Der US-Journalist und Friedensaktivist Norman Solomon befürchtet, dass Trump, mit dem
Vorwurf, er lasse sich von Putin instrumentalisieren, in einen Atomkrieg mit Russland getrieben werden soll.
Trump könnte beweisen, dass er nicht Putins Marionette ist, wenn er die Welt in einem atomaren Inferno verglühen ließe
Von Norman Solomon
truthdig, 27.02.17
( http://www.truthdig.com/report/item/trump_can_prove_hes_not_a_putin_puppet_by_blowing_
up_the_world_20170227 )
Vier Wochen nach der Amtseinführung Donald Trumps schrieb Paul Krugman, ein Kolumnist der New York Times, der neue Präsident habe bisher nichts getan, „was den USBürgern die Angst nehmen könnte, dass er in Wirklichkeit eine Marionette Putins ist“. [s. https://www.nytimes.com/2017/02/17/opinion/the-silence-of-the-hacks.html ]
Der als liberal geltende Experte bezog damit die Position derjenigen, die mit unbewiesenen Behauptungen vor einer „Achse Trump-Putin“ warnen.
Solche mittlerweile zur Routine gewordenen Angriffe sollen die (unbegründete) Angst schüren, dass der Präsident der Vereinigten Staaten ein Handlanger des Kreml ist. Der Verdacht zeigt bereits Wirkung, und wie es weitergehen wird, ist noch nicht abzusehen.
Er könnte sogar einen atomaren Holocaust auslösen.
Mit den nicht endenden Vorwürfen und Anschuldigungen, die den Eindruck erwecken
sollen, Trump sei ein Lakai des Kremls, wird der Präsident massiv unter Druck gesetzt und gezwungen, seine „Unschuld“ zu beweisen. Das könnte er am besten dadurch tun, dass er die versprochene Annäherung an Russland aufgibt und stattdessen den Konflikt mit Russland verschärft – nicht nur rhetorisch, sondern auch militärisch.
Viele US-Medien und das politische Establishment der USA sind sehr daran interessiert,
Russland wieder zum Feind zu erklären. Dieses (irrationale) Verhalten könnte uns alle in
den Abgrund der atomaren Zerstörung reißen.
Das scheint die Kriegstreiber aber nicht zu kümmern.
Für unzählige Kommentatoren in den US-Medien und die meisten Mitglieder der Demokratischen Partei, darunter auch viele, die sich progressiv geben, und die republikanischen Unterstützer [s. https://standuprepublic.com/about-us ] der kriegstreiberischen Senatoren John McCain und Lindsey Graham ist es sehr verlockend, Trump als Werkzeug der Russen abzustempeln.
1/6
Friedenspolitische Mitteilungen aus der
US-Militärregion Kaiserslautern/Ramstein
LP 040/17 – 13.03.17
Folgendes sei klargestellt: Ich lehne die Trump-Regierung aus vielen Gründen ab.
Trumps grobe Missachtung der US-Verfassung und sein innen- und außenpolitisches
Fehlverhalten rechtfertigen meiner Meinung nach sogar ein Amtsenthebungsverfahren. Ich
gehöre selbst zu den Initiatoren einer bundesweiten Petition [s. https://impeachdonaldtrumpnow.org/ ], die bereits über 890.000 US-Bürger unterzeichnet haben, mit der wir den Kongress auffordern, ein Amtsenthebungsverfahren einzuleiten. Wer Trump nicht als Präsident haben will, sollte seine Ablehnung aber nur mit nachweisbaren Fakten begründen.
Wir dürfen uns keinesfalls durch die pausenlos von demokratischen und republikanischen
Falken, verantwortungslosen Journalisten und Geheimdienstlern geschlagenen Kriegstrommeln in Panik versetzen lassen. Dass James Clapper, der Direktor aller US-Geheimdienste, Anfang 2013 bei einer Anhörung einen Senatsausschuss dreist belogen hat, war kein Einzelfall. Als er von Senator Ron Wyden gefragt wurde: „Sammelt die NSA irgendwelche Daten über die Millionen US-Bürger?“, antwortete er mit einem schlichten „No, Sir“.
Dass er gelogen hatte, kam nur wenige Monate später heraus, als Edward Snowden
Schlüsseldokumente über die umfassende Überwachungspraxis der NSA veröffentlichte
[s. dazu auch https://www.techdirt.com/articles/20150508/18041530944/latest-explanationjames-clapper-lying-about-essential-nsa-spy-program-he-forgot-about-it.shtml ].
Warum sollten wir also die Vermutungen „über russische Aktivitäten und Absichten“ für zutreffend halten, die Clappers Büro Anfang Januar in einem nur 25-seitigen Bericht [s.
https://www.dni.gov/files/documents/ICA_2017_01.pdf ] veröffentlicht hat. Dieser Bericht
wurde von einem Experten nach dem anderen geradezu „in der Luft zerrissen“ [weitere Infos dazu unter https://theintercept.com/2017/01/25/seymour-hersh-blasts-media-for-uncritically-
promoting-russian-hacking-story/ (und zusätzlich unter http://www.luftpost-kl.de/luftpost-
archiv/LP_16/LP17716_151216.pdf )].
Der investigative Journalist Gareth Porter stellte dazu fest [Artikel s. unter https://consortiumnews.
com/2017/02/25/how-new-cold-warriors-cornered-trump/ ]: „Die US-Geheimdienste
haben weder Beweise dafür, dass die von WikiLeaks veröffentlichten E-Mails des Democratic National Committee’s im Auftrag Russlands ‚gehackt‘ wurden, noch können sie nachweisen, dass die Russen damit den Wahlausgang zugunsten Trumps beeinflussen wollten. Clapper selbst hat Mitte November und noch einmal im Dezember 2016 vor dem Kongress ausgesagt, die US-Geheimdienste wüssten nicht, wer WikiLeaks die E-Mails zur Verfügung gestellt hat, und wann das geschehen ist.“
Im Gegensatz dazu gibt es aber wirklich stichhaltige Analysen über die Absichten, die mit
dieser anti-russischen Kampagne verfolgt werden – zum Beispiel von Stephen F. Cohen
[nachzulesen unter https://www.thenation.com/article/why-we-must-oppose-the-kremlinbaiting-against-trump/ ], Glenn Greenwald [s. https://theintercept.com/2017/02/23/the-increasingly-unhinged-russia-rhetoric-comes-from-a-long-standing-u-s-playbook/ ] und Robert Parry [s. https://consortiumnews.com/2017/02/18/the-did-you-talk-to-russians-witch-hunt/ ].
Mit der Verleumdung Russlands und der Diffamierung aller Entspannungsbemühungen
(als „Landesverrat“) soll jede öffentlich Diskussion über die bisherige US-Außenpolitik verhindert werden; deshalb werden alle, die bessere Beziehungen zwischen den USA und
Russland wollen, Verdächtigungen ausgesetzt, die Joe McCarthy (s. https://de.wikipedia.
org/wiki/Joseph_McCarthy ) stolz gemacht hätten. Deshalb muss Trumps wiederholt
erklärte Absicht, die Beziehungen zu Russland verbessern zu wollen, die zu den wenigen
konstruktiven Maßnahmen gehört, die er bereits im Wahlkampf angekündigt hat, als Beleg
dafür herhalten, dass er schon länger mit Russland konspiriert und mit der russischen
Regierung unter einer Decke steckt.
2/6
Leider beteiligen sich auch viele Organisationen, die sich progressiv geben, an dieser Ver –
leumdungskampagne. Eine der größten, MoveOn (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Move-
On.org ), hat am 10. Februar per E-Mail eine Petition gestartet, die aus einem einzigen
Satz besteht: Der Kongress soll eine Untersuchung mit dem Ziel starten, nachzuweisen,
dass Trump „Verbindungen zur russischen Regierung“ unterhält. [Diese Petition ist aufzurufen unter http://petitions.moveon.org/sign/investigate-trump-and-1 .]
Schauen wir uns an, was Präsident Trump auf seiner Pressekonferenz am 16. Februar
dazu gesagt hat:
„Es wäre für mich doch viel leichter, hart gegenüber Russland aufzutreten, damit würde
ich aber einen Deal mit Russland unmöglich machen. Ich weiß nicht, ob es überhaupt
zu einem Deal kommt, das weiß ich wirklich nicht. Es könnte sein oder auch nicht. Es
wäre aber so viel einfacher, mich mit Russland anzulegen, je heftiger, desto besser für
mich. Das wissen Sie doch. Ich will aber das Richtige für die US-Bürger und auch für
die ganze Welt tun.
Russland ist eine starke Atommacht, und wir sind das auch. Glauben Sie mir, wenn wir
unsere Beziehungen zu Russland verbessern, wäre das gut und nicht schlecht.
Es wäre wirklich großartig, wenn wir uns mit Russland verständigen könnten, das verstehen Sie doch. Morgen werden Sie aber wieder schreiben, Donald Trump will mit
Russland verhandeln, und das ist schrecklich. Es wäre aber nicht schrecklich, es wäre
gut.“
Für diese Absicht müsste Trump eigentlich Beifall und Unterstützung bekommen. Stattdessen wird man dem Präsidenten auch diese Äußerungen wieder im Mund herumdrehen, und ihn mit Krugmans Worten erneut als „Marionette Putins“ diffamieren.
Was müsste Präsident Trump tun, um sich von dem Angst einjagenden Vorwurf, er sei ein
Lakai des Kremls, zu befreien? Wie könnte er den Beifall der Mainstream-Medien und der
Meinungsmacher in den Redaktionen und im CIA-Hauptquartier gewinnen? Er müsste umfallen und den russischen Präsidenten Wladimir Putin zum gefährlichen Feind erklären. Er müsste noch mehr US-Soldaten an die russische Grenze verlegen und Russland mit noch größeren Militärmanövern provozieren.
Das wäre aber äußerst riskant, weil sowohl die USA als auch Russland über mehr als
4.000 einsatzbereite Raketen mit Atomsprengköpfen verfügen, von denen sich immer einige „in höchster Alarmbereitschaft“ befinden. Nach Feststellungen der Union of Concerned Scientists (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Union_of_Concerned_Scientists ) werden diese Atomraketen von ihren Bedienungsmannschaften rund im die Uhr startbereit gehalten und können in zehn Minuten in der Luft sein [s. http://www.ucsusa.org/nuclear-weapons/hair-trigger-alert ].
Diejenigen, die Trump weiterhin als „Marionette der russischen Regierung“ denunzieren
und herabwürdigen, machen damit gleichzeitig einen Atomkrieg wahrscheinlicher. Wenn
die Spannungen mit dem Kreml weiter eskaliert werden, ist er unvermeidlich. Wollen wir
wirklich zulassen, dass die US-Regierung in eine äußerst riskante, in eine Katastrophe
führende Konfrontationspolitik mit der anderen atomaren Supermacht getrieben wird?
Norman Solomon ist der Koordinator der online agierenden Aktivistengruppe RootsAction.
org (s. http://www.rootsaction.org/about-rootsaction ) und der verantwortliche Direktor
des Institute for Public Accuracy (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Institute_for_Public_Accuracy)
Er hat ein Dutzend-Bücher geschrieben, darunter auch das Buch “War Made Easy:
3/6
How Presidents and Pundits Keep Spinning Us to Death”, das 2016 in deutscher Übersetzung unter dem Titel „WAR MADE EASY (Krieg leicht gemacht) – Wie uns Präsidenten und Experten zu Tode lügen“ im Jim Humble Verlag erschienen ist.
(Wir haben den Artikel komplett übersetzt und mit Ergänzungen und Links in runden Klammern versehen. Die Links in eckigen Klammern hat der Autor selbst eingefügt. Unter
http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_16/LP09416_190716.pdf
http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_16/LP10116_290716.pdf ,
http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_16/LP12916_250916.pdf und
http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_16/LP00117_020117.pdf
sind weitere Artikel Norman Solomons und Infos über eine Petition zur Schließung der Air
Base Ramstein nachzulesen, an deren Zustandekommen er maßgeblich beteiligt war.)
________________________________________________________________________
Trump Can Prove He’s Not a Putin Puppet
by Blowing Up the World
By Norman Solomon
Feb 27, 2017
Four weeks into Donald Trump’s presidency, New York Times columnist Paul Krugman
wrote that “nothing he has done since the inauguration allays fears that he is in effect a
Putin puppet.” The liberal pundit concluded with a matter-of-fact reference to “the Trump-
Putin axis.”
Such lines of attack have become routine, citing and stoking fears that the president of the
United States is a Kremlin stooge. The meme is on the march—and where it will end, nobody knows.
Actually, it could end with a global nuclear holocaust.
The incessant goading and denunciations of Trump as a Kremlin flunky are escalating
massive pressure on him to prove otherwise. Exculpatory behavior would involve setting
aside possibilities for detente and, instead, confronting Russia—rhetorically and militarily.
Hostile behavior toward Russia is what much of the U.S. media and political establishment
have been fervently seeking. It’s also the kind of behavior that could drag us all over the
brink into thermonuclear destruction.
But c’mon, why worry about that?
For countless media commentators and partisan Democrats including many avowed progressives— as well as for some Republican hawks aligned with the likes of Sens. John Mc-Cain and Lindsey Graham—the benefits of tarring Trump as a Russian tool are just too alluring to resist.
4/6
To be clear: For a vast number of reasons, the Trump administration is repugnant. And the
new president’s flagrant violations of the U.S. Constitution’s foreign and domestic emoluments clauses are solid grounds for impeaching him. I’m glad to be involved with a nationwide petition campaign—which already has 890,000 signers—urging Congress to begin impeachment proceedings. We should go after Trump for well-grounded reasons based on solid facts.
At the same time, we should refuse to be stampeded by the nonstop drumbeats from partisan talking points and mainline media outlets—as well as “the intelligence community.” It wasn’t mere happenstance when the Director of National Intelligence, James Clapper, openly lied at a Senate committee hearing in early 2013, replying “No sir” to a pivotal question from Sen. Ron Wyden: “Does the NSA collect any type of data at all on millions or hundreds of millions of Americans?” The lie was exposed three months later when Edward Snowden made possible the release of key NSA documents.
Yet now we’re supposed to assume straight-arrow authoritative honesty can be found in a
flimsy 25-page report “assessing Russian activities and intentions,” issued in early January under the logo of Clapper’s Office of the Director of National Intelligence. That report has been critiqued and demolished by one astute analyst after another.
As investigative journalist Gareth Porter noted, “In fact, the intelligence community had not
even obtained evidence that Russia was behind the publication by WikiLeaks of the emails
[of the] Democratic National Committee, much less that it had done so with the intention
of electing Trump. Clapper had testified before Congress in mid-November and again
in December that the intelligence community did not know who had provided the e-mails to
WikiLeaks and when they were provided.”
More broadly and profoundly, many cogent analyses have emerged to assess the proliferating anti-Russia meme and its poisonous effects. For instance: “Why We Must Oppose the Kremlin-Baiting Against Trump” by Stephen F. Cohen at The Nation; “The Increasingly Unhinged Russia Rhetoric Comes From a Long-Standing U.S. Playbook” by Glenn Greenwald at The Intercept; and “The Did-You-Talk-to-Russians Witch Hunt” by Robert Parry at ConsortiumNews.
The frenzy to vilify Russia and put the kibosh on the potential for detente is now under –
mining open democratic discourse about U.S. foreign policy—while defaming advocates of
better U.S.-Russia relations in ways that would have made Joe McCarthy proud. So, President Trump’s expressions of interest in improving relations with Russia—among his few lucid and constructive statements about anything—are routinely spun and smeared as corroborations of the meme that he’s in cahoots with the Russian government.
Many organizations that call themselves progressive are culpable. One of the largest, MoveOn, blasted out an email alert on February 10 with a one-sentence petition calling for a congressional investigation of Trump—flatly declaring that he has “ties to the Russian government.”
Consider these words from President Trump at his February 16 news conference:
* “Look, it would be much easier for me to be tough on Russia, but then we’re not going to
make a deal. Now, I don’t know that we’re going to make a deal. I don’t know. We might.
We might not. But it would be much easier for me to be so tough—the tougher I am on
Russia, the better. But you know what? I want to do the right thing for the American people.
And to be honest, secondarily, I want to do the right thing for the world.”
5/6
* “They’re a very powerful nuclear country and so are we. If we have a good relationship
with Russia, believe me, that’s a good thing, not a bad thing.”
* “By the way, it would be great if we could get along with Russia, just so you understand
that. Now tomorrow, you’ll say ‘Donald Trump wants to get along with Russia, this is terrible.’
It’s not terrible. It’s good.”
Rather than being applauded and supported, such talk from Trump is routinely depicted as
further indication that—in Krugman’s words—Trump “is in effect a Putin puppet.”
And how could President Trump effectively allay fears and accusations that he’s a Kremlin
flunky? How could he win cheers from mainstream newsrooms and big-megaphone pundits
and CIA headquarters? He could get in a groove of decisively denouncing Russian
President Vladimir Putin. He could move U.S. military forces into more confrontational
stances and menacing maneuvers toward Russia.
Such brinkmanship would occur while each country has upward of 4,000 nuclear warheads deployed or stockpiled for potential use. Some are attached to missiles on “hair-trigger alert”—which, the Union of Concerned Scientists explains, “is a U.S. military policy that enables the rapid launch of nuclear weapons. Missiles on hair-trigger alert are maintained in a ready-for-launch status, staffed by around-the-clock launch crews, and can be airborne in as few as 10 minutes.”
Those who keep goading and baiting President Trump as a puppet of Russia’s government are making nuclear war more likely. If tensions with the Kremlin keep escalating, what is the foreseeable endgame? Do we really want to push the U.S. government into potentially catastrophic brinkmanship with the world’s other nuclear superpower?
Norman Solomon is the coordinator of the online activist group RootsAction.org and the
executive director of the Institute for Public Accuracy. He is the author of a dozen books
including “War Made Easy: How Presidents and Pundits Keep Spinning Us to Death.”
www.luftpost-kl.de VISDP: Wolfgang Jung, Assenmacherstr. 28, 67659 Kaiserslautern