Das Amulett -aus einem beim Torfstechen im Börgermoor gefundenen Knochen geschnitzt- hat Wilhelm Pfannmüller bei allen Kämpfen, bei seiner Rückkehr aus dem Krieg, bei seiner Wiederaufbau-Arbeit für ein vereintes demokratisches Deutschland immer getragen. Wahrscheinlich die Seite mit dem Namen seiner Frau nach hinten zum Herzen, so dass sie ihm „immer am Herzen lag“ und die Seite mit der Gravur „Moor 1937“ nach vorn.
Dem Widerstandskämpfer gegen den Hitlerfaschismus, dem Mittel-Gründauer Nachkriegs-Altbürgermeister Wilhelm Pfannmüller wird in seiner Heimatgemeinde aktuell jede Ehrung verweigert. Der Antrag, das von ihm miterbaute Volkshaus auf seinen Namen zu taufen oder wenigstens eine Straße oder den Ortseingangskreisel, wurde von der CDU-FWG-Mehrheit abgelehnt . U.a. mit der Begründung, Wilhelm Pfannmüller , sei Mitglied in einer verbotenen Partei gewesen. Damit war nicht das Verbot der KPD von 1956 gemeint, denn da war Pfannmüller bereits seit mindestens 3 Jahren SPD-Mitglied. Die Begründung bezog sich auf das Verbot der KPD durch die Nazis. Die Ehrung von älteren SPD-Mitgliedern müsste dann von dieser Mehrheit auch abgelehnt werden, denn auch die SPD wurde von den Faschisten verboten. Die Gewerkschaften ebenfalls.
Bild: Niedersächsisches Staatsarchiv.
Es zeigt Wilhelm Pfannmüller (1904 – 1990) kurz nach seiner “Einlieferung” im KZ Börgermoor durch die SS. Sein gesichtsausdruck zeigt seinen trotz der folternden SA-&SS-Mörderbanden ungebrochenen Stolz. Und diesen stolzen Gesichtsausdruck konnte ich ab 1987 noch kurze einige Male sehen. Und ich beneide meinen Freund und Kollegen , den Frankfurter Historiker Dr. Manfred H.W. Köhler darum, dass er noch bis kurz vor Wilhelm Pfannmüllers Tod Interviews mit ihm machen konnte: zur Geschichte der KPD, der SPD , des Widerstands gegen die NAZIS und zur Geschichte des Wiederaufbaus des Landes Hessen als ein demokratisches Bundesland.
Wilhelm Pfannmüller war in der Weimarer Republik führendes Mitglied der KPD in der „roten Hochburg“ Mittel-Gründau. Er war „Rot-Sportler“, Bahngewerkschafter bis dem Gleisbauer und gelernten Schuhmacher als Aktivisten der „RGO“, der „Revolutionären Gewerkschafts-Opposition“ von der Reichsbahn gekündigt wurde und er dann als Kohlenträger in Frankfurt arbeiten musste. Dabei lernte er seine Frau Ida kennen, die in einem betuchten Haus als Dienstmädchen arbeitete, weil sie im Ruhrgebiet keine Arbeit fand.
Wilhelm Pfannmüller hat noch Mitte 1933 Flugblätter mit der Aufforderung zum Sturz Adolf Hitlers verbreitet. Er wurde bereits in den 20er Jahren wegen seiner politischen und gewerkschaftlichen Aktivitäten in der Weimarer Republik auf die schwarzen Listen der SA gesetzt u.a. wegen der Unterstützung der Lohnforderungen und Streikvorbereitungen der schon lange vor der Machtübernahme der Nazis „freiwillig“ bei Hungerlohn fron-arbeitsdienstverpflichteten Bayernmädels und Fuldamädels aus der Rhöner Armut auf den fürstlich Ysenburg-Büdingenschen Domänen und wegen seiner regionalen Organisation der Volksabstimmung für die entschädigungslose Enteignung des deutschen Hochadels wegen dessen Kriegstreiberei und Kriegsgewinnlerei im ersten Weltkrieg.
Nach seiner Verschleppung in Schutzhaft nach Büdingen wurde ihm der Prozess „wegen Hochverrats“ gemacht, er wurde zu 4 oder 5 Jahren Zuchthaus verurteilt, saß im Zuchthaus Marienschloss-Rockenberg bei Gießen ein und wurde von dort 1937 in das Emsland KZ-„Börgermoor“ verschleppt. Mit Carlo Mierendorff organisierte er im KZ-„Börgermoor“ den Widerstand und schwor sich zusammen mit Carlo Mierendorff und Anderen gegen den Faschismus und seine Wurzeln zusammenzuarbeiten und die beiden Parteien KPD und SPD dafür zusammenzubringen.
Im KZ hat er sich in Absprache mit dem Lagerwiderstand seine „Wehrwürdigkeit“ erarbeitet, die ihm als Kommunisten 1933 aberkannt wurde. Damit bestand die Möglichkeit aus dem KZ zu entkommen mit der Rekrutierung in das Strafbataillon 999. Im „Börgermoor“ war allen klar: „Flucht wird nur das Leben kosten!“ – wie es im Lied der „Moorsoldaten“ heißt.
Wilhelm Pfannmüller wurde in Griechenland und Jugoslawien eingesetzt zur Errichtung von Brückenköpfen. Da er wußte, dass er im Anschluss solcher erfolgreicher Errichtung als Kommunist in der Regel von der SS erschossen würde, desertierte er bei einem solchen Brückenkopf-Unternehmen zur Partisanen-Armee Titos und wurde dort im „Ernst-Thälmann-Regiment“ aufgenommen, in dem alle in Jugoslawien desertierten deutschen Soldaten zusammengefasst waren. Der Beitrag dieses Regiments zur Verkürzung des 2. Weltkrieges hat zusammen mit denen in Griechenland, in der UdSSR aus dem Strafbataillon 999 Desertierten und in entsprechende Einheiten gegen die NAZI-Wehrmacht und die SS-Verbände kämpfenden deutschen Soldaten hunderttausenden Menschen das Leben gerettet. Pfannmüller wurde aber nicht an der Front eingesetzt sondern als Schulungsleiter im Kriegsgefangenenlager in Belgrad, wo er Entnazifizierungs- und Demokratisierungs-Arbeit leistete, die Gefangenen umschulte für den Wiederaufbau eines demokratischen Deutschland.
Dass Wilhelm Pfannmüller – auf den Fahrrad aus dem Krieg heimgekehrt – als Mitarbeiter der Büdinger Spruchkammer den braunen Goldfasanen, Arisierungs- und Kriegsgewinnlern, Kriegsverbrechern und Folterknechten nachspürte und die vor die Militärgerichte und auch noch vor die folgenden deutschen Zivilgerichte brachte, das haben ihm einige Seilschaften von Mitläufern der Nazis und stramme alte braune Führungskräfte nicht vergessen. Bis heute nicht.
Er ermöglichte mit einer List gegen die US-Militärregierung die Gründung des aus Rot-Sport(KPD-Sportverein) und Blau-Weiß (SPD-Sportverein) zusammengeschlossenen Sportvereins SKG, der Sport- und Kultur-Gemeinschaft Mittel-Gründau …. Da die US-Militärregierung zunächst keine Sportvereine, besonders keine Fußballvereine genehmigte, gewann Wilhelm Pfannmüller die Mitglieder des Mittel-Gründauer Gesangsvereins „Eintracht“ für seine List: die Eintracht bildete bei dem Antrag auf Zulassung des Vereins die Kulturabteilung, weil die US-Militärregierung Kulturelle vereine sofort genehmigte, da die zur Entnazifizierung beitragen würden. Nach der Zulassung des Vereins stieg die Eintracht wieder aus, wie vorher abgesprochen … Lediglich eine kleine SKG-Kultursparte blieb: die Vorgänger der SKG-Theatergruppe N8schicht.
Das Amulett aus einem beim Torfstechen im Börgermoor gefundenen Knochen geschnitzt hat Wilhelm Pfannmüller bei allen Kämpfen, bei seiner Rückkehr aus dem Kreig, bei seiner Wiederaufbau-Arbeit für ein vereintes demokratisches Deutschland immer getragen.
Wahrscheinlich die Seite mit dem Namen seiner Frau nach hinten zum Herzen, so dass sie ihm „immer am Herzen lag“ und die Seite mit der Gravur „Moor 1937“ nach vorn.
Siehe auch dazu:
“Wäre Wilhelm Pfannmüller Bürgermeister von Dachau geworden … wie Georg Scherer .. statt Bürgermeister von Mittel-Gründau …” Zur Geschichte des deutschen kommunistischen Widerstands gegen die NAZIS
Bild: Niedersächsisches Staatsarchiv.
Es zeigt Wilhelm Pfannmüller (1904 – 1990) kurz nach seiner “Einlieferung” im KZ Börgermoor durch die SS. Sein gesichtsausdruck zeigt seinen trotz der folternden SA-&SS-Mörderbanden ungebrochenen Stolz. Und diesen stolzen Gesichtsausdruck konnte ich ab 1987 noch kurze einige Male sehen. Und ich beneide meinen Freund und Kollegen , den Frankfurter Historiker Dr. Manfred H.W. Köhler darum, dass er noch bis kurz vor Wilhelm Pfannmüllers Tod Interviews mit ihm machen konnte: zur Geschichte der KPD, der SPD , des Widerstands gegen die NAZIS und zur Geschichte des Wiederaufbaus des Landes Hessen als ein demokratisches Bundesland.
Wilhelm Pfannmüller war – als das Bild in Börgermoor aufgenommen wurde- gerade nach einer Zuchthausstrafe aus Rockenberg/ Marienschloss entlassen und sofort ins Emsland gekarrt worden. Wegen Anstiftung zum Hochverrat, dem Verteilen von Flugblättern, die zum Sturz Adolf Hitlers aufforderten, war er bereits 1933/34 zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Damals wurde er sofort in das SA-KZ Osthofen verschleppt und dort gefoltert. Er sollte alle kommunistischen und sozialdemokratischen Gewerkschafter in Frankfurt, Hanau, Gelnhausen, Mittel-Gründau, Haingründau und Breitenborn, bei der Reichsbahn, in Düdelsheim, Orleshausen, Eckartsroth, Lissberg, Selters, Bleichenbach, Aulendiebach, Kalbach …bis nach Hirzenhain (bei BUDERUS!) Glauburg, Stockheim, Ranstadt, Nidda, Hungen usw. nennen, die sich an der Verbreitung dieser Flugblätter beteiligt hatten. Er hat niemanden verraten. Das taten keine Handvoll Andere (anfänglich hatte die NSDAP nämlich in Mittel-Gründau nur 4 Mitglieder, viel mehr wurden es auch später nicht). In Börgermoor arbeitete Wilhelm Pfannmüller im Widerstand zusammen u.a. mit: Adolf Bender, Maler / Friedrich Ebert junior, 1933 SPD/ Johann Esser/ Rudi Goguel / Hans Hackmack / Ernst Heilmann / Heinz Junge / Alfred Kantorowicz, Professor der Zahnmedizin der Universität Bonn / Hanns Kralik, Maler und Grafiker / August Landmesser, verurteilt wegen “Rassenschande” / Wolfgang Langhoff / Alfred Lemmnitz / Wilhelm Leuschner ADGB/SPD / Carlo Mierendorff SPD / Leonhard Oesterle / Felix Plewa / Karl Schröder /Erwin Schulz letzter überlebender „Moorsoldat“ [3] /Alexander Schwab / Raimund Zimpernik ….
Johannes Esser und Wolfgang Langhoff sind die Autoren der “Moorsoldaten”
Warum so viel Widerstand gegen einen Widerstandskämpfer?
Ein Altbürgermeister & Widerstandskämpfer,
ein KZ-Opfer & Deserteur (aus der Strafkompanie 999)
erhält von Bundespräsident Scheel das Bundesverdienstkreuz
aber keine Straße, nicht Mal (s)eine Halle wird nach ihm benannt. WARUM ?
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