Will Steinberg war der am 4. April 1892 geborene Sohn von Michaelis Steinberg und Anna Steinberg, geb. Kohn. Er arbeitete als Schriftsteller für Bühne und Film und wohnte bis zu seinem Freitod 1934 in Berlin-Prenzlauer Berg.
Dass er sich wegen des Verlustes einer Freundin am 6. Dezember 1934 in seiner Wohnung am Prenzlauer Berg, direkt neben der Synagoge das Leben nahm? Vermutlich hätte er sich in den 20ern deshalb nicht umgebracht, aber 1934 war es für einen jüdischen Schriftsteller & Librettisten verdammt schwer, auch nur noch Gelegenheitsaufträge bei der UFA zu erhalten, wenn man ihn nicht schon in die „wilden SA-KZ“ verschleppt hätte. Seine Werke durften nicht mehr aufgeführt werden und wenn, dann nur unter schwierigsten Bedingungen. So konnte er von seiner Arbeit nicht mehr leben. Das hat seine suizidäre Grundstimmung geschaffen.
Will Steinberg muss nach der Jahrhundertwende und in den 20er Jahren kein glühender Nationalist gewesen sein.
Aber sicher galt für ihn: wes Brot ich ess, des Lied ich sing — In den Zehner und Zwanziger Jahren schrieb er zahlreiche Operetten-Libretti. Und ein Wenig der politischen Haltung, die in seinen Texten propagiert wird, dürfte auch die Seine gewesen sein:
Eines der Lieder geht so:
Von rechts der Feind von links der Feind
So drohen uns die Gefahren
doch sind wir alle treu vereint
und trotzen kühn den Barbaren
Wir fürchten nicht die ganze Welt
und ziehen voller Mut ins Feld
Wir müssen siegen! Wir müssen siegen!
Alle umschlingt uns ein festes Band
einig im Kampfe fürs Vaterland
Der Russe grunzt, der Franzmann kräht
es brüllt der Löwe der Britten
Doch Deutschlands-Öst´reichs Adler späht
denn nie wird Unrecht gelitten
Wir zittern und wir zagen nicht
erfüllen unsere Bundespflicht
Wir müssen siegen! Wir müssen siegen!
Alle umschlingt uns ein festes Band
einig im Kampfe fürs Vaterland
Der Kaiser rief und alles kam
vom Fürstensohn bis zum Bauer
Ein jeder gleich die Flinte nahm
nicht scheuend Tod noch Trauer
So ziehn wir froh ins Feld hinaus
vertraun auf unser Kaiserhaus
Wir müssen siegen! Wir müssen siegen!
Alle umschlingt uns ein festes Band
einig im Kampfe fürs Vaterland
(in anderer Form mit upgedatetem Inhalt gauckt der Biermann heute wieder für den Heldentod und statt Wahlkaiser könnte er so Präsidenten-Nachfolger-Gemeinschafts-Kandidat der RosaSchwarzGrünen werden)
Leserbrief “aus dem Papierkorb der jungen Welt” oder hat se den DROSTE-Brief vom Thomas Immanuel Steinberg doch noch abgedruckt ?
Bild aus: http://steinbergrecherche.com/inwillsteinberg.htm
Thomas Immanuel Steinberg, der Exil-EZBankfurter wurde 1945 in Berlin geboren, wohnte in Tübingen, Nürnberg, Minneapolis, Duisburg, Schweinfurt und Frankfurt am Main und lebt seit 1987 in Hamburg. Von dort aus hat er jetzt an meinen “LieblingsLyriker” und bei gelegentlichen Angriffen durch “graue Wölfe” und andere nette Menschen – mich links liegen lassenden jW-Lieblings-Feuilletonisten, Wiglaf Droste, einen netten Leserbrief geschrieben. Ich hoffe die junge Welt hat ihn schon oder druckt ihn noch ab … oder leitet ihn wenigstens an ihren tagtäglichen “Kultur nicht ganz bei Droste”-Schreiber weiter.
Warum ich das gerne hätte ?
Nun, weil der gerade kein Zeit hatte, bei dem Angriff vor den Toren der Frankfurter Buchmesse “sich um jeden Dreck zu kümmern”, weil er ja in zwei Stunden “eine Lesung am Stand der FRANKFURTER RUNDSCHAU habe!”.
Nun Mal ehrlich, so ne bezahlte Promi-Lesung bei der FR hätte ich 2008 auch gern und finanziell dringend notwendig? Nö: nötg gehabt! …. (so viel SozialNeid-Debatte muss auch hier sein). Leider konnte er auch nicht meinem Verleger Dr. Giuseppe Zambon Beschied sagen, auf dass der mir hülfe. Ich hatte Wiglaf noch zurufen können: “Ich habe kein Handy und auch nicht die Handynummer vom Zambon-Verlag”, aber da war er in seinem weitschweifenden Künstlermantel mit tief ins Gesicht gerutschtem Filzhut (so was tragen halt prominente Literaten!) schon hinter der Tür verschwunden.
Jetzt Thomas-Immanuel Steinbergs Leserbrief:
Wiglaf Droste hat sich zum ubiquitären Antisemitismus-Vorwurf geäußert. Dazu dieser Leserbrief: Welcher Deutsche behauptet denn, als Deutscher dürfe er nichts gegen Israel sagen? Kann Droste einen nennen? Wohl aber gibt es Deutsche, die jede Verurteilung der israelischen Staats- und Regierungspolitik, und vor allem jedes aktive Eintreten gegen sie, mit Lügen und Diffamierungen zu diskreditieren trachten. Und diese Deutschen hatten bisher recht viel Erfolg mit ihren Einschüchterungsversuchen. Würde auch Droste einmal gegen die israelische Staats- und Regierungspolitik eintreten, was er zweifellos darf, so könnte er, denke ich, noch kaum irgendwo anders als in der jungen Welt seine Lyrik unterbringen. Aber nur zu, Wiglaf Droste! T:I:S
Den folgenden Text HaBE ich aus steinbergRecherche herauskopiert:
Ein Librettist
Wilhelm, genannt Will (auch: Willi) Steinberg, Librettist, wohnte bis zu seinem Freitod am 6. Dezember 1934 in der Rykestraße 52, Berlin NO 55 (Prenzlauer Berg), rechts neben der Synagoge. Er hatte sich gemeinsam mit seiner Mutter Anna Steinberg, geborene Kohn, das Leben genommen – wie es hieß, aus Kummer über den Verlust (oder Tod) einer Freundin. Sein Vater Michaelis Steinberg war vor Will und Anna gestorben. (1)
1919 hat Will Steinberg eine Sammlung von Liedtexten herausgegen unter dem Titel “Von Sekt und schönen Frauen”.
Hier einer seiner Texte als jpg-Datei.
In den Zehner und Zwanziger Jahren schrieb er weitere Liedtexte und, meist gemeinsam mit Anderen, Libretti zu ganzen Operetten. Eines der Lieder geht so:
Von rechts der Feind von links der Feind
So drohen uns die Gefahren
doch sind wir alle treu vereint
und trotzen kühn den Barbaren
Wir fürchten nicht die ganze Welt
und ziehen voller Mut ins Feld
Wir müssen siegen! Wir müssen siegen!
Alle umschlingt uns ein festes Band
einig im Kampfe fürs VaterlandDer Russe grunzt, der Franzmann kräht
es brüllt der Löwe der Britten
Doch Deutschlands-Öst´reichs Adler späht
denn nie wird Unrecht gelitten
Wir zittern und wir zagen nicht
erfüllen unsere Bundespflicht
Wir müssen siegen! Wir müssen siegen!
Alle umschlingt uns ein festes Band
einig im Kampfe fürs VaterlandDer Kaiser rief und alles kam
vom Fürstensohn bis zum Bauer
Ein jeder gleich die Flinte nahm
nicht scheuend Tod noch Trauer
So ziehn wir froh ins Feld hinaus
vertraun auf unser Kaiserhaus
Wir müssen siegen! Wir müssen siegen!
Alle umschlingt uns ein festes Band
einig im Kampfe fürs Vaterland
Text: Paul Lincke und Willi Steinberg – Musik: Paul Lincke – in: Weltkriegs-Liedersammlung (1926) – in diesem Buch als “Paul Linke” ohne “ck” geschrieben. Paul Lincke schrieb u.a. die Musik zu folgenden Libretti:
Casanova (Willi Steinberg und Jacques Glück), Operette, 3 Akte (5. Nov. 1913 Chemnitz, Stadttheater); Neufassung als Der König der Liebe (1931 Dresden)
Fräulein Kadett (Julius Winkelmann und Willi Steinberg), musikalisches Lustspiel, 3 Akte (1914 Dortmund)
Pst! Pst! (Leonhard Haskel und Willi Steinberg), musikalischer Schwank, 3 Akte (1917 Hamburg).
Eventuell ist das Lied aus einem dieser Stücke.
Das Theater Nordhausen und das Loh-Orchester Sondershausen haben 2011/2012 “Casanova” inszeniert und aufgeführt als
Operette in drei Akten
Libretto von Jacques Glück und Will Steinberg
nach einer Idee von Carl August Lebrun
Musik von Paul Lincke
Sie werden im Theater Rudolstadt noch 2012 auftreten am: 20.10., 19.30 Uhr; 23.10., 15.00 Uhr; 28.10., 15.00 Uhr; 02.11., 19.30 Uhr; 10.11., 19.30 Uhr; 20.11., 15.00 Uhr; 21.12., 19.30 Uhr.
Weitere Texte – zur Musik von Walter Bromme:
Mäuschen. Militärschwank mit Gesang und Tanz von Karl Müller-Malberg. Gesangstexte von Will Steinberg. Musik von Walter Bromme. Berlin: Kollo-Verlag 1917.
Die Kinopuppe. Posse in 3 Akten von Leonhard Haskel. Gesangstexte von Will Steinberg. Musik von Walter Bromme. Berlin: Bühnenverlag Ahn & Simrock, um 1917.
Prinzenliebe. Operette in 3 Akten von Gebhard Schätzler-Perasini. Gesangstexte von Will Steinberg. Musik von Walter Bromme. Berlin: Pegasus Theater- u. Musik-Verl, 1919.
Die Dame im Frack. Vaudeville in 3 Akten von Pordes-Milo (Pseudonym von Alexander Siegmund Pordes). Gesangstexte v. Will Steinberg. Berlin: Imperator, 1919.
Schäm’ dich, Lotte! Operette in 3 Akten von Georg Okonkowski u. Will Steinberg. Musik von Walter Bromme. (1921)
Schäm dich, Lotte
Wer ein Mädel liebt und küßt es nicht!
Mensch, sei helle, bleib Junggeselle.
Mascottchen. Operette in 3 Akten von Georg Okonkowski. Gesangstexte von Will Steinberg. Musik von Walter Bromme. Drei-Masken-Verlag, Berlin 1921.
Bist du glücklich, Schatz
Es gibt im Leben manches Mal Momente (Text: Georg Okonkowski)
Dazu sind die Mädels da.
Madame Flirt. Operette. Text Georg Okonkowski, Will Steinberg. (1922)
Erst kommt der Frühling, dann kommt die Liebe.
Das kannst Du machen, Kind, wenn wir geschieden sind.
Donnerwetter – ganz famos. Burleske Operette in drei Akten mit autorisierter Benutzung eines vorhandenen Stoffes von Richard Keßler und Will Steinberg. Musik von Walter Bromme. Uraufführung Berlin 1926 (Theater unbekannt).
Tausend süsse Beinchen. Ausstattungs-Revue von Georg Okonkowski und Will Steinberg. Musik von Walter Bromme. Berlin: Edition Vuvag 1925. (UA 28. März 1926, Berlin)
Madame Flirt. Operette in 3 Akten von Georg Okonkowski und Will Steinberg. Musik von Walter Bromme. (UA 15. April 1922, Berlin)
Weitere Texte – zur Musik von Walter Kollo
Die Königin der Nacht. Musikalischer Schwank in 3 Akten von Franz Arnold und Ernst Bach. Gesangstexte von Will Steinberg und Kurt Schwabach. Musik von Walter Kollo. 4D, 8H, Chor, Orchester. UA: 02.09.1921, Theater am Schiffbauerdamm Berlin. Inhalt
T:I:S, 23. Juni 2012. Wer einen Tonträger mit einem der genannten Werke hat, mögen ihn mir anbieten!
Anmerkung
(1) Michaelis Steinberg war einer der fünf Brüder meines Urgroßvaters Hirsch Lewin Steinberg (1837 bis 1920), der sich vermutlich in den Gründerjahren in Hermann umbenannte. T:I:S
URL dieses Beitrags: http://www.steinbergrecherche.com/inwillsteinberg.htm#Librettist
HaBE&HaBE&HaBE&HaBE&HaBE&HaBE&HaBE&HaBE&HaBE&HaBE&HaBE&HaBE
Lieber Thomas, der Text von deinem GroßOnkel (?) Willi Steinberg “links der Feind, rechts der Feind, ….” hätte genauso gut aus der Feder eines meiner Onkels stammen können , die zu viert nach “Gold gab ich für Eisen” und den SPD-Kriegskrediten – gegen die Vaterlandslosen Gesellen um Liebknecht und Luxemburg – als Theologie-Studenten für Gott, Kaiser und Vaterland in den ersten Weltkrieg und in den Gastod vor Verdun gezogen sind und vor ihrem Tod noch ungezählte schwarze und weiße Franzmänner abgeschossen haben …bis auf Befehl des Herrn Vaters auch ihr jüngster Bruder noch in den Krieg zog, um die Brüder zu finden ..
Kurz und bündisch, frisch-fromm-fröhlich-frei und wanderburschenfidelnd, burschenschaftelnd, deutschnational und evangelisch und danach ins Freicorps zum Ruhrkampf….