Ein Brief an Daniel Hecht, den Sohn des Matze-Bäckers von Mittel-Gründau in Tel Aviv

Dear Danny,
i send you a poem, that i wrote in 1991 or earlier, about a House in
Gründau-Lieblos, where the last two jewish people lived nearby the synagoge, before they were forced by poorness and hunger to go to Frankfurt into the Ghetto nearby the Bethmann-Park. From there, they were brought to Auschwitz and never came back.
I told the former CDU-major of Gründau, please dont destroy this house. It
must get a memorial. But they tried to destroy it like many other Memorials: the center of the „Inspirierte“, a renaissance-building, the old Guesthouse „Zum Storchen“, the old Cigarr-faktory, the old railway-storage-hall.

But they didnt sucseed..
The house is still there, but untill now without any sign and any word at the
walls, which explain die guests and the youngsters, who lived there and was forced to leave his home and was murdered by other Nazis.
This poem is dedicated to your family and all other jewish people of Gründau
and other people against the Nazis, which were murdered in Buchenwald,
Auschwitz, Treblinka and elsewhere. And naturally to those people, who survived the holocaust, the KZs, the tortures in the prisons.
It is very difficult to translate this poem into english, cause there are many
„dobble-meanings“ of sentenses and words.
„Lieblos“ sounds to mean Loveless, without love, but it realy means in a very old german language: a lovely village, a lovely pleace . „Los“ means pleace and village.
Please try to find somebody to translate this poem for you. I cannot do it. It is too difficult for me.

And now the poem for you and your family:

Lieblos säubern
Triptychon für ein „Dreckloch“

Wer das vorletzte
und älteste
noch erhaltene Haus
jüdischer Bürger
als Dreckloch
Rattennest
und Schandfleck
brandmarkt
geht
zumindest lieblos
unwissentlich
gewissenlos
mit der Ortsgeschichte
um

Wo
Saubermänner
Brandreden
halten
fangen
Strohköpfe
Feuer

Der ahnungslos
warmsanierte
Investor
stünde dann
mit dem Ausdruck
des Bedauerns
vor der Asche

Dem City-Center
stünde dann
kein Denkmal
mehr im Wege.

Ein Dreckloch?

Ja,
doch nur
weil Ihr
aus diesem Judenhaus
ein Saufloch und Bordell
gemacht
und dort
mit vollem Wanst
und hohlen Köpfen
gewissenlos
und lieblos
zahllose Nächte
durchgezockt
gesoffen
und gebummst
und dabei
noch liebloser
Politik gemacht
habt

Und keiner
will jetzt dran
erinnert werden
mit wem Ihr
dort so oft schon
unter einer Decke stecktet
während andere
für Euch
die Zeche
zahlen durften.

Ein Schandfleck?

Ja
und er
wird bleiben
und
daran erinnern
dass Ihr und Eure Eltern
geschwiegen
weggesehen
zugesehen habt
oder
(schon damals)
Beifall klatschtet
wenn eure Nachbarn
beraubt und geschlagen
ins Judengetto
fliehen mussten

Wenn braune Terroristen
mit Anspruch auf Pension
die beiden Alten
aus dem Stedl holten
um sie
in Auschwitz
zu ermorden

Ein liebloser
schwarzbrauner Fleck
getrocknetes Blut
im goldenen Buch
der Ortsgeschichte
auf einem ansonsten
aus schlechtem Gewissen
völlig unbeschriebenen Blatt

Der Schandfleck bleibt.
Kein Tintenkiller
und kein Schreibtischtöter
kein deutscher Schädlingsbekämpfer
und kein Abrissbagger
wird ihn verschwinden lassen.

HaBE geschrieben 1989/90 als es noch Streit um den Abriss des ehemaligen
PATRAS gab. Dann hats halt den Storchen erwischt. Das Geschäft mit den Alten
blüht. Und jetzt ist dazu noch das PATRAS im Gewerbegebiet wieder
AUFERSTANDEN.

After having written this poem, i nearly became persona non grata in Gründau.
Now, its an other time with a new major. I hope so.

Yours
Hartmut Barth-Engelbart

 

Vor ein paar Jahren sind Scheune & Stallungen des Heinrich Otto’schen Bauernhofes abgebrannt (unter bis heute noch nicht geklärten Umständen). Das Haus war eines der ältesten Bauernhäuser des Dorfes. 1782 erbaut durch einen der aus dem französischen Hanauer Land nach dem 30jährigen Krieg eingewanderten Meiningers. Mit außergewöhnlich hohen Zimmern und mit Stuckdecke in der „guten Stube“. Das Haus wäre zu retten gewesen. Es hat(te) hohen historischen Wert: nicht nur wegen der Meininger, sondern auch wegen des Hessischen Landtagsabgeordneten Heinrich Otto, der als KPDler von 1929 bis 1931 MdL und regionaler KPD-Kleinbauernverbands-Funktionär war, sowie Mitglied im Gemeinderat des Dorfes. Von 1926 bis 1933 wohnte hier auch der Widerstandskämpfer Wilhelm Pfannmüller mit seiner Frau Ida und drei Kindern.

Der Kommunist Heinrich Otto starb 1944 an einer Lungenentzündung im Gelnhäuser Kreiskrankenhaus. Der „Fall Heinrich Otto“ ist noch nicht abgeschlossen: zu klären ist, wo und wie er sich die Lungenentzündung geholt hat, ob in „Schutz-“ oder in wohnhaft in Mittel-Gründau. Zu klären ist weiterhin, wie er und durch wen & mit welchen Medikamenten er behandelt wurde.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert