Al-Quds-Jeru-Salem-Shalom-aleikum
die Todesnachricht
kam von der Al-Aksa-Klagemauer
vom Tempelberg bis hin zur Platte vor dem Kölner Dom
dort, wo ihr Beide
Walter Reuven schon im Leben unzertrennlich ward
Walter Hermann und Reuven Moskovitz (beide Träger des Aachener Friedenspreises)
und alle, die euch beide stets zur Hölle wünschten
sollen sicher sein:
egal wo ihr euch trefft
da wird die Hölle himmlisch
und auch der eisig kalte Himmel
wird so höllisch warm
Komm, lieber Reuven
bitte nimm mich
einmal
noch
in Deine Arme
Ach Reuven
der ich Dich
nur viel zu kurz
begleiten konnte
der Deinen Schlaf
dem Anschein nach bewachen durfte
während Du hell wach den Menschen um Dich rum zuhörtest
und mit geschlossnen Augen noch immer eingegriffen hast, wenn da was schief lief …
Dein unerschütterlicher Optimismus, die Zuversicht, die Hoffnung
mit der Du Alt und Jung,
Menschen aller Reli- und Re-gionen
Mundharmonika erzählend
erfrischend realistisch
fidelnd angesteckt
ermutigt
hast
Du
fehlst mir
Friedenstifter
der Du mir vielmehr
als achtzehn Jahre
vorausgegangen bist
doch Du fehlst mir nicht
ich kann Dich nicht vergessen
weil ich Dich so tief
in Herz und Kopf
stets mit mir
trage
Bis ans Ende auch meiner Tage Dein HaBE
(„Lass mich einen Moment schlafen“, sagte mir Reuven nach der Demonstration zum Aachener Elisenbrunnen, legte Jacke und Bauchtasche vor meinen Füßen unter seinen Kopf und schloss die Augen, kurz vor seinem Kundgebungsbeitrag bei der Verleihung des Aachener Friedenspreises an das Tübinger IMI-Institut und Jürgen Grässlin und die „Aktion Aufschrei“)
Der lange Weg zum Frieden.
Wir trauern um unseren Freund und Referenten Reuven Moskowitz,
der im Alter von 88 Jahren am 4. August in Tel Aviv gestorben ist.
Eine laute Stimme für die Aussöhnung der Juden und Palästinenser
sowie für die Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen, deren Schicksal
er durch die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges in tragischer Weise
verknüpft sah, ist verstummt.
Der lange Weg zum Frieden ist der Weg eines Mannes, der erkannt hat, dass das Böse potentiell in jedem Menschen wohnt und nicht auf einzelne Völker beschränkt ist.
Für die Überwindung des Bösen, für Toleranz und die Akzeptanz des anderen, die den Weg zum Frieden, sowohl in den persönlichen als auch in den Beziehungen zwischen Staaten und Völkern überhaupt erst ermöglichen, setzte sich der israelische Jude Reuven Moskowitz seit Jahrzehnten ein.
Am 27.10.1928 in dem Schtetl Frumusica im Norden Rumäniens geboren, überlebte er trotz Verfolgung und Vertreibung den Holocaust. 1947 wanderte er nach Palästina aus, wo er zum Mitbegründer des Kibbuz Misgav-Am an der libanesischen Grenze wurde.
Nach dem Studium der Geschichte und der hebräischen Literatur an der Universität Tel Aviv und der Hebräischen Universität in Jerusalem war er lange Zeit als Geschichtslehrer tätig.1974 verbrachte er ein Forschungsjahr in Berlin mit dem Thema „Deutsche und Juden zwischen der Macht des Geistes und der Ohnmacht der Gewalt“.
Er engagierte sich von Anfang an in der israelischen Friedensbewegung und wurde nach dem Sechstagekrieg Sekretär der neu entstandenen „Bewegung für Frieden und Sicherheit“, die sich gegen die Annexion der besetzten Gebiete und für eine sofortige Lösung des Flüchtlingsproblems, die gegenseitige Anerkennung Israels und der arabischen Staaten sowie das Recht der Palästinenser auf Selbstbestimmung einsetzte.
Als Mitbegründer Neve Shaloms, einer Siedlung, in der israelische Juden und Palästinenser zusammenleben, und als Organisator von Studienreisen durch Israel bemühte sich Reuven seit vielen Jahren um die jüdisch-palästinensische Aussöhnung.
Zu diesem Zweck schrieb er Artikel und Briefe, hielt Vorträge und kommentierte bis zum Ende seines Lebens das aktuelle politische Geschehen regelmäßig in Funk und Fernsehen.
Für seine Friedensarbeit wurde er im Jahr 2003 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.
Reuven liebte Aachen sehr und kam gerne zu Vorträgen und zum musizieren zu seinen Freunden – nie ohne Mundharmonika und Geige.
Eine Veranstaltung mit Reuven war immer ein Fest der Freundschaft und des friedlichen Beisammenseins- wir werden ihn und diese Friedensfeste sehr vermissen und danken dem Leben für die gemeinsamen Stunden mit ihm.
Am Sonntag wurde er in „seinem“ Friedensdorf Neve Shalom beigesetzt.
Veronika Thomas-Ohst
Für Walter Herrmann
An
Klage
Mauern
Du hast den Verstummten
Stimme gegeben
Die Entmutigten & Entmieteten
Ermutigt
Den Geblendeten
Die Augen
Geöffnet
Und den Entmündigten
Die Münder
Deine Gewaltlosigkeit
war überwältigend
und selbst von Broders Cater-Pillars
nicht zu überwältigen
Deine leisen Töne
Gegen Meisners Waffen-
Und andere Dompfaffen-Segnungen
Konnte kein Weltordnungsamt
Mit Ordnungsstrafen
Von der Platte
Schaffen
Du hast noch jeden Rufmord
Überlebt
Auch die aus den
Vermeintlich eignen Reihen
Und warst bereit
Selbst das noch zu verzeihen
Wenn es gegen kapitale Kriegsverbrechen
auch nur einen Millimeter weit
was nützte
das hast Du leise
weise kalkuliert
gewusst, gefühlt, gespürt
auch wenn‘s vielleicht am Ende
nur
in GAZA
oder anderswo
ein Kinderleben schützte
Und jetzt bist Du gegangen
An Deinem Widerstandort
Gähnt nach über 25 Jahren
ein Loch
schmerzend offen
wie lange noch
und doch
lässt mich die Trauer
um Dich nicht nur hoffen
dass dort die Kriegstreiber zur Hölle fahrn
die hohen Oberbankster ebenfalls
die Götzendiener Kaput-Baals
die Dich feuerpausenlos
tagtägzig tausend Mal
bedrohnt, verhungert
ertränkt, vergiftet
abgeschlachtet
& verstümmelt
verdurstet &
& vertrieben
haben
So um Dich trauernd
Dir nachdenkend
will ich wie Du
ausdauernd
weiter
so
An
Klage
Mauern
Dein HaBE