DER Aufreger in Hessen: NEO-Nazis bewachten Keltenfürsten in seinem hervorragenden Museum. Wo liegt der Hund begraben oder was ist des Pudels Kern

http://www.keltenwelt-glauberg.de/ 

Es schreit schon ein wenig in den stahlblauen FestHimmel über der Glauburg bei der Einweihung des Keltenmuseums rund um den sandsteinernen Keltenfürsten. Der rostrote Quader – stilistisch an dem ebenso gelungenen Museum der Varusschlacht bei Bramsche orientiert und museumspädagogisch genau so vorbildlich aufgebaut – sieht aus wie eine aus dem Berg gezogene – aus ihm hervorragende Schublade, ein Bild, das sich unter jedem Ausstellungsstück im Inneren wiederholt, wenn die Betrachter sich eine Schublade aus der Geschichte herausziehen – mit gut verständlichen Erläuterungen , zusätzlichen Bildern, weiteren Exponaten. Daneben die Guck-Kästen und VideoNischen, mit Hörspielen und Interaktionszonen, mit der Aussichtsterrasse auf dem Dach, die die Landschaft im Panoramablick in das Museum einbe-zieht oder den Betrachter in die noch kleinstrukturierte heckendurchzogene Land(&Forst-wirt)schaft fliegen läßt. Das ins Untergeschoss eingegliederte Café bietet auch bei Regentagen das volle Panorama von einem weitüberdachten Außenbereich aus und bei zivilen Preisen regionale Speisen. Ein Ort zum Verweilen, zum spielerisch Lernen ohne Lärmen, ohne archäologische und kulinarische Völlerei: die Speisekarte beschränkt sich auf Weniges und Wesentliches. Das Museum auch. In Neudeutsch könnte man sagen: die Museumsmacher haben einen guten Job gemacht und das MuseumsTeam macht ihn auch weiter. Schön!

JETZT kommt nach dem rechten Paukenschlag zur Eröffnung sofort eine bange Frage auf: ob nicht – wie seit zig und auch schon seit 100 Jahren das süd-oberhessische Hochplatteau nicht nur zum celtic-esoteric-Center sondern auch- und mit fließendem Übergang von dort nach weiter rechts sich dann zu jeder Tages- und Nachtzeit  und besonders zu bestimmten Jubel-und Geburtstagen die hesslichen Jung- und Alt-NeoNazis treffen -mit wohlfeilem Antiromanismus, Rassismus, deutschtümelnden Wurzeldeppereien und billigstem AntiPapismus, der  mit seinen Missbrauchszoten vergessen lassen soll, wer denn auch sonst noch so die „Deutsche Jugend“ wozu missbraucht hat und weiter missbaucht. Vielleicht demnächst zum Einsatz in Missrata – im freiwilligen Einsatz einer Erwin Rommel-Zivilschutz-Brigade ? NUN hat die Museumsleitung gegenüber der Presse betont, man habe gezielt schon in der Konzeption gegen die Missbrauchsversuche an dem Keltenfürsten gearbeitet und die historischen, wie die aktuellen Instrumentalisierungen thematisiert. BRAVO. Das ist so weit auch ohne viel (besonders Jugendliche abschreckende, bzw eher nach rechts drängende) pädagogische Zeigefinger gelungen.

NUUUUUUR  wie üblich steckt hier der Teufel im Detail:

und dieses Detail hat auch die dumontierte FR glatt übersehen oder so akzeptiert ? So, wie den KollegINNen bei der FR die Stellen gestrichen und die Recherchezeiten genommen werden, können sie auch kaum noch sauber recherchieren. Schade. Das war schon Mal etwas anders.. Aber das ist eine andere (?) Geschichte…(Die Gleichschaltung der Presse findet diesmal rein marktwirtschaftlich-demokratisch statt …) Zurück zum Thema:

VORAB EIN AUSSCHNITT AUS DEN KOMMENTAREN, der doch sehr wichtig erscheint:

Noch Mal zu den oben gescholtenen Kommunen und Landkreisen und den dort regierenden Sozialdemokraten: dass die bei den Arbeitsdiensten zugriffen und selbst welche organisierten, lag ähnlich wie heute an der mangelnden Ausstattung der kommunalen Gebietskörperschaften. Die waren auch damals nicht mehr in der Lage, die notwendige Infrastruktur zu finanzieren, Straßen, Schulbau, Kindergärten, Krankenhäuser, Sportstätten, Häfen, Kanalisationen, Wasserwerke, Gaswerke, sozialer Wohnungsbau alles wurde zum Ende der 20er und zu Beginn der 30er mit dem erzwungenen “Freiwilligen Arbeitsdienst” bewältigt: ob es das Michelstädter “Heinrich-Ritzel-Stadion” war (nach seinem Initiator und Arbeitsdienstförderer, dem SPDler Heinrich Ritzel so benannt und dann von den NAZIS in Waldstadion umgetauft -)  , die Frankfurter Römerstadt, der Riederwald oder der Hanauer Main-Hafen … Flugplätze und (Miets-) Kasernen,… und schon damals gab es sozialdemokratische Sozialarbeiter, die das Prinzip “Fördern durch Fordern” auf ihre (Partei-) Fahne geschrieben hatten und meist nicht wussten, was sie damit vorbereiteten… obwohl, die Richtung des Volksgenossen Hierl war bekannt… wohl ein Vorgänger von Sarrazin und Peter HARTZ

Zusatz für alle, die es nicht verstehen, wie ein “Freiwilliger Arbeitsdienst” zum Zwangsarbeitsdienst werden kann: bis zur Machtergreifung der Nazis waren die Arbeitslosenversicherung und die AOKs und die Rentenversicherungen noch zum Teil von den Gewerkschaften mitbestimmt, kontrolliert. Sie konnten nicht sooo leicht als Erpressungsinstrumente genutzt werden. Mit der Machtergreifung, der Zerschlagung der Gewerkschaften hatten die Nazis und das Kapital ausschließliche Verfügungsgewalt über diese Versicherungen.  Und dann ging es sehr schnell: wer als Arbeitsloser nicht freiwillig zum Arbeitsdienst ging, hatte die größten Schwierigkeiten bei Stütze & Arbeitslosengeld. Wer sich nicht als Lohndrücker einsetzen ließ ….

Es stellt sich die Frage, wieviel der Arbeit zur Errichtung des Museums mit allen Nebentätigkeiten: Müllentsorgung, Putzdienste, Wachdienste, Mäharbeiten, Wegebau, Parkplatzbewachung, Toilettendienste, Kassendienste, Flyerverteilung, Renovierung des Ortsmuseums, Plakatierung, Wegweiseraufstellung, wieviele Grabungsarbeiten im Auftrag des hessischen Landesarchäologen usw. wurde im Werkvertrag von Fremdfirmen mit Leiharbeitern zum Dumpinghungerlohn, von HARTZ4ern, Ein€–Jobbern, ARGE-Zwangsverpflichteten ausgeführt, um die Kosten zu senken … (Stichwort „Schuldenbremse“!). Dass besonders Wachdienste solche Hungerlöhne und diese dann auch nur an die rechten ÜberzeugungsLöhner zahlen und an andere am Ende der Warteschlange, die sich nicht mehr wehren können, ist schon seit zig Jahren bekannt. Das sind Rekrutierungsfelder mit öffentlicher Förderung – wie es hier zunächst ganz ohne Aufsehen und wohl auch ohne Absicht geschah.

Interessant wäre schon Mal zu hören, was der Jungbraune denn wirklich gesagt hat. Hat er über die Opferzahlen bei der Ausbreitung des römischen Reiches Vermutungen angestellt, oder Schätzungen der kolonialen Völkermordsopferzahlen der Neuzeit bei indigenen Völkern in Nord- und Südamerika, in Afrika, Asien und Australien geäußert und sie mit den HolocaustOpferzahlen verglichen. Oder hat er tatsächlich den industriell betriebenen Massenmord an Juden, Russen, Polen, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Schwulen, Lesben, geistig- und körperlich Behinderten, an Sozialdemokraten und Kommunisten, an Nicht-Deutschen Christen, an Pazifisten, – hat er das geleugnet ? Dann sollte man sich den jungen Mann  zur Brust nehmen und ihn bitte nicht zur Bewährung in die Schule der Nation schicken, denn das wäre dann der rechte Nachschub für die Bundeswehr.

DER TEUFEL IM DETAIL ???

Das ist einfach nur ein Einleitungssatz unter einer Schautafel, unter einigen Bildern, die die Grabungsarbeiten von 1933 am Glauberg zeigen, der schon damals eine Art NS-Pilgerzentrum war:

Hier steht: „Die Grabungen wurden im Rahmen eines freiwilligen Arbeitsdienstes durchgeführt“  (das ist jetzt aus dem Gedächtnis zitiert, kann sein, dass die Formulierung etwas anders lautet: „wurden von einem feriwilligen …. o.ä..) Nachdem ich das Museums-Team darauf aufmerksamn gemacht hatte, dass es sich hier nicht um einen freiwilligen Arbeitsdienst oder Arbeitseinsatz von geschichtsbegeisterten Provinzlern aus dem Großraum Vogelsberg-Süd/ Büdingen gehandelt habe, sondern um eine Vorform des Reichsarbeitsdienstes, der bereits unter der Regierung Brüning eingeführt worden sei, wurde ich freundlich gebeten, diese Anregung/Anmerkung/Kritik an die MuseumsLeitung zu schicken.

  Um keine Spuren zu verwischen habe ich das bisher noch nicht getan.

WARUM ?  An dieser Bemerkung läßt sich die Nähe der herrschenden Verhältnisse zu den damals bereits herrschenden nachspüren.

Wer als Museumsmacher in Erläuterungstexten den „Freiwilligen Arbeitsdienst“ einfach so unkommentiert positiv durchgehen lässt, dem fällt auch nicht auf , dass große Teile der von ihm als rechte Gesinnung verstandenen tatsächlich bereits großteils rechte Gesinnung sind.  Ein paar dienstlich eingekleidete Braunhemden kann man durchaus aus dieser Museumslandschaft „couragiert“ entlassen lassen und schafft damit auch gleich noch Märthyrer und rechte Helden im Schatten des großen Kelten. Eine bessere PropagandaBühne bietet sich den Nazis selten.

Freiwilliger Arbeitsdienst (FAD)

Während in der hessischen und bayrischen Röhn schon die ersten Enteignungen von Kleinstbauern zugunsten der Ortsbauernführer und die Ansiedlung und Zwangsvermittlung der Enteigneten und ihrer Familienangehörigen an industrielle und agrarische Großbetriebe betrieben wurde, wurde der „Freiwillige“ Arbeitsdienst des Faschisten Hierl in den generellen Zwangsarbeitsdienst den RAD umgewandelt.

Der „Freiwillige“ Arbeitsdienst wurde auch schon vor 1933 als verpflichtende Gegenleistung zum Arbeitslosengeld, zur „Stütze“ eingefordert, so, wie es heute ebenfalls millionenfachpraktiziert wird.

DAS macht die Nähe dieser Ausstellung und ihrer MacherINNEN zu den herrschenden Verhältnissen aus. Die völlig affirmative Haltung gegenüber langsam anwachsenden präfaschistischen Strukturen: die staatliche Organisation von Billigstarbeitsheeren, die Ausschaltung von gewerkschaftlichen Rechten, die defakto Abschaffung der Tarifhoheit, das Streikverbot, (versucht doch Mal als ein€-Jobber, als HARTZ4er zu streiken!!!), der Ehrenamtseinsatz, die „gemeinnützigen Arbeiten“, das alles waren die -zum Teil sogar gleich benannten Vorläufer des „Reichsarbeitsdienstes“ und die wurden flächendeckend angewendet: nicht zuletzt sogar von sozialdemokratischen Regierungen in den Kommunen, den Kreisen, den Ländern ….

Um die Sammlung von Rechten aller Schattierungen an diesem  geschichtsträchtigen Ort zu behindern, wäre statt der positiven Beschilderung des „Freiwilligen Arbeitsdienstes“  ein deutlicher Hinweis auf die Verschränkung von Nazi-Ideologie und Zwangsarbeitsdienst und ihre Kombination mit deutschnationalem GermanenKult der regionalen Bildungselite und der adligen NS-Finanziers und NS-Profiteure angebracht.

Die Museumsmacher könnte sich da die Arbeiten zum NS-Dr-Hellmuth-Plan zur „Bekämpfung der Rönarmut“ zum Vorbild nehmen:

Tor des Reichsarbeitsdienst-Lagers am Schwarzen Moor (Historische Stätte)   1934 bis 1945  

  Beschreibung

Das steinerne Tor am Eingang zum Schwarzen Moor war Bestandteil des „Dr. Hellmuth Lagers“, eines Doppellagers der Abteilungen 5/283 und 6/283, das zwischen 1934 und 1936 auf der Hochrhön errichtet wurde. Das Tor führte in die aus Holz gebaute Versammlungs- und Sporthalle. Heute sind von den Baracken, Sälen und Hallen außer dem Tor nur noch überwucherte Grundmauern zu sehen. Im Lager, das zur Gruppe 183 Münnerstadt gehörte, lebten ca. 300 Arbeitsmänner, später wurden auch Kriegsgefangene dort zur Arbeit gezwungen.

Hintergrund


Der Einsatz des Reichsarbeitsdienstes (RAD) in der Rhön ist im Zusammenhang mit dem Dr. Hellmuth-Plan zu sehen, zu dessen Umsetzung die Arbeitsmänner als verhältnismäßig billige Arbeitskräfte beitragen sollten. Der mainfränkische Gauwirtschaftsberater Hasslinger hatte schon im Januar 1934 angeregt, „die gesamte männliche Jugend des Rhöngebietes im Alter von 18 bis 25 Jahren (…) in die Arbeitsdienstlager aufzunehmen“. Die jungen Leute sollten bei der Urbarmachung von Moor und Ödland, Aufforstung, Entwässerung etc. körperlich gestählt und nationalsozialistisch erzogen werden. Schon Anfang 1934, vor Einführung der Arbeitsdienstpflicht, mussten alle Rhöngemeinden Listen mit Personen, die für den RAD in Frage kamen, an die Bezirksämter liefern. Im Gegensatz zu anderen Gebieten kammen in der Rhön die Männer aber verhältnismäßig nahe bei ihrem Heimatort zum Einsatz.

Erziehung im Sinne nationalsozoalistischer Schönheits- und Wertvorstellungen
Die Architektur des Arbeitsdienstlagers am Dreiländereck entsprach den ästhetischen Vorstellungen der Nationalsozialisten, nach denen sich Einfachheit, Zweckmäßigkeit und Schönheit verbinden sollten. Eine Vorstellung vom Lagerleben vermitteln Beschreibungen von Zeitzeugen. So berichtet ein ehemaliger RAD-Angehöriger, zum Dr. Hellmuth-Lager habe eine Unterkunft mit zahlreichen einfachen Holzhäusern und ein bewachtes „Schilderhaus“ gehört. „Mein Truppführer kam und brachte mich in meine Truppstube. Meine Truppkameraden hatten gerade Putz- und Flickstunde. (…) Man zeigte mir mein Bett, im unteren Stock des zweistöckigen Bettgestells. Ein frisch gestopfter Strohsack darin, rauhes Bettzeug darüber. (…) . Im Vorraum der Truppstube an der Wand die 16 blanken Exerzierspaten des Trupps.“ Der Tag der ca. 300 Männer im Dr. Hellmuth-Lager begann um 5.20 Uhr mit Morgentraining, Körperpflege, Frühstück und Morgenapell. Danach wurde eine „Losung des Tages“ ausgegeben, sprich es wurde bekanntgegeben, zu welchem Arbeitsvorhaben die Trupps ausrücken sollten. Das Lagerleben, das die Männer im Geist des Führerprinzips erziehen sollte, war streng: Nachtruhe war ab 22.00 Uhr, Ausgang gab es selten. Feiern, etwa das Sonnenwendfest, das gemeinsam mit anderen Arbeitsmaiden und -männern begangen wurde, waren an germanische Bräuche angelehnt und somit ebenfalls Teil der Erziehung im nationalsozialistischen Geist.

Umstrittener Erinnerungsort
Nach Kriegsende wurde das Lager bis auf die Fundamente abgetragen. Das Tor am Schwarzen Moor ist als Erinnerungsort ebenso umstritten wie der Einsatz des Arbeitsdienstes selbst. Stellt es für die einen ein Symbol der Kameradschaft und Arbeit im Dienste der Allgemeinheit dar, bedeutet es für die anderen eine Beschönigung nationalsozialistischer Werte und Erziehungsmaßnahmen. Am Tor ist heute ein Plan des Lagers und eine von Schülern erarbeitete Informationstafel angebracht, nachdem der Historiker Joachim S. Homann in den 90er Jahren den unkritischen Umgang mit dem Relikt angeprangert hatte.

Die Rhön unterm Hakenkreuz

 

Die Nationalsozialisten hatten ganz eigene Pläne mit der Rhön. Eine nationalsozialistische bäuerliche Mustergegend sollte die Rhön werden, und zwar mit Hilfe des “Rhönaufbauplans”. Dieser Plan war eine gefährliche Mischung nationalsozialistischer Agrar- und Rassenpolitik. Die Rhönbewohner wurden als degeneriert bezeichnet.

 

Die Fähigkeit, sinnvolle Landwirtschaft zu betreiben, wurde ihnen rundweg abgesprochen. Greife der Nationalsozialismus nicht ein, sei die Bevölkerung dem “wirtschaftlichen und seelischen Verkommen ausgesetzt” und es sei “damit zu rechnen, dass der kranke Teil der Bevölkerung den gesunden vernichte.”

 

Zehntausende Dienstleistende beim Reichsarbeitsdienst, später durch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter ersetzt, mussten Straßen bauen, Bäume pflanzen und Kartoffeln für die “Erzeugungsschlacht” anbauen.

 

Die von den Nazis als besonders extrem beschworene katastrophale soziale und wirtschaftliche Situation in der Rhön war eine aus propagandistischen Gründen verbreitete Falschmeldung. . Angeblich sollten die massiven Eingriffe in die Rhöner Kulturlandschaft und Lebensgewohnheiten der Bewohner vor allem der Bevölkerung dienen. Tatsächlich war der „Rhönplan“ eine reine Propagandamaßnahme, die die nationalsozialistische Politik glänzen lassen sollte.

 

In Wahrheit waren waren weder die Lebensbedingungen so schlecht wie behauptet wurde, noch war das nationalsozialistische Kultivierungsprogramm und Ideen wie Aufforstung und Straßenbau besonders neu. Bereits in der Kaiser- und Weimarer Zeit waren derartige Maßnahmen begonnen worden. Die Nazis konnten sich auf bereits existierende Pläne und Arbeiten stützen. Der “Fortschritt”, den der Rhönaufbauplan der Region bringen sollte, hätte also auch ohne das “Dritte Reich” stattgefunden, zumindest was Aufforstung und Landerschließung betrifft.

 

Der Schaden, den das Rhöngebiet und seine Bewohner durch die Nazis erlitten, war allerdings enorm. Die Rhön wurde von Gauleiter Otto Hellmuth zum Notstandsgebiet erklärt und wurde damit zum nationalsozialistischen Experimentierfeld für “rassen- und erbbiologische Durchmusterung und Siebung der Rhönbewohner, Absiedlung, Sterilisation, Enteignung, Umlenkung von Arbeitsflächen, berufliche und soziale Lenkung und Ansiedlung von rassenbiologisch einwandfreien Familien”. (s. Hohmann, Landvolk unterm Hakenkreuz, Bd.1) Die Rhön wurde als nationalsozialistisches Versuchslabor missbraucht.

 

Wer Kritik äußerte, kam ins Gefängnis oder KZ. Das “Blut und Boden”-Experiment der Nazis konnte glücklicherweise nicht zu Ende geführt werden. Aber in der Rhön haben diese Jahre viel Leid verursacht und großen Zahl von Einwohnern und Zwangsarbeitern den Tod gebracht.

http://www.rhoen.de/lexikon/themen/Dr._Hellmuth-Plan_oder_Rh%F6naufbauplan_10984917.htm

 

Dr. Hellmuth-Plan oder Rhönaufbauplan (Thema)   1933 bis 1945   Beschreibung

Totale Umstrukturierung im Sinne des „Blut und Boden“-Gedankens
Der nach dem unterfränkischen Gauleiter und späteren Regierungspräsidenten Otto
Hellmuth benannte Plan zielte auf die agrar- und rassenpolitische Umstrukturierung des angeblichen „Notstandsgebietes“ Rhön. Seine Umsetzung war einerseits mit Kultivierungsmaßnahmen wie Entsteinung, Trockenlegung, Wegebau, Anlage von „Windschutzriegeln“ verbunden, die vom Reichsarbeitsdienst (RAD) sowie von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern durchgeführt wurden. Andererseits sah der Plan die Sippenkundliche und rassenbiologische Erfassung der Rhönbevölkerung vor, was mit „Durchmusterung“ und im schlimmsten Fall mit Sterilisierung, Internierung, Umsiedlung oder gar dem Euthanasie-Tod verbunden war. Ziel des „Rhönaufbauplans“ war die völlige Umgestaltung von Landwirtschaft, Landschaft und Bevölkerung in ca. 15 Jahren, wobei die Errichtung von ertragreichen Erbhöfen und ihre Besetzung mit geeignet erscheinenden Menschen eine wichtige Rolle spielten.
1934/35 griffen der hessische Landrat
Burkhardt und Kreisbauernführer Feuerborn Hellmuths Vorhaben als „Rhönplan“ auch für die hessische Rhön auf. Für die thüringische Rhön legte Minsterpräsident Marschler einen eigenen Plan vor, der sich in Teilen aber an den Plan seines Gegners Hellmuth anlehnte. Da Hellmuths Vorhaben in die offizielle Agrarpolitik des Reichsbauernführers Darré passte,
konnte der Gauleiter auch Hitler überzeugen, dass die „Not in der Rhön (…) nur durch eine vollkommene Strukturwandlung“ zu beheben sei, die 300 bis 350 Mio Reichsmark kosten sollte.

Inhalt des Dr. Hellmuth-Plans
Hellmuths Gauwirtschaftsberater Kurt Haßlinger, der vermutlich selbst großen Anteil am „Hellmuth-Plan“ hatte, erwähnt das Vorhaben erstmals in einer Denkschrift vom 15.11.1933. Auf die Beschreibung der Rhön als unwirtschaftliche Gegend, die von Besitzzersplitterung, Überbevölkerung, Fremdarbeit und verödeten Flächen geprägt sei, folgen Lösungsvorschläge, welche die Rhönbevölkerung vor „dem wirtschaftlichen und seelischen Verkommen“ retten sollen. Auf den ersten Blick scheinen Straßen- und Wegebau, Urbarmachung, Flurbereinigung, Schaffung neuer Wohnungen, Aufforstung usw. Hellmuth tatsächlich als „Retter der Rhön“ auszuweisen. Angesichts der eher verhaltenen Zustimmung der überwiegend katholischen Rhönbauern zum Nationalsozialismus war der geschickte Propagandist bemüht, seine „Blut und Boden-Politik“ als wohltätiges Kultivierungs-Werk darzustellen. Er ließ eine „Werbestelle Rhön und Spessart“ gründen (der Spessart wurde allerdings bald aus dem Aufbauplan ausgeschlossen), organisierte eine Wanderausstellung, veranlasste Rundfunksendungen und Zeitungsberichte. Dass „nordische Aufartung“, „Abschaffung besonderer Elendsfälle“ und Entfernung „überschüssiger“ Bevölkerung auch Sterilisation, Umsiedlung und Ermordung bedeuten konnten, übersahen Teile der Bevölkerung ebenso wie in- und ausländische Journalisten und Delegationen. Wer den Plan kritisierte – und sei es in antegrunkenem Zustand im Wirtshaus – musste mit Schutzhaft und Verbringung in Konzentrationslager rechnen.

Viel Beachtung, wenig Effektivität
Dass die Ergebnisse trotz allem in keinem Verhältnis zu den Investitionen standen, zeigte sich schon 1938/39: Die landwirtschaftliche Ertragssteigerung war ebenso unbefriedigend wie die Vermehrung der Erbhöfe, die klimatischen Verbesserungen durch Aufforstung und die Erfolge bei der Umerziehung der Rhöner in Bezug auf Geschmack, Traditionsverbundenheit und politische Einstellung. Von den geplanten Grundstücksumlegungen war nur ein Bruchteil abgeschlossen. Mit Kriegsbeginn wurden der Dr. Hellmuth-Plan und seine Ableger durch Themen wie Lebensraum in Osten, Sicherung wirtschaftlicher Autarkie und „kriegswichtige“ Produktion in den Hintergrund gedrängt. Die Propaganda lief unterdessen weiter – noch 1944 erläuterte Max Kraus, Vorstand der Landwirtschaftsstelle Bad Neustadt, der Presse die Erfolge des Hellmuth-Plans, wobei neben Hebung der Kleintierzucht und Anlage von Musterkulturen auch die „Dorfauflockerung“ Fladungens gepriesen wurde.

Wer als Museumsmacher in Erläuterungstexten den „Freiwilligen Arbeitsdienst“ einfach so unkommentiert positiv durchgehen lässt, dem fällt auch nicht auf , dass große Teile der von ihm als rechte Gesinnung verstandenen tatsächlich bereits großteils rechte Gesinnung sind.  Ein paar dienstlich eingekleidete Braunhemden kann man durchaus aus dieser Museumslandschaft „couragiert“ entlassen lassen und schafft damit auch gleich noch Märthyrer und rechte Helden im Schatten des großen Kelten. 

Eine bessere PropagandaBühne bietet sich den Nazis selten.


Zu befürchten ist jetzt, dass die Ministerin für Wissenschaft und Kunst, die CDU-Frau Kühne-Hörmann die MuseumsmacherINNEN zu Bauernopfern und Prügelknaben macht. Sie kann sich als verantwortliche Kaputtsparkommissarin (bezüglich Personalausstattung, Outsourcing von Archäologie und Denkmalsschutz usw..) aus der Schusslinie bringen und eine bewusst nicht deutschtümelnde, nicht effekthascherische und eventüberfrachtete Museumskonzeption zumindest schwächen. 

So, wie die Meldung über eine einzelne Äußerung eines Wachmannes an die große Glocke gehängt wurde, könnte man schon auf den  Gedanken kommen, dass da etwas nachgeholfen wurde, um den MuseumsmacherINNEN  und ihrem hervorragenden Konzept zu schaden.  Nicht weniger solche MuseumspädagogINNen braucht Hessen, nicht weniger Lehrer sondern mehr. Und die brauchen bessere Arbeitsbedingungen, bessere Ausbildung, bessere Bezahlung, mehr zeit für ihre Arbeit für uns und unsere Kinder.  Wider die Kultur- und Bildungs-Bremser in Wiesbaden und Berlin…

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

2 Gedanken zu „DER Aufreger in Hessen: NEO-Nazis bewachten Keltenfürsten in seinem hervorragenden Museum. Wo liegt der Hund begraben oder was ist des Pudels Kern“

  1. Noch Mal zu den oben gescholtenen Kommunen und Landkreisen und den dort regierenden Sozialdemokraten: dass die bei den Arbeitsdiensten zugriffen und selbst welche organisierten, lag ähnlich wie heute an der mangelnden Ausstattung der kommunalen Gebietskörperschaften. Die waren auch damels nicht mehr in der Lage, die notwendige Infrastruktur zu finanzieren, Straßen, Schulbau, Kindergärten, Krankenhäuser, Sportstätten, Häfen, Kanalisationen, Wasserwerke, Gaswerke, sozialer Wohnungsbau alles wurde zum Ende der 20er und zu Beginn der 30er mit dem erzwungenen „Freiwilligen Arbeitsdienst“ bewältigt: ob es das Michelstädter „Heinrich-Ritzel-Stadion“ war (nach seinem Initiator und Arbeitsdienstförderer, dem SPDler heinrich Ritzel so benannt und dann von den NAZIS in Waldstadion umgetauft -)  , die Frankfurter Römerstadt, der Riederwald oder der Hanauer Main-Hafen … Flugplätze und (Miets-) Kasernen,… und schon damals gab es sozialdemokratische Sozialarbeiter, die das Prinzip „Fördern durch Fordern“ auf ihre (Partei-) Fahne geschrieben hatten und meist nicht wussten, was sie damit vorbereiteten… obwohl, die Richtung des Volksgenossen Hierl war bekannt… wohl ein Vorgänger von Sarrazin und Peter HARTZ

    Zusatz für alle, die es nicht verstehen können, wie ein „Freiwilliger Arbeitsdienst“ zum Zwangsarbeitsdienst werden kann: bis zur Machtergreifung der Nazis waren die Arbeitslosenversicherung und die AOKs und die Rentenversicherungen noch zum Teil von den Gewerkschaften mitbestimmt, kontrolliert, sie konnten nicht sooo leicht als Erpressungsinstrumente genutzt werden. Mit der Machtergreifung, der Zerschlagung der Gewerkschaften ahhten die Nazis und das Kapital ausschließliche verfügungsgewalt übetr diese Versicherungen.  Und dann ging es sehr schnell: wer als Arbeitsloser nicht freiwillig zum Arvbeitsdienst ging hatte die größten schwierigkeiten bei Stütze/ Arbeitslosengeld. Wer sich nicht als Lohndrücker einsetzen ließ ….

    Noch ein Nachsatz: wenn das alles manchen LeserINNEn unwahrscheinlich scheint, dann möchte ich hier ein Beispiel aus den End-70ern in der Bundesrepublik schildern, bei dem ich das Glück hatte, dass das Arbeitsamt und die Arbeitslosenversicherung unter der Oberaufsicht eines SPD-Ministers Ehrenberg stand und sich auch regional die entsprechenden Ämter unter SPDler-Regie befanden. Als berufsverbotener Lehrer wurde ich 1978 arbeitslos und war auf Stütze angewiesen und auf Winterbrandbeihilfe. Weil ich den damals in Hanau regierenden Sozialdemokraten ein rotes Tuch war, bekam ich erstens keine Hausbrandbeihilfe und zweitens beim Arbeitslosengeld alle erdenklichen Schikanen: Verweigerung von Fahrgeld zur aufgezwungenen „Umschulung“ zum Bürokaufmann, was einer Intensivschulung für sichere Arbeitslosigkeitsfortsetzung gleich kam. Wegen des Aufbaus einer Umschülervertretung und der Unterstützung einer Betriebsratswahl durch die Lehrer an der Umschulungsreinrichtung wurde ich aus der Umschulung – trotz einer Demonstration und einer Unterschriftensammlung aller Umschüler für mein Bleiben-  ausgeschlossen, weil ich zu oft gefehlt hätte und deshalb das Umschulungsziel nicht ereichen würde. Tatsächlich musste ich wegen der Fahrgeldverweigerung morgens per Anhalter zur Umschulung fahren und dort wurde ich vom Eigentümer der Einrichtung dann gegen Schwarzgeld als Billiglehrer eingesetzt. Davon wußte die Arbeitsverwaltung, was sich in dem anschließenden Arbeitsgerichtsprozess herausstellte, den ich schließlich gewann.  Die Winterbrandbeihilfe wurde mir nicht nur aus politischen Gründen verweigert. Die Verweigerung verschaffte dem zuständigen Sachbearbeiter beim Hanauer Sozialamt Aufstiegspunkte: je mehr Fälle mit Ablehnung bei einem Sachbearbeiter endeten, um so größer waren die Chancen für Beförderung und es gab „Leistungsverweigerungsprämien“. Wenn das Arbeits- und Sozialamt unter NAZI-Kontrolle gewesen wäre, ich wäre wahrscheinlich auch „freiwillig“ zum Arbeitsdienst oder gleich ins KZ gegangen…Dafür bin ich einigen SPD-Herren im damaligen Hanau doch dankbar, dass ich so glimpflich davongekommen bin.

  2. erinnert das alles nicht ein wenig an die „neue Flexibilität“, die seit EU europaweit eingerissen ist und jetzt zur „Wirtschafts“regierung“ werden soll ???

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