Auf dem Kudamm
mit dem Kreuz
appelliertest Du
an ihr Gewissen
gegen den Tyrann
von US-Gnaden in Teheran
und gegen den Krieg
in Vietnam
Sie haben auf Dein Kreuz
gepisst
geschissen
und ließen
wieder schießen
niederschiessen
am Kudamm
Sie haben den Schützen die Hand geführt
und Dein Gebet in dieser Stunde
hat sie nicht gerührt
nicht eine Sekunde
Bruder Martin
Am Kreuzweg
Am Kudamm
Es ließ sie eiskalt
ihr Bannstrahl
hat Dich umgerissen
dein Kopf knallte
auf den nassen Asphalt
Schädel gebrochen
klaffende Wunde
am Kudamm
Du hattest
gepredigt
gegen Gewalt
Und gerade Dich
hätten sie um ein Haar
kaltblütig erledigt
am Kaiser-Wilhelm-
Gedächtnis-Kübel
am Kudamm
Du warst ihren Verbrechen
auf der Spur
nicht nur
denen in 1000 Jahren
dem Völkerschlachten
in “Deutsch-Ost”
und in “-Südwest”
den schwarzen Holocausts
schon lange vor dem weißen
Dem Nazi-Terror
auf Krumm Hörn
Du solltest die Herren
nicht länger störn
Du nicht und Onno Poppinga
Jetzt bist Du leider
zu früh verstummt
Dein Störsender schweigt
jetzt werden wieder Flaggen gezeigt
und die Leute werden weiter verdummt
statt Volksempfänger Flachbildhirn
Mit dem Kreuz diesmal ohne Haken
Erst Belgrad bombardiern
in Griechenland einmarschiern
Und neue Kreuzzüge propagiern
Und kaum jemand der den Aufmarsch stört
Der Heldentod-Propagandisten
ein neues Stalingrad wagen
Und zu wenige haben ein Rückgrat im Kreuz
Um das Kreuz dagegen zu tragen
von der Siegessäule
zum Kudamm
Bruder Martin
kannst Du mich hörn?
nimms mir nicht übel
Ich werde sie weiter störn
Das kann ich Dir schwörn
und wenn sie mir wieder
das internet sperrn
dann gilts halt zu Fuß
sich querzustellen
Durchkreuzungskreuze
durchs Land zu tragen
von EZBankfurt
nach Groß-Berlin
zum Kudamm
Kennt jemand das Bild im SPIEGEL oder im STERN, das den Wasserwerferangriff auf den Kreuzträger noch drastischer zeigt?
Für eine Zusendung wäre ich dankbar.
Ich lag 1968 mit zertrümmerten Fußgelenken ab Mitte Februar nach meinem Abwurf vom US-Handelszentrumsdach am Zürich-Hochhaus im Frankfurter Markus-Krankenhaus. Dort konnte ich am TV mitansehen, wie sie meinen Bruder in Berlin mit seinem linksevangelisch-republikanischen Club-Kreuz umschossen: Schädelbasisbruch, während mein jüngster Bruder bei Aktionen der Mitglieder des Republikanischen Clubs Michelstadt/Erbach und der sozialistischen Schüler/innen gegen eine öffentliche Vereidigung von den Feldjägern krankenhausreif geschlagen wurde, bis ihn der Michelstädter Stadtpolizist Knapp mit seinen Kollegen aus den Prügelhänden der Feldjäger befreite („Des sin unser Buwe, die haache mir selwer!“) und in tatsächliche „Schutzhaft“ nahm, um sie nach einer halben Stunde in Michelstadt wieder freizulassen, mit der Bitte: „Ihr habbt jo Reschd, ewwer beim nägschde Mol, sachd ihr uns vorher Bescheid, donn krieje die eisch nedd in die Finger!“ So viel Unnerzent-Hessisch muss sein. Nach einem fürsorglichen Gespräch – wahrscheinlich noch im Krankenhaus- meines Bruders Martin mit Rudi Dutschke, kam ich nach meiner vorläufigen Genesung noch mit zwei Gipsbeinen – Dank Volkhard Moslers Abholdienst, nach einem Zwischenaufenthalt bei Heide Berndt im Sigmund-Freud-Institut ins Frankfurter SDS-Bundesvorstandsbüro und wurde dort unter K-D. und Frank Wolf „Büroleiter der Revolution“ :-O)))) und kurz darauf Bundesvorstandsmitglied der unabhängigen sozialistischen Schüler.