VerSchwendter verschwunden, (zum 3 Todestag Prof. Dr. Dr. Dr. Rolf Schwendters)
HaBEs Katzenjammer
für Rolf Schwendter
Prof. Dr.Dr.Dr. Rolf Schwendter (Scheßwendter) ist am Sonntag, dem 21.07. 2013 in Kassel gestorben
Er wird sich mit Wolfgang Neuss treffen, unten am Lagerfeuer wie einst oben auf der Burg Waldeck und sie werden schon Mal ne Percussion-Formation aufziehen. es wird ein Höllenspektakel und einen Heidenlärm geben ….. und ich ? Ich komme schon wieder mal zu spät
Und das ist es vielleicht, was so viele an ihm lieben:
(Wer hier das youtube-video mit Schwendters Version des “I can get no Satisfaction” nicht findet, kann es bei wikipedia ansehen)
Die Persiflage auf die Rolling Stones ist eigentlich keine, ist aber mit der fast linearen Übersetzung weiter Teile des I cant get no satisfaction unerreicht und bestätigt u.a. dass Rolfs minimalistische performance die Inhalte mehr in den Kopf als in den Bauch transportiert, was letztlich auch die Befreiung des Bauches befördert: man hört einfach genauer hin: es kann die Befreiung der Bäuche nur das Werk der Köpfe sein.. na ja. die Füllung der leeren Bäuche können leere Köpfe eben nun Mal nicht schaffen… Verkopft war Rolf Schwendter weder 2008 in Marburg noch 1968 in Frankfurt. Er war auf unsrer Seite, als wir mit Thomas Weissbecker und Holger Meins zusammen die pardon-Redaktion stürmten. Bärmeier & Nickel wollten uns mit einer Schülerzeitung namens UNDERGROUND ködern und versprach der “werbenden Wirtschaft”, er wolle den aufbegehrenden Schülern, Lehrlingen und Studenten mit roten Ringelsocken und Rolling Stones und Mao-Fibeln die Mäuler stopfen.
Rolf … auf dem Jugendhof Dörnberg, in der Pupille in Frankfurt haben wir uns getroffen, aber nur kurz, weil du lieber im Studentenhaus, an der Bockenheimer Warte und noch lieber an der Hauptwache die Leute zusammentrommelassingsangeln wolltest.
Und ich versprech dir, das wird ein schönes Leben nach dem Tod: Meine Trommelstöcke sind zersägte Laufstall-Streben.
Ich trommle laut
ich trommle laut
und wär so gern
1971 erschien die erste Auflage seiner Theorie der Subkultur. Von 1971 bis 1974 war er Assistent am Institut für Politische Wissenschaft der Universität Heidelberg. Von 1975 bis zur Emeritierung 2003 war er Professor für Devianz-Forschung an der Universität Kassel.
Rolf war eine Zentralfigur verschiedener Bewegungen wie der Gesundheitsläden, der deutschen Antipsychiatrie und des Mannheimer Kreises „Kritische Psychiatrie“, des Theoriearbeitskreises Alternative Ökonomie in der Arbeitsgemeinschaft Sozialpolitischer Arbeitskreise (AG SPAK). Er baute die „Sozialpolitische Gesellschaft“ auf, betreute das jährliche Mainzer Festival „Open Ohr“ und sang gelegentlich auf Tagungen in Evangelischen Akademien. Und bis zuletzt organisierte er am 1. September in Wien Lesungen zum Antikriegs-Tag.
Er war Mitbegründer des Ersten Wiener Lesetheaters und Zweiten Stegreiftheaters und des Vereins zur Förderung alternativer Kultur e. V. in Kassel, den Kasselänern meistens als „Offenes Wohnzimmer“ bekannt. Von 1992 bis 2002 war er Vorstandsmitglied der „IG Freie Theaterarbeit“ in Wien und von 2001 bis 2005 Präsident der Internationalen Erich Fried Gesellschaft.