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Was nun, Mohammed?
Der nun auch offiziell frisch gekürte junge saudische Kronprinz Mohammed bin Salman ist eine lange Leiter aus Arroganz und Ignoranz so weit hinaufgeklettert, dass ein geordneter Abstieg schwierig werden dürfte.
Die Wahhabisierung Arabiens, die ein halbes Jahrhundert oder länger zurückreichende saudische Unterstützung für den globalen wahhabitischen Extremismus und Terrorismus, die damit einhergehende Deobandisierung Pakistans und Talibanisierung Afghanistans, die saudische Finanzierung der Todesschwadrone der Contras in Nicaragua, die saudische Unterstützung für Al Kaida und ähnliche global agierende wahhabitische Terrorgruppen und der Terrorkrieg gegen Libyen können Mohammed bin Salman ebensowenig zur Last gelegt werden wie die saudische Entscheidung, sich führend am Terrorkrieg gegen Irak und Syrien zu beteiligen. Bei ersteren saudischen Extremismus- und Terrorverbrechen war Mohammed bin Salman noch nicht geboren und bei letzteren war er noch zu jung und grün hinter den Ohren, um da führend mitmachen zu können. Auch die saudische Entscheidung, durch eine deutliche Ausweitung der saudischen Ölförderung die Ölpreise in den Keller zu fahren, um damit Staaten wie Iran, Russland und Venezuela zuzusetzen, wurde noch vor seiner Zeit getroffen.
Doch seitdem sein seniler Vater Salman bin Abdulaziz im Januar 2015 König der Saudis wurde und er damit zum De-Facto-Herrscher von Saudi Arabien von Gnaden seines Vaters aufstieg, hat Mohammed bin Salman die destruktive und blutige Terror- und Kriegspolitik Saudi Arabiens nicht etwa zurückgefahren, sondern sie noch weiter auf die Spitze getrieben und verschlimmert. Und das ist sehr wohl Mohammed bin Salman selbst anzulasten.
Da ist etwa die Entscheidung von Mohammed bin Salman, zu versuchen, im Jemen durch Krieg eine mit Al Kaida verbandelte Regierung wieder ins Amt zu hieven, die von der Bevölkerung des Jemen eben wegen ihrer Verbandelung mit der Terrorgruppe Al Kaida gestürzt worden war, was ein desaströses Unterfangen ist, von dem niemand außer Al Kaida wirklich profitiert. Einen Sieg im Krieg um den Jemen hatte Mohammed bin Salman seinerzeit versprochen, in einem Monat oder, wenn es schwieriger als erwartet wird, auch erst in sieben Monaten. Freilich wollten die in die Kriegsplanung fest eingeplanten saudischen Klietelstaaten Pakistan und Ägypten beim Krieg gegen den Jemen nicht so recht mitmachen und auch die USA und andere NATO-Staaten unterstützen Saudi Arabien nur halbherzig in dem Krieg, weshalb es eher schwieriger als einfacher wurde. Inzwischen führt Mohammed bin Salman seinen Krieg zur Eroberung des Jemen bereits mehr als 27 Monate. Unzählige Menschen wurden seitdem im Jemen sinnlos getötet. Hunger, Cholera und Al Kaida breiten sich dadurch im Jemen aus während die saudische Staatskasse durch die Kriegskosten geschröpft wird, aber der von Mohammed bin Salman versprochene Sieg im Krieg gegen den Jemen ist immer noch nicht mal ansatzweise in Sicht.
Beinahe noch schlimmer steht es um den Terrorkrieg gegen Syrien und Irak. Auch wenn dieser horrende Krieg anders als der Krieg gegen den Jemen natürlich nicht auf dem Mist von Mohammed bin Salman gewachsen ist, so hat er doch das seine dazu getan, um diesen Krieg zu verschlimmern und zu verlängern, und das selbst dann noch, wo die wesentliche saudische Proxy-Terrortruppe ISIS längst ein dem Untergang geweihter internationaler Pariah war und andere saudische Proxy-Terrortruppen wie Alloushs Islam-Armee marginalisiert waren. Mohammed bin Salman hat weder den Schuss gehört, dass die P5+1 im Jahr 2015 einen großen Deal mit dem Iran gemacht haben, noch den, dass Terrorkumpan Erdogan sich 2016 zur Beendigung des Terrorkriegs gegen Syrien und Irak mit Russland zusammengetan hat, sondern stets weitergemacht mit der Unterstützung des Terrorkrieges in Syrien und damit, jegliche Beendigung des Krieges nach Kräften zu sabotieren. Selbst als der notorisch von der Israel-Lobby und ihren saudischen Partnern abhängige US-Kongress den Weg freigemacht hat, um Saudi Arabien auf Schadensersatz wegen 9/11 zu verklagen, hat Mohammed bin Salman den Schuss nicht gehört, sondern weitergemacht mit der saudischen Unterstützung für den globalen wahhabitischen Terror, in Syrien, Irak, Jemen, Afghanistan und in unzähligen weiteren Dritte-Welt-Staaten von Bangladesh bis zu den Philippinen, obwohl dessen Spillover-Effekte längst auch unübersehbar nach Europa und Nordamerika durchgeschlagen waren.
Jetzt ruhen die Hoffnungen von Mohammed bin Salman, aus diesem Desaster nochmal ungeschoren rauszukommen, allein auf Benjamin Netanjahu und Donald Trump. Das große Problem dabei ist, dass es nicht mehr funktioniert, dem Iran die Schuld für den ganzen wahhabitischen Terror in die Schuhe zu schieben. In den letzten Jahren hat es sich langsam herumgesprochen, dass Al Kaida, ISIS und ihre Kumpane, auf deren Konto die überwältigende Mehrheit der regionalen und globalen Terroranschläge geht, keine iranischen oder schiitischen Terrororganisationen sind, sondern Terroristen, die Schiiten und dem Iran von sektierischem Hass getrieben genauso feindlich gegenüberstehen wie Christen, Juden, Buddisten, Hinduisten und unzähligen anderen Menschen, wie zum Beispiel Atheisten und Jesiden. Und so wurde nun das wahhabitische Emirat Katar zum neuen Sündenbock bestimmt.
Und es stimmt natürlich, dass der große Gasexporteur Katar ein wahhabitischer Terrorstaat ist, wie er im Buche steht. Was den Wahhabismus angeht, so wurde selbst die frisch gebaute größte katarische Moschee nach Wahhab benannt. Und was die Unterstützung des Terrorismus angeht, so muss man sich bloß die arabische Version des staatlichen katarischen TV-Kanals Al Jazeera eine Weile anschauen, um zu erkennen, dass da sektiererische Hetzer der Muslimbruderschaft genauso verherrlicht werden wie Terroristen von Al Kaida, sei es in Syrien oder anderswo. Ebenfalls bestens bekannt ist, dass bei der Eroberung der libyschen Hauptstadt Tripolis durch Terroristen im Jahr 2011 katarische Soldaten die Speerspitze bildeten. Doch ebenso ist bekannt, dass der größere finanzielle Muskel des wahhabitischen Terrors das saudische Königshaus ist. Während Katar in Syrien vornehmlich Al Kaida unterstützte, hat Saudi Arabien beispielsweise ISIS groß gemacht, eine Terrororganisation, die viel mehr Macht als Al Kaida an sich reißen konnte und der terroristischen Radikalität von Al Kaida in nichts nachsteht.
Jetzt bezichtigt also der wahhabitische Terrorstaat Saudi Arabien den wahhabitischen Terrorstaat Katar des Terrorismus, hat gemeinsam mit Bahrein, UAE und Ägypten einen Boykott gegen Katar verhängt und hat Katar ein Ultimatum zur totalen Kapitulation gestellt, das gerade abgelaufen ist. Netanjahus fünfte US-Kolonne vom Counter Extremism Project, dessen Führung um Ex-Senator Lieberman bis vor kurzem United Against Nuclear Iran hieß, unterstützt das saudische Regime bei der Forderung nach einer totalen katarischen Kapitulation. Und Trump hat ein paar Tweets abgesetzt, wo er erklärte, was für ein toller Erfolg seines Besuchs in Saudi Arabien das saudische Vorgehen gegen den Terrorsponsor Katar doch ist, obwohl seine Leute im US-Außen- und Kriegsministerium den Eindruck erwecken, die Wogen glätten zu wollen. Doch Katar kapituliert trotz des saudisch geführten Boykotts nicht.
Wie nun herauskommt, hat Katar schon vor Jahren ein Projekt zur Lagerung von Konserven angelegt, was Katar damals angeblich vor den Auswirkungen einer potentiellen Blockade der Straße von Hormuz durch den Iran hätte schützen sollen. Doch auch mit Frischwaren gibt es keine großen Probleme. Nach der saudischen Blockade des Landwegs kamen Frischwaren zunächst teuer per Luftfracht aus der Türkei, wobei Russland und Iran es sich natürlich auch nicht haben nehmen lassen, Waren zu senden, während Frischwaren nun preisgünstig von Schiffen aus dem Iran und Indien nach Katar gebracht werden. Was die Importseite angeht, kann Katar, solange indische Unternehmen liefern, dem saudischen Boykott ewig trotzen. Wo Indien deutlich mehr als eine Milliarde Inder mit Lebensmitteln versorgt, kann Indien da natürlich auch zwei Millionen in Katar mitversorgen. Solch geringe Mengen spielen für die Lebensmittelproduktion in Indien von der Kapazität her kaum eine Rolle, und da Katar für qualitativ hochwertige Lebensmittel auch noch gut zahlt, kann die indische Lebensmittelindustrie sich über die unbedachte saudische Förderung ihres Geschäfts einfach nur freuen. Ähnliches gilt, wenn auch nicht in dem Ausmaß, auch für Iran, dessen Seewege zum frisch gebauten Tiefwasserhafen in Katar noch kürzer als die von Indien sind. Und bei der Exportseite sieht es ähnlich aus: Kunden katarischer Gaslieferungen wollen nicht, dass bei ihnen das Licht ausgeht, nicht mal die UAE.
Katar hat den Saudis nun als Reaktion auf ihr Ultimatum über Kuwait eine Antwort zukommen lassen, dessen genauer Wortlaut noch nicht öffentlich bekannt ist. Grob dürfte sich die katarische Antwort auf das saudische Ultimatum jedoch mit vier Buchstaben zusammenfassen lassen: LMAA. Anders gesagt: ihr könnt uns mal kreuzweise. Die große Frage ist nun: was nun, Mohammed?
Da Saudi Arabien auf eine Zurückweisung seines Ultimatums an Katar offenbar nicht vorbereitet war, hat Mohammed bin Salman für Mittwoch ein Treffen der Boykott-Staaten in Ägyoten angesetzt, und solange erstmal das saudische Ultimatum gegen Katar bis Mittwoch verlängert. Das Problem ist bloß: was wollen die Boykott-Staaten am Mittwoch beschließen? Von den UAE wurden sekundäre Sanktionen ins Spiel gebracht: jeder, der mit Katar Geschäfte macht, soll das nicht mehr mit Saudi Arabien, den UAE, Bahrain und Ägypten tun dürfen. Das Problem dabei ist, dass die anti-katarische Koalition da gegen laufende Verträge schießen würde, und auch gegen wirtschaftliche Plausibilitäten. Ebenso wie die UAE planen ostasiatische Staaten mit katarischem Gas und haben keine kurzfristige Alternative, und bei VW ist Katar Großaktionär, weshalb VW kaum die Wünsche von Saudi Arabien und ihren Partnern in der US-Israel-Lobby erfüllen kann, die Beziehungen zu Katar abzubrechen.
Vor die Wahl gestellt, die saudisch-israelischen Boykott-Forderungen gegen Katar zu erfüllen und dann von Katar dafür auf Schadensersatz verklagt zu werden, dürften sich viele Unternehmen dafür entscheiden, ihren legalen Verpflichtungen gegenüber Katar nachzukommen, und wenn die Saudis daraufhin einen Boykott gegen sie vornehmen, diesen eben hinzunehmen. Anders gesagt: wenn die Saudis keine VW mehr kaufen wollen, dann kaufen sie eben keine VWs mehr. Das ist unfreundlich, aber wo VW die meisten Autos ohnehin in China verkauft, nicht kritisch.
Die einzige Möglichkeit, wie die Saudis aus ihrer Dummheit gegen Katar noch ungeschoren herauskommen können, ist ein erfolgreicher Krieg gegen Katar. Wenn es Mohammed bin Salman gelingt, Katar nun zu erobern, dann hat er sein Ultimatum durchgesetzt und sein Gesicht als Führer der islamischen Welt in den Augen der Unterstützer der Terrorideologie des saudischen Wahhabismus gewahrt. Doch so einfach wie gedacht scheint das nicht zu werden, denn der türkische Sultan unterstützt Katar.
Sollte sich Mohammed bin Salman mit Katar genauso verkalkulieren wie im Jemen, könnte er mit diesem Krieg sein Königreich zerlegen, bevor er überhaupt König wird.