Um die USA zu verstehen, muessen wir uns immer vor Augen halten,
dass dieses Land NICHT von Sklaven gegruendet wurde,
die mit ¨frei¨ meinten: ¨niemandes Sklave und niemandes Sklavenhalter¨,
SONDERN von Sklavenhaltern, die mit ¨frei¨ etwas ganz anderes meinten:
¨die Sklaven auspressen und die Einheimischen um ihr Eigentum
– und letztlich um ihr Leben – bringen,
frei von moralischen Skrupeln aller Art, frei von Gesetzen,
frei insbesondere von der Einrede eines Monarchen und seiner Beamten¨.
Der wirkliche Freiheitskampf fand 1772 bis 1777 in Surinam statt,
als die Hollaender – letztlich vergeblich – versuchten, die aus eigener Kraft freigeworden Marrons
[auch genannt: ¨weglopers¨ = ¨von der Plantage weggelaufene Sklaven¨, die sich im Urwald ein freies Leben schufen]
zurueckzuzwingen. Ueber diesen groesssten aller Bonikriege [und ersten krieg des Neokolonialismus]
berichtete seinerzeit John Gbariel Stedman [1744-1797].
Mit solidarischen Gruessen,
Samy Yildirim
1501 CP Zaandam
Nordholland
Niederlande
From: „zambon“ <zambon@zambon.net>
To: undisclosed-recipients: ;
Subject: WG: Die CIA gestaltet eine Regierung / Horst Schäfer
Date: Wed, 27 Jul 2011 09:23:07 +0200
„Es gibt viele Arten zu töten. Man kann einem ein Messer in den Bauch
stechen, einem das Brot entziehen, einen von einer Krankheit nicht heilen,
einen in eine schlechte Wohnung stecken, einen durch Arbeit zu Tode
schinden, einen zum Suizid treiben, einen in den Krieg führen usw. Nur
weniges davon ist in unserem Staat verboten.“
Bertolt Brecht
http://www.sopos.org/aufsaetze/4e1ca30a86281/1.phtml
Die CIA gestaltet eine Regierung
Horst Schäfer
Mörder sind erfinderisch. Doch auch wenn sie ihre Bluttat als »gezieltes
Töten« umschreiben: Es bleibt Mord. In diese Kategorie gehören auch die
jüngsten völkerrechtswidrigen Aktivitäten der USA bei der »Entsorgung« oder
»Liquidierung« oder »Beseitigung« unliebsamer Zeitgenossen durch
Spezialkommandos (Osama bin Laden) oder die Mord-Versuche mit
raketenbestückten Drohnen (Muammar al-Gaddafi). Dieses gezielte Morden in
Ländern wie Irak, Afghanistan, Pakistan, Jemen oder jetzt Libyen wird oft
damit erklärt oder sogar gerechtfertigt, daß die USA nach dem furchtbaren
Anschlag auf die Türme des World Trade Center in New York am 11. September
2001 das Recht hätten, sich in »Selbstverteidigung« mit einem »Krieg gegen
den Terror« zur Wehr zu setzen. Aber wie war es denn vor 2001?
Als sich der US-Kongreß 1975 mit den Plänen der US-Präsidenten Eisenhower,
Kennedy, Johnson und Nixon (1953 bis 1974) befaßte, durch gezielte Tötungen
unliebsame Politiker wie Lumumba (Kongo), Che Guevara und die Gebrüder
Castro (Kuba) sowie General Schneider (Chile) oder lästig gewordene
Verbündete wie Trujillo (Dominikanische Republik) und Diem (Südvietnam) aus
dem Weg zu räumen, nannte man es noch Mord, und die Aufsehen erregenden
Untersuchungsergebnisse des Kongresses wurden in einem »Mord-Report«
veröffentlicht (s. das im Dezember 2001 unter diesem Titel erschienene
Ossietzky-Sonderheft).
Auch gezielte Massenmorde – zumeist an Kommunisten oder solchen, die dazu
erklärt und deren Namen auf Todeslisten festgehalten wurden – gehörten laut
Kongreßuntersuchungen zum Repertoire von US-Regierungen, so in Indonesien
1965, in Vietnam während der »Operation Phoenix« in den 1960er Jahren sowie
in lateinamerikanischen Staaten.
Ein Beispiel dafür ist Guatemala. Der mittelamerikanische Staat war bereits
in den 1950er Jahren ein Modellfall für die spätere Terror- und
Invasionspolitik der USA gegenüber Kuba. Der bürgerlich-demokratische
Politiker Jacobo Arbenz hatte 1950 vor der Wahl versprochen, einen Teil der
riesigen Kaffee- und Bananen-Plantagen des US-Konzerns United Fruit Company
– später umbenannt in Chiquita Brands International – an arme landlose
Bauern zu verteilen.
Arbenz wurde demokratisch mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt, doch
für die US-Regierung war die angekündigte Enteignung von Ländereien – selbst
gegen Entschädigung – schon Kommunismus pur. Sie befürchtete, eine solche
Politik könnte Nachahmer in Lateinamerika finden.
Washington hatte schon vor der Wahl, wie aus Regierungsdokumenten
hervorgeht, mit den Vorbereitungen für einen Staatsstreich in Guatemala
begonnen: mit der Ausbildung von Terroristen, mit Waffenlieferungen an
Agentengruppen, mit Sabotageaktionen, einem Handelsboykott und auch mit
diplomatischem Druck und Psychoterror. Der damalige US-Botschafter in
Guatemala und die gesamte diplomatische Vertretung waren tief in den Putsch
gegen die Regierung Arbenz verwickelt.
Es gab umfangreiche CIA-Listen von angeblichen Kommunisten und ihren
Sympathisanten, die nach einem erfolgreichen Putsch sofort zu verhaften
seien. Wörtlich hieß es in einem CIA-Telegramm: »Sie gehören zu denen, die
gefährlich sind für unsere Interessen … Mindestens einsperren und
deportieren …« Das Wort »mindestens« bedeutete: Die Planung gezielter
Mordanschläge auf Linke spielte bei den Putsch-Vorbereitungen der USA eine
entscheidende Rolle. Bereits drei Monate vor der Wahl lag ein CIA-Dokument
mit dem Titel »Mord-Planung Guatemala« vor.
»Mord-Planung« ist auch das Schlüsselwort eines 19 Seiten langen
CIA-Dokuments, das der US-Geheimdienst erst nach einem halben Jahrhundert
freigab. Dazu gehörte eine Todesliste mit mehr als 1.000 Namen angeblicher
Kommunisten. Bis zum US-Putsch in Guatemala im Juni 1954 stellte die CIA
weitere Listen zwecks »Auswahl von Personen zur Beseitigung« oder
»frühzeitiger Ausrottung« von Anhängern der rechtmäßigen Regierung auf.
Um sicher zu sein, daß die geplanten Morde zur Zufriedenheit der Initiatoren
ausgeführt würden, verfaßte die CIA 1953 ein Handbuch für »Assassinations«,
also politische Morde, das später vielen Militärdiktaturen in Lateinamerika
als Arbeitsmaterial diente. Darin wurden Vorgehensweisen und Instrumente für
einen Mord ausführlich und genau beschrieben und empfohlen: »Die einfachsten
örtlichen Werkzeuge sind oftmals die effektivsten Mittel für den Mord.
Hammer, Axt, Schraubenschlüssel, Schraubenzieher, Feuerhaken, Küchenmesser,
Lampenständer oder alles, was hart, schwer und handhabbar ist, wird genügen.
Alle improvisierten Waffen haben den wichtigen Vorteil der Verfügbarkeit und
offensichtlichen Harmlosigkeit.« Sollte für den Mord eine scharfe,
messerähnliche Waffe verwendet werden, dann riet das CIA-Mordhandbuch:
»Stichwunden in den Körper sind unzuverlässig, wenn nicht das Herz getroffen
wird …Völlig zuverlässig ist es, das Knochenmark im Halswirbelbereich zu
durchtrennen …«
Besonderen Wert legte die CIA auch auf die Tarnung der Mordanschläge.
»Mord-Anweisungen sollten niemals aufgeschrieben oder aufgezeichnet werden«,
heißt es im Mord-Handbuch. Man brauche immer die Möglichkeit, glaubhaft zu
dementieren. Das bald 60 Jahre alte CIA-Dokument räumt sogar ein, daß
politischer Mord moralisch nicht zu rechtfertigen sei. Daher, so der Rat des
US-Geheimdienstes, »sollte er von moralisch überempfindlichen Personen nicht
versucht werden«.
Am 9. Juli 1954 – nach dem erfolgreichen US-Putsch in Guatemala – konnte das
Putschhauptquartier an die CIA-Zentrale in Washington voller Stolz melden:
»Es sieht jetzt so aus, daß die gegenwärtige Regierung von Guatemala
vollständig von der CIA … gestaltet worden ist.« Die Politik des gezielten
Mordes und Totschlags hatte sich bezahlt gemacht. Auch heute scheinen die
Kriegsbrandstifter – nicht nur in Libyen – auf eine ähnliche Mord-Dividende
zu hoffen.
Erschienen in Ossietzky 14/2011
<http://www.sopos.org/ossietzky/ausgabe.php3?id=244>