25. Erzählabend des Hist.-Demokratischen Vereins Mittel-Gründau von 1848 am Do.3.5.

Am Donnerstag 3.5. um 18.30 findet der 25. Erzählabend beim Stenger in Mittel-Gründau statt.  Der Erzählabend ist bereits über Zwei Jahre Jung und erfreut sich bester Gesundheit. Am 3.5.  sollen nicht nur die Meddel-Grinner Histouren besprochen werden, die nach Möglichkiet zusammen mit Niedergründau und Haingründau entstehen sollen.Am 3.5. geht es auch um das Buch für das 800-jährige Dorfjubiläum. Ihre Mitarbeit haben neben dem harten Kern der Erzählabende bereits Dr. Manfred Köhler, Dr. Christine Wittrock, Erwin Rückriegel und Hans Kreuzer zugesagt, — natürlich stehen die Geschichten von Frau Dr. Sigrid Göckel, von Kurt Uffelmann, von Rainer Betz, Peter Freienstein, Herbert Noss, Rita Volz und ihrem Vater, Wilma Heil, Heinz und Ilse Vaupel, Jochen Tolzin, von Bertold und Elfriede Stenger im Entwurf.  Und die bisher über 80 Mittel-Gründauer Geschichten, die Hartmut Barth-Engelbart bereits aufgeschrieben hat, die Heinrich Merz im Backhaus und die Backgretel über die Mauer  erzählt hat, in den über 10 Jahren Jugend- und Sozial- und Kulturzentrum Alte Schule, Geschichten, die Heiner Schwarzhaupt und Gisela Gras erzählt haben… auch die gibt es zum Teil bereits hier im Archiv zu finden. 
Es soll ein Reiseführer durch die 800 Jahre Geschichte dieses Dorfes und durch seine Geschichten werden, durch seine Fluren und Flurnamen. Es soll berichten über die frühen Demokraten in diesem Dorf, über das Kloster Arnsburg, die Wüstungen Buchen und Rodenborn, die sauern Gründederer von Orleshausen, die Orles-Siemen, über den Wasserkrieg mit den Fürsten, über die Allmende-Mühlen und die Bannmühlen, überdie feuerwehr und die drei alten schuen, über den Mühlbach und die Viehwaage, über all die Mittel-Gründauer, die sich gegen nicht nur die fürstliche Willkür und Ausbeutung gewehrt haben. Von Heinrich und Karl Otto, von Wilhelm Pfannmüller,  vom Postfritz und vom Ochsen-Schorsch, von den Panzersperren am Grenzkreisel und wie die Amis die SS verfolgt hat, trotz Panzersperren, von der Kerb ..auch der in Altwiedermus, von der Verwandtschaft in Düdelsheim und Eckardtroth … vom Schmuggel nach Giessen, vom Überfall auf das „Glaskärrnsche“ von Gettenbach nach Giessen oder war das kostbare Glas nur für den Fürst in Büdingen ?… Es soll berichten über die 5.000 aufständischen Bauern unter Führung des Mittel-Gründauer Tobias Meininger, über den Schriftführer der Mittel-Gründauer Bauern, über den Lehrer Paul Nagel, der die demokratischen und sozialen Forderungen gegen die Fürsten aufgeschrieben und beim Versuch, sie den Fürsten zu überbringen erst die Freiheit und dann das Leben verloren hat. So wie 5.000 Bauern beim Blutbad von Södel, bei dem ein Heer fürstlicher Jäger mit neuesten Flinten die schlecht bewaffneten Bauern nieder metzelte. Das Blutbad von Södel-Wölfersheim, das Georg Büchner in seinem Hessischen Landboten beschreibt… Das Buch soll die Geschichte der einfachen Leute erzählen, die ihre Geschichte nie ganz aufschreiben konnten, auch nicht dokumentieren, weil die Dokumente der Isenburg-Büdinger in seinem Archiv verschlossen hält und was verkaufbar ist, beim britischen Auktionshaus Sothebys verscherbelt. Selbst die Original-Forderungen der Mittel-Gründauer Bauern liegen (noch) in seinem Archiv… Das Buch soll berichten über den Rechtsstreit der Büdinger, des Deutsch-Herren-Ordens, der Prämonstratenser, der Fürstbischöfe von Mainz und der Mittel-Gründauer Bauern um die im 30jährigen Krieg verwüsteten Gehöfte links des Hasselbaches, die die einwandernden Meiningers seit 1705 wieder aufbauten und als Höfe betrieben… Die Bauern siegten vor dem Reichskammergericht in Wetzlar und Wien… Aber auch über die Erfindung der Geldwäsche in Mittel-Gründau, der HoftorbogenKatarrh, den geburtenratensteigernden Platz im warmen Löschsand auf dem Dachboden über dem Backhaus …, über die Bayern- und FulderMädels, über die polnischen Saison- und dann Zwangsarbeiter…, über den schlagfertigen Hofschmied aus Bayern, vor dem kein vorlautes Nasenbein sicher war und der das Storchennest auf der Zehntscheune geschmiedet hat. Über die zwei Dorfschmieden und die ersten Tankstellen, über die über 200 Jahre alte Feuerwehr…. Einige Kapitel werden sich um den ersten demokratischen Abgeordneten Mittel-Gründaus im hessischen Landtag und in der Paulskirche drehen: um den Demokratie- und Bahnpionier Dr. Christian Heldmann, der für eine soziale Republik gekämpft hat.  Auch die Geschichte des Schriftführers des Demokratischen Vereins Mittel-Gründau, des Lehrers Berhard Kaffenberger, der vom Darmstädter Großherzog wegen seiner beteiligung an der demokratischen Revolution  aös Lhere abgesetzt, nach Darmstadt strafversetzt und dann zur Auswanderung gezwungen wurde: man ließ ihm die Wahl zwischen Zuchthaus und Auswanderung… Nach über 150 Jahren hat sich  jetrzt beim Demikratis chen verein Mittel-Gründau der UrUrUrEnkel Bernhard Kaffenbergers ausden USA gemeldet und wollte alles „about my ansistors in this little village MittelGrundau“ wissen.
Das Buch soll auch darüber berichten, dass die Adresse „Bei’s Tobiase“ daher stammt, dass der Aufstandsanführer Tobias Meininger einen großen Teil seines Gartens zwischen Mühlbach und Feuerwehr- und Unterdörfer Backhaus entlang der historischen Kirchgasse (der späteren Haupt- und jetzt Haingründauer Straße) für den Bau einer neuen Schule gespendet hat, weil die alte Schule zu klein für die vielen Kinder war und die kinder bessere Ausbildung erhalten sollten.  Dieser BügerSchulbau aus ausschlißlich Spenden der bettelarmen Mittel-Gründauer finanziert und in Eigenhilfe errichtet, war die Rache für das fürstliche Hoftor, das sich der Fürst als Strafe für die 1848er revolution von den Mittel-Gründauer Bauern in Fronarbeit 1852 errichten ließ…..
1879 wurde die neue Schule fertig gestellt und 1905 durch ein neues Treppenhaus mit Schlauchtrockenschacht und Feuerwehrglocke, Totenglocke, Taufglocke, Hochzeitsglocke erweitert. Ab 1974 stellte die Gemeinde Gründau das Schulgebäude dem Main-Kinzig-Kreis zur verfügung. Es wechselte niemals den Besitzer, Die MMittel-Gründauer waren immer noch Eigentümer ihrer Schule. Erst mit einem neuen hessischen Schulgesetz  änderte sich die rechtlage. Trotz Erinnerung des Bürgermeisters durch die Initiative Alte Schule e.V. (IAS e.V.) vergaß Altbürgermeister Georg Maier den Besitzanspruch , das alte Besitzrecht der Gemeinde gegen den Kreis geltend zu machen. Die Schule sollte abgerissen werden, was dann aber durch die Einschaltung des hessischen Denkmalschutzes durch die IAS verhindert werden konnte. So wurde es erst möglich in der Alten Schule eine Leihbücherei, ein Jugendzentrum, 27 verschiedene VHS-ähnliche Fortbildungskurse, zwei Krabbelgruppen, ein Dorfkino, eine hausaufgaben- und Nachhilfe, eine Fahrrad- und Mopedwerkstatt über 10 Jahre ehrenamtlich zu betreiben, die Betreuungsschule zu gründen, die Bücherei auszubauen, das jährliche Backfest auf dem Schulhof zu veranstalten, Erziehungs- und Schullaufbahnberatung, Drogenberatung zu machen, Bewerbungslehrgänge und Ausbildungsprüfungsvorbereitungen zu organisieren… Deutsch für Spätaussiedler und Immigranten anzubieten, Töpferlehrgänge, Batik, Malen, Musikalische Früherziehung….  das war ein lebendiger Dorfmittelpunkt… …bis die Schule verkauft wurde…
Es soll über die Armut und den Reichtum Mittel-Gründaus erzählen, vom Pfarrer Ellenberger und den Holzrechten und den AllmendeWäldern, -Wiesen, Gewässern und -Weiden, die schon Kaiser Barbarossa den Bauern sicherte gegen die gefräßigen aufsteigenden Raubritter, den Fedaladel und den darauf folgenden Geldadel…
Das Mittel-Gründau-Buch soll auch ein dickes Bilderbuch werden..  in dem die Bilder auch beschrieben werden, wer da was wo und wann….Wer noch alte Bilder hat, soll sie bitte mitbringen…

Für die Herstellung dieses Bucher sucht der Historisch Demokratische Verein dringend Sponsoren, denn nicht alle können das Buch ehrenamtlich produzieren.

Dr. Köhler muss zum Beispiel mit seinen Forschungen seinen Lebensabend finanzieren, da die Rente zum Leben nicht ausreicht…

Anmerkungen zur Geschichte des ältesten Hauses und Hofes freier Mittel-Gründauer Bauern aus dem Jahr 1782. Der Hof, bzw. die Scheune und die Ställe sind  vor einigen Monaten komplett abgebrannt, das Dach des Wohnhauses ist vollständig zerstört und zumindest der zweite Stock kaum noch zu retten. Ein Wiederaufbau des Wohnhauses wird wohl kaum zu finanzieren sein, wenn nicht die Denkmalschutzstiftung mit erheblichen Mitteln eingreift. Von der geschichtlichen Bedeutung des Hauses her wäre das eigentlich geboten.  Sollte das Haus abgerissen werden müssen, so muss die Gemeinde Gründau unbedingt dafür sorgen, dass die Arbeiten von Historikern und Archäologen begleitet werden.
Das Wohnhaus gehörte mit seiner nach Osten weisenden Eingangsseite zum Bebauungsoval des Dorfplatzes um den zentralen Oberdorfer Schöpfbrunnen und markierte den Ortsrand des alten Mittel-Gründau zum Oberdorf Buchen, das sich nordwestlich anschloss …Am Baustil dürfte auch zu klären sein, ob die Meiningers aus Meiningen  (vielleicht zusammen mit den Grimmelshausens aus Grimmelshausen bei Meiningen?) oder aus dem Hanauer Land eingewandert sind.

Das Haus des Mittel-Gründauer Landtagsabgeordneten  Heinrich Otto, der in der Weimarer Republik von 1929 bis 1931als KPDler im Hessischen Landtag arbeitete, ist ein Zeugnis für den über 3 Generationen mit eigener Hände Arbeit geschaffenen bescheidenen Reichtum der Mittel-Gründauer freien Bauern.

Der  durch den 30-jährigen Krieg bis auf die Gundmauern zerstörte Hof gehörte zu dem Areal, das die Großfamilie Meininger nach ihrer Einwanderung 1705 wieder aufbaute. Die „Neubürger“ Meininger wohnten zunächst wie die überlebenden 5 Mittel-Gründauer Eingeborenen in notdürftig geflickten Kellern und Lößhöhlen am Hang oberhalb der heutigen Alten Schulstraße. Die „Neueinrichter“ Meininger und die dazu Eingewanderten verteidigten zusammen mit den Eingeborenen das Gebiet links des Hasselbaches gegen den Zugriff der Isenburg-Büdinger Fürsten, des Fürstbischofs von Mainz, des Deutschherren-Ordens und gegen die Prämonstratenser, die sich 1765 untereinander vor dem Reichskammergericht in Wetzlar und in Wien um Mittel-Gründau stritten.
Die Büdinger, wie die anderen Streitparteien konnten jedoch für das Gebiet links des Hasselbaches keine Besitz-Dokumente vorlegen. Lediglich die Dominikaner des Groß-Klosters Arnsburg konnte den Besitz eines kleinen Klosters (an der heutigen Straße „Im Klösner“) nachweisen. Die Kapelle des später aufgegebenen ((wahrscheinlich durch Napoleonischen Eingriff säkularisierten und den Bauern zugeschlagenen)) Klosters , war um 1860 so baufällig, dass sie abgerissnen werden musste. Die Steine und die Balken kaufte der Bauer Betz 1867zur Erweiterung seiner Stallungen.  Das Reichskammergericht entschied 1765 nach der Befragung der als Zeugen und nicht als Prozesspartei geladenen Bauern Karl Meininger und Boller, dass das Areal links der Hasselbach im Besitz der Bauern verbleibt.
Es folgte darauf ein verschärfter „Wasserkrieg“ der Isenburg-Büdinger gegen die Mittel-Gründauer Bauern, sie zapften ihren Quellen das Wasser ab, leiteten den Hasselbach um in ihre Holzleitungssysteme, die Fürsten machten den Bauern die Waldweide, die kaiserlich verbrieften Holzrechte streitig, ließen ihre Jäger das Rot- und Schwarzwild in die Felder treiben und sich dort fettfressen und verfolgten die Bauern als „Wilddiebe“, wenn die sich dagegen zur Wehr setzten. Trotzalledem schafften es die Mittel-Gründauer Bauern innerhalb dreier Generationen, von 1705 bis 1782 eine Scheune am Hasselbach wieder als Schule auszubauen –  bis die den Kindersegen nicht mehr aufnehmen konnte und den Bauern auch zu hochwassergefährdet und mit dem ebenerdigen Stampfboden zu schlecht heizbar war. Dann bauten die Bauern um 1760 in der „Alten Schul-Straße“, direkt neben dem Mühlbach am Hang eine neue größere Schule.(deren Hochkeller heute noch steht, das Fachwerk im ersten Stock wurde durch Hohlbocksteine ersetzt). Nach dem Bau der neuen Schule wurde aus der alten (wieder) ein Hirtenhaus gemacht, also wieder eine Scheune, in dem der Dorfhirt mit seinem Vieh hauste.
In dieser Zeit wurden nach und nach auch die (immer noch Behelfs-)Wohnhäuser der Bauern aus-, um- und neu gebaut: in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war das Herrschaftssystem der Isenburger noch nicht wieder so gefestigt, die eingeborenen und eigenständig früh eingewanderten Bauern waren zu rebellisch. Die Fürsten holten sich lieber abhängige Glaubensflüchtlinge  zur Wiederbesiedlung, Wiederbearbeitung ihrer Domänen und Dörfer: Inspirierte, Waldenser, Herrenhuter Brüder (die Zinsendorfianer) ….
Die noch nicht wieder gefestigte feudale Herrschaft ließ es auch zu, trotz der vielen Grenzen der verschiedenen Grafschaften, Fürstentümer, Bistümer …  die landwirtschaftlichen Produkte ohne größere Zollbelastungen offen oder geschmuggelt auf die Märkte zu bringen nach Selbold, nach Düdelsheim, nach Büdingen (zumindest in die Vorstadt), nach Hanau (auch in die Vorstadt), nach Gelnhausen (in die Burgsiedlung außerhalb der Stadtmauer) ….
Die hoffentlich noch erhaltene Stuckdecke in der guten Stube des schwer brandgeschädigten Bauernhauses ist meines Wissens noch nicht datiert. . Es könnte sein, dass die Stuckdecke erst nach dem Einmarsch der Franzosen und der Säkularisierung der Klöster, nach der Verringenung der Grenzen und Zölle entstanden ist. Die anfängliche „Franzosen-Zeit“ brachte für die Bevölkerung zunächst viele Vorteile, Rechte und Steuererleichterungen… bis zur Vorbereitung des Rußlandfeldzuges die Zwangsdienste (Bau der Trasse für die neue Leipziger Straße als Heerstraße, die möglichst nicht mehr durch die engen Ortskerne führte sondern als Umgehungsstraße gebaut wurde) und die Einquartierungen und Requirierungen kamen … Von da an haben sich die Bauern gegen Napoleon gestellt und ihm auch die Kriegskasse in Rothenbergen im Keller vom Gasthof Fass (der heutigen Volksbank) geraubt und sich so ihre Zwangsdienste entlohnt.
Mehr (oder weniger) dazu
am 1.12. beim Stenger. (Die Jahreszahlen in diesem Text sind aus dem Kopf geschrieben und deshalb nicht alle haargenau. Hans Kreutzer oder Erwin Rückriegel werden sie sicher korrigieren können.)
Hartmut Barth-Engelbart




Nachwort zur Armut in Mittel-Gründau




Es gibt eine ganze Reihe von Gründen/ Ursachen für die sich (wieder) entwicklende Armut der Bauern in Mittel-Gründau. In Mittel-Gründau gab es im 18 Jahrhundert – wahrscheinlich auch noch bis weit in das 19. Jahrhundert wegen der nicht so weit fortgeschrittenen Arbeitsteilung (Hauptberufe außer „Bauer“ gab es nur wenige: Schmied, Wagner, Metzger, Bäcker – aber auch die lebten zumeist hauptsächlich von der Landwirtschaft, weil die meisten Bauern/Bäurinnen auch diese Gewerke leidlich beherrschten und man z.B. zusammen Brot backte, schlachtete usw…

Für die nach 1705 stark zunehmende Einwohnerzahl hätten die Bauernfamilien mehr Acker unter den Pflug nehmen müssen, die Allmende-Weiden und Wälder ausdehnen müssen. aber das Gegenteil war der Fall: die Füsten eigneten sich immer mehr Wald und Feld an. Den immer kinderreicheren Bauern-Familien blieb so  ´nichts anderes übrig als die „überzähligen“ wegzuschicken (Hänsel & Gretel!!) zur Arbeitssuche in den Städten..oder sie als Hintersassen in Wüstungen und noch nicht in fürstlichen Besitz genommenen Sauren Gründen siedeln zu lassen (Hüttengesäß, Etzengesäß, Weitengesäß. Bösgesäß ….).  Doch vor und parallel zu dieser Aussiedlung kam die Erbteilung von Haus, Hof und Wald und Feld und die (Wieder-)Verdingung in Fron-/Lohnarbeit beim Fürsten. Wer sich aus der alten wie der neueren Fron freikaufen wollte, wer in der Not Kredite aufnehmen musste, „anschreiben ließ“ für Holz und Kartoffeln, Getreide .. fürs fast nackte Überleben oder auch für die Rettung der freien eigenen Landwirtschaft, der musste sich aus den Allmenden zur Sicherheit Stücke sichern. Wer keine Sicherheit bot, kein Besitzbürger wurde, hatte weder Kreditwürdigkeit noch später Wahlrecht , war kein Freier sondern Knecht..usw.  Diese Entwicklung löste für eine kurze Rettung aus der Not den Allmendenverband, die Gemeinde, die Solidargemeinschaft des Dorfes auf. Dann war jeder allein , vereinzelt seines (meist Un-) Glückes Schmied. Denn mit dem nicht mehr Gemeineigentum sondern Privatbesitz, waren die Gemeindewälder und Felder bald Privatbesitz der Kreditgeber. Die meisten (Klein-) Bauern wurden rückzahlungsunfähig. In der Zwangslage, viele Mäuler aus immer weniger Acker stopfen zu müssen, gaben immer mehr Bauern die Dreifelder-Wirtschaft auf, die nur als Dorfgemeinschft sinnvoll zu betreiben war und die Böden nicht auslaugte. Jetzt laugten die Bauern ihre Böden aus, es häuften sich Missernten auf den immer kleiner werdenden Parzellen, die Preise der Lebensmittel stiegen im notwendig gewordenen ZusatzEinkauf. Die Preise der Kleinbauern, die sie für ihre Produkte bei Ablieferung erzielen konnten, stagnierten oder stiegen nicht ausreichend. Die fürstlichen/bischöflichen Bannmühlen mit ihren Mahlmonopolen verlangten nicht mehr zahlbare Preise, den kommunalen Mühlen wurde das Wasser abgegraben und /oder das Mahlen von der Obrigkeit direkt verboten = Wasserkrieg!“..  alles Mögliche wurde von der Herrschaft besteuert: Viehsteuer, Hundesteuer, Fenster- und Türsteuer, Stocksteuer, Treppensteuer, Grundsteuer, Salzsteuer, Brand(wein)steuer , wahrscheinlich gab es auch eine Ofensteuer..
Selbst mit der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Kreise um Justus von Liebig entwickelte Nothilfe durch Kunstdünger war die Armut nicht zu verhindern. Zum Teil wurde sie noch verschärft, weil die kleineren Bauern sich diesen Dünger nicht kaufen konnten, sich dafür verschulden mussten..und die Schulden dann wieder mitsamt ihren Äckern und Höfen loswurden . Meist reichte auch das nicht aus und die Schuldknechtschaft zwang immer mehr zur Lohnknechtschaft…. Auch die aufkommende Genossenschaftsbewegung  wurde nach angfänglichen Erfolgen zur großen Enttäuschung, weil sie den Pferdefuß des Privateigentums an Grund und Boden nicht beseitigte. Auch gegenüber den Genossenschaften und den sich aus ihnen entwickelnden Sparkassen und  Raiffeisen- und Volksbanken hafteten die Kleinbauern mit hrem Grundbesitz, mit ihren Höfen, samt Vieh und Wohnhäusern, die meist letztlich auch nur notdürftig ausgebaute Ställe waren. Schulden sind erblich: die zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach der französischen Revolution aus Angst vor derselben bzw. Angst vor ihrem Übergreifen auf die deutschen Kleinstaaten zugestandene Möglichkeit, sich aus den Leibeigenschafts- & Fron-ähnlichen Verhältnissen freizukaufen (um überhaupt als Bürger anerkannt zu werden und z.B. Stimmrecht  selbt nur für die feudalen ständischen Landtage zu erhalten, diese Freikaufmöglichkleit brachte unzählige Familien in so große Schuldknechtschaft, dass sie nicht nur ihren gesamten Grund- und Hausbesitz loswurden sondern auch noch ihre Urenkel mit den Schulden belastet wurden und bis weit ins 20. Jahrhundert daran abzuzahlen hatten. Eine weitere Schulderbschaft ist hier noch garnicht erwähnt: Unterernährung der Kinder, Zwang zur industriellen und großagrarischen Kinderarbeit, damit verbunden nur mangelhafte Schulbildung (Was Schule ? Du musst arbeiten gehen!!). Und Kinder mit schlechter Ausbildung oder ohne, weil das Lehrgeld nicht gezahlt werden konnte, weil die Lernmittel unbezahlbar waren .. das alles hatte wieder Armut zur Folge und grenzenlosen Reichtum auf der anderen Seite (des Hasselbaches, wo im Treppenhaus noch 1995 die Bilder der Isenburg-Büdingenschen Besitzungen in Brasilien, Argentinien, West-Ost- und Süd-Afrika hingen)
Heute ist alles nicht mehr so schlimm? Man sollte sich Mal genauer ansehen, wieviele Höfe, Wohnhäuser, Äcker usw.  zwiaschen Soessart und Vogelasberg und auch in der einst so reichen Wetterau tatsächlich den Banken gehören und wieviel von denen, die sie bewohnen, bearbeiten zum großen Teil allein die Zinsendienste kaum noch zahlen können..


Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Ein Gedanke zu „25. Erzählabend des Hist.-Demokratischen Vereins Mittel-Gründau von 1848 am Do.3.5.“

  1. Hallo Hartmut,
    ich finde Deine Internetseite ganz toll und interessant. Manche Dinge von Mittelgründau sind mir ganz neu, obwohl ich ganz viel von meiner Oma und meiner Mutter erzählt bekommen habe.
    Leider kann ich an Deinen Erzählabenden nicht teilnehmen, da ich ja in Frankfurt lebe. Aber ich gehe immer mal auf Deine Internetseite. Da erfahre ich ja auch einiges über Mittelgründau.

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