Diese Gedichte widme ich der Freundin Fidel Castros, Stella Calloni, die mit ihrerm Buch über die „Operación Cóndor“ Licht in eines der finstersten Kapitel Lateinamerikas bringt. Mit dem Untertritel „Lateinamerika im Griff der Todesschwadronen ist es mit vielen Dokumenten über die Kooperation zwischen CIA und den Mlitärdiktaturen gespickt im EZBankfurter ZAMBON-Verlag erschienen ISBN 978-38-8975-144-7. 15.€
Das Nachwort des Buches hat FidelCastro geschrieben…das Vorwort Adolfo Pérez Esquivel, der Friedensnobelpreisträger 1980 .
Stella Calloni hat für ihre schriftstellerische und journalistische Arbeit zahlreiche Auszeichnungen erhalten: Lateinamerikanischer Journalistenpreis „José Marti“ (1986); Preis der Madres de la plaza de Mayo (1989), Menschenrechtspreis der Union der Frauen Argentiniens „Margarita Ponce“ (2001); Preis des Medienfachbereiches der Universidad Nacional de la Plata Argentinien (2002) usw….
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Den zahlreichen Bitten aus dem Publikum des 2. Europäischen Poesie-Festivals im Frankfurter Römer möchte ich -so weit ich es kann- nachkommen und hier die Möglichkeit bieten meine Texte nachzulesen. Die Texte der anderen AutorINNen habe ich leider bisher noch nicht – weder in den Muttersprachen noch in deutscher Übersetzung. Ich werde mich weiter darum bemühen, auch diese Texte ins Internet zu stellen. Es folgen jetzt nicht nur die drei im Römer-Plenarsaal gelesenen sondern auch die weiteren zur Auswahl vorgeschlagenen HaBE-Texte. Neben dem Jannis Ritzos gewidmeten Text, dem GRUNDLOS-Liebesgedicht und dem U.M. und ihren Schwestern geschriebenen Liebesgedicht, ein Schrieb-es Gedicht: “Wenn mich deine Augen trinken”, die “68er-Revival-Disco” aus dem sinkkasten, “Außer mir”, “Das Leben ist ein Badesee” u.v.a.m. Diese Auswahl hat einen eher unpolitischen Schwerpunkt. Liebe Stella Calloni, wenn Du hoffentlich bald wieder nach Deutschland kommst, dann sollst Du mit Daniel Rodriguez in der Kulturfabrik singen und ich lese Dir ein paar meiner Gedichte vor -auch einige GeBlödelDichte
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ein U.M.
(und ihren Schwestern)
GESCHRIEBENES
Liebesgedicht
Späte Liebe
etwas schon
doch nicht zu spät
und nach so vielen Jahren
hast du ein Recht darauf
es zu erfahren:
ich hätte doch so liebend gern
im Hintergrund in meiner etwas
andren Rolle eines Schirmherrn
den nicht nur gegen Regen guten
dir gereicht.
als du den Fürsten-V-Mann
von Lichnowsky
kurz vor dem Bethmannpark
mit deinem kleinen Schirm
beinah erschlugst.
du UrUrUrGroßmutter
der U.M. GESCHRIEBNEN.
Sie haben dich dafür
im Zuchthaus umgebracht,
dass du den Kundschafter
der preussischen Armee
daran gehindert hast,
den Schlächterregimentern
des Kartätschenprinzen zu verraten
wo sie die Barrikaden
am schnellsten überwinden können
um dann dem Volk
und seiner Republik
das Lebenslicht
endgültig auszuschiessen
Ich hätte dir so liebend gern
die Kugeln, die Granaten
beim Kanonenladen
gereicht, um unsere Kommune
auch gegen die französischen Verräter
und mehr noch gegen
preussisch-deutsch uniformierte
Mörderbanden
zu verteidigen
du Urgroßoma
der UMSCHRIEBENEN.
Ich hätte dir so liebend gerne
dir deine später noch
und nach Arturo Uis Tod
schon wieder so hochdekorierten
Reichswehroffiziere
vom Hals geschossen
bevor sie dich und deinen Karl
exekutierten
und eure Leichen
im Kanal versenkten
du GroßMutter
der U.M.GESCHRIEBENEN
Ich hätte… ich hätte … ich hätte…
jetzt gebe ich dir liebend gerne
die Stichwörter für deinen Streit
den du hier heute führen musst,
damit du jetzt im richtigen Moment
und an der rechten Stelle
mit ihnen zustichst
und die triffst,
die uns verraten und verkaufen
und uns die Zukunft rauben.
Und dafür gäb ich Dir
sogar mein letztes Wort
du kleine Schwester
der U.M.SCHRIEBNEN.
(und frag mich nicht
wo ihre Mutter blieb
war es in Auschwitz
oder Buchenwald
Osthofen oder Ravensbrück
kam sie nicht mehr aus Strutthoff,
Treblinka oder Sobibor
nach Haus zurück ?
Ich hab es nicht herausgefunden
wo kurz vorm Endsieg
der U.M.SCHRIEBNEN Mutter blieb
und wer sie dort
zu Tod geschunden
Doch war Sie es
für die ich hier
für Dich
die ersten Zeilen
schrieb.)
HaBE 8. März 2008
Nachbemerkung an alle GermanistINNen,
die sich jetzt fürchterlich erregen:
Es galt hier abzuwägen: nehm und geb ich Stichworte statt Stichwörter
Stichworte aus meiner Feder, meinem Mund sind eher patriarchalische Einsatzbefehle und so eine Anmaßung gegenüber den beschriebenen und UM-schriebenen Frauen, gegenüber Ulrikes Mütter, Schwestern und Töchter. Stichwörter kann ich als Schreiber liefern, so wie ich mit (meinen) Liedern und Gedichten in meist öffentlicher Er- und Bearbeitung den Menschen ihre Stimme wieder geben möchte. Das ist der Sinn der open-air-Widerstands-Lesungen und -Schreibungen. Das ist die Fortentwicklung der Demokratisierung der Kunst im Sinne Hanns Eislers und des großen B.B.
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grundlos
So lang sich
deine Wünsche
mit den Meinen
unausgesprochen gut
verstehen
so lange du
in meinen Augen
den grünlichgraublau tiefen Seen
dich spiegelnd findest
und dich neu entdeckst
so lange du
nicht meinst
du hättest mich
und dich schon bis
zum Grund des Marianengrabens
leergefischt, geschmeckt
auch was im Dunkeln liegt
bereits gesehen
so lange du
in mir nicht jeden
Dreck bereinigt
hast in Ecken wo
du dich vor dir und mir
und der Entdeckung zitternd
dich alleine traumhaft
gut versteckst
so lange ich
dir völlig grundlos
mittags auf der Treppe
in die Augen falle
dich zur Küche schleppe
oder du mich sonstwohin
und wir tauchen in den Marianengraben
weil ich dort zu haben bin
so lange du
in dir und mir
die Riesen aus
dem Tiefseeschlaf
mit ihren Träumen
ihren Fantasien
aus der Starre
weckst
So lange ist
in uns kein Ende
vorgesehen
was unergründlich ist
kann nicht
zu Grunde gehen
18.07.2006
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Keinen Abend ohne Morgen
Für Jannis Ritsos
Der Du nie vergisst
Dass Du nur eine Hälfte
Eines ganzen Mondes
Bist
Und dass es ohne Morgen
Keinen Abend gäbe
Und dass die Menschheit lebe
Ohne Generäle
Und ihre Marschall-Stäbe
Und ohne Abend
Gäbe es auch
Keinen Morgen
Ach Jannis
der Du hier
am roten Felsen
in der Sonne
der Ägäis
wo Führer und Obristen
und so genannte Christen
und Propheten
dich und dein Volk
so oft schon
Schlachten wollten
schläfst
die Sterne zählst
und Monde
voll und schön
mal blind
mal fein gesichelt
von Deinen Halbmondnachbarn
kommen siehst und siehst
wie sie nicht nur
die Einen
bescheinen
in ihrer Bahn
uns Völker, kleine Leute
arme Schlucker
Bauern und Proleten
Menschen freundlich
zu vereinen.
Ach Jannis
Deiner Spur
und dem Vermächtnis
Das Du uns Nachgebornen
hinterließest
zu folgen
und gemäß zu leben
Das kommt mir
ins Gedächtnis
wenn ich an Deinem Grab
knapp vor dem Stadttor
des kleinen KonIstanByzantinopels
namens Monemvasia stehe
und über mir auf halber Höhe
die Agia Sophia sehe
die byzantinisch-orthodoxe Kirche war
und fast schon Halb-Moschee
Sie soll ein Zeichen werden
für den Frieden
und die um sie herum
zerstörte Festung
zu einem Mahnmal
gegen alle Kriege
auch gegen den der Sterne
im Himmel
und auf Erden
Für Jannis Ritsos in der Kneipe seiner Familie im alten Monemvasia am 24.10. 2006 geschrieben und dort und an seinem Grab gelesen
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Wenn mich Deine Augen trinken
Ein Schriebes-Gedicht
Wenn mich deine Augen trinken
ahne ich die Wellen
deines Herzschlags
fühl ich mich in dir versinken
am hellen Morgen
eines schönen Tags
im Morgenhellen
eines schönen Tags
der fraglos kommt
und geht wenn es ihm passt
gleichgültig
ob du ihn verarbeitet
verschlafen
oder ihn genossen hast
Wenn mich deine Augen messen
fühle ich die Fülle meines Leibs
sehe meine Hängebacken
sich besinnungslos vollfressen
und ich weiß
ich habe mich und dich vergessen
und statt zu lieben und zu leben
rede ich davon
und schreibs.
(so um 2007 geschrieben)
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Montage-Montage
Und mitten drin
im fünften Stock
während mich
der Presslufthammer
durch Beton
und Kalksandstein
wachrüttelt
und die Flex mir
meinen Kopf zerkreischt
Steinstaub sich
in meine Augen beißt
kommt mir
im noch Viertelsschlaf
und Halbtraum
der Gedanke
daß ich meine Hände
für anderes gebrauchen könnte
als endlos Schlitze
für die Scheiße
andrer Leute
in die Wand
zu meißeln
Ich zieh
den rechten
Arbeitshandschuh aus
und träume Deine Haut
wie Deine Spalte
weich in den Beton
streichele ein Hunderter-Knie
über die Muffe
hinauf zu Deiner Siphon-Brust
aus PVC
So wie der Staub
sich um mich legt
steigt meine Lust
und fällt
beim Warnruf:
“Hey, der Alte!
Der Chef kommt!”
in den Bauschutt
–
Scheiße!
heute abend
fall ich wieder tot ins Bett.
1979 auf der LVA-Baustelle in Bad Vilbel in der Mittagspause auf eine Metzgertüte geschrieben
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(in einem Rudel von FR-medien-designerINNEn durfte ich am 30. April in Frankfurt in den 1.Mai abrocken …. wurde aber nix:die Musik war milttelmäßiger 60er Verschnitt und die powerPointPräsentation von Uschis Titten war unter aller Sau: eine schlechte Werbeveranstaltung der Welt-& HeimatFRont-Schau und des hässlichen Schwarzfunks)
68er Revival-Disco im Sinkkasten
Vietnam Ho-tschi-Tralala
Ohnsorg’, Rudi-Rallalla
und in Mitten
Uschis Titten
Rainer Langhans’ Unterhosen
zwei drei viele becks in dosen
kaufhaus Schneider steinwurfweit
etwas weggesprengt zur Zeit
KfW bauts wieder auf
bis zum Sommerschlussverkauf ?
die Toten gibts in Ramallah,
Falutscha, Belgrad und Kabul-
grün mandatet find ich cool.
Dany gafft durchs Absperrgitter
heute ist er Kreuzzugsritter
Joschka trägt jetzt den Talar
weil er eh katholisch war
Als Messdiener wurd er vernascht
deshalb hat der Bub gehascht.
FR-sponsort- HR eins
Opening mit Holger Meins
Holger Meins das ist kein Spass
starb weil er die Supp nicht aß
Nur der gute Struwwelpeter
Rainer, den kennt hier noch jeder
blieb noch übrig
Gott sei Dank
jettet von Berlin nach Frank
furt wo er die Haare rauft
und sich dann als Buch verkauft
HR2 da gibts Kultur
die FR promotet nur
leider sind sie jetzt zerstritten
Rainer und die O mit Titten
Opa, Mutti und der Pappa
tanzen groovig
nach Frank Zappa
Und die Opfer von MyLai
sind per Dia mit dabei
Ach MyLai das war doch Gestern
Dalai ruft zum Beten Schwestern
Free-InsTibett mit dem Lama
gutes Feministen Karma
Und was sind schon Frauenrechte
gegen solche Himmelsnächte
die seine Heiligkeit durchschlürft
wenn ihr ihm euch opfern dürft
Revoluschen dröhnts im Ohr
ich komm mir so beschissen vor
Rainer nahm auch LSD
Nixon, Fixon ganz ok
Statt Black Panther
Flower Power
Leary Lari
auf die dauer
was westmoreland sehr erheitert:
wenn dir Age das Hirn erweitert
Tolle Party, gute Äckschen
I can get no Sättisfäkschen
Alles tut noch einmal so
Ich muss Kotzen.
Schnell zum Klo.
Mein Neffe geht nach KOSOWO
geschrieben in der nacht vom 1. zum 2. Mai 2008
gut Nacht
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SchreibtischTöter
Schreibtischtöter
müssen für ihre Tätigkeit
weder
sitzen
noch
dazu
stehn
Mai 2008
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BORDERCROSSING DAYDREAM : Flucht nach vorn
Du hockst mir gegenüber
hämmerst in die Tasten
Wie lang schon hör ich dieses „Pling“
am Ende deiner Zeilen
ohne auszurasten
mir rattern Zahlen durch den Kopf
Das Telefon, ein Kunde schreit nach Ware
Ich schleime unverbindlich höflich in die Muschel
und hock dir gegenüber. Wie viel Jahre?
und deine Finger tanzen endlos auf dem Kasten
Ach täten sie nur einmal nach mir tasten
ich tastete dann auch
ein Stück
zurück
zum Glück
das Telefon,
ein Kunde schreit nach Ware
die Akten deckeln mein Gesicht
Seit Jahren siehst
du mich und siehst
mich nicht
nicht mich
Ich klemme mir die Muschel an den Kropf
und schleime unverbindlich höflich Nettes
und schon seit Stunden, Tagen, Jahren
wünschte ich
ich hätt es
hinter mir
und vor mir
dich
nur dich
und meinen Kopf
den klemmst du dir
vor deine Muschel
1981
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Direkt im Römer entstanden – während des Poesie-Festivals in der Rohform:
Vor dem Dom von Bagdad
Angesichts des Lochs
im Römerberg
am Fuß des Domes
und
der Pläne
dieses Loch
zu überbauen
und der Frage wer nun
aus dem Überbau und wem
den Zuschlag für den Wiederaufbau gibt
wer ihn in diesen NachwieVorKriegszeiten kriegt
drängt sich als nächste Frage auf
ob sich die Erben der Kreditanstalt für Wiederaufbau
um die Überfüllung aller
Zukunftslöcher
prophylaktisch heute schon bewerben
Und sollte es ganz unerwartet nur zu wenig Löcher geben oder Keins
dann wissen wir geschult nach Keynes
dann machen wir noch eins
(geschrieben nach dem 1. Europäischen Poesie-Festival am 24.05. überarbeitet in die vorläufige Endversion erst am 26.05 nach der Lektüre des Artikels von Claudia Michels in der FR)
Das Leben ist ein Badesee
Das Leben ist ein Badesee
es lässt sich kaum ergründen
so lang ich noch am Ufer steh
kannst du mich ganz leicht finden
Mein Ufer ist ein steiler Hang
Mit starkem Hang zum Rutschen
der steile Zahn der Zeit nagt lang-
e schon mit Fletschen statt mit Knutschen
dem trotzend tanz ich bis zum Rand
schlafwandelnd bis zum Fallen
träum mich in deiner warmen Hand
Eindämmern, wortlos lallen
Ich stürze und ertrinke fast
Nur du kannst mich noch retten
Ich greife dich, nicht Lust nur Last
Und will mich an dich kletten
Oh lass dich in dem Badesee
Von mir nicht heilig taufen
Schlag mich bis ich den Himmel seh
Lass mich allein ersaufen
2002
Doch dann ganz unten stoß ich mich
Mit Schmackes aus der Gülle
Dann leb ich wieder, liebe (d?) ich
Bis an den Rand in Fülle
Ob ich dann noch der Alte bin?
Wer weiß? Vielleicht nur Hülle