Blaue Blumen, blaue Federn und kein Gold nur kunterbunter Kies im Bachbett-Kinderparadies
Blaue Blume
Früher wuchsen
Auf den Wiesen
An den steilen Hängen
blaue Blumen
Ganz weit hinten
Hinterm Murmelbach
Hinter den Zigeunerhecken
Wo sich Messer-Scherenschleifer
Teppich-, Stuhl- und Kesselflicker
Vor der Polizei verstecken
muss man schnell vorbei!
Drauf achten
dass die Hühner und auch Kinder
stehlen, schlachten
und wir lachten
dachten
uns doch nicht
-s dabei
wärmten uns an Kesselfeuern
spielten, aßen, tranken
mit den Ungeheuern
und versanken
Zauberei
Vor 65 Jahren
Meine blauen
GlockenBlumen
kleineTraubenhyazinthen
Gundermann-Vergissmeinnicht
Schule, Mittag-, Abendessen
In der Blumen-Wiese liegen
Zigeuner spielen
sich im frischen Heu verkriechen
heimlich rauchen
und danach nach Feuer riechen
Durchfall kriegen
Heu-Feuer mit Pippi löschen
und dann durch die Mümling tauchen
Klamotten in die Büsche hängen
nackig sich die Haut versengen
wieder in der Wiese liegen
Gräser streicheln
Blumen riechen
Bienen summen
Uhren-TickTack
Glockenschlag
verstummen
Wolken fliegen
zeitlos, ewig
unermessen
bis zum
Abend
Sonnenbrand
Glücksversessen
Zeit vergessen
Heim mit Bangen
Prügel fangen
wieder in die Wiesen flüchten
kann man seine Freiheit
züchten?
Hirtenknabe, 1860. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Sammlung Schack, München
https://www.youtube.com/watch?v=mQo4WMkwJuw
Kindergold
Was war mir Gold?
Der Ring, die Fessel
Meiner Mutter
Die Vater nur noch so
Ich glaube
Als Schreck- und Daumenschraube
Schließlich zwangsempfand
Ging nicht mehr von der
Mutter-Hand
-fessel ohne Schlüssel-
Blumen
Die ich ihr pflückte
Und nach Atem rang
Wenn sie mich drückte
tat sie mir unendlich Leid
Der Ring
Ging nicht
Vom Nasenbohr-
Ringfinger
Bis zur Altersgicht
Oder bohrte sie
Hinter ihrer vornehm
vorgehaltnen Hand
Etepetete
Mit dem Kleinen
weil der besser passte
Den sie beim Damen-Tee
französisch
Wie die Haute Volée
abspreizte
Und damit meinen Vater reizte
brutal oral
Das Scheißen einer Kuh
Zu pantomimen
Er ließ den Mund Schließmuskel spielen
und das Edel-Damen-Kränzchen
angewidert juchzend schreien
den Leibhaftigen abwehrend
jubilieren bis zum Schielen
Den Arm als Kuhschwanz
Winkend anzuheben
Kuhfürze rülpsend
das Platschen
Großer Fladen
Vorzuklatschen:
La Belle et le Béte
Statt Kindergold
Das sich bei jeder „Überraschung“ zuerst Ferrero
Und danach der Zahnarzt holt ?
Einfach ins Blaue!
Blausatt
Blaue Blumen
Blaue Federn
Seit jeher
War der Eichelhäher
Der Wächtervogel
Mir mehr Wert
Mir viel lieber
Als Gold
Wenn ich nur eine
Seiner Federn
Himmlesblau
In Moos und Seidengras
Liegen
und
Ihn krächzend
Vor mir fliehend
Fliegen sah
Ein Stück vom Himmel
Himmelsblau
Und er kackt
Aus den höchsten Zweigen
Auf den Überbau
Das unbekannte Wesen
Das ich schon damals
Nicht erkannte
Nicht anerkannte
Vor ihm floh
Dem ich noch heute
Nicht vertrau
Ich scheiße auf den Überbau
Lieber trau-
Ich echt in echt
Dem Eichelhäher und dem Specht.
Ja, alle sind mir – alle recht
Ob grün, ob schwarz,
bunt oder grau
am liebsten diese
himmelsblauen
schlauen Späher
aus der Familie Rabe
die Eichelhäher
die ich seit jeher
doch am
liebsten
habe
Das war mein
Kinderparadies
Im Bachbett
Liegt kein Gold
Nur kunter
bunter
kies
Mit Lukardis Blumen ernten, Blumen streuen
drei
käsehoche
Kinderliebe
Lausbubenleiternd
bezwangen wir die Mauer
die uns trennte
der Schlossgärtner
von Fürstenau
hatte den Befehl genau
zu schauen
ob sich Lukardis
in den Mümlingauen
mit Adellosen traf
oder war dies
nicht Wild, der Förster
ja so hieß er
unter seinen Argusaugen
ließ er
uns
nur Feiertags
und morgens noch
im Büchsenlicht
zusammenkommen
und sonst nicht
wenn Doris, seine Tochter
unsere Kumpanin
ihm nicht den Wecker nachgestellt
und uns vor ihm
so gerettet
hätte
Wir flohen beide aus den Betten
und hätten
uns so gerne doch
bei Tageslicht
im Abendrot
nicht immer
nur zur Not
versteckt im Unterholz
getroffen
Natürlich
hat der Gärtner
uns gesehn
Er ließ uns Augen zwinkernd
oft die Tür
zum Garten- und Gewächshaus
und zur Orangerie
zufällig offen stehn
dann spielten wir
und hatten Zeit
und sangen
im Duett
sie sang schon Alt
und ich Sopran
so schön
und wenn Fronleichnam kam
und Mariä Himmelfahrt
und alle Flüchtlinge
katholisch
prozessionierten
durch den Park von Fürstemau
die goldene Monstranz
regensicher unterm Baldachin
da zogs uns hin
dann war das unsre erste
De-Monstranz-iation
wir streuten vorne in der ersten Reihe
streng protestantisch
damals schon
ökumenisch-interreligiös
aus freien Stücken und
aus unsren Körbchen
Blüten, die wir
in aller (Herrgotts-)Frühe
klammheimlich
im Schosspark
Hand in Hand
gemeinsam
Blütenständer
streifend
gerntet
hatten.
Das war ein Fest
unbeschwert und unbeladen
von Weyrauchschwaden
hinter uns
Das haben wir dann beibehalten bis in die 68, 78, 88, 98 ….
immer vorne in der ersten Reihe
wir zweie
die Hohen Priester
hinter uns lassen
Ketten bilden, Hände fassen
Lukardis
unsre beiden Türme
stehn nicht mehr
wir beide haben uns gerächt
doch Türme wachsen wieder
wie die Schlangen
aus dem Haupte der Medusa
das OberHaupt des Kaput-Baal
wir brachten es noch nicht zu Fall
vielleicht von oben
später mal