Nicht nur Erdbeeren , auch die OlympiAlbanArena

(und das in der Wiege der olympischen Spiele)

Während bei den verheerenden Waldbränden in Griechenland die EU wenigstens in Erwägung zog doch ein paar mehr Löschflugzeuge zu schicken, brannten in Albanien ganze Landstriche vor allem an der Küste ohne jegliches Eingreifen der EU nieder. Truppen schicken geht blitz schnell. Wie es Blitzkriege halt erfordern. Aber Löschflugzeuge, Feuerwehren — Fehlanzeige – zumindest in Albanien. (Aber auch in Griechenland hatte mans mit dem Löschen von einigen Seiten her nicht so eilig, besonders wenn es um Küstennahes mögliches Bauerwartungsland ging). Die durch die EUgeförderten Mafia-Strukturen in Albanien wie im Kosowo völlig verarmten Menschen sind zur Arbeitsemigration gezwungen, kriegen in Griechenland weniger als Hungerlöhne und bekommen die dann erst bei den häufigen Pogromen und Abschiebe-Orgien von den griechischen Grenzern und was noch übriggeblieben sein sollte von der heimischen Mafia abgenommen. Im Land der Skipetaren, wo die Demokratie befreit blüht unter Menschen- und Rauschgifthändlern. Aber kehren wir zurück zur Wiege der Demokratie und der olympischen Spiele . Demokratie gab’s für die Besitzbürger von Athen und der Rest war versklavt. Die Heloten mussten in die Lakonischen Sümpfe fliehen. Strukturell hat sich nicht viel geändert. In den letzten 3000 Jahren. Aber nun zum Streik der ErdbeerErnteArbeiterINNEN, der Ausbeutung der Bauarbeiter und der Gemüse- und ZitrusPlantagenarbeierINNEN. Und den Fehlern und Mängeln in der FR-Berichterstattung.

Wo waren denn die FR- Menschenrechtsappelle an die griechische Regierung vor den olympischen Spielen 2004. Da gab’s das FlüchtlingsConcentrationCamp in Patras schon, da gabs die Pogrome gegen die Immigranten, die Vergewaltigungen und Körperverletzungen gegen Immigrantinnen und ihre Kinder, gegen „ungriechische“ Minderheiten. Verfolgung von GewerkschafterINNEn.  Und alles gedeckt von der griechischen Rechten, der Regierung und großen Teilen der griechisch-orthodoxen Kirche. Klar: Wer im EUROpäischen Hochsicherheits-Glashaus sitzt …..

Fast völlig verschwiegen wurde bisher , dass die Athener Spiele 2004 in einer OlympiAlbanArena ausgetragen wurden. Die Fertigstellung der Anlagen für die Olympischen Spiele war dem Einsatz albanischer Bauarbeiter zu verdanken. Und als Dank dafür wurden sie wieder ausgewiesen und an den Grenzen ihres kärglichen Lohnes beraubt. Die gesamte griechische Olivenernte wäre ohne (meist albanische) WanderarbeiterINNen völlig unmöglich. Die italienische Lebensmittelindustrie könnte das Pantschen mit griechischem Öl nicht mehr bezahlen: italienisches „natives“ Toscana-Olivenöl „euro-öko-bio“ besteht zum größten teil aus konventionell gepresstem griechischen OlivenÖl, das mit Supertankern per Fähre nach Italien zum Pantschen gebracht wird. Ohne die Hungerlöhne wäre das nicht mehr rentabel. So viel „Toscana-Olivenöl“, wie es z.B. bei ALDI und LIDL zum Dumpingpreis auftaucht, kann in der Toscana gar nicht angebaut werden. Also Rauf mit den Löhnen, das hilft auch gegen den Etikettenschwindel und fördert die ökologische Landwirtschaft.

Dies ist eine Weiterleitung aus der CONTRASTE-Liste.

Die dort gemeldeten FR- und NrhZ-Meldungen haben neben dem Positiven endlich zur Kenntnis Nehmen und hier publik-Machen doch einige Mängel. Dagegen habe ich diese Meldung geschrieben und ein Buch just über dieses Thema in der Form einer Erzählung über die Liebe zwischen einem Wahlgriechen und einem zurückgekehrten griechischen Gastarbeiter und Obst- und Gemüse-Bauer, Schaf-und Ziegenhirt und Imker und der Tochter eines KKE-Ziegenhirten und Obristenopfers ….., über Zwangsarbeit für die Wehrmacht in Griechenland, Geiselerschießungen und den Bau des Frankfurter Kreuzes ….und den Kautschukstreik bei DUNLOP

„Lakonisches Lächeln“ , 100 Seiten, mit Federzeichnungen 2001 bei Yedermann, Riemerling ISBN 3-935269-14-5

Liebe Leute,

was bei den Berichten über den Streik der ErdbeerErnteArbeierINNEN neben vielem Anderen noch fehlt, ist der Fakt, dass den ImmigrantINNen – nach regelrechten Pogromen – Hetzjagden durch die Dörfer – spätestens an den Grenzen alle blutig erarbeiteten Ersparnisse für die Hungernden daheim – von den Grenzbeamten abgenommen werden.

Es gibt aber auch viele Griechen, die sich mit den ImmigrantINNen mehr oder weniger solidarisieren. Meist sind es die mit heilsamen Erfahrungen aus ihrer Gastarbeiterzeit in Schweineställen im Umkreis von Frankfurt-München-Köln und / oder Erinnerungen an die Segnungen der NaziDeutschen Besatzung und ihrer englischen Nachfolge. Besonders die KKE hat sich in den letzten 20 Jahren zunehmend um die ImmigratINNen gekümmert und steuert in den Gewerkschaften dagegen, dass gegen die WanderARBEITERINNEN gekämpft wird, sondern mit ihnen gegen die Ausbeuter. Und von wegen , „die Griechen sind sich zu fein“. Die Löhne in der Landwirtschaft sind so erbärmlich, dass damit nur ein frühmittelalterliches Überleben – wenn überhaupt eines – möglich ist. Auf ein solches BinnenlohnNiveau hätten die GroßAgrarier und die Industriellen gern auch die griechischen Arbeiter gedrückt. Anfänglich gab es hier nahezu die gleichen Szenen wie bei den Kautschuk-Streiks in den End60ern in (West-)Deutschland, wo Lastwagenweise türkische und griechische Zwangsstreikbrecher in die Fabriken geschleußt wurden. Da haben sich die KollegINNen an den Streikposten zunächst auch spontan gegen die türkischen und griechischen „Streikbrecher“ gewehrt. Und sie spontan alls „Lohndrücker“ gehasst.

Seit 2001 gibt es meine illustrierte Erzählung „Lakonisches Lächeln“ über den Süd-Peleponnes zwischen Githeon, Sparta und Monemvasia – wo es blutige Orangen, Mandarinen, Paprika, Auberginen, Zucchini, Tomaten gibt und wo die Landschaft über dem Lakonischen Golf bald so aussieht wie die PlastikMeere um Almeria in SüdSpanien – mit noch schwärzeren schwarzarbeiterINNEn. Auf hundert Seiten wird in dieser Erzählung die „Europäisierung“ Griechenlands geschildert und die Lage der Immigranten: Albaner, Polen, Bulgaren, Rumänen, Tamilen, Pakistani und zunehmend Iraker, Schwarzafrikaner, denen es gelingt zwar nicht Richtung Zentraleuropa aus den Abschiebelagern um Patras zu entfliehen, dafür aber ins Landesinnere in die Plastik-Gifthöhlen der Großbauern, wo sie bei sengender Hitze sich Herbi- und PestizidCoctails US-Schweizer-Deutsch-Französischer Mischung bis zum sicheren Krebs reinziehen dürfen und das bei Wohnen im Schweinestall (das wäre schon Komfort!) und nicht Mal Hungerlöhnen. Die Leute kochen sich zum Teil in ihren Erdbrennstellen Schlachtabfälle. Warum sie kein Gemüse aus den Plantagen essen, kann man gut erahnen. Ähnliche Arbeitsbedingungen in CostaRica, Equador und in den Freihandelszonen und Plantagen der United-Fruit-Nachfolger führen dort flächendeckend zu Unfruchtbarkeit, zu Verkrüpplungen bei den Kindern usw…. und zu Erschießungen von GewerkschafterINNEn

Von der ErstAuflage des „Lakonischen Lächelns“ gibt es noch ca. 60 Exemplare , wenn nicht irgendwo bei Libri und Amazon gebunkert wird. Diese 60 gibts nur bei mir.

Wer unter „Lakonisches Lächeln“ Mal googelt, der findet auch drei, vier Rezensionen und einen Verriss der Frankfurter Rundschau, die das alles für völlig übertrieben hielt.

Schön, dass es nach 7 Jahren von der FR auch jemand merkt, was so in der Welt los ist und dass es jemand an der eigenen Schere im Kopf vorbeimogeln konnte.
Gruß
HaBE

—– Original Message —–
From: Contraste e.V.
To: Contraste Liste
Sent: Monday, May 05, 2008 11:45 AM
Subject: [contraste-list] [Fwd: Fw: [DPA, NRhZ] Griechenland: Erster Streik der Tageloehner im Erdbeeranbau endete erfolgreich]

——– Original-Nachricht ——–
Betreff: Fw: [DPA, NRhZ] Griechenland: Erster Streik der Tageloehner im
Erdbeeranbau endete erfolgreich
Datum: Mon, 5 May 2008 01:05:23 +0200
Von: Greenhouse Infopool
Antwort an:
Organisation: Greenhouse
An: agrarnetz

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/?em_cnt=1322552

Frankfurter Rundschau 21.04.2008

Aufstand der Tagelöhner

Griechenlands Gastarbeiter wehren sich

Athen (dpa) – Sie arbeiten für Hungerlöhne, haben kaum Rechte und sind
ständig von Abschiebung bedroht. Trotzdem gingen in Griechenland jetzt
erstmals 3000 Tagelöhner meist aus dem Nahen Osten und Asien auf die
Barrikaden – mit Erfolg.

Zähneknirschend stimmten am Wochenende Großbauern im Westen der Halbinsel
Peloponnes einer Erhöhung des Tageslohns von 22 auf 28 Euro zu. Denn nach
dem drei Tage langen Ausstand drohten ihre reifen Erdbeeren auf den Feldern
zu verfaulen.

„Griechen sind sich zu fein“

„Wir haben es geschafft! Es ist ein Wunder geschehen“, jubelte ein junger
Mann aus Sri Lanka im griechischen Fernsehen über den „ersten Sieg von
Einwanderern für ein besseres Leben“, wie die Athener Presse kommentierte.

Diesmal saßen die Einwanderer am längeren Hebel: „Griechen sind sich zu
fein, um diese Arbeit zu machen“, berichtete ein Reporter im Rundfunk über
das Dilemma der Großbauern in der Erdbeerernte, die derzeit auf Hochtouren
läuft. Denn den Plantagenbesitzern um die für ihre wohlschmeckenden
Erdbeeren bekannten Kleinstadt Nea Manolada drohte wegen des Streiks das
wirtschaftliche Aus. Die empfindlichen Früchte können nämlich binnen Stunden
vergammeln.

„Blutige Erdbeeren auf dem Peloponnes“

Entsprechend kochten die Emotionen in der Region in den vergangenen Tagen
hoch. Im Fernsehen waren Bilder von Prügeleien zwischen empörten Bauern und
verzweifelten Arbeitern zu sehen. Die Polizei nahm mehrere Menschen
vorübergehend fest.

Gewerkschafter, welche die Streikenden unterstützten, warfen den Großbauern
„Terrormethoden“ vor. Sie hätten ihre Vorarbeiter auf die Tagelöhner
gehetzt.

„Blutige Erdbeeren auf dem Peloponnes“, titelte die linksliberale Athener
Zeitung „Eleftherotypia“. „Die Verzweiflung macht aus friedlichen und
ängstlichen Schafen Helden“, meinte ein Reporter. „Eleftherotypia“ nannte
die Zustände eine „Schande für das Land“.

Griechische Fernsehsender zeigten Bilder von Menschen, die „wie Schweine“ in
provisorisch aus Brettern und Plastikplanen gezimmerten Hütten hausen. Ihre
Bewohner flüchteten vor den Kameras – aus Angst, von ihren Arbeitgebern
erkannt und bestraft zu werden. Denn die meisten von ihnen sind „halblegale
Einwanderer“, denen die vorläufige Aufenthaltserlaubnis jederzeit entzogen
werden kann.

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http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=12354

Neue Rheinische Zeitung 30.04.2008

Strawberry fields forever?

Über den Erdbeerkrieg und einen ?Sklavenaufstand? in Griechenland

Von Eberhard Rondholz

Es gibt ja altmodische Leute, der Autor dieser Zeilen gehört dazu, die essen
Erdbeeren seit eh und je erst, wenn ihre Zeit gekommen ist ? das heißt, wenn
sie im Freien reif werden, also im Rheinland so ab Mitte Juni. Heute werden
die roten Früchtchen allerdings ganzjährig angeboten, und dann kommen sie
beispielsweise aus dem südlichen Griechenland, aus der Landschaft Elis auf
der Peloponnes. Doch unter welchen Umständen werden die Unmengen an
Erdbeeren produziert?

25.000 Tonnen jährlich werden allein in dem kleinen Ort Manolada, nicht weit
vom antiken Olympia, unter Plastikplanen produziert und zu Spottpreisen auf
den europäischen Märkten angeboten. Wie das kommt, das interessiert die
Erdbeeresser kaum, selbst in Athen nicht, wo das Kilo Erdbeeren zur Zeit für
1,50 Euro zu haben ist.

Doch seit letzten Sonntag wissen auch die Athener, was bis dahin keiner
wissen wollte: unter welchen Bedingungen die Billig-Erdbeeren produziert
werden. Die Erdbeerarbeiter hatten nämlich beschlossen zu streiken, worauf
von den griechischen Großagrariern angeheuerte Schlägertrupps die Arbeiter
zusammenschlugen, mit ihnen auch ein paar kommunistische Gewerkschafter, die
sich mit den Streikenden solidarisiert hatten und anschließend ins
Krankenhaus mussten. Tagespresse und Fernsehen berichteten ausführlich über
den ?Sklavenaufstand?, wie ihn die Athener Zeitung ?Ta Nea? nannte.

Die Erdbeerarbeiter von Manolada, das sind sämtlich Ausländer, unter anderem
illegale Immigranten aus Bangladesh und Pakistan, und sie leben unter
erbärmlichen Bedingungen. Ein Dach aus Plastikplanen, eine Matratze auf dem
blanken Erdboden, das ist oft alles. Tagelohn: 18 bis 23 Euro, bei einer
täglichen Arbeitszeit bis zu 12 Stunden. Und davon müssen einige von ihnen
noch drei bis sechs Euro für Kost und Logis abliefern, weitere drei Euro
Provision für die Vermittler dieser Arbeitsplätze.

Der Regierung ist dieser Dauerskandal seit langem bekannt, sind doch einige
der Erdbeerarbeiter ? vor allem Bulgaren ? legal im Land und mit einer
zeitlich begrenzten Arbeitsgenehmigung ausgestattet. Illegal ist dagegen das
Treiben der Erdbeerfarmer, die sich nicht an griechische Gesetze halten, die
eine Beschäftigung unterhalb vorgeschriebener Mindestlöhne unter Strafe
stellen. Doch der Regierung fiel bisher nicht ein, den Sklavenhaltern von
Manolada das Handwerk zu legen, solange die breitere Öffentlichkeit nichts
von den Lebensumständen der Immigranten erfuhr.

Am Ende blieben die Sklavenarbeiter von Manolada Sieger im Erdbeerkrieg,
weil sie sich nicht einschüchtern ließen und weil ihre Arbeitgeber fürchten
mussten, dass die erntereifen Früchte massenhaft verfaulen würden. 25 Euro
pro Tag zahlen die Ausbeuter jetzt, was allerdings noch weit unter dem in
Griechenland verbindlichen Mindestlohn liegt ? der beträgt 30 Euro für den
Achtstundentag. Und der wird auch anderswo im Land nur zu oft
unterschritten.

Auf rund 1,2 Millionen wird die Zahl der billigen ausländischen
Arbeitskräfte in Griechenland geschätzt, rund 700.000 haben inzwischen
Papiere als Arbeitsimmigranten auf Zeit, eine halbe Million aber lebt völlig
illegal in Hellas. Viele wurden von Schleppern ins Land gelotst, sind auf
dem Weg ins erhoffte Ziel in einem anderen europäischen Land hier
gestrandet. Einen Asylantrag stellen die wenigsten, als
?Wirtschaftsflüchtlinge? hätten sie damit in Griechenland ohnehin keinen
Erfolg, bei einer Anerkennungsquote von durchschnittlich 0,6 Prozent in den
letzten Jahren. So nehmen die Gestrandeten jede Arbeit an, zu welchen
Konditionen auch immer.

Eins aber ist sicher: das Beispiel der Erdbeerarbeiter von Manolada wird
Schule machen. Vor allem die illegalen Immigranten aus Mittelost und
Südostasien arbeiten auch anderswo in Griechenland unter ähnlichen
Bedingungen, und nicht alle werden sich das auf Dauer klaglos gefallen
lassen. Jetzt, da sie aus dem Fernsehen erfahren haben, dass man sich mit
Erfolg wehren und dabei zumindest auf die Solidarität griechischer
Gewerkschafter zählen kann. (CH)

Fotos:
http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=851322

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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