Interview mit der Geophysikerin Leuren Moret zu Fukushima und den tatsächlichen Folgen und Gefahren

Das Interview habe ich bei „Schall und Rauch“ geklaut: http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2011/03/interview-mit-der-geophysikerin-leuren.html
Mittwoch, 16. März 2011 , von Freeman um 00:05

Leuren Moret ist eine Geophysikerin, unabhängige Wissenschaftlerin und internationale Expertin über Strahlung und öffentliche Gesundheit. Sie hat sich sehr intensiv mit der Aufklärung der Bevölkerung über die zerstörerische Eigenschaften von Uranmunition beschäftigt, die von den USA, den NATO-Staaten und Israel in den Kriegen eingesetzt wird. In dieser Eigenschaft hält sie Vorträge, informiert Medien und spricht mit Parlamentarier und Kongressabgeordneten. Sie schrieb ihre Dissertation basierend auf ihre Forschung über den Staub in der Atmosphäre und wie dieser über die ganze Erde transportiert wird. Sie hat aufgezeigt, wie die Umweltverschmutzung in Form von Staub in weniger als einer Woche von Asien nach Nordamerika gelangt. Sie sagt, wir sind global gesehen eine Umwelt. Wenn man etwas in einem Land rauslässt, dann wird es irgendwann wo anders landen, egal wie viele Kontinente und Ozeane dazwischen liegen.

Leuren Moret hat auch in dem Film „BLOWIN‘ IN THE WIND“ vom zweimaligen Oscar-Nominierten und bekannten Dokumentarfilmemacher David Bradbury als Hauptakteurin mitgemacht. Der Film beleuchtet das geheime Abkommen, welches dem US-Militär erlaubt in Australien ihre Uranmunition zu testen und ihre Soldaten auszubilden. Er zeigt auch auf, wie Babys im Irak mit schlimmen Missbildungen geboren werden. Ausserdem werden die Lügen der britischen Regierung über ihre Atombombentest die in Australien stattgefunden haben gezeigt. Der Film schockierte, erzürnte und überraschte viele Zuschauer bei den Filmfestivals in Sydney und Brisbane.

Frage: Können sie uns kurz ihre Erfahrung im Bereich radioaktive Strahlung erzählen?

Moret: Ich habe in zwei Atomwaffenlaboratorien gearbeitet. Wurde von Marion Falk ausgebildet, ein Wissenschaftler des Manhatten Projekts, der am Lawrence Livermore Laboratorium unter anderem die Wasserstoffbombe entwickelt hat. Ich habe die Auswirkungen von Atomtests auf die amerikanische Bevölkerung und anderen Gruppen erforscht, auf den Fischfang in den Ozeanen und auch die Wirkung von Atomkraftwerken.

Frage: Sind sie der Meinung, die Weltbevölkerung ist einem Risiko wegen der Ereignisse in den japanischen Atomkraftwerken ausgesetzt?

Moret: Basierend auf meiner Erfahrung und auf der Erfahrung von top Wissenschaftlern im Strahlungsbereich und der wissenschaftlichen Gemeinschaft allgemein, sind wir sehr über die Situation in Japan alarmiert.

Frage: Eindeutiger geht’s wohl nicht. Wie sehen Sie und ihre Gruppe die zukünftige Entwicklung ablaufen? Was wird als nächstes passieren?

Moret: Ich kann ihnen sagen, wir sind alle sehr beängstigt. Die Radioaktivität hat sich schon ausgebreitet. Zwei Kontaktleute die ich in Japan habe und sich entsprechend auskennen, sind bereits mit ihren Familien nach Okinawa geflüchtet (Japans südlichste Präfektur).
Die ganze nördliche Hemisphäre ist einem Risiko ausgesetzt. Das liegt an der Luftzirkulation rund um den Planeten. Der Äquator bildet dabei eine Barriere. Wenn in der nördlichen Hemisphäre Radioaktivität freigesetzt wird, dann bewegt sie sich in verschiedenen Richtungen, je nach Höhe. Der Jetstream ist eine sehr effektive Art wie radioaktive Partikel über grosse Distanzen transportiert werden. Die Luft bewegt sich von West nach Ost auf dem gleichen Breitengrad. So hab ich zum Beispiel nach den atmosphärischen Atombombentests die Krankheitsbilder auf Landkarten festgehalten. Dabei hab ich festgestellt, es gibt eine Häufung der gleichen Krankheiten auf dem gleichen Breitengrad und eine starke Zunahme seit 1945, was auf die Atombombentests zurückzuführen ist.

Frage: Die japanische Regierung sagt, sie haben die radioaktive Strahlung im Griff. Glauben sie das?

Moret: Ich würde nichts was eine Regierung sagt glauben und speziell nicht was die Stromkonzerne sagen. Ich habe mit japanischen, kanadischen und amerikanischen Regierungsvertretern zu tun gehabt und die meisten sagen nicht die Wahrheit. Die glaubwürdigsten Aussagen kommen von gewissen Wissenschaftlern die ich kenne und vertraue, und auch von gewissen Aktivisten die ich rund um die Welt kenne. Denn sie sind vor Ort, dort wo die Ereignisse passieren, sie messen und beobachten die Strahlungsintensität auf der ganzen Welt. Sie sind sehr über die Situation in Japan besorgt und liefern die besten Information und Daten.

Frage: Sie benutzen das Wort „beängstigend“. Ist das die richtige Bezeichnung für die Situation?

Moret: Ich glaube es ist der richtige Ausdruck, denn einige der Wissenschaftler aus Russland und Europa, sind selber durch die Katastrophe in Tschernobyl betroffen worden. Ich war in den Testgebieten in Nevada, hab die Auswirkungen der Atombombentests auf die indianische Bevölkerung gesehen, wie die Verseuchung auf ihre Stammesgebiete sich ausbreitete. Ich war auf der ganzen Welt und habe die Bevölkerung die einer Strahlung ausgesetzt war studiert. Ich kenne mich deshalb sehr gut mit den Schäden aus, welche die radioaktive Strahlung anrichten kann, besser als die meisten Experten die von den Medien befragt werden und ihre Meinung verkünden.

Frage: Verringert sich nicht die Intensität der Strahlung, bis sie zum Beispiel an die Küste von Kalifornien über den Pazifik kommt?

Moret: Nein, die radioaktiven Teilchen bleiben zusammen wie eine Blase. Wenn es dann regnet, wird in dem Gebiet wo der Regen fällt die Bevölkerung und die Landschaft davon betroffenen und es können die verschiedenen durch Strahlen verursachten Erkrankungen entstehen. Diese Verseuchung wirkt sich auch auf die Gene aus und wird auf zukünftige Generationen übertragen.

Frage: Klingt ziemlich schlimm. Wo halten sie sich gerade auf?

Moret: Ich bin in Berkeley Kalifornien, auf der anderen Seite der Bucht von San Franzisko.

Frage: Also direkt gegenüber von Japan. Warum sind sie dort, wenn sie meinen es ist riskant?

Moret: Ich beobachte und messe die Strahlungswerte hier. Wenn sich was wegen Fukushima tut, dann werde ich warnen und bin danach weg.

Frage: Wie lange meinen sie wird es noch dauern bis es zu einem GAU kommt?

Moret: Es wird jeden Tag schlimmer dort. Es gibt keinen richtigen Zugang zu der Anlage mehr, alles muss mit Hubschraubern eingeflogen werden, die Stromgeneratoren wurden durch den Tsunami zerstört, die Kühlung funktioniert nicht. 90 Minuten nach dem Tsunami, als die Kühlung ausfiel, begann die Überhitzung der Kernbrennstäbe. Ein Teil der Brennstäbe sind komplett im Freien, haben zu schmelzen begonnen. Es gab Wasserstoffexplosionen, Brände, Radioaktivität ist in die Umwelt gelangt, die Messwerte rund um die Anlage sind in gefährliche Höhen gestiegen. Es kann jederzeit noch schlimmeres passieren.

Frage: Das einzig positive aus den Ereignissen in Japan ist der Stimmungswandel in Europa, was die Einstellung zur Kernernergie betrifft. In Deutschland wurde heute ein dreimonatiges Moratorium und die vorübergehende Stilllegung von 7 der 17 Atomkraftwerke beschlossen, um sie zu überprüfen. Was halten sie davon?

Moret: Das wäre ein richtiger Schritt wenn es permanent wäre. Aber die Befürworter der Atomenergie ziehen sich jetzt nur vorübergehend zurück, um dann wenn alles vorüber und vergessen ist genau so weiterzumachen. Die meisten Politiker sind von den Stromkonzernen gekauft, da kann man keinen wirklichen Wandel erwarten. Es ist viel zu viel Geld im Spiel.

Danke für das Interview, das ich morgen wegen der Aktualität fortsetzen möchte.

Hier weiterlesen: Alles Schall und Rauch: Interview mit der Geophysikerin Leuren Moret http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2011/03/interview-mit-der-geophysikerin-leuren.html#ixzz1I5fttote

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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