Thomas Immanuel Steinberg: Die Fünfte Kolonne des Kapitals

Diesen Arikelhabe ich bei TIS /SteinbergRecherche geklaut: es lohnt sich immer für einen Besuch bei ihm meine Site zu verlassen :URL dieses Beitrags: http://www.steinbergrecherche.com/faschismus.htm#Fuenfte

 Das Kapital, zumal in seiner imperialistischen Phase, bedarf der Rüstung und des Krieges zu seiner Aufrechterhaltung und Erweiterung. Seine Agenten müssen daher Teile der Bevölkerung für ihre Sache gewinnen, müssen die Mehrheit zumindest neutralisieren und die Gegner möglichst isolieren. 

Ihr Propagandaapparat liefert dazu regelmäßig zwei Argumente: den Schutz des eigenen oder die Befreiung eines fremden Volkes. Beide Argumente haben stets recht gut verfangen, zuletzt in den Fällen Jugoslawien, Afghanistan, Libanon / Palästina und Libyen. Jeweils hat eine Minderheit in Deutschland zugestimmt und eine Mehrheit stillgehalten. Nur Friedensbewegte, also Kommunisten, einige Sozialisten und wenige Christen haben die imperialistischen Massaker und Kriege hörbar verurteilt.

Die wenigen Friedensbewegten freilich haben gestört, und sie stören weiter. Sie selbst sind gegen das Schutz- oder Befreiungsargument dann, aber nur dann gefeit, wenn es von den Organen des Kapitals vorgetragen wird. Weder Bild noch Welt, weder Kapital- noch Regierungssprecher machen bei ihnen einen Stich.

Für die Friedensbewegten stehen daher andere Sprachrohre bereit, und zwar solche, die sich teils berechtigt, teils grundlos, für bürgerlich-demokratisch oder links halten und ausgeben: in Deutschland zum Beispiel die vormals halbwegs demokratische Frankfurter Rundschau, das ehemals kommunistische Neue Deutschland, die Zeitschrift Konkret mit gemischter Autorenschaft, Jungle World, zu der immer noch einige wenige Kriegsgegner beitragen – und zahllose antifaschistisch etikettierte Blogger und Gruppen, wie die Naturfreundejugend Berlin (1) oder die Berliner Jusos (2).

Bei aller linken Kamuflage malen dort Viele, ganz wie die bekennenden Pro-Imperialisten, die islamische Gefahr für Deutschland an die Wand, oder gar einen zweiten Holocaust, und fordern verbrämt oder offen zu humanitären Interventionen im Sudan oder am Horn von Afrika auf, zum Angriffskrieg auf weiß-der-Kuckuck-wen. Oft geübte Intellektuelle, bilden sie die Fünfte Kolonne des Kapitals.

Im bürgerlich-demokratischen oder linken Milieu aufgewachsen, für Unterhalt und gesellschaftliche Geltung allein auf ihre Ausdrucksfähigkeit angewiesen, ergänzen sie mit Blockflöte und Triangel das Trommeln der Massenmedien zum nächsten Krieg. Ihre Töne zielen auf die Friedensbewegten, selbst häufig akademisch trainierte Geister und daher offen für Komplexität, Wechselwirkungen und Seitenwege – dann aber auch, anders als die Menge, für Verqueres, ja, völlig Abstruses.

Ein Beispiel soll genügen. Das trojanische Pferd des Kapitals in der Partei Die Linke mit der jüdelnden Selbstbezeichnung Bundesarbeitskreis Shalom geriert sich antikapitalistisch. So schreibt der Shalomer Gernot Gellwitz (3), ein sogenannter Antideutscher:

Kapitalismus ist eine Herrschaft von apersonalen, abstrakten Zwängen.

Der Satz klingt antikapitalistisch. In der Tat sind Kapital wie Arbeit im Kapitalismus Zwängen unterworfen. Die Zwänge freilich werden von keineswegs abstrakten, sondern ganz konkreten, keineswegs apersonalen, sondern durch und durch persönlichen Wesen implementiert, perpetuiert und verfestigt: von Kapitalisten und ihren Funktionären. Wie die Agenten des Kapitals, so agieren, sprich: handeln auch die ihnen Unterworfenen.

Diesen Tatsachen kann wohl kein vernünftiger Mensch widersprechen. Der antideutsche (4) Gellwitz tut es dennoch, und zwar über einen Taschenspieler-Trick schon im darauf folgenden Satz:

In der verkürzten Logik des regressiven Antikapitalismus wird hingegen Gruppen oder einzelnen Akteur_innen die Schuld an den Problemen der Gesellschaft zugewiesen.

Er legt seinem imaginären „regressiven Antikapitalisten“ den Begriff Schuld in den Mund, der nicht etwa deshalb ein Fehlgriff ist, weil Gruppen oder Einzelne keine Schuld hätten an den Übeln, die sie in der Gesellschaft anrichten: Selbstverständlich hat jeder Schuld, der Böses tut, Agenten des Kapitals nicht minder als Herr Meier von nebenan. Vielmehr läßt Gellwitz seinen fiktiven Gegner mit „Schuld“ zu einem Begriff greifen, der in einer Tatsachenanalyse nichts zu suchen hat: zu einem Begriff, der nicht etwa eine Handlung erklärt, sondern eine Handlung bewertet. Um im Bilde zu bleiben: Meier hat mir meine Luftpumpe vom Fahrrad geklaut: Schuldiger, der! Was aber überhaupt nicht erklärt, warum er sich nicht für zwei Euro fünfzig selber eine gekauft hat.

Nachdem der Antideutsche seinem Widerpart einen wertenden, anstelle eines erklärenden Begriffs untergeschoben hat, kann er dessen Aussagen, etwa zum Finanzkapital, munter assoziieren mit Nazi-Sprüchen vom schaffenden und vom raffenden Kapital (eins arisch, das andere jüdisch), dem ausgedachten Finanzkapitalisten-Beschuldiger Antisemitismus unterstellen und nonchalant in die Welt setzen,

dass auch der Nationalsozialismus antikapitalistisch war[.]

Gar mancher akademisch Beschlackerte wird schließen:

Wenn die Nazis antikapitalistisch waren, dann bin ich’s lieber nicht. Schuld an den Übeln hat sowieso keiner, weil eben Kapitalismus Herrschaft nicht von Menschen über Menschen, sondern von Zwängen ist, und zwar apersonalen und abstrakten Zwängen.

Wer solchen Widersinn verinnerlicht hat, muß nur noch die – zutreffende – Erklärung für Rüstung und Krieg aus Kapitalzwängen heraus mit der aberwitzigen Freisprechung der Aufrüster und Krieger von persönlicher Schuld verknüpfen, und schon geht für ihn das Gemetzel an den Jugoslawen, Afghanen, Libanesen, Palästinensern, Libyern, und jetzt den Syrern in Ordnung.

Die Fünfte Kolonne des Kapitals hat sich ihr Zubrot verdient und darf bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung Schulungen über Kapitalismus leiten.

T:I:S, 30. März 2012

Anmerkungen

(1) Antisemitische Schläger_innen unmöglich machen – auch linke! Naturfreundejugend Berlin, 26. November 2009

(2) Damals wie heute: Solidarität mit Israel. Resolutin der Jusos Berlin im Wortlaut. Jusos Charlottenburg-Wilmersdorf, 28. März 2012:

„Solidarität mit Israel darf für uns keine Floskel sein. Wem das Existenzrechts Israels am Herzen liegt, der muss allen voran die iranische Bombe verhindern! Sollte eine Isolierung des iranischen Regimes keinen Erfolg haben und keine diplomatischen Mittel mehr zur Verfügung stehen, um die atomare Bewaffnung des Iran zu verhindern, dann bedeutet Solidarität mit Israel auch ggf. die Unterstützung einer gezielten Militäraktion gegen das iranische Atomwaffenprogramm.

Siehe dazu Thomas Pany. 

(3) Gernot Gellwitz, BAK Shalom der Linksjugend.[’solid]: Projektion der Schuld. Erläuterungen zum Begriff des regressiven Antikapitalismus. SPUNK 63 Regressiver Antikapitalismus, Grüne Jugend Wiki, 7. November 2011

(4) Die sogenannten Antideutschen haben inzwischen die Hamburger Rote Flora fest in der Hand, siehe Voices of Germany, deutschsprachig. 

URL dieses Beitrags: http://www.steinbergrecherche.com/faschismus.htm#Fuenfte

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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