Es ist wie im richtigen Leben: je mehr Geschichtswerkstätten und historische Stadtführungen propagiert, ganze Schulen PR-tauglich gesponsort auf Spurensuche geschickt und offene Museumsnächte mit Fototerminen der Polit-und Wirtschaftsprominenz organisiert werden, um so skrupelloser wird hinter dieser Kulisse der Kahlschlag von Dorf- und Stadtkernen betrieben. Organisierte Geschichtsentsorgung. Was nicht als Lärmschutzwall an der Autobahn oder zum Zuschütten von Bandkeramikersiedlungen und Keltengräbern verwendet wird, wird aus dem Weg ins Freilichtmuseum geschafft, weggesperrt wie Alte und Behinderte. Es geht hier nicht um Frankfurt, wo eventuell zur Rekonstruktion der Römerbergbebauung das Fachwerkholz und der Sandstein aus den abgewickelten Dörfern der Umgebung Verwendung finden und gleichzeitig massenweise Baudenkmäler abgerissen und oder verunstaltet werden wie das Rundschauhaus, die Großmarkthalle … Nein, es geht um (ehemals) idyllische Kleinstädte und Dörfer wie Langenselbold, Gelnhausen und Gründau-Lieblos. Während in Langenselbold das von den Nazis enteigenete Gewerkschaftshaus und das Haus des KonsumVereins bis zur Unkenntlichkeit verbaut und mit keinem Hinweisschild versehehn und schon gar nicht den rechtrmäßigen Eigentümer zurückgegeben werden, während für den Wohnpark an der Gründau die Selbolder Mühleninsel zerstört wird, während in Gelnhausen die historische Reichspost von 1871 inklusive Pferdewechselstation einem Wohnhaus geopfert wird, schlägt die reichste Gemeinde hessens – Gründau – alle Abrissrekorde:
Gerade heute werden die letzten reste des ältesten und schönsten Fachwerk-Hauses der Gemeinde abgerissen, um die Ortsdurchfahrt zu verbreitern und Parkplätze zu schaffen. Neben der Neuherberge an der Leipzigerstraße ist dieses jetzt abgerissene Haus mit seinen zweieinhalb Stockwerken, seinen Fachwerkerkern und dem Krüppelwalmdach eine der bedeutendsten Herbergen auf der Handelsstraße zwischen Frankfurt und Leipzig gewesen. Im 17. Jahrhundert haben die Inspirierten, die Glaubensflüchtlinge aus dem Hanauer Land im Nord-Elsaß, sich in dieser Herberge im zweiten Stockwerk einen großen Versammlungs- und Gottesdienstraum ausgebaut. Nachdem die Gemeinde schon das etwa gleich alte Gasthaus „Zum Storchen“ vor einigen Jahren blitzartig abreissen ließ, um dort noch vor Inkrafttreten eines neuen Heimgesetzes (mit mehr vorgeschriebenem Raum für die Alten) eine AltenZerwalt-&Verwahrungsanstalt zu errichten folgt jetzt der Kahlschlag rund um dieses SeniorenCenter: eine historische Garnspinnerei wurde zum Teil abgerissen, zum Teil in ein Feuerwehrhaus quadratisch-praktisch umgebaut. In letzter Sekunde konnten Gründauer BürgerINNEN durch eine Leserbriefkampagne den Abriss des Fachwerkwohnhauses der letzten Liebloser Juden verhindern. Doch bis heute gibt es dort keine Hinweistafel. drei schöne fachwerkhäuser sind den Neubauten zwei Banken geopfert worden, die ihre Filialen dort im aussterbenden Orstkern in nächster Zeit wohl schliessen werden, um sich im Boomtown-Industrie- und Gewerbeviertel in den Kinzigauen anzusiedeln, zwischen ALDI, BAUHAUS, MEDIA-MARKT, Möbel-Höffner, Fitness-und ErotikCentern, Discotheken und der Kläranlage usw…und mitten drin zwischen Kläranlage und Autobahn und BAUHAUS etc die „idyllisch“ gelegene Renaissance-Papiermühle an der Kinzig aus dem 14. Jahrhundert. Eines der schönsten und ältesten Früh-Industrie-Denkmäler Deutschlands.
Dass die Güterhalle des Liebloser Bahnhofs abgerissen wurde -erbaut gegen Ende des 19. Jahrhunderts- ist einen Kommentar wert: sie ist das Ergebniss der Anstrengungen des Paulskirchenabgeordneten Dr. Christian Heldmann, der noch bis in die 1860er Jahre im Hessischen Landtag dafür sorgte, dass die Bahnverbindung von Gelnausen via Lieblos zwischen Wetterau und Vogelsberg nach Giessen gebaut wurde, um
in der Wetterau und im Vogelsberg die soziale Not zu lindern. Kein Hinweisschild auf die „Heldmann-Bahn“ wie sie noch bis heute von älteren Eingeborenen dankbar genannt wird. Diese geschichte steht eben auch im Weg: Heldmann war ein linker 48er.
Jetzt steht die ehemaliger Liebloser Synagoge zum Verkauf und leer direkt neben dem Altenverwertungszentrum. Der letzte Besitzer ist mittlerweile in die Türkei zurückgekehrt, die Kinder haben an dem Haus kein Interesse. Zu hoffen ist, dass sich in Gründau eine Initiative zur Rettung der Synagoge gründen wird, bevor sie wie die historische Altherberge einem dringend benötigten Altenheim-Parkplatz weichen muss.
Es ist schon ziemlich schlimm, wenn man in Deutschland beim Denkmalschutz schon mit dem reflexartig einsetzenden schlechten Gewissen kalkulieren muss und oft auch kann, wenn es um die Erhaltung von Gebäuden geht, die mit der Geschichte der Juden in Deutschland in Zusammenhang gebracht werden können. Viele andere ohner diesen Zusasmmenhang haben da halt leider Pech. Wenn es gelänge nachzuweisen, dass die letzten Besitzer der Altherberge namens Kalbfleisch nun doch Juden waren und die Altherberge eventuell eine von Valentin Sänger zertifizierte Judenherberge, könnte man die Gemeinde vielleicht noch zwingen, die Altherberge wieder aufzubauen. Es war aber nicht so. Aber selbst wenn es so gewesen wäre, auch jüdische Trümmer sind nicht immer sakrosankt: über den letzten Resten der Frankfurter Synagoge am Börneplatz durfte ausgerechnet der Gasversorger Mainova(ExStadtwerke FFM) seine Laola-Wellenförmige Zentrale errichten – bis an den Rand des Judenfriedhofs, den er jetzt Tag und Nach beschattet. Gut versteckt im Keller liegen die Reste des Judenviertels unter Glas.
Wer eine Initiative zur Rettung der Liebloser Synagoge mitgründen und unterstützen will, sollte sich bei mir mailden: HaBEbuechnerei@web.de
EIN WEITERER TEXT ZUM THEMA:
Was im Weg steht, wird weggeräumt, sortenrein entsorgt: humanabfall in Altenpferche namens „SeniorenWohnPark“, zertifiziert denkmalgeschützt Steinernes oder Fachgewerktes ins Freilichtmuseum Hessenpark, und der Rest auf die Bauschuttdeponie – wobei der „Denkmalschutz“ kostenbewusst wegschaut. (zum Hinschauen reicht das Personal nicht aus!)
Organisierte Unkenntlichmachung ganzer Kleinstädte und Dörferist die Regel, Bauschutt deckelt Keltengräber, Ortskerne werden entkernt- über die Ortsgeschichte lässt man Graswachsen. Zeitzeugen werden zerlegt: In Hanau ging es jüngst an das Eingemachte Bagger zerstörten ein Mosaik eines der berühmtesten Künstler der Goldschmiedestadt. Und plakativ beklagen Politiker jeder Couleur den Identitätsverlust, die gesichtslosigkeit umnd mangelndes Geschichtsbewusstsein. Viel Lärm um Nichts ???
es geht immerhin um die
mögliche Rettung weiteren Hanauer Kulturgutes und nicht nur um
den Fund eines Hanauer Lehrers , der gestern das schon fast zerstörte Peukert-Mosaik im
ehemaligen Gesundheitsamt – meines Wissens nicht in der Nussallee, wie
die FR schreibt, sondern in der Eugen-Kaiser-Straße – eventuell nioch vor der totalen Zerstörung hat retten können. Das Mosaik des Hanauer Malers und Bildhauers Peukert befand sich in dem gerade vom Main-Kinzig-Kreis verkauften Areal des historischen Landratsamtes und dorzt im Gesundheitsamt“Neubau“ aus den 50er Jahren. Das Gebäude wird zur Zeit abgerissen, um einer Wohnanlage für betreutes Wohnen Platz zu machen. Wenn die beteiligten Investoren später mit den Alten so umgehen wie jetzt mit dren „Altertümern“ muss einem Angst und Bange werden. Den Vorzeige SenioreINNEN aus Hanau, wie dem Kabarettisten Rainer Bange (Spitzname „Pure Angst“) oder der Frauengeschichtsschreiberin und FR-Großmutter Ilse Werder ist nur zu empfehlen dort nicht einzuziehen!
Die Vernichtung des Peukert-Kunstwerkes durch Abrissfetischisten steht in der starhlenden GoldschmiedeGrimmstadt nicht alleine:
Bei der Planung von Lesungsreihen im Heinrich-Fischer-Hallen-Bad kamen bei
verschiedenen OrtsTerminen mit den Pächtern des ehemaligen „Palmengärtchen“
– der ehemaligen zweiten Milch-Bar Hanaus (die erste befand sich dort,
wo heute der Foto-Edel am Freiheitsplatz seinen Laden hat(te?),.- hinter
dem Tresen und den Regalen für die Gläser, Schnapsflaschen etc. das
Peukertsche Mosaik zum Vorschein, das Peukert nach einer Fotovorlage mit
Silvio Frencesco und Catharina Valente geschaffen hatte : Silvio
stilisiert mit dem Saxophon , Schlagzeuger im Hintergrund, Guittarrist
etc und Catharina Valente ebenfalls stilisiert im Pettycout beim Tanzen.
In Hanau bestand zunächst die Hoffnung und auch die feste Überzeugung, dass bei einer Renovierung des Heinrich-Fischer-Bades dieses
Mosaik wieder zur Geltung gebracht würde. Mit Schrecken haben dann aber
KunstkennerINNEN die vollendeten Entkernungsabrisse zur Kenntnis nehmen müssen. Sie
hoffen jetzt, dass das Mosaik nicht auf dem Bauschuttcontainer und in
einer Bauschuttdeponie oder in einem Lärmschutzwall an der A66 gelandet,
sondern zur Rekonstruktion an einem angemessenen Ost im erneuerten Bad
sicher gelagert ist.
Sollte das nicht der Fall sein, so hoffen die KunstrettungsversucherINNEN können sie durch ihre Pressearbeit
Menschen zu erreichen, die das Mosaik fotografiert haben oder (bereits
verrentete) MitarbeieterINNEN aus der Stadtverwaltung, die wissen, wo
die entsprechenden Pläne, Vorlagen, Anweisungen für die
Handwerker/Plattenleger etc archiviert sind.
Sie wollen sich nicht noch einmal den Vorwurf machen, zu spät
eingegriffen zu haben, wie das beim Abriss des Hanauer Badehauses am
Frankfurter Tor der Fall war, bei dem eines der schönsten komplett
erhaltenen Baushausdenkmäler der Einfahrt in eine Tiefgarage „geopfert“
wurde.
Die Kulturschützer wissen wohl, es gibt Schlimmeres als ein weiterer zerstörter Peukert, das
ausradierte Bagdad z.B. hatte wertvollere Kunstwerke bis sie befreit wurden oder durch den US.-Überbau konserviert wie die Fundamente des sagenumwobenen Turmbaus zu Babel, der jetzt als Panzerabstellplatz sinnvoll genutzt wird …
Fortsetzung auf www.barth-engelbart.de.vu
P.S.:
ein nicht unwichtiger Grund für diesen Artikel ist die Tatsache, dass
dieses Mosaik in HaBEs Hanau-Roman „Grenzgänger“ eine wichtige Rolle
spielt- so wie das Heinrich-Fischer-Bad insgesamt- Da er am 6.9.
(15.00h) und am 7.9. (13 & 16.00h) beim Bürgerfest in der
„HSB-Haltestelle“ aus diesem Roman „Geschichten aus dem Nahverkehr“ zum
100. Geburtstag der HSB vorlesen wird, wird dieses Mosaik dort auch zur
Sprache kommen. So wie das Café Schien, der Schlachthof, das
„Sky-Line“, das „Jazz-„Café Krebs – als das Nürnberger Tor noch auf der
richtigen Seite stand, der Club Voltaire in der Nussallee,
the „Goldsmith-House“ of course und das Rathaus, der Knutschkreisel in
der Niederländisch-Wallonischen, das „Goldene Herz“ mit dem
original-Willem, die verschiedenen Spanier vom CeDO bis zum Centro
Recreativo, das Lückhardt-Dorf und das Deutsche Haus, die freieste
Tankstelle der Bundesrepublik, bevor es die überhaupt gab, die
Frankfurter Allee mit echten Bäumen aber schon mit etwas Krebsgeschwüren
na ja, die Dunlop und der gegen den Streik
bereitschaftspolizeidirigierenden OB Dröse, der echte linke Fabian (von
links unne nooch rechts obbe!“) und ein beinamputierter Polizeichef
namens Holzbein – so nannten ihn die DPs, „Zischeuner, Kommunisde un
annern Kriminelle“ und später dann die Halbstarken aus dem Lamboy ….
Berlin hatte seine Waldbühne, Hanau das Lamboy-Fest und das Sky-line und
das Kommando führte Oma Schlüssler. God Times aber mager!
GUTE NACHRICHT: nach neuesten Meldungen aus dem Heinrich-Fischer-Bad sind alle Mosaike gerettet. Schwimm-HalleLuhja