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Gelnhäuser Bote

Ausstellung in Eidengesäß

Stadt- und Dorfansichten aus dem Kinzigtal

Linsengericht-Eidengesäß: Er war Gärtner und Bauarbeiter, Zeitsoldat und Kriegsdienstverweigerer, Redakteur und Lehrer, arbeitete in der Krankenpflege, als Graphiker und machte vieles andere mehr.

„Zwischendurch“ ließ Hartmut Barth-Engelbart immer wieder seinen kreativen Neigungen und Fähigkeiten freien LAuf. Als Autodidakt beschäftigte sich der Gründauer seit den 60er Jahren mit der Kunst.

Er skizzierte, fertigte Aquarelle, Radierungen und Fotocollagen an, probierte zahllose Techniken aus. Im Gasthaus „Zum Löwen“ in Eidengesäß stellte der Künstler jetzt seine neueste Reihe aus. Graphitzeichnungen, Bilder mit Stadt- und Dorfansichten im Kinzigtal. „Vorbeugenden Denkmalschutz“ nennt Hartmut Barth-Engelbart selbst seine Zeichnungen, die er nach der Vollendung drucktechnisch noch in härtere Kontraste umsetzt.

Die Motive aus der Umgegend zeigen bekannte und unbekannte Plätze im Kinzigtal, auf jeden Fall aber imer außergewöhnliche Perspektiven.

Nicht die schön restaurierten Fachwerkhäuser arbeitet das Allround-Genie heraus. Die „ach so schönen Gebäude“ verblassen im Hintergrund eines bis ins kleinste Detail abgebildeten, baufälligen Hauses.

So findet sich neben einer Skizze der neuen Kinzigbrücke im Ziegelhaus auch ein Bild es „Lorbass“ an den Wänden des Linsengerichter Restaurants. „Dort war früher ein Kaufhaus drin“, weiß Barth-Engelbart über die Jugendkneipe zu berichten.

Er setzt sich prinzipiell „auf die Gasse“, vor das Motiv. Kleine Menschentrauben bilden sich dann um ihn herum, schauen neugierig über des Malers Schulter. So erhält er nicht nur Tips über andere mögliche Motive. Durch die Nähe zu den Passanten erfährt er Geschichten, Hintergrundgedanken, Geistesblitze aus früheren Zeiten. Das ist es, worauf es ihm ankommt.

Der Künstler, der sich in den letzten Jahren besonders auf die Graphitskizzierung gestürzt hat, „will wissen, was ich da eigentlich mache, die wechselvolle Geschichte des Hauses kennenlernen, um alle Eindrücke in meine Bilder hineinlegen zu können“.

Vor allem will der „leidenschaftliche Ehemann, Vater und Hausmann“ weg von den typischen Postkartenbildern, die kitschig-bunten durchgängig renovierten Fachwerkfassaden erinnern ihn an „Walt Disney’s Entenhausen“. „Orts- und Stadtbilder bestehen aus mehr als aus den typischen Impressionen, die jeder kennt“, erklärt er.

Das vielseitige Talent wendet seinen künstlerischen Blick auf alte Bausubstanzen, auf Verfallenes und Renovierungsbedürftiges, das er den Menschen nahebringen will.

So prangert er auch die in seinen Augen fatalen Restaurierungsprojekte in der Barbarossastadt an.

Hartmut Barth-Engelbart ist dankbar für die Ausstellung seiner Bilder im „Löwen“, schließlich sei es eine Möglichkeit außerhalb des gewohnten Bereiches. Essen und Kunst sind beides kulturelle Schätze, ist sich Ferdinand Bohlender sicher. Der Inhaber des Spezialitätenrestaurants will künftig noch mehr machen in Sachen Kunst, Kultur und auch Musik. Die Graphitskizzen hängen noch bis Ende Januar in der rustikalen Wirtsstube.
Von T. von Gazali