Presse

17.12.1990 – Frankfurter Rundschau

Weihnachtsmärkte und der Umgang mit dem Thema Frieden

… Kommerz, Agitprop oder Kitsch ?? Ex-Politiker der Grünen povoziert

HANAU.“Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ spielt der Posaunenchor Kesselstadt (Bild?Collage einscannen :Kohl als Weihnachtsmann im Brandenburger Tor?89). Um den Weltfrieden steht es derzeit gut wie schlecht gleichermaßen, und das drückt sich auch im Künstler Weihnachtsmarkt am Marktplatz und dem Steinheimer Weihnachtsmarkt auf dem „Platz des Friedens“ aus. Den Feind im Osten gibt es für die NATO nicht mehr, dafür einen neuen im Irak. Die Peristroika des Friedensnobelpreisträgers Michail orbatschow gilt es zu unterstützen, darum die vielen Gaben für die hungernden Sowjets auch bei einer Tombola und einer Firmenspendenaktion in Steinheim. Saddam Hussein dagegen wird mit Krieg bedroht – vordergründig des Erdöls wegen.

Hartmut Barth-Engelbart greift das Thema mit seinen Plakaten auf dem Künstlerweihnachtsmarkt bis zum 16. Dezember auf und fordert, verbunden mit dem Foto eines farbigen US-Soldaten, „Bring the troops home now! No blood for big oil!“ Der Ex-Kreisgrünenpolitiker ist ein Berufsprovokatuer. Und so nimmt es nicht wunder, dass aus dem Kulturamt zu hören ist, das sei „Agitprop“ und gehöre nicht auf einen Künstlerweihnachtsmarkt. Kulturdezernent Klaus Remer wollte das zur Eröffnung nicht so deutlich sagen, meinte es aber wohl verklausuliert mit der Bemerkung, des Andrangs wegen müsse es von Jahr zu Jahr einen Wechsel bei den Ausstellenden geben.

Dabei ist Barth-Engelbart der einzige, der sich auf dem Künstlerweihnachtsmarkt so dezidiert des Themas Frieden und damit Weihnachten im christlichen Verständnis annimmt und dadurch viele Betrachter?innen anzieht. Ohne seinen Stand wären im Historischen Rathaus auch seine eindrucksvollen Zeichnungen einer alten Frau aus Gelnhausen nicht mehr zu sehen. ….
Von Joachim Haas-Feldmann