Oben und unten kann man die Namen einfach vertauschen
bei den folgenden Artikel geht das auch: (nur sollte ich dann doch Libyen schreiben und statt Siryen Syrien !)
Libyen: Die Organisationen und das Führungspersonal der “demokratischen Opposition”
Diesen Artikel von Sepp Aigner habe ich aus “kritische massen” herauskopiert. “Kritische Massen” werden dringend gebraucht: hier kann man sie finden: http://kritische-massen.over-blog.de
Libyens Brandstifter und ihre Grundlagen
In einer anderen rückschrittlichen Tradition stehen die Kräfte der ‘Libyschen Verfassungsunion’, hinter der die königstreuen Anhänger der alten, 1951 von Italien unabhängig gewordenen Monarchie stehen, deren Herrschaft Gaddafi 1969 mit einem Staatsstreich beendete. Sie wird vom 48-jährigen Enkel des letzten Königs, Kronprinz Mohammed al-Senousi geführt, der ebenfalls seit langem wie Ibrahim Sahad aus den USA die Propaganda- und Umsturzaktivitäten gegen Gaddafi anleitet. Im Jahre 2005 nahm er an der schon erwähnten Londoner Konferenz mit seinen Anhängern teil, um der Welt (insbesondere den USA und Großbritannien) zu zeigen, dass es zu Gaddafi eine Alternative gäbe, die nicht “islamistischer Extremismus” ist. Gleich zu Beginn der Aufstände in Libyen zog es ihn jetzt nach Ägypten, wo er einem westlichen Diplomaten den Kontakt zum Nationalen Übergangsrat Libyens vermittelte und ähnlich wie Ibrahim Shad die Opposition aktiv unterstützte.
Die Anerkennung als offizielle und politische Vertretung der Gaddafi-Opposition erhielt ein nach Ausbruch der Unruhen gebildeter ‘Nationaler Übergangsrat Libyens’. Ohne sich vorher auf irgendeine innere Organisation Libyens stützen zu können, wurde dieses Gremium quasi unter höchstem Zeitdruck zusammen gewürfelt und rief seine Existenz am 5. März aus. Bezeichnend ist, dass es zuvor bereits zu einem Machtstreit der beiden führenden Gestalten Mustafa Mohammed Abdul Jalil und Abdul Hafez Ghoga kam. Abdul Jalil war Libyens Justizminister seit 2007, davor Richter in verschiedenen Funktionen in al-Bayda seit 1978. Am 21. Februar kündigte er Gaddafi die Gefolgschaft auf und kündigte meldete bereits am 26. Februar die Gründung des Rates in Bengasi unter seiner Führung an. Hafez Ghoga beanspruchte daraufhin öffentlich selbst die Führungsrolle und bestand darauf, den Rat keineswegs nur als Übergangsregierung zu verstehen.
Hafez Ghoga war ‘Menschenrechtsanwalt’ in Bengasi. Er wurde bekannt, weil er Anfang Februar mit Gaddafi zusammen kam und über über die rechtliche Stärkung des Landes mit ihm redete. Nach eigenen Angabe ging er aus diesem Gespräch mit dem Entschluss, die Protestaufrufe für den 17. Februar zu befolgen. Er wurde danach, am 19. Februar, für ein paar Tage inhaftiert und schlug sich nach der Freilassung auf die Seite der Opposition in Bengasi. In Zuge der Ausrufung der Gründung des Nationalen Übergangsrates Libyens gab Abdul Jalil im schon erwähnten Streit um Führung und Verständnis des Rates nach und man einigte sich darauf, dass Jalil der offizielle Chef sein solle und Ghoga der Sprecher nach außen.
Der 67-jährige Omar al-Hariri ist in dem Nationalen Übergangsrat für ‘militärische Angelegenheiten’ zuständig. Er ist ein alter Weggefährte von Gaddafi, nahm am Sturz der Monarchie 1969 teil. Später, im Jahre 1975, organisierte er einen Putsch gegen Gaddafi, der kläglich scheiterte und ihn über 15 Jahre ins Gefängnis brachte. 1990 begnadigt, lebte er bis zum 17. Februar in Tobruk unter Hausarrest. Den Aufstand im Februar bezeichnete er in ‘The Globe and Mail’ als spontane Erhebung der ‘Facebook-Kinder’, so als ob solche Initiativen vom Himmel fielen. Die Jugend brauche die Anleitung und Beratung von Älteren, wie ihm – fügte er hinzu. Die ‘Revolutionäre’ bräuchten die Durchsetzung einer Flugverbotszone über Libyen durch die internationale Gemeinschaft und vielleicht sogar Cruise Missiles und andere Luftangriffe auf militärische Einrichtungen und Kräfte, die an der Seite Gaddafis stünden, propagierte al-Hariri bereits an gleicher Stelle am 2. März.
Im Nationalen Übergangsrat sind Mahmoud Jibril und Ali Issawi für Außenbeziehungen zuständig. Der 59-jährige Jibril war lange Jahre in der USA und arbeitete als Professor an der Universität Pittsburgh in Pensylvania. Vor wenigen Jahren ging er zurück nach Libyen und wurde Vorsitzender des Nationalen Planungsrates und 2009 Vorsitzender des Gremiums für die nationale ökonomische Entwicklung. Der US-Botschafter in Libyen, Gene Cretz, bezeichnete ihn intern als ernsten Gesprächspartner, der auf die US-Interessen eingehe: “Er scheut sich auch nicht, seine Sicht auf die US-Außenpolitik zu äußern. So etwa vertritt er die Meinung, dass die USA die große Chance nach dem Fall der Sowjet Union (nach 1989) zur Durchsetzung und Verankerung ihrer Macht im Nahen Osten verspielten.”
Ali Issawi war bis zum 21. Februar Botschafter Libyens in Indien, nachdem er im März 2009 als Minister unter Gaddafi für Wirtschaft, Handel und Investitionen entlassen wurde. Ein Dokument der französischen Botschaft in Tripolis sprach von Korruptionsvorwürfen gegen ihn. Der 1966 in Bengasi geborene Issawi war ab 2005 Generaldirektor des libyschen Programmes zur verstärkten Privatisierung der Wirtschaft.
Die beiden ‘Außenminister’ des Nationalen Übergangsrates waren diejenigen, die zunächst mit Frankreichs Staatspräsident Sarkozy über eine ‘Anerkennung’ des Rates verhandelten und diese auch prompt wenige Tage nach der Gründung des Rates erhielten, später das Europa-Parlament zum Krieg gegen Libyen aufforderten.
Die anderen Mitglieder des 31-köpfigen Nationalen Übergangsrates sind weniger von Gewicht, repräsentieren zum Teil örtliche und regionale Kräfte. Das gilt auch für Abdul Jalil, der seine Machtbasis vor allem in al-Bayda haben soll und für Hafiz Ghoga, dessen Anhänger schwerpunktmäßig in Bengasi sind.
Obwohl der Nationale Übergangsrat sich nach außen hin gegen eine westliche direkte Intervention in Libyen aussprach, waren alle wesentliche Führungspersonen sich einig über die Notwendigkeit von Sanktionen gegen das Gaddafi-Regime und einer Fugverbotszone, wie sie im jetzigen Krieg gegen Libyen herbeigebombt wurde. Das ist auch nicht sonderlich verwunderlich. Denn hinter dieser Neuauflage früherer Putsche gegen Gaddafi stehen keine sonderlich starken Kräfte, es fehlt an Organisation, vor allem im militärischen Bereich und an Bewaffnung. Es fehlt an logistischer und unterstützender Ausstattung der Opposition im Osten Libyens, um von dort über eine große Entfernung nach Westen mit schwacher Bewaffnung und keiner nennenswerten Luftabwehr nach Tripolis voran zu kommen.
Am 24. März sagte ein Sprecher des Nationalen Übergangsrates, Mustafa Gheriani, dass man etwa 17.000 Aufständische auf seiner Seite bewaffnet habe. Die meisten von ihnen sind jedoch keine ausgebildeten Soldaten, sondern einfache Zivilisten, wie etwa Musiklehrer, Köche oder Angestellte. Häufig sind es auch nur junge Männer, denen man eine Waffe in die Hand gedrückt hat. Und etwas deutlicher noch wurde der am letzten Mittwoch (23. März) frisch ernannte ‘Finanzminister’ des Nationalen Übergangsrates, Ali Tarhouni, laut ‘The New York Times’ am Tag vor seiner Ernennung. Nach der (von außen angeheizten) Erhebung hätten die Rebellen gezaudert, sich zu organisieren. Beim derzeitigen Bemühen, die bewaffneten Einheiten von Gaddafi zu schlagen, seien sie auf die Hilfe durch die alliierten Luftschläge und auf ‘junge Männer mit Waffen in den Händen’ angewiesen, weil die Rebellenarmee, von der ihre Anführer prahlten, lediglich 1.000 ausgebildete und erfahrene Soldaten in ihren Reihen habe. “Der Prozess war und ist chaotisch”, sagte Ali Tarhouni.
Neben diesen Offenbarungen über das Abenteurertum der Anstifter und Führungsköpfe des libyschen Aufruhrs ist auch hier der Hintergrund des neuen ‘Finanzministers’ hilfreich zum Verständnis der Opposition in Bengasi. 35 Jahre schon lebt Tarhouni in den USA, war dort Professor für Ökonomie an der Universität von Washington. Vor einem Monat erst kehrte er aus den USA nach Libyen zurück. Die Opposition um den Nationalen Übergangsrat verspricht sich gerade wegen seiner guten Kontakte zur us-amerikanischen politischen Elite einen Anschub bei der internationalen (pro USA und EU) Unterstützung ihrer Ziele.
Abrunden lässt sich das Bild noch durch eine Beschreibung der libyschen Oppositionskräfte, die der deutsche Friedensforscher Jochen Hippler im österreichischen Standard wenigen Tagen in einem Interview formulierte: “… in Libyen existiert eine Situation des Chaos. Wir haben derzeit zwei getrennte Bürgerkriege: einen im Osten, einen im Westen. Und im Moment ist der Süden dabei, auf Seiten Gaddafis in diesen Konflikt einzutreten. Und zwar nicht, weil man Gaddafi unterstützen möchte, sondern weil man die Spaltung des Landes verhindern möchte. Das Öl liegt im Osten und sollte der wegfallen, hat der Rest des Landes nur mehr 20 Prozent des Öls. Wir haben prodemokratische Kräfte, aber auch Sezessionisten, denen Gaddafi nicht wichtig ist, solange der Osten unabhängig wird. Dann haben wir noch die Stämme, Mafiaorganisationen, die das gegenwärtige Chaos ausnützen und religiös-extremistische Organisationen, die ihr eigenes Süppchen kochen wollen. Jede dieser Strömungen ist für sich noch einmal mehr oder weniger stark unterteilt. Manche Gaddafi-Feinde kämpfen im Moment gegen Aufständische, weil sie gegen eine Spaltung des Landes sind.”
Zweifellos hat der Aufruhr in Libyen auch notwendige und gerechte Forderungen und Sehnsüchte vieler, vor allem junger Menschen im Lande aufgegriffen. Aber die Fakten deuten darauf hin, dass diese Erhebungen von pro-westlichen Kräften im Ausland angestachelt und voran getrieben wurden. Dabei fehlte es in jeder Hinsicht an organisatorischer und militärischer Basis für eine, nach allen früheren Ereignissen von Anfang an absehbare militärische Auseinandersetzung mit dem Gaddafi-Regime. Solche Verantwortungslosigkeit gegenüber dem Schicksal der Volksmassen aber liefert bewusst und absichtlich die sich erhebenden Menschen brutalen Selbstbehauptungsaktionen der Regierung aus und hat überhaupt nur dann Sinn, wenn die Akteure von Anfang an auf die politische und – wie derzeit erfolgt – militärische Rückendeckung vom Ausland aus setzen. Dazu braucht man dann die behaupteten oder auch echten Gräuel der herrschenden Kräfte, denn nur so lässt sich heutzutage am besten solches verbrecherische Vorgehen ideologisch in den Ländern der westlichen Imperien durchsetzen. Es ist schwer vorstellbar, dass bei einem Erfolg der libyschen Opposition mehr für das libysche Volk herausspringt, als vergleichsweise eine Regierung und Zustände wie derzeit im Irak (was dort mit dem ‘kleinen Kollateralschaden’ von ca. 1 Mio. Toten bezahlt wurde).
Text: hth / Foto: LandDestroyerReport
http://tv-orange.de/2011/03/offener-brief-an-frau-merkel-zu-libyen/ … unter diese vom obigen Kommentator empfohlenen tv-orange-adresse (die sich wohl nach dem orange-Modell der ukrainischen orangenen “Revolution” so nennt, die diese blondgezopfte Öl- und GAS-Gräfin und ihren nicht minder demokratischen Partner an die Macht geputscht hat) findet man einen “Offenen Brief unter dem Banner der Idris-Raubmonarchie über Libyen, die die Briten 1951 installiert haben, um das Vordringen der bewegung für die (nasseristiasche) Vereinigte Arabische Republik und somit den Verlust dieser Billig-bis Gratistankstelle ihrer Majestät BP zu verhindern. Im Moment sterben die meisten Zivilisten unter alliertem Bombardement… die zerstörung und verstrahlöung der höchstentwickelten Infrastruktur Libyens, das Zurückbomben ins Mittelalter wie inm Irak wird einige Millionen Menschen das Lebenkosten…. und die Kinder und Enkel werden noch dran krepieren…
Nach der Logik des Autors sollten doch die Oppositionskritischen Leute in Deutschland internationale Brigaden zur Unterstützung Gaddafis organisieren ?
Und nach einem Sieg der demokratischen Bewegung in Libyen sofort die Beziehungen zu Libyen abbrechen ?
Allen Kritikern der Flugverbotszone wünsche ich, dass sie in ihrem künftigen Wirken immer daran denken, alles dafür getan haben, um ein zehntausendfaches Massaker an der Bevölkerung Benghazis zu ermglichen. Gott sei dank wurde dies durch die Flubverbotszone verhindert.
Ich empfehle zu diesem Thema die Artikelserie :
http://tv-orange.de/2011/03/gaddafis-politik-ist-unberechenbar-aber-die-freiheitsbewegung-wird-siegen/