Wolfgang Stryi zum 54. Geburtstag, etwas verspätet


nicht Wolfgang! Nein, ich!, wie so oft. Wolfgang ist nie zu spät gekommen: er konnte auch nie im Stau stecken bleiben, denn er fuhr kein Auto sondern mit der Bahn und seinem Klappfahrrad. Oder mit seinem Liegerad. Er kam auch schon Mal mit dem Taxi, wenn er seine Bassklarinette brauchte.  Das von ihm vertonte „Lakonische Lächeln“ , meine Peleponnes-Erzählung – habe ich leider nicht aufgenommen.- aber es gibt wenigstens ein Bild von der Konzert-Lesung in der Hanauer Stadtbibliothek.

 

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Wolfgang, zum 55. schreibe ich Dir pünktlich. Heute streiken die Lokführer und Du wärest wieder mal nicht sooo begeistert davon. So wie in den End80ern, als ÖTV-Mitglieder in einer Warnstreikaktion mitten im Konzert in Köln (haben die ne Oper? Oder ist die auch wie das Stadtarchiv schon etwas tiefergelegt? Oder war es in Oberhausen oder in Düsseldorf oder in Dortmund? Es mus in Oberhausen gewesen sein, in Opernhausen, das heißt doch schon so. Oder hat diese Ruhrfestspielstadt – „Schaut auf diese Stadt!“, hat schon Ernst Reuther gerufen- hat die diesen Namen, weil dort „Glück auf!“ die Häuser trotz ihrer Untergrabung oben bleiben und sogar der Bahnhof ! Das Kölsche Oberhaus hätte in Oberhausen U-Bahnbau lernen sollen, aber dann hieße Kölle ja OberKölle und sein OberBürgermeister wäre ein OberKöllner. Könnte man dann die nächste Loveparade nicht auch in einem Oberkölner U-Bahnstollen …? Und wenn dann der Kardinal Meissner leitkulturierend die amtshifeleistenden Bundeswehreinheiten als Security einsegnen würde  und das Ding Christ-Stollen taufen , dann könnte man auch das verlorene Weltkulturerbe von Dresden in Kölle am Rhein wiederfinden . Wunder gibt es immer wieder.. Egal! Wolfgang, wo war ich stehen geblieben ? Nachts um Null Uhr dreiundvierzig 1991 in der Schlüchterner Synagoge: Du hörtest auf zu spielen, hörtest nur noch zu wie die seit 20 Uhr Ausharrenden- um  ein Uhr dreißig dannn noch rund zehn übriggebliebenen Besucher unserer Konzertlesung „Warten auf Frieden“ gegen den ersten ? zweiten ? dritten ? oder war es schon der vierte Golfkrieg ?  Wo war ich stehen geblieben ?)- also, als die streikenden ÖTVler in einem großen Konzerthaus mitten drin den Strom abgestellt hatten. Seit diesem Vorfall hast Du mich bei keiner Unterstützungslesung für Streiks im Öffentlichen Dienst mehr begleitet. Dein erstes UnterstützungsBoykott-Opfer waren leider die Streikposten vor dem Offenbacher Klinikum.Lesen ohne Deine Musik ist wie Wasserdampf trinken.Ach noch was: 6 Jahre lang habe ich kein Konzert des ensembles mehr besucht -gelogen, im Theater habe ich es gehört vor zwei Jahren, als das Frankfurter schauspiel so tat, als würde es mit seiner „Drei-Groschen-Oper“ einen Brecht aufführen, derweilen das ensemble den Weill tatsächlich spielte. “ Kein HARTZ4er in der DreigroschenOper in Geldschrankfurt  “ http://www.barth-engelbart.de/?p=202

Aber vor ein paar Tagen am 27.2. ((ja, ich war am Jahrestag im Konzert und habe keinen Zwischenruf gemacht – habe nicht Frank Wolf zitiert, der bei jeder passenden Gelegenheit der Petra Wolf die passenden Zitate von Adorno souffliert: “ „Nach Auschwitz kann man keine Musik mehr machen“ oder so ähnlich halt. Wieviel Geld man mit diesem unvertonten Zitat schon gemacht hat ? Mer waases net! Aber Hannah hat mir von den Konzerten in Auschwitz erzählt – oder war es doch „nur“ in Theresienstadt, wo sie ihr Überleben auch der Musik verdankte, ihr psychisches und auch etwas ihr physisches ? „Die drei Leben der Hannah W. oder hatte sie noch ein viertes?“ das haben wir doch wo denn nur zusammen gespielt ?  Du hast doch den Peter Kammer, den ZdF-OberKammerjäger auf seiner Jagd nach quotenpimpenden Auschwitz-Stories, den hast Du doch mit der Bassklarinette mindestens drei mal unfreiwillig warten  lassen ? iN DER gELNHÄUSER sYNAGOGE ? iM cLUB vOLTAIRE ? iM gALLUS-tHEATER ? iM dgb-hAUS ?  iN DER hANAUER sCHWEINEHALLE ? sTAND DA DER sCHLACHTHOF NOCH ? iN DER eXZESSHALLE? iM koz ?  iN oBERDORFELDEN ? iN mAINTAL ? iN hANAU ? iN wINDECKEN ? iN mAINZ ? iN wIESBADEN ? iN dARMSTADT ? iN oFFENBACH ? iN aSCHEBERSCH ? Sag, wo war es ? Schweig mich nicht wieder so an! Immer soll ich meinen angesvchlagenen Kopf übermühen. Sad schon! Du schweigst, wie John Cage!  Und ich merke, dass deine Stille, Bilder wachsen, blühen, explodieren läßt, die ich aus Angst vor ihnen überrede, überschreibe, übermale wie ich sonst nur meine Kopfschmerzen mit AcetylSalicilSäure abtöte. Mitleidensunfähig.))  Ja, ich war am 27.2.  im Konzert der Stipendiaten der ensemble-akademie. Ab sofort gehe ich wieder in ensemble-Konzerte Na ja , nicht in alle. Es war Traumhaft. Dir hätte es auch gefallen. Den Mayer-Bauhaus habe ich in der Pause getroffen, peinlicher Weise ist mir sein Name nicht mehr eingefallen. Meister Rihm war nicht da. Schade. Aber so konnte das Sehen das Hören weniger stören.
Heute streiken nicht nur die Lokführer ! Seit die Bahn privatisiert ist und an die Börse will, kommt sie auch regelmäßig zu spät. An den Lokführern liegts zu allerletzt! Außerhalb des Streiks !!!  (Und Deine frankfurter ensemble – Welttourneen könntest Du dann doch nicht alternativ mit fly & bike bestreiten) Der einzige Zug, der heute pünktlich losgeht, ist der Fachingszug …Des is abber lusdisch!

(am linken Bildrand der Komponist und einer der besten Saxophonisten Europas, der Baßklarinettist und Komponist des Frankfurter ‚ensemble modern‘, Wolfgang Stryi, der in der Hanauer Stadtbibliothek das “Lakonische Lächeln” vertonte – eines der über 150 Lesungs-Konzerte mit ihm zusammen, der im Februar 2005 seine letzte Reise  zu einer unendlich himmlischen Konzertreihe  antrat)

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Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

2 Gedanken zu „Wolfgang Stryi zum 54. Geburtstag, etwas verspätet“

  1. Hallo Wolfgang, vergessenhabe ich Dich nicht, aber Deinen 55.. schon, Schon wieder zu spät. Heute abend lese und schreie und flüsdtere und singe ich wieder ohne DICH: dU FEHLST MIR SCHON EIN bISSCHEN

  2. Sehr geehrter Herr barth-engelbart,

    es freut mich sehr, daß Sie meinen Bruder Wolfgang nicht vergessen.

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