
als ausgediente Langgediente
lange vor der Bundeswehr
in der Fremdenlegion
auf Tauchstation
Franzosen, Briten und Amerikaner
(Nord)
als Gastgeschenk den Völkermord
wolln wir denn heute
diesem Land und seinen Leuten
die letzte viel zu späte
Jubiläums-Tote-Messe lesen
 
und dann gibt
wenn man ihn nur lässt
der Dabbelju
dem Rest im Norden
mit neuem Massenmorden
den Rest
Welch herrliches Befreiungsfest

20.10.2005 fürs GastlAND korea GESCHRIEBEN

 

 

SÜNDENBOCK

 

Jetzt endlich
haben sie einen
dem sie ALLE
ihre Giftgaslieferungen
und ihre anderen Kriegs-Verbrechen
mit bestem Gewissen
in die übervollen
US-gestifteten Kampfstiefel
schieben können
Bereits beim Korea-Krieg
in der Mititärakademie WestPoint
war’n sie ihm übergequollen

 

20.10.2005 Saddam steht vor einem Tribunal, das verschweigt, dass die Massaker der „Befreier“ die des US-Zöglings Saddam Hussein bereits übertreffen.

 

ERDKUNDE

(von der Renaissace eines Leistungsfaches)

 

Nicht umsonst
hat die Frau Wolf
mit Vorbedacht
die Erdkunde vor Jahren schon
wieder zum eignen Leistungsfach gemacht:
Unsere Kinder
sollen wenigstens wissen
wo sie unter
SchröFischStrucks JungErben
gerade einmarschieren
und ihre Bomben fallen lassen

 

20.10.2005

 

 

LESEFÖRDERUNG

(nach Wolfsgesetzen und Kochrezepten)

 

Im Kampf
gegen die Leseschwäche
& eine drohende nachPISAische
Finnlandisierung
werden die Klassen vergrößert
& LESEBEAUFTRAGTE ernannt
So hat sich die Ministerin erleichtert
nach Elternbeschwerden entlastet
Jetzt hastet die Schule zum Leistungslesen
zum Leistungsauslesen
Mit durchschlagendem Erfolg
 
Die Schwäche der Kinder
für’s lesen
sinkt
rapide

 

 
 
Zur Leistungspoptimierung
fordert die Frau Mohn
von der Stiftung Bertelsmann
das Musizieren im Akkord
und SiemensFuji
das Vorschul-
um die Wette-Meditieren
und Yoga-Rosenkranz zum Früstück
Man kann schon jetzt genauer columbinieren
mit welcher hohen Trefferquote
diese turboproppren Kinder
auf uns schießen werden

 

 

 

WEITERE TEXTE FOLGEN NACH REKONSTRUKTION

 

Leider sind alle bei der Leipziger Buchmesse öffentlich geschriebenen Texte auf der Frankfurter Buchmesse vernichtet worden. So auch die Text-Reihe „Leipziger Messe-Devisen“

 

 

Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Barth-Engelbart

 

 

Den folgenden Text habe ich heute am 23.10.2005 sicherheits halber als T-Shirt deklariert und als Literatur-Tanga bezeichnet, und dazu gesagt, dass ich keine Security an meine Wäsche lasse:
Dafür wurde mir von der Security das laute Beantworten von Publikumsfragen zum Text untersagt.

 

 

 

Vom nicht ganz gescheiterten Versuch der Belebung einer Toten Messe

 

Als Reaktion auf das seltsame „Verschwinden“ von 25 Manuskripten und weiteren Texten mit politischer Lyrik und Prosa hier „draußen vor der Tür“ der Halle 3.1 vor dem Stand a 143 des Zambon-Verlages entstand der folgende

 

MESSE-GESANG
Auf schönstem Wiesengrunde
(Wiesengrund ist mittlerweile eine Trendkneipe und Adorno eine CappuccinoSorte)
wächst hier ein Überbau
da machen sich die Herrscher
von (und für)Morgen reich und schlau
Du mein Wiesengrund
bleibst im Untergrund
sie treibens nicht zu knapp
über deinem Grab
drüber drunter halb
beim Tanz um’s goldne Kalb
drehst dich tausend Mal
aufbrausend, stumm und kahl
nach diesem Überfall
unter der Wallhall
ihres großen Baal
wo das Kapital
jetzt auch deinen Fall
– du bist ja längst beerdigt –
zu Profit verwertigt

 

 

 

 
 
Die Frankfurter Messe-Devise lautet
Bei dieser heilgen Messe
im hohen Tempel Baals
herrscht jedenfalls
nicht Grundgesetz und human rights
Wir sagten es bereits
Freiheit des Worts ?
gilt andern Orts
draußen vor der Tür
nicht hier
hier herrscht
alleine das Gesetz
des Kapitals

 

 

 

 

Auslesen

 

Lassen Sie Ihre Kinder auslesen,
damit sie nicht ausgelesen werden
lassen sie ihre Kinder auslesen,
damit sie später Mal
besser auslesen können.
Selektieren ist ein böses
undeutsches Fremdwort
wir bleiben beim Auslesen
und fördern es
nach Wolfsgesetzen, Kochrezepten
im Hintergrund auf dem
bestem Wissen und Gewissen

 

Ihre Stiftung AusleseFörderung

 

 
 
 
Weiteres: www.barth-engelbart.de.vu; www.autorenhessen.de/autoren/barth-engelbart;
http://kz-adlerwerke.frankfurt.org/de/aktionen/auffuehrung/einleitung.html

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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