Ukraine: Die große Fata Maidana
– erschien am 23.02. im Portal „Das Treiben der Lämmer“
Volker Bräutigams Artikel
Neues vom Ukraine Putsch-Premier, seinen Geldschiebern & Kriegstreibern
“Fata Morgana mirages distort the object or objects which they are based on significantly, often such that the object is completely unrecognizable.”
(Eine Fata Morgana verzerrt das Objekt, auf das sie zurückzuführen ist so stark, dass nicht mehr erkennbar ist, worum es sich wirklich handelt)
Heute ist ein schwarzer Tag für die Ukraine, für Europa und für die alle Menschen, die in einer normbasierten (nicht auf Macht beruhenden), zivilisierten Gesellschaft leben wollen. Ein demokratisch gewählter Präsident und seine Regierungsmannschaft wurden durch einen verdeckten Putsch aus dem Ausland gestürzt. Wie dieser postmoderne coup d’état zustande kam, davon wissen unsere Papageienjournalisten nichts. Die vielen „Sondersendungen“ und „Brennpunkte“ sind nur Camouflage für die Tatsache, dass die tatsächlichen Ursachen dieser angeblichen Volkserhebung völlig im Dunkeln bleiben sollen.
Seit Wochen werden wir in den Medien mit Bildern und banalen Kommentaren über die angespannte politische Lage in der Ukraine (eigentlich in Kiew) überschwemmt. In drei-minütigen Videos präsentierte der „öffentlich-rechtliche“ Fließbandjournalismus Momentaufnahmen, die ohne politischen Kontext keinen Zuschauer in die Lage versetzen, zu verstehen was hier eigentlich los ist. Auch die unerträglichen Dummschwätzer in den Polit-Talk-Shows tragen nichts dazu bei, aber das sollen sie ja auch gar nicht, denn wir befinden uns ja in einer Zuschauer-Demokratie: hören und zusehen, aber nichts wirklich verstehen – nach diesem Motto kann man das ahnungslose Volk aus „Konsumenten“ viel leichter regieren.
Obwohl die inszenierte Show im Wesentlichen immer die gleiche ist – der Westen ist „extrem besorgt“ über die Unterdrückung einer „friedlichen und demokratischen Opposition“ durch eine brutale Regierung und verlangt ein „Eingreifen“ durch Sanktionen, etc. – wird sie von den „Nachrichten“-Redaktionen als seriöse Berichterstattung verkauft. Normalerweise werden Menschen, die von Dingen sprechen, die es in Wirklichkeit nicht gibt, als geisteskrank bezeichnet. Doch der „Churnalist“ kommt nicht nur damit durch, er verdient damit auch sein Geld – das man uns zwangsweise abnimmt (für den öffentlich-rechtlichen Verblödungs-Rundfunk).
Was die „Tagesschau“ z.B. als „Hintergrund“ für die dramatischen Ereignisse in Kiew präsentiert, kann man nur als schlechten Witz bezeichnen. Die tatsächlichen Ursachen für die „Massenproteste“ (2004 und heute), der geopolitische Hintergrund werden nie untersucht.
“Rasch wurden Fälschungsvorwürfe laut” (Wahlen 2004) – und? Waren diese gerechtfertigt oder nicht? Das interessiert die Journalisten gar nicht mehr. Statt mühsamer Recherche und selbständigem Denken wird der mentale Shortcut gewählt, den das Framing (ein vorgefertigter, irreführender Deutungsrahmen für brisante Ereignisse, z.B. „War on Terror“ oder „Arabischer Frühling“) ermöglicht.
Ob Julia Timoschenko nun tatsächlich Amtsmissbrauch verschuldet hat, spielt keine Rolle mehr, denn das negative Framing der Janukovitsch Regierung ist so penetrant, dass alles, was unter ihrer Führung passiert, als mehr oder weniger kriminell wahrgenommen werden soll. Dass „Menschenrechtler“ die Urteile gegen Timoschenko kritisieren muss als Beweis für ihre Unschuld genügen. Nie käme es unseren Papageien-Journalisten in den Sinn, dass diese angebliche Sorge um Menschenrechte auch politisch missbraucht werden kann und tatsächlich auch wird– mehr dazu später.
US-AUSSENPOLITIK: You Are Free To Do What We Want
Im Zuge der „Globalisierung“ wurde der Öffentlichkeit seit Mitte der 1990er Jahre ein faszinierendes Schauspiel geboten: im Balkan, im Nahen Osten und in Eurasien wurden durch vermeintliche „Volksaufstände“ (die manchmal militärische „Interventionen“ nach sich zogen) unerwünschte Regime hinweggefegt, die alle eines gemeinsam hatten: sie waren nicht kompatibel mit „amerikanischen Interessen“. Die Regierungen der betroffenen Länder glaubten doch tatsächlich, sie könnten selbst bestimmen, nach welchen Regeln ihre Wirtschaft zu funktionieren hatte, mit wem sie Abkommen schließen und wie die Erträge verteilt werden. Doch die Integration in den von Washington gesteuerten (und von Brüssel und Berlin mitgetragenen) globalen Plünderungskapitalismus ist natürlich keine Option, sondern eine Art „freiwilliger“ Zwang.
Von Belgrad bis Minsk, von Tbilisi (Georgien) bis Kiew – und natürlich auch die Fata Morgana des „Arabischen Frühlings“, die aber nicht Gegenstand dieses Artikels ist – das State Department (DOS, amerikanisches Außenministerium) und sein Mafia-Arm, die CIA und dutzende „NGOs“ (vordergründig zur „Förderung der Demokratie“ im Ausland tätig) haben eine ganze Serie von „regime change“ Operationen durchgeführt, die zwar nicht alle erfolgreich waren, aber das wichtigste Kriterium ihrer Auftraggeber erfüllten:
Plausible-deniability – sie müssen so ausgeführt werden, dass die amerikanische Regierung jede Mitwirkung daran „plausibel“ bestreiten kann und dabei werden sie ja tatkräftig von der Papageien-Journaille unterstützt.
Wie man eine unerwünschte Regierung zu Fall bringt, bei Bedarf auch (Bürger-)Kriege anzettelt, ohne dass in den Medien auch nur ein Wort über die wahren Urheber erwähnt wird, das beherrscht das DOS wie kein anderer (das mussten wir ja auch bei Ländern wie Libyen, Sudan, Somalia und zuletzt in Syrien mitansehen)
Der so arrangierten “Orange Revolution” in der Ukraine im Jahr 2004 ging ja bald die Luft aus, als die Leute merkten, dass Korruption und Ausbeutung der Oligarchen auch nicht leichter zu ertragen ist, wenn es „pro-westliche“ und nicht russische Leitlinien sind, die den Ton angeben. (Mehr über die wirtschaftlichen Hintergründe im nächsten Beitrag).
Als Janukovitsch sich dann für eine engere Kooperation mit Russland entschied (weil Putin einfach ein faires, viel besseres Angebot machte als die EU/NATO/US Kanaille), wurde das als „catalyzing event“ für einen geplanten Volksaufstand à la Gene Sharp genutzt (was das ist, siehe weiter unten).
„EU-PARTNERSCHAFT“: Der Weg ins Wohlstandsparadies führt in die Hölle
Die Konfrontation um die Integration der „Ukraine in die europäische „Großraumwirtschaft“ war aber nur ein Vorwand, um die neueste Runde von regime change im europäischen „Kernland“ (Eurasien) einzuleiten. Den Menschen in der Ukraine (und der Öffentlichkeit) wird suggeriert, dass ein „Partnerschaftsabkommen“ mit der EU der Weg zu mehr Wohlstand und einer gerechteren (weil demokratischen) Gesellschaft sei, doch davon kann natürlich keine Rede sein. Ein IMF-Kredit in Milliardenhöhe würde die angespannte Situation nur verschlimmern: noch mehr Sparprogramme, Niedriglöhne, Entlassungen, Überschwemmung mit EU-Importen auf Kosten der nationalen Produktion, etc.
Wir haben ja am Beispiel von Spanien, Portugal oder Griechenland gesehen (und neuerdings auch Slowenien und Kroatien), wie es den Peripherieländern (die wirtschaftlich fast wie Kolonien behandelt werden) ergeht. Das Abkommen mit der EU wurde ja ursprünglich von den korrupten Oligarchen im Land vorangetrieben, den wahren Machteliten hinter dem Präsidenten in Kiew.
GEOPOLITISCHE INTRIGEN und die Komplizenschaft der Medien
Warum wird das – wirklich brutale – Niederknüppeln der Proteste gegen den Sturz Morsis (eines gewählten Staatsoberhauptes) in Ägypten (oder das Vorgehen gegen Demonstranten in der Türkei) eher verharmlost aber die vergleichsweise sehr zurückhaltende Reaktionen der Sicherheitsbehörden in Kiew (die selbst von aggressiven Demonstranten angegriffen und verletzt wurden) als massiven Angriff auf die Menschenrechte dargestellt? In Ägypten starben hunderte Demonstranten, alle politischen Rechte wurden außer Kraft gesetzt, es handelt sich um eine brutale Militärdiktatur, doch hier kommt kein John McCain und keine Victoria Nuland (die „Fuck the EU“ Diplomatin des US Außenministeriums) um der Opposition durch Kekse und abgedroschene Parolen „Mut zu machen“.
Die Antwort ist klar: Ägypten ist ein sogenannter Satellitenstaat der USA, oft auch irreführend als „Partner“ bezeichnet, die Ukraine aber nicht. Im Gegenteil, ihre Weigerung, die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland zugunsten einer Integration in das kapitalistische Plünderungssystem unter EU/NATO/US-Kommando, abzubrechen, macht das Land zur Zielscheibe für ausländische „Interventionen“, deren Existenz geschweige denn deren wahrer Charakter dem ARD/ZDF/ORF Zuschauer völlig verborgen bleiben.
Die geopolitische Dimension bei dieser medialen Scharade wird ignoriert: natürlich geht es um die Rivalität zwischen den USA und Russland. Der globale Hegemon duldet keine Eigenmächtigkeiten schwächerer Staaten und wegen ihrer geographischen Lage und geostrategischen Bedeutung wird die Ukraine zur Zielscheibe für die „speziellen Werkzeuge“ der US-Außenpolitik: Subversion, political warfare, NVR, swarming, psy-ops, etc.
Die schäbige Rolle der Medien in diesem Spiel als gehirnamputierte Verstärker der „strategischen Information“ (früher: Propaganda) aus dem US-Außenministerium beklagte dieser Tage auch Stephen Cohen, Professor für russische Studien an der New York University und emeritierter Professor für Geschichte der Princeton University:
Er spricht von „hoch-selektiven, voreingenommenen und aufrührerischen Medienberichten“, die – durch Unterschlagung von Fakten und historischem Kontext – ein völlig falsches und einseitiges Bild des Landes verbreiten. Sie schildern das „Partnerschaftsabkommen“ der EU in den schönsten Farben: als die große Chance der Ukraine für Demokratie und Wohlstand (die alle Ukrainer wollen – was nicht richtig ist). Der Weg ins vermeintliche „EU-Paradies kann aber nur beschritten werden, wenn alle wirtschaftlichen Brücken zu Russland abgebrochen werden, doch das hat der neue Darth-Vader des Kremlin, Vladimir Putin durch seine ‚hinterhältigen Intrigen‘ zu verhindern gewusst.
Statt einer facettenreichen, politischen Analyse, in der etliche Probleme in Russland bzw. in den ehemaligen Sowjetstaaten auf die Jelzin Ära und die dunklen Machenschaften der USA (nach „Glasnost“ und Mauerfall) in diesen Ländern zurückgeführt werden können, wird immer die gleiche Melodie gespielt: der böse, böse Putin ist an allem schuld. Von Oligarchen-Politjustiz bis zum unglaublichen PR-stunt „Pussy Riot“, von Greenpeace harassment bis zur Tötung herrenloser Hunde in Sochi, an allem ist der Schurke Putin schuld, für alle Probleme ist er verantwortlich, der Mann ist einfach ein Mega-Arschloch. Das sollen wir jedenfalls glauben.
Aber das Leitmotiv der US-Außenpolitik – nicht Russlands – war und ist „Full Spectrum Dominance“, wie Harold Pinter (in der zweiten Hälfte) seiner wunderbaren Nobelpreis-Rede feststellt (Hier die Einleitung):
“Politische Sprache, so wie Politiker sie gebrauchen, wagt sich auf keines dieser Gebiete, weil die Mehrheit der Politiker, nach den uns vorliegenden Beweisen, an der Wahrheit kein Interesse hat sondern nur an der Macht und am Erhalt dieser Macht. Damit diese Macht erhalten bleibt, ist es unabdingbar, dass die Menschen unwissend bleiben, dass sie in Unkenntnis der Wahrheit leben, sogar der Wahrheit ihres eigenen Lebens. Es umgibt uns deshalb ein weitverzweigtes Lügengespinst, von dem wir uns nähren.”
Die Mentalität des Kalten Krieges mit dem groß angelegten „Lügengespinst“ (und Selbstbetrug) der „moralischen Autorität“ des Westens (allen voran natürlich die USA selbst) gegenüber finsteren Gestalten aus dem anderen Lager (nicht offen für kapitalistische Plünderung und die globalen Dominanz Washingtons) hält immer noch an:
Soll heißen: man projiziert die eigene, schrankenlose und selbstherrliche Aggression und politische Verschlagenheit auf den Gegner, den man dann mit „ebenso“ widerlichen Methoden bekämpfen muss.
Um den „Krieg gegen den „Terror“ (auch eine Fata Morgana made in Washington) zu gewinnen, muss man selbst der größte Terrorist sein, z.B. unschuldige Menschen bei Hochzeiten, Begräbnissen und anderen Gelegenheiten mit Drohnen in Stücke reißen. Man habe Hinweise gehabt, dass es sich um „Terrorverdächtige“ handelte (wozu auch Kinder, schwangere Frauen und alte Omas auf Gemüsefeldern zählen) … das genügt um solche feigen Massaker zu rechtfertigen.
Dass es den USA (angesichts ihrer zahllosen Verbrechen, bei denen nach 1945 durch „Interventionen“ im Ausland, geschätzte 20-30 Millionen Menschen starben und weiteren Millionen Menschen das Leben zur Hölle gemacht wurde) immer noch gelingt, sich als moralische Instanz aufzuspielen, deren Außenpolitik scheinbar von der Sorge um Menschenrechte und Demokratie bestimmt wird, ist eine solche Ungeheuerlichkeit, dass man schreien möchte. Aber auch das ist ja nur möglich, weil unsere Medienschafe die Lügen der USA tagtäglich ungestraft in ihren Sendungen wiederkäuen, bis sie geglaubt werden (auch von ihnen selbst??)
Professor Cohen führt ein Beispiel an, in dem diese Projektion auch deutlich wird: Zuerst lobt der Autor in einem Artikel die „friedlichen Proteste“ in Kiew als „positives Beispiel für die Europäer“, kein Wort von den vielen Angriffen auf die Polizei, von den Nazi-Aufmärschen und anti-semitischen Parolen. In einem anderen Artikel last sich der Autor dann doch herab, auf die zunehmend gewalttätigen Demonstranten einzugehen, aber nur indem er suggeriert, die Gewalteskalation sei von pro-russischen Provokateuren gesteuert, die für Janukovic arbeiten.
Doch Cohen stellt klar, dass die Konfrontation zwischen den beiden „Lagern“ in der Ukraine weder durch Putin noch durch Janukovic ausgelöst wurde, sondern durch das Ultimatum der EU, „dass ein demokratisch gewählter Präsident eines politisch gespaltenen Landes sich zwischen Europa und Russland entscheiden müsse“. Putins Angebot für ein trilaterales Abkommen (also EU, Ukraine und Russland als Partner) wurde abgelehnt und in den Medien ignoriert (das hätte ja das Image Putins als Erzschurke ins Wanken gebracht …).
Aber die schwerwiegendste Unterlassung der Medien besteht (so Cohen und ich finde er hat völlig recht) darin, dass die Aggression des Westens (repräsentiert durch die US-geführte NATO) gegenüber Russland nach dem Zerfall der Sowjetunion als politischer Kontext nicht erwähnt wird. Die Versprechen, die man damals Gorbatschow gab (man werde NATO nicht weiter nach Osten ausdehnen) wurden natürlich gebrochen. Damit nicht genug, schickte das US-State Department ganze Horden von NGOs nach Russland und in die ehemaligen Sowjetstaaten um „Demokratiepromotion“ (politische Destabilisierung) zu betreiben. Mit diesem Begriff hätte Orwell seine Freude gehabt, denn dahinter verbergen sich natürlich subversive Aktivitäten aller Art, mit der unerwünschte politische Entwicklungen beendet bzw. in andere Bahnen geleitet werden. (Welche perfiden Mittel dazu angewendet werden, skizziere ich weiter unten).
Das Ziel dieser Operationen (wie z.B. der „Color-Revolutions“) ist natürlich eine Regierung an die Macht zu bringen, die der Plünderung durch transnationale Konzerne, dem NATO-Beitritt und letztlich der Eingliederung in das American Empire als unterwürfiger Vasall nichts entgegensetzt. Die korrupten Oligarchen in diesen Ländern sind also die wahren „Partner“ von USA und EU, nicht irgendwelche Demokratiebewegungen.
FUCK THE EU – and the US, too
Diejenigen, die daran zweifelten, dass die USA sich (seit Jahrzehnten) das Recht herausnimmt (mit kriminellen Mitteln) zu bestimmen, welche ausländische Regierung „regieren“ darf und welche nicht, sollten nach der jüngsten Veröffentlichung des Telefonates von Victoria Nuland mit dem US-Botschafter in Kiew eines besseren belehrt worden sein:
Nicht die “Fuck the EU“ Äußerung sollte Schlagzeilen machen, sondern die Tatsache, dass hier zwei amerikanische Diplomaten darüber befinden, wer in der neuen Regierung der Ukraine sitzen sollte und wer nicht. Auch Professor Cohen kommt zu dieser Feststellung:
“Die entscheidende Offenbarung in diesem Telefonat war, dass hochrangige US-Beamte sich als intrigante „Geburtshelfer“ für eine neue, anti-russische Regierung in der Ukraine betätigen, in dem ein demokratisch gewählter Präsident zu Fall gebracht wird – das ist ein Putsch.“
WIE WURDEN DIE MENSCHEN IN DER UKRAINE AUFGEHETZT?
Ein trauriges Beispiel für die Dämonisierungskampagne gegen die Janukovitsch-Regierung in den Medien ist die schockierende Story von dem nackten Demonstranten, der von der Polizei misshandelt wird. Dieses Video ging wie ein Lauffeuer um die Welt und sorgte für eine (geplante) Welle der Empörung. Studenten der Geschichte wissen aber seit Gleiwitz, dass nicht jede Schandtat auch wirklich von denen ausgeführt wurde, die als Täter propagiert werden.
Auf dem Bild unten sieht man, dass einer der „Polizisten“, der die Brutalität des Regimes verkörpern soll, Andrei Dubrovik ist, der ehemalige Innenminister der Ukraine. Sein aktueller Job ist „Sicherheitschef“ der Vaterland-Partei (Batkivshchyna) von Julia Timoschenko, die ja jetzt wieder ihr politisches Unwesen treiben kann.
Wir sehen also, wie leicht es ist, indoktrinierte und manipulierte Menschen an der Nase herumzuführen: die Rollenverteilung zwischen „Gut“ und „Böse“ kann sich aber jederzeit ändern.
Der „Manichäische Teufel“ der hier an die Wand gemalt wird, ist also die Regierung, die gestürzt werden soll. Informierte Leute wissen natürlich, dass die USA mithilfe der CIA nach 1945 weltweit mehr als 50 Regierungen – darunter viele demokratisch gewählt – gestürzt und faschistische Diktatoren unterstützt hat, und dabei in der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich ist. Um Einwürfen von „Anti-Amerikanismus“ und „Verschwörungstheorien“ vorzubeugen, braucht man nur jene Bücher lesen, deren Verfasser die (freigegebenen) US-Archive der Nationalen Sicherheit durchforstet haben. Todesschwadronen, wie sie noch in den 1980er Jahren in Lateinamerika eingesetzt wurden, sind heutzutage (jedenfalls in Europa) nicht mehr das Mittel der Wahl. Wie James Peck in seinem wunderbaren Buch “Ideal illusions“ enthüllt, haben sich die Kommunikationsstrategen unter den NS-Managern in den USA noch etwas anderes einfallen lassen:
Die politische Vereinnahmung der Menschenrechts-Bewegung
Solange die Sowjetunion existierte, genügte der grandios inszenierte „Red Scare” um die Einmischung der USA in die inneren Angelegenheiten souveräner Staaten zu rechtfertigen (auch vor dem eigenen Gewissen. Die Kreuzritter des Kalten Krieges verteidigten offiziell Freiheit und Demokratie gegen die dämonischen Kommunisten, tatsächlich aber ging es um die Durchsetzung des einzig „wahren“ Glaubens: des uneingeschränkten Kapitalismus unter US-Kommando.
DES KAISERS ALTE UND NEUE KLEIDER
Eingehüllt in den Schleier der moralischen Autorität (dem Lügengespinst von Pinter) hält die US-Regierung immer noch anderen Ländern dramatische Vorträge über Demokratie und Freiheit (wie Iran oder Ukraine) und stürzt nach wie vor Regierungen (Jugoslawien, Irak, Libyen mit sichtbarer, militärischer Gewalt; die „Colour-Revolutions“ in Georgien, Ukraine, aber auch in Burma mit unsichtbarer Gewalt: NVR – mehr dazu weiter unten), die sich nicht dem US-dominierten kapitalistischen „Weltordnung“ unterordnen wollen bzw. Russland oder China als „Partner“ vorziehen
Die Täuschungsmanöver und Strategien der Manipulation und Tarnung, die dazu benutzt werden, sind preisverdächtig: der goldene „Machiavelli“ geht an das US State Department für Verlogenheit und Doppelmoral im Zuge der „Außenpolitik“.
Prominente Analysten dieser Politik wie Noam Chomsky haben uns ja seit vielen Jahren klar gemacht, wie groß die Kluft zwischen den offiziellen Absichten der US-Außenpolitik und den tatsächlichen Ziele ist. Wer diese Bücher gelesen hat, hat also der Banalität des Bösen schon häufig ins Gesicht gesehen, doch die Methode, die zurzeit in der Ukraine (und nicht nur dort) praktiziert wird, ist – nach meiner Auffassung – der bisherige Gipfel der Arglist (auf die selbst linke Intellektuelle wie Chomsky hereinfallen):
Unter dem Slogan des „gewaltfreien Widerstandes“, also jener Methode, die untrennbar mit Mahatma Ghandi verbunden ist, werden hier Menschen (und ihre Hoffnung auf ein gerechteres System) als politische Waffen benutzt.
Weil der Mensch dazu neigt, sogenannten Autoritäten mehr zu glauben als einzelnen Personen, muss man zunächst Organisationen schaffen, die ein wissenschaftliches Ethos ausstrahlen: also „unabhängig“ sind und nur die besten Absichten haben, um die Gesellschaft durch mehr „Wissen“ zu verbessern. Welcher Begriff wäre dafür besser geeignet als “Friedensforschung”. Unter diesem Dach lassen sich viele “Institute” ansiedeln, die alle nur eines im Sinn haben: Gewaltvermeidung. Doch bei näherer Betrachtung entpuppt sich so mancher dieser Forscher als alles andere als pazifistisch:
Hier geht es nicht darum, Gewalt zur Erreichung politischer Ziele zu vermeiden sondern darum, einen Konflikt zu gewinnen, ohne (offensichtliche) Gewalt einzusetzen: Demonstrationen, Streiks, Boykotte, Massenproteste organisieren, all das ist ja legitim – wenn es sich um eine authentische Widerstandsbewegung handelt.
Ist die moralisch unangreifbare Methode der Gewaltlosigkeit aber ausreichend um jeden Massenprotest zu legitimieren? Auch gegen eine demokratisch gewählt Regierung? Wenn gleichzeitig die Polizei attackiert wird, Regierungsgebäude besetzt werden und das Land unregierbar wird – ist das noch „gewaltfrei“?
POLITISCHE MACHTÜBERNAHME : DER POST-MODERNE COUP
Was hier tatsächlich passiert, hätte sich George Orwell nicht besser ausdenken können. Die „Gewaltlosigkeit” als Begriff wird selbst ein Instrument der politischen Kriegsführung. Aber könnte man das nicht auch über Gandhi sagen? Nein, das kann man eben nicht. Für Gandhi war diese Form des Widerstandes (Verweigerung der Ko-operation der Massen mit der Regierung und Bestehen auf historische Wahrheit) eine moralische Kraft und er benutzte sie um ein legitimes Ziel zu erreichen: den Sturz der britischen Kolonialregierung bzw. „home rule”, also das Recht der indischen Bevölkerung auf politische und wirtschaftliche Selbstbestimmung.
Doch diese, von den USA konstruierte Form von „NVR“ ist manipulativ und verlogen: was früher die CIA erledigte (verdeckte Operationen, psychologische Kriegsführung zur „Destabilisierung“ einer unerwünschten Regierung), machen heute auserwählte „Zielgruppen“, die – nach gründlichem „Training“ durch amerikanische Spezialisten als politische Waffen benutzt werden.
“VOLKSAUFSTAND Inc.” -Die Netzwerke der Subversion
NVR dient eben nicht dazu, mehr soziale Gerechtigkeit oder eine Veränderung der politischen Machtstrukturen zu erwirken (was sich die Demonstranten natürlich erhoffen), sondern eine Regierung zu dämonisieren und schließlich abzusetzen, die sich dem imperialen Zugriff Amerikas (und mittlerweile auch der EU/NATO) entziehen und ihren eigenen Weg gehen will.
Das Land soll unregierbar werden – ist das ein legitimes Ziel einer „demokratischen“ Bewegung? Wir sehen ja, dass alle Kompromissangebote der Regierung abgelehnt werden – warum wohl?
Hier handelt es sich nicht um Leute, die demonstrieren oder streiken, um konkrete politische Ziele durchzusetzen. Dieser „gewaltfreie“ Widerstand basiert nicht auf moralischen oder religiösen Prinzipien (wie etwa bei Martin Luther King oder Ghandi).
NVR ist eine politische Technik zum Sturz ausländischer Regierungen. Es geht nicht darum, ein politisches Statement zu machen. Es geht um eine von außen gesteuerte Machtübernahme, die als “legitim” (demokratisch) – wahrgenommen wird.
Um eine kritische Masse unzufriedener Menschen zu einem steuerbaren, aggressiven „Schwarm“ zu formieren, braucht es natürlich mehr als populistische Parolen und ein bekanntes Gesicht wie Vitali Klitschko. Dazu müssen professionelle „Trainer“ eingesetzt werden, die Experten in psychologischer Manipulation und militärischer Taktik sind. Für die Inszenierung der Massenproteste in der Ukraine waren diese beiden Herren von großer Bedeutung:
Gene Sharp und Colonel Robert Helvey
Dr. Gene Sharp studiert Soziologie und Politikwissenschaft und verweigerte „aus Gewissensgründen“ in den 1950er Jahren den Militärdienst für den Koreakrieg. Er beschäftigte sich mit den Theorien von Thoreau und Gandhis Überlegungen zum zivilen Ungehorsam (NVR) im Kontext der Analyse politischer Macht: Mit welchen Mitteln gelingt es einer Regierung, die Masse der Bevölkerung „ruhig“ zu halten, also ihre Kooperation sicherzustellen, auch wenn sie regelmäßig übervorteilt werden?
Der wichtigste Aspekt für den Gehorsam der Bürger sind die wahrgenommene Legitimität der Regierung und die moralische Autorität der Institutionen (vor allem bei Polizei, Justiz und anderen Behörden, die uns Verhaltensnormen aufzwingen.)
Die meisten Menschen „folgen“ also nicht, weil sie Angst vor Strafe haben, sondern weil sie die Autoritäten als legitim und notwendig ansehen. Sharp erkannte, dass durch gezielte Unterminierung dieser Wahrnehmung, der Gehorsam in der Bevölkerung dramatisch abnimmt. Durch psychologische Manipulation kann dann ein „gewaltfreier“ Aufstand hervorgerufen werden, der die Regierung handlungsunfähig macht.
Sharp studierte schon in den 1950er Jahren den gewaltfreien Widerstand Gandhis in Indien (und vorher in Süd-Afrika). Dieser Mann war als politische Führungsfigur einzigartig, weil er über eine enorme, moralische Autorität verfügte.
Gandhi war kein “Politiker” im üblichen Sinn; er war nicht angetrieben vom Streben nach Macht, Ruhm oder Geld und jeder konnte sehen, wie er persönlichen Verzicht übte. Für ihn waren die Menschen nicht nur Mittel zum Zweck, um gewählt zu werden oder in einer Partei Karriere zu machen, er war als moralisch-spirituelle Kraft die größte Triebfeder für eine Änderung der politischen Machtverhältnisse in Indien. Er war absolut authentisch und überzeugte deshalb hunderttausende Menschen, ihm zu folgen.
Man muss heutzutage kein Gandhi sein, um politisch Erfolg zu haben, aber man muss zumindest eine gewisse Glaubwürdigkeit ausstrahlen. Sharp wurde klar, dass man Regierungen putschartig zu Fall bringen kann, wenn ihr moralische Autorität so weit untergraben wird, dass sich die Massen (synchronisiert durch Twitter u. andere Methoden wie swarming) wie ein ferngesteuerter Hornissenschwarm an bestimmten Plätzen sammeln und die Behörden zur Verzweiflung bringen.
Alle Probleme im Land werden einfach dem ach so fiesen Charakter der Regierungsmannschaft angekreidet: Korruption, steigende Preise und sinkende Löhne, enorme Vermögensunterschiede, Oligarchie statt Demokratie, usw. Die tatsächlichen Ursachen für zunehmende soziale Ungerechtigkeit werden ignoriert (wie z.B. die dubiose Integration in das kapitalistische System 1991).
Wehrt sich die Regierung gegen die zunehmende Unruhe im Land (ihre Aufgabe ist ja auch für Ruhe und Ordnung zu sorgen), wird jedes Verhalten sofort als Beweis für die tyrannische Gesinnung des Kabinetts gesehen, während die inzwischen wild gewordene Opposition in den Medien stets als „demokratisch“ bezeichnet wird – auch wenn Polizisten verdroschen und Polizeiautos abgefackelt werden.
Damit dieses falsche Spiel funktioniert, braucht man zunächst ein Ereignis, dass die Massen so richtig schön in Rage bringt, einen „catalyzing event“, wie der Fachmann sagt. In diesem Punkt hat sich ein Modell als äußerst erfolgreich bewiesen:
Der großartig inszenierte „Wahlbetrug“
Von Venezuela bis Iran, von Serbien bis Simbabwe, haben sich die amerikanischen Manipulationsexperten ja schon eifrig betätigt, wenn es darum geht, den Eindruck zu erwecken, dass die Wahlen gefälscht wurden. Stichhaltige Beweise für Wahlbetrug wurden nie vorgelegt, doch wir wissen ja, dass alleine die ständige Wiederholung in den Medien (einer Lüge) genügt, um die Zuschauer zu verarschen. Als sehr effektiv hat sich auch jene Methode herausgestellt, bei der amerikanische PR-Firmen „Befragungen“ präsentieren, die sich verdächtig weit vom tatsächlichen Wahlergebnis entfernen. Geht man davon aus, dass diese Quellen mehr Glaubwürdigkeit haben, als z.B. die iranischen, bzw. anderer „Ziele“ für Destabilisierung, ist man geneigt, der Story zu glauben.
Deshalb ist es auch so wichtig, dass in den Medien diese Regierungen (die man los werden will) immer negativ präsentiert werden.
Sharp und Robert Helvey (Bild links), der eine langjährige (schmutzige) Karriere beim militärischen Geheimdienst hatte) sorgten auch für den Sturz von Milosevic: die Aufstände waren alles andere als spontane Volksbewegungen. Zuerst wird mit erzwungenen „Reformen“ die Unzufriedenheit im Land geschürt: Lohnkürzungen, Massenentlassungen, Streichung von Sozialleistungen, etc. Damit wird der Grundstein für den notwendigen Volkszorn gelegt.
Dann wird die Schuld für all diese Ungerechtigkeiten nur einer Person (bzw. deren Partei) zugeschrieben. Bestehende religiöse oder ethnische Spannungen werden verstärkt. Wenn dann auch noch ein „Wahlbetrug“ inszeniert wird, ist eine kritische Masse erreicht. Aktivisten sprühen regierungsfeindliche Sprüche an tausende Wände und 2 Millionen Aufkleber mit „Er ist erledigt“ werden unters Volk gebracht. Wirtschaftliche Sanktionen werden selektiv angewendet: Gemeinden, die die Opposition unterstützen, werden verschont. Die Radikalisierung „nationalistischer“ Bewegungen wird von den Trainern gezielt vorangetrieben, wobei PR-events auch eine große Rolle spielen.
Was früher die CIA “verdeckt” erledigte, machen seit den 1990er Jahren die „Demokratie-Promoter“ halb-offiziell: Ausgerüstet mit 40-50 Millionen Dollar sorgten NED, USAID und andere „Institute“ z. B. dafür, dass Jugoslawien zerstört wurde.
Hier eine kurze (unvollständige) Übersicht über die subversiven Aktivitäten von Sharp, Helvey und ihren Gönnern:
1983 entwickelte Sharp in Harvard ein Seminarprogramm mit dem Titel Gewaltfreie Sanktionen im Rahmen soziologischer Forschung, die sich mit dem Einsatz des zivilen Ungehorsams (während des kalten Krieges) befasste. Dort trifft er auf Colonel Robert Helvey, der von Sharps Ideen begeistert ist. Helvey, ein Mann mit langähriger Erfahrung im militärischen Geheimdienst der USA (DIA), erkennt sofort welche Möglichkeiten zur manipulativen Steuerung von Menschenmassen sich mit dieser Methode ergeben. Er ist begeistert von den Praktiken des „gewaltfreien Widerstands“, allerdings als militärische Taktik, mit der man unerwünschte Regierungen entfernen und dabei trotzdem moralisch unangreifbar bleiben kann.
Im gleichen Jahr gründet Sharp in Boston das Albert Einstein Institut (AEI) und weil das US State Department bzw. die CIA und amerikanische “Investoren” das ungeheure Potential seiner Forschung zur Durchsetzung imperialistischer Ziele erkannten, mangelte es auch nie an Forschungsgeldern. Generalmajor Edward B. Atkeson gehörte als erster dem Beratergremium des AEI an. Atkeson, der ebenfalls für den militärischen Geheimdienst (der US Army in Europa) tätig war, integriert das AEI in das geheime NATO-Netzwerk (mit Rekruten in den Sicherheitsapparaten europäischer Staaten und paramilitärisch ausgebildeten Nazis), das später unter dem Namen GLADIO Schlagzeilen macht.
1985 veröffentlichte Sharp ein Buch mit dem Titel „Wie Europa uneinnehmbar wird“, mit einem Vorwort von George Kennan, dem geistigen Vater der US-Außenpolitik während des Kalten Krieges.
1987 erhält das AEI Fördermittel vom USIP (Institute for Peace) und hält Seminare in verbündeten Ländern über NVR als Verteidigungsstrategie (man fragt sich – gegen wen?) Das USIP hat Verbindungen zur CIA.
1989 trainieren Sharp und Helvey (vorher Militärattaché der US-Botschaft in Rangun) die Opposition in Burma, weil sie besorgt über die zunehmende Stärke der kommunistischen Partei sind. Helvey ist ein typischer Offizier des kalten Krieges, dem alle Mittel recht sind, den Kommunismus und alles andere, das sich dem US-Imperialismus in den Weg steht, zu besiegen. Nach Beendigung seiner militärischen Laufbahn tritt wird er Vorsitzender des AEI Vorstandes.
1998 reisen Sharp und Helvey nach Osteuropa und „trainieren“ dort eine Gruppe serbischer Jugendlicher, die die Widerstandsgruppe OTPOR bilden um die letzte, sozialistische Regierung Europas, geleitet von Slobodan Milosevic, zu stürzen. Diese umfangreichen „Schulungen“ werden von folgenden, privaten (aber als NGO betrachteten) Organisationen finanziert: das National Endowment for Democracy (NED), das International Republican Institute (IRI) und die US Agency for International Development (USAID). Alle gehören zum Netzwerk der CIA.
1999 Die Broshüre „Von der Diktatur zur Demokratie“, die das AEI veröffentlicht hat, wird in Serbien von der Gruppe „Zivile Initiativen“ in Umlauf gebracht, die wiederum vom NED finanziert wird.
2000 AEI Präsident Helvey leitet einen OTPOR „Workshop“ in Budapest, der vom IRI finanziert wird; Die amerikanische Regierung hat alleine in diesem Jahr etwa 40 Millionen Dollar für Aktivitäten ausgegeben, die Milosevic dämonisierten und die Bevölkerung gegen ihn aufhetzen. Das AEI erwähnt später in seinen Berichten, dass in “mehr als 20 Ländern“ Beratungsaktivitäten stattfanden, darunter Serbien, Weißrussland, Litauen, Lettland und Estland, aber auch Simbabwe, Iran und Irak.
2003 Sharp unterstützt die Organisation der „Rose Revolution“ in Georgien.
2003 – 2004 Helvey und andere AEI Mitglieder reisen nach Venezuela um nach den gescheiterten Putsch (2002) mit anderen Mitteln die Regierung von Hugo Chavez zu unterminieren. Sie beraten die Anführer der Opposition (Sumate) während der Demonstrationen im Jahr 2004 und sind maßgeblich an der Operation Guarimba beteiligt (Straßenblockaden, die oft in Gewaltausbrüchen enden) Studenten aus Venezuela werden ebenfalls „bearbeitet“, um sie gegen Chavez aufzuhetzen. Sie treffen sich (nach Stratfor) 2005 in Belgrad mit den bereits indoktrinierten OTPOR / CANVAS Leuten und reisen dann weiter nach Boston, um Sharp persönlich zu treffen.
2004 Helvey und andere AEI Mitglieder treffen die Opposition in Kiew .. das war der Beginn der synthetischen „Orange Revolution“, die friedlich ausging. 2014 reichte die NVR offenbar nicht … um eine kritische Masse für die Konfrontation mit der Regierung zu schaffen, man bediente sich auch der alten und neuen Nazis aus Galizien, die alles andere als „gewaltfrei“ sind … das Ergebnis sehen wir heute …
Auch der „Arabische Frühling“ ist in gewisser Hinsicht ein Produkt von Sharp, Helvey und dem dritten im Bunde, dem Vertreter der globalen Finanzoligarchie und CFR Mitglied Peter Ackermann, der in Kairo und Tunis die Suppe zum Überkochen brachte.
WAR IS PEACE 2.0
Der gewaltfreie Widerstand wird also nicht eingesetzt, weil er moralischen Prinzipien folgt, sondern weil in gewissen Fällen Gewalt weniger effektiv ist. Diese Leute sind also keine Pazifisten – im Gegenteil. Sharp sagte in einem Interview, er sei schockiert gewesen, auf welcher Basis die Bush Regierung im Irak vorgegangen sei: dem Glauben an die Allmacht der Gewalt, ein quasi religiöses Dogma. Man müsse Alternativen zur Gewalt entwickeln, wenn man prinzipiell dagegen sei – so Sharp.
Doch was bedeutet das wirklich? Sharp zeigte den Machteliten in den USA, dass man imperiale Dominanz auch mit nicht-militärischen Mitteln erreichen kann. Aber führt der Einsatz von NVR als militärische Taktik nicht auch diesen Gedanken ad absurdum? Nicht-militärisch bedeutet eben nicht „automatisch friedlich“. Robert Helvey gibt das offen zu: er spricht von einem „gewaltfreien Krieg“ – womit wir endgültig bei George Orwell (1984 – 30 Jahre Jubiläum) angelangt sind.
Die Zerstörung eines Landes durch militärische Gewalt ist offensichtlich und erzeugt moralische Empörung. Doch andere Formen der Gewalt etwa durch Wirtschaftssanktionen können ebenso verheerende Folgen haben (wie der Tod von 500.000 Kindern im Irak, die durch die Bombardierung von Sanitäranlagen gezwungen waren, verseuchtes Wasser zu trinken. Die dadurch hervorgerufenen, blutigen Durchfallepidemien konnten wegen der Sanktionen (fehlende Medikamente) nicht behandelt werden: die unterernährten Kinder starben massenhaft einen qualvollen Tod). Dass die Urheber dieses Massenmordes sich erdreisten, „humanitäre Interventionen“ in anderen Ländern zu fordern, weil diese Menschenrechte missachten, ist eine solch ungeheuerliche Heuchelei, dass einem übel wird wenn man nur daran denkt.
Die unheimlichste Form der Gewalt ist aber jene, die Sharp, Helvey und andere in den oben erwähnten Ländern angewendet haben (Venezuela ist gerade jetzt auch wieder Opfer dieser subversiven Machenschaften). Dass die Eskalation in Kiew ausgerechnet während der Olympiade in Sochi stattfand, ist natürlich auch kein Zufall.
Selbst Orwell wäre von diesem Maß an Arglist und systematischer Verschleierung der wahren Absichten in den Medien beeindruckt gewesen: Eine ganze Armada aus Organisationen mit wunderbar-moralisch hochtrabenden Namen (Institut für Frieden, für Demokratie, Gewaltfreiheit, etc.) die in Wahrheit nur trojanische Pferde für den Imperialismus* sind. Sie zerstören das Leben von Millionen Menschen, benutzen sie als politische Manövriermasse, die ma n nach Gebrauch wegwirft.
(*Auch Deutschland hat solche Organisationen: z.B. die Friedrich Naumann Stiftung)
Damit nicht genug, bringen die Medien das unerträglich hohle Geschwätz der Politiker – Obama, Kerry, Ban-Ki-Moon, und natürlich auch europäische talking heads, die ihre leeren Phrasen über Demokratie und Werte absondern als eine Art semantischer Durchfall (es „stinkt“ jedenfalls gewaltig zum Himmel).
Erich Fromm hat es schon vor Jahrzehnten auf den Punkt gebracht … als er nach den vermehrt auftretenden, psychischen Krankheiten gefragt wurde, die durch das kapitalistische System (krankhaftes Streben nach Macht und Geld) bei vielen Menschen ausgelöst werden:
Das Problem sind eigentlich nicht die Kranken (die leiden, weil sie die Unmenschlichkeit der Profit-Diktatur spüren), sondern die „gesunden“ die sich an dieses kranke System so angepasst haben und es als normal wahrnehmen“
Die größten Psychopathen sind also unsere politischen und wirtschaftlichen Eliten, die es in diesem System an die Spitze gebracht haben. Noch Fragen?
8 Antworten zu “Ukraine: Die große Fata Maidana”
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waltermandl | 03/03/2014 um 10:03 |
Es gibt nur wenige Fundgruben, die es wert sind, immer wieder darin zu forschen. Der Blog “Das Treiben der Lämmer” gehört jedoch mit Bestimmtheit zu den bedeutendsten Archiven im deutschsprachigen Raum!
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waltermandl | 03/03/2014 um 10:06 |
Warum gibt es hier keine technischen Optionen, Beiträge in diversen Netzwerken zu verlinken? Bitte gegebenenfalls um Aufklärung, danke.
- Pingback: “Die große Fata Maidana” | opablog
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Darf ich den Text mit LINK und direkter Quellenangabe bei mir http://www.barth-engelbart.de posten ?
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Thomas Geisler hat mir ein schönes Plakat für mein Kabarett-Programm “neue Helden braucht das lad” gemacht: es zeigt einen frontalabgelichteten kapitalen Schafsbock mit Panzergeneral-Barett und eine reihe vorbeimarschierender behelmter schafsköpfe…, das hätte auch als Header hierher gepasst.
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Mona Lisa | 03/12/2014 um 10:19 |
hallo hartmut, natürlich dürfen Sie den Beitrag re-posten; ich freue mich, dass es noch Leute gibt, die auch längere, politische Texte lesen .. ich schaffe es einfach nicht, komplexe Themen in einigen hundert Wörtern abzuhandeln und bemühe mich, wichtige Hintergrundinformationen einzubinden .. Danke an alle, die sich die Zeit nehmen, meine langatmigen Blogs zu lesen!
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Mona Lisa | 03/12/2014 um 10:23 |
hallo walter,
Danke für die anerkennenden Worte … Sie können alle meine Beiträge verlinken ohne technische Probleme ..ich lehne aber künstliche “soziale Netzwerke” wie facebook und Twitter grundsätzlich ab .. ich denke, sie wurden geschaffen um die Leute zu manipulieren und zu kontrollieren …sorry
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Mona Lisa | 03/12/2014 um 10:33 |
vielen dank für die Blumen! ich investiere ungefähr 50 Stunden für Recherche und “editing” für jeden meiner Blogs und hoffe, die Mühe lohnt sich .. schön, dass es einige Menschen gibt, die meine Beiträge interessant finden, weil sie eine andere Perspektive möglich machen und zum kritischen Nachdenken anregen …
Steinmeier mit Faschist Tjagnibok in der BRD-Botschaft in Kiew
von links nach rechts: Klitschko, Fabius (franz Außenminister), Steinmeier, Faschist Oleg Tjagnibok, Jazeniuk (Timoschenko-Partei).
Um SPENDEN bitte ich aus zwei Gründen unter den Kennworten SODOM und ABSolution auf mein Konto-Nr. 1140086 VR Bank Main-Kinzig-Büdingen eG BLZ 506 616 39
Man/frau darf mich aber auch zu bezahlten Lesungen einladen, was mir noch lieber wäre. Der Buchhändler meines Vertrauens meinte zwar „Politische Lyriker und Belletristen verkaufen sich nicht!“, doch da bin ich anderer Meinung: Mich kann man für einen Lesungsabend kaufen für schlappe 350 € plus Fahrgeld, Kost & Logi- logisch ! Sonst benefizze ich in der Regel, doch die Ausnahmen bestätigen das. Drum geht’s jetzt ums Geld.
Wer die Selbsthilfe-Organisation Der Opfer von Missbrauch in den evangelischen Landeskirchen Kur-Hessen-Waldeck und Hessen-Nassau sowie in der badischen Landeskirche , SODOM unterstützen will, kann Spende unter dem Stichwort “SODOM“ auf mein Konto einzahlen (oder mich zu einer SODOM-Lesung einladen)
Wer meine journalistisch-künstlerische Arbeit unterstützen und mir bei der Bewältigung von Abmahn-Tzunamies helfen möchte, kann das unter dem Stichwort
ABSolution, weil nach vielen Abmahnungen von Mark Seibert, dem LINKEn Bundesschatzmeister-Assistenten und Ex BAK-Shalom-Promi die jüngste wegen meiner Recherchen zu Herrmann-Josef Abs mich teuer zu stehen kam.
Ein hervorragender Artikel. So läuft das alles, so weiten die Usa ihre Macht aus, egal was es kostet, egal wieviel dabei leiden oder gar draufgehen.
Sie arbeiten dabei wirklich dermaaßen hinterlistig, dass es das normals Volk gar nicht begreift.
Wer möchte nicht Freiheit, Demokratie und Wohlstand?
damit kann man die Bürger hinters licht führen.
Andererseits müssten doch die Völker sehn, dass alle Länder, in denen die USA erfolgreich intervenierte, sei es durch Krieg oder angezettelte Revolutionen, alle heute in Ot und elend dahinvegetieren, nur der machthaber ist ein anderer, gesteuert und ausgenommen von den USA.
Fast habe ich den Eindruck, die USA wird nicht aufhören, bis sie auch russland an die Wand gedrückt hat.
Möge ihnen das niemals gelingen.