Pressemitteilung, Einladung zum Pressegespräch
und zum 4. Advents-Morgenkonzert der „Lamboy-Kids“
am 19.12.2005 um 8.00 Uhr bis 8.45
Mit der Bitte um Veröffentlichung/ Ankündigung und Teilnahme
Sehr geehrte Damen und Herren
Die Mongolische Sängerin und Harfinistin
Puje Byambaa,
hat im Rahmen der Vorbereitung des diesjährigen „response 2006“ -Projektes von der Arbeit der „Lamboy-Kids“ und ihrer Geschichte gehört Besonders die Geschichte zweier Kinder des Schulchores der Hanauer Gebeschus-(Grund-)Schule, die aus ihrer neuen Heimat und ihrem Freundeskreis abgeschoben wurden, hat sie sehr berührt (siehe Texte im Anhang unten !).
Sie hat sich deshalb entschlossen den Kindern der Gebeschus-Schule vor Weihnachten eine Stunde mongolische Musik zu schenken. Diese vorweihnachtliche Bescherung findet im Rahmen des 4. Advents-Morgenkonzertes der „Lamboy-Kids“ am 19.12.2005 von 8.00 bis 8.45 in der GebeschusSchule statt. Im Anschluss an das Konzert besteht die Möglichkeit zum Pressegespräch mit der mongolischen Künstlerin.und dem Chorleiter der „Lamboy-Kids“ (wenn es der Stundenplan zulässt).
Puje Byambaa arbeitet als Musikerin im Umfeld des Frankfurter „ensemble modern“.
Ein ebenfalls wichtiger Grund für ihre Geschenkidee ist, dass die „Lamboy.Kids“ in ihrer selbstgeschriebenen Stadtteil-Hymne auch von der Mongolei singen:
„Wir kommen aus Afghanistan, aus Polen, der Türkei
auis Deutschland und aus Kasachstan, kurz vor der Mongolei…“
Denn einige Spätaussiedlerkinder kommen/kamen direkt aus Alma Ater in Kasachstan über den Flughafen Frankfurt nach Hanau an die Gebeschusschule. Und dort in den Schulchor, die „Lamboy-Kids“.
Die Schulgemeinde der GebeschusSchule würde sich sehr Ihren Besuch und über eine Berichterstattung in Ihrer Zeitung freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Barth-Engelbart
Chorleiter der „Lamboy-Kids“/ Musiklehrer und Kinderliedermacher an der GebeschusSchule
Hier folgt jetzt der Brief von Rasim, einem Kind aus meinem Kinder-Chor „Die Lamboy-Kids“, Rasims 7 köpfige aus Bosnien geflohene Familie – allesamt schwer traumatisiert- konnte mit organisiertem „Schuleschwänzen“ polizeiliches Kidnapping verhindern, hielt sich lange versteckt und die alleinerziehende Mutter konnte dann über Kontakte zur bosnischen/jugoslawischen Gemeinde in Atlanta mit der Nacht-und Nebelausreise in die USA einer Abschiebung nach Bosnien zuvorkommen.
Von den meisten abgeschobenen Kindern habe ich sonst kein Lebenszeichen. ((Von den vielen (bisher) nicht abgeschobenen und gemeinsam vor der Abschiebung bewahrten um so mehr)).
Rasim verbrachte im ersten Schuljahr die meiste Zeit im Unterricht schweigend unter seinem Tisch. Erst nach und nach begann er im (Kunst-)Unterricht zu malen: schwarze Bilder mit bombardierenden Flugzeugen, brennenden Häusern, blutenden verstümmelten Menschen.
Schweigen, Jähzorn im Wechsel mit scheinbar grundlosen, still-strömenden Tränen. Erst im 2. Schuljahr begann Rasim sich aktiv-konstruktiv am Unterricht zu beteiligen. Da die Kinder und die LehrerINNEN Rasim nicht ausgegrenzt haben, hat er unter dem Tisch sehr viel mitgehört, entfernte Freundschaften geschlossen und gelernt: im zweiten Schuljahr wurde er dann ein echter Senkrechtstarter, wobei sein Einstieg der war, dass er seinen Klassenlehrer vom hessischen Akzent bis in die Körpersprache perfekt imitieren konnte und die Klasse inklusive Lehrer sich vor Lachen bog. Etwas barschere Ermahnungen beantwortete er mit militärischem Hacken- Zusammenschlagen, militärischem Gruß und : „Jawoll, Herr Oberst, ei-ei Sir!“ , was jedesmal die Lage entschärfte. Es gab und gibt viele Kinder wie Rasim, nur von anderen Kriegsschauplätzen., manchmal drei Straßen weiter , manchmal in der direkten Nachbarschaft…..
Wir dürfen keines davon abschieben, selektieren, auslesen,
23.6.
Lieber Bart-Engel-Bart
Ich mußte am 13.5. um 4 Uhr morgens aufstehen. Dan sind wir zum Frankfurter Flughafen gefahren. Dan kam endlich der Delta air lanes Flugzeug an. Wir sind in den Flugzeug eingestigen, da gab es Essen und Trinken. Wir sind über den Atlantischen Ozean geflogen und er war wirklich ganz groß. Wir sind mit dem Flugzeug 7 Stunden und 21 Minuten geflogen. Dan sind wir in New-York angekommen. Wir mußten in New-York 3 Stunden und 15 Minuten warten. Dan kam der 2. Delta Flugzeug für Atlanta. Als wir in Atlanta angekommen sind, haben wir eine Wohnung bekommen. Wir haben uns am Montag in die Schule angemeldet. Ich habe am ersten Tag 9 Einzer gekrigt.
Wir sind 2 Wochen in die Schule gegangen. Jetzt haben wir 3 Monate ferien bis den 24. August.
Lieber Bart-Engel-Bart, ich will dich und meine Freunde wiedersehen.
Hier in Amerika ist es nicht so schön wie in Deutschland, in Deutschland ist es schöner. Meine Mutter hat gesagt, das wir nach 5 ((Stunden -durchgestrichen (HaBE)) Jahren wider zurück nach Deutschland keren.
Bitte schreibe mir auf COMPUTER oder auf ((Blätter -durchgestrichen(HaBE)) einen Block Deine ganzen Lieder auf. Schgick mir den Brief und Die Lieder in einen Paket.
Grüs die Klasse: 3a,4c,3e,2a,1b,3c,und 4b fon mir.
Fergis mich nie. Ich werde dich nie Fergesen.
Dein Rasim
aus deiner Elefantenklasse 1b, 2b
(((die 9 Einser am ersten US-Schultag hat Rasim wahrscheinlich nicht erschwindelt: in der US -Noten Skala ist- so viel ich weiß- die 1 die schlechteste Note die ungefähr unserer 6 entspricht. Ob Rasim mir das absichtlich nicht erklärt hat, weiß ich nicht.)))
(((die 5 Jahre sind um, Rasim ist noch nicht wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Ich wünsche ihm, dass er in den USA gut zu RECHT kommt, besser als die politischen Flüchtlinge und die „Wirtschaftsasylanten“, die ab 1933 und ab 1945 Deutschland in Richtung USA verlassen mussten und haben )))
Dafür leben jetzt andere Kinder in ähnlich deprimierendem Status und müssen jederzeit mit ihrer Abschiebung in Länder rechnen, deren Kultur sie nicht kennen, deren Sprachen sie nicht (mehr)sprechen und bei denen das Bundesaußenministerium allen deutschen Touristen dringend davon abrät, dort auch in den besten Hotels Urlaub zu machen, weil Gefahr für Leib und Leben besteht.
- einige Strophen der Hymne des „Lamboy-Viertels“
Lamboy-Rock „Die Lamboy-Kids“
Text: Lamboy-Kids & Hartmut Barth-Engelbart
Musik: Hartmut Barth-Engelbart(bei Bill Healy’s Mambo-Rock geklaut)
Wir kommen aus Afghanistan
aus Polen der Türkei
aus Deutschland und aus Kasachstan
kurz vor der Mongolei
aus Griechenland, Italien
Sri Lanka und Iran
kurdisch,sinti-roma-hessisch
das hört sich gut an
Hey Lamboy, Lamboy-Kids
Hey Lamboy, Lamboy-Kids
Hey Lamboy, Lamboy-Kids
Jeder singt und jeder hört die Lamboy-Kids
Ob Spiele aus Somalia
und Lieder aus Gabun
und Eritreas Märchenschatz
Musik aus Kamerun
Tänze aus Nigeria
ein Bosnisches Quartett
ein Kanon aus dem Kosovo
Ihr hört wie gut das geht Hey Lamboy, Lamboy-Kids …
Wir Kinder sind von einer Welt
von Nord, Ost, Süd und West
Wir haben auch auf dich gezählt
daß du uns nicht verläßt
In Hanau-Nord sind wir zuhaus
Ich und Du und Ihr
und schreit mal einer „macht euch raus!“
dann schreien wir
wir bleiben hier
Die Lamboy-Kids
die Lamboy-Kids
die Lamboy-Kids sind Wir Hey Lamboy, Lamboy-Kids
- das Lieblingslied von Arta war (neben den „Lamboykids)
die Neuvertextung von „Der Mond ist aufgegangen“
und davon möchte ich bei dem Bericht über Arta und ihre Abschiebung nach Sarajewo nur die letzte Strophe zitieren, zu der sie gesagt hat, dass sie an diese Strophe denkt und sie singt, wenn sie in Sarajewo den Mond durch die Löcher der Kellerdecke sehen kann und weiß, dass wir den Mond auch sehen:
Der Mond ist aufgegangen
die goldnen Sterne prangen
am Himmel hell und klar
der Wald steht schwarz und schweiget
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar
Jetzt kommt die Stadt zur Ruhe
das hektische Getue
im Häusermeer verweht
die großen Einkaufstraßen
stehn einsam und verlassen
und niemand der das Licht ausdreht
Am Fenster wird es leise
nur in der Einflugschneise
ein Flugzeug stört die Ruh
die Nacht wird wie ein Zimmer
mit warmem Kerzenschimmer
der Tag schläft ein und dann auch du
Nicht alle gehen schlafen
noch viele müssen schaffen
weit über Mitternacht
der Mond kann sie nicht sehen
wenn sie am Fließband stehen
so wird die Nacht zum Tag gemacht
Seht ihr den Mond dort stehen
er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön
so geht’s mit vielen Sachen
die wir so schlau belachen,
weil uns’re Augen sie nicht sehn
Wer sieht den Mond von hinten
wer nicht sucht kann nichts finden
der stellt sich blind und taub
es gibt so viele Leute
die seh’n nur eine Seite
die sehen Blätter und kein Laub
Der Mond scheint auf uns nieder
auf Menschen Schwestern Brüder
durchdringt mit mildem Licht
die Herzen und die Räume
begleitet unsre Träume
er geht doch er verläßt uns nicht
Alle Lieder habe ich zusammen mit den Kindern getextet und arrangiert.
Beim „Mond“ haben wir zwei Strophen von Matthias Claudius unverändert übernommen.
Gruß
Hartmut Barth-Engelbart
„unter schlag zeilen – befreite worte – gebrochene reime zur lage“
Nach einmonatiger Untersuchungshaft wurden sie dann doch noch zur Leipziger Buchmesse 2005 von der Hanauer Staatsanwaltschaft herausgegeben: 45 zentrale Texte des Lyrk- & Grafikbandes: „unter schlag zeilen – befreite worte – gebrochene reime zur lage“ / 320 Seiten politische Lyrik und Grafik mit einem Vorwort von Ingrid und Gerhard Zwerenz, /erschienen 2005 im Zambon Verlag unter der ISBN 3-88975-107-5 / für 15 Euro in jeder Buchhandlung, signiert aber nur bei meiner nächsten Lesung
Noch rechtzeitig zu Ottos Abschiedsfeier:
Die Ziege und der Minister
hARTmut bARTh-engelbART (text) & Barbara Braguti (bilder)
„Die Ziege ZORA“
das bilderbuchunartige & fabelhaft neue Kinder-Bild-& Lesebuch von der Ziege Zora und ihren sieben Geißlein in den Hauptrollen; in Nebenrollen Minister Killy, Nachbar Haftlinger, Christa Ganzen auf dem Bildschirm mit NachrichtenParade-Hengst Ulrich Wiehert sowie ein Schnelles Anti-Graffitty-Kampfhubschrauber-CitySäuberungs-EingreifKommando des Sicherheitsdienstes für familienfreundliche 7 Euro 90 Cent zu erhalten beim Zambon Verlag FFM (zambon@zambon.net) oder in der Buchhandlung Ihres Vertrauens unter der ISBN 3-88975-128-8
mehr Nachrichten aus 3 X ART gibt es bei www.barth-engelbart.de.vu ; www.autorenhessen.de/autoren/barth-engelbart; http://kz-adlerwerke.frankfurt.org/de/aktionen/auffuehrung/einleitung.html
Lamboy-Kids in Concert beim Kongress “schule kreativ 2000? von Hartmut Barth-Engelbart auf Vimeo.
Lamboy-Kids in Concert von Hartmut Barth-Engelbart auf Vimeo.