Schulprofil

Forschungsergebnisse aus Berlin und Frankfurt

Was sich hier liest wie Wunschträume einer Notgemeinschaft deutscher MusikerzieherInnen, die angesichts der Stundenreduzierungen in ihrem Bereich nach Argumenten gegen den herrschenden kultusministeriellen Trend suchen, ist kein Wolkenkuckucksheim sondern das Ergebnis einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mitfinanzierten Langzeitstudie: unter der Leitung von Prof. Dr. Hans Günther Bastian (Universität Frankfurt/ Main und Paderborn) untersuchte ein Forscherteam an 30 Berliner Grundschulen die „Musik(-erziehung) und ihre Wirkung“ (als Buch erschienen bei Schott Musik International /2001). Bastian steht mit seinen Forschungsergebnissen und seinen Forderungen nicht allein:
angesichts der Forschungsergebnisse fordert er, dass in allen Bundesländern die Grundschüler die Chance erhalten, neben einem mindestens zweistündigen Musikunterricht in der Schule ein Instrument zu erlernen und in einem Ensemble zu musizieren.

Schulversuchs-Ergebnisse aus der Schweiz

Unterstützt werden seine Thesen und Forderungen durch den schweizer Wissenschaftler Ernst Waldemar Weber, der nach seinen Forschungen bei einem Schulversuch an 50 Volksschulklassen in 10 Schweizer Kantonen zu dem Ergebnis kam, dass trotz einer 20-25%igen Reduktion der Lektionenzahl in den Hauptfächern dort keine „Leistungsverluste“ eintraten. Neben guten Entwicklungen im sprachlichen Bereich verbesserte sich das Sozialklima in den betreffenden Klassen erheblich. Das gleiche gilt für die allgemeine Leistungsmotivation und die Identifikation mit der Schule.
Die Psychologin Maria Spychiger , vom Pädagogischen Institut der Universität Freiburg (Schweiz) begleitete einen eidgenössischenSchulversuch, in dem der Hauptfachunterricht zugunsten des Musikunterrichtes um mehrere Wochenstunden reduziert wurde. Im Abschlußbericht schreibt Spychiger:
„Über alle Klassen gemittelt, erbrachten die ‚musikalischen Versuchskaninchen‘

trotz eingesparter Hauptfachstunden keine geringere Leistung als die Kontrollklassen. Im Gegenteil: Beim Lesenlernen in der Grundstufe zeigte sich ein besonders deutlicher positiver Zusammenhang.“
(aus „Persönlichkeitsentfaltung durch Musikerziehung“, Josef Scheidegger / Hubert Eiholzer, ISBN 3907117107)

Ergebnisse langjähriger Praxis an Wiener Hauptschulen

Ähnlich lautende Ergebnisse werden aus den Wiener Hauptschulen mit besonderem musikalischem Schwerpunkt berichtet, die seit über 24 Jahren erfolgreich arbeiten. Der Leiter einer solchen Hauptschule, Direktor Walter Kern, verglich mehrere Jahre lang die Leistungen von SchülerInnen in Klassen mit und ohne musikalischen Schwerpunkt. In einem detaillierten Bericht schreibt er:

„ Nach vier Jahren war der Notendurchschnitt in den Musikklassen – bei gleichen Lehrern – um 0,7 bis 0,8 besser, und das, obwohl die Kinder hier durch den Schwerpunkt Musikunterricht zwei Wochenstunden mehr Unterricht hatten und zusätzlich Übungszeit für das Instrument, das für diesen Schultyp Pflicht ist, aufwenden mussten.“
( „Psychologie heute“ 7/97)

Mathematisches Denken durch Musik? Forschungsergebnisse aus den USA

Amerikanische Wissenschaftler um die Psychologin Dr. Frances Rauscher (University of Wisconsin) und den Physiker Dr. Gordon Shaw (University of California) haben herausgefunden, dass Musikunterricht die Intelligenz von Kindern um ein Vielfaches besser fördert als EDV-Unterricht (ohne damit etwas gegen frühe Informatik-Übungen zu sagen):

„Wesentliche Grundlagen für mathematisch-naturwissenschaftliche Schulfächer, nämlich Abstraktionsvermögen und die Fähigkeit analytisch zu denken, sind allein durch Musik eindeutig verbessert worden.“, heißt es in einem Bericht in der renommierten US-Zeitschrift für Musikerziehung, NAMM Playback (4/97)
„ Ihren Studien zufolge wird bereits durch frühe Erfahrungen bestimmt, welche Gehirnzellen sich mit anderen vernetzen, bzw. welche absterben werden. Diese neuronalen Verbindungen sind für alle Formen der Intelligenz verantwortlich. Daher wird das Intelligenzpotential eines Kindes nur dann ausgeschöpft, wenn es bereits in der frühen Kindheit die notwendigen stimulierenden Erfahrungen macht. Kultusminister und Pädagogen sollten in ihren Lehrplänen berücksichtigen, dass Musikerziehung und Musizieren den Intellekt stimuliert und langfristig eine akademische Leistungssteigerung herbeiführt.“
(Aus NAMM Playback 4/97)

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