HaBE 2 „NS-Forschungs“-Vorbilder verloren: Hans-Peter Klausch & Hans-Martin Barth

Ein unerforschtes dunkles Kapitel der Familiengeschichte: Oberstleutnant i.G. , Verbindungsoffizier des „Führer-Hauptquartieres“ Paul Gaethgens zwischen Mussolini und Göring bei der Inspektion der Nordafrika-Front

Obwohl beide Historiker lange Zeit zu gleichen Themen forschten. lehrten und schrieben, entstand m.W. an der Carl von Ossietzky-Universität  in Oldenburg im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften/Geschichte keine  engere Zusammenarbeit.  Dr. Hans-Martin Barth stand der MSB-Spartakus/DKP-, VVN/BdA-orientierten Mehrheit im Mittelbau und ASTA (Allgemeiner Studierenden-Ausschuss) skeptisch gegenüber (was nach seiner Auffassung auch dazu führte, dass ihm eine Professur an der Uni Oldenburg verweigert blieb), während Hans-Peter Klausch zu dieser Mehrheit gehörte und  eine Professur an der Carl von Ossietzky-Universität erhielt.

Beide müsste ich jetzt bei den Vorarbeiten zur Biografie des Mittel-Gründauer Widerstandskämpfers Wilhelm Pfannmüller, der in Börgermoor zusammen mit Carlo Mierendorf Torf stechen musste , dringend befragen.

Zu spät.

Hans-Martin Barth, das ältere Vorkriegskind (*03.05.1934 + 17.04.2017) hat dem Nachkriegskind Hans-Peter Klausch (09.11.1954 + 31.05. 2016) den Vortritt gelassen.

Dr. Hans-Martin Barth war von Anfang an -gegen den Widerstand der Landes- und Landschafts-Hauptstadt-Obrigkeit- einer der entschiedensten Förderer der „Carl von Ossietzky“- Namensgebung für die Universität Oldenburg. Seine 700-seitige Untersuchung  über den Einfluss der „BERLINER ELEKTRO-GROSSINDUSTRIE IN DER DEUTSCHEN POLITIK / ELEKTRO-INDUSTRIE – VERBÄNDE – PARTEIEN (1862 – 1920)“ war für mich wegweisend , wie schon die in den 1960ern beginnenden Vorarbeiten, die meine politische Umorientierung und Widerstandsarbeit in Mannheim entscheidend beeinflussten und mit Dokumenten untermauerte. Am Jubiläumsort der 100Jahrfeiern der Deutschen Ostafrika-Mission wurden seine Forschungen in „Deutsch-Südwest“, wie in „Deutsch-Ostafrika“, seine Kontakte zur SWAPO, seine Recherchen in Togo und Kamerun bei den Veranstaltungen der „Neckarauer Liebeswerke“ und ihrer Sponsoren, den alten Heydrich-SS- Kameraden von Hans-Martin Schleyer über Sepp Dietrich-Moninger, Rüstungspatent-Renner bis Pegulan-Ries aus den „goldenen Prager Tagen“  1963/64/65/66 dringend gebraucht ….. Auch weil dort die Feiern u.a. vom  Leiter des Mannheimer evangelischen-„Elite“-Internates „Ott-Heinrich-Stift“ und späterem Schulleiter des evangelischen  „Bach-Gymnasiums“, dem „Deutschen Christen“ Dr. Herrmann Wallenwein organisiert wurden, wie auch zusammen mit dem Pfarrer Erich Kühn die „Neckarauer Jugendgespräche“ …

Nur die Aufarbeitung der Verwicklung der eigenen Eltern und deren Familien in den aufkommenden Faschismus unter Noskischem (vermeintlichem) Oberkommando und dem herrschenden faschistischen Verbrecher-System von 33 bis 45  und das Einschlüpfen in die neue Ordnung nach 1945  hat Dr. Hans-Martin Barth im hohen Alter nicht mehr geschafft.

Noch 1980 widmet er  bis dahin vermutlich ohne detaillierte Kenntnisse (wegen der Nichtbearbeitung tabuisierter blinder Flecken der eigenen „Sippengeschichte“ zwischen 1914 und 1945) seine Dissertation an der FU Berlin „meinen Eltern und den Brüdern meines Vaters, Hermann, Maximilian und Gustav-Adolf Barth , + Frankreich (HaBE: Verdun), Spätsommer 1914 “ … und  dem „Bruder meiner Mutter, Paul Gaethgens, + Norwegen, im November 1944“ — fügt dann aber in etwas „soldatisch“-korrekt-klingendem Ton hinzu: „Nicht für Longwy und Briey, nicht für die Unehre 1933 – 1945!“

Die Familien-Forschungsaufgaben waren mir bereits in der Endphase seiner Lehrtätigkeit in Oldenburg vorbehalten. Zur Rolle des Vaters in der berüchtigten Marburg-Gießener „Studenten-Kompanie“ unter dem Berliner Kommando der Brigade Erhardt und des SPD-Innenministers Noske gegen die KPD-SPD-Koalitionsregierungen und (General-)Streiks (auch zu deren Verteidigung und gegen den Kapp-Putsch) in Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, die Rolle des (Paten-) Onkels & Bruders der Mutter, des Oberstleutnants Paul Gaethgens als Verbindungsoffizier zwischen Mussolini und dem „Führer-Hauptquartier“. Als  zum „Quartiermeister des Abschnitts Nord des Atlantikwalles“ in Norwegen und zum Oberst im Generalstab  aufgestiegen war er für den Bunkerbau der Organisation Todt zuständig, bei dem er den Einsatz von 20.000 und davon die „Vernichtung durch Arbeit“ von 15.000 sowjetischen Kriegsgefangenen zu verantworten hatte. Beim Rückzug der Nazi-Wehrmacht aus Norwegen ließ er die überlebenden 5.000 sowjetischen Kriegsgefangenen liquidieren.


 Mussolini am Scherenfernrohr neben ihm der Größte Feldherr aller Zeiten  GröFaZ Herrmann Göring und im Hintergrund zwischen ihnen der Oberstleutnant Paul Gaethgens, der Verbindungsoffizier zum „Führerhauptquartier“ bei der Inspektion der Nord-Afrika-Front: das Bild HaBE ich geerbt

An ein weiteres Kapitel der „Sippengeschichte“ hat er sich wohl aus Identitätsproblemen nicht herangetraut. In seiner Geburtsstadt Worms war der Vater Leiter der Landwirtschaftsschule, die in Anna Seghers Roman „Das 7. Kreuz“ eine zentrale Rolle spielt. Der Osthofener Ovomaltine-Fabrikant und deutsch-nationale, rheinhessische Turnvater“ Schill, war sein Mentor. Die Besuche „beim Onkel“ und der Weg zur Arbeit führte regelmäßig am KZ-Osthofen vorbei, wo man die Schreie der Folteropfer hörte und  die großbäuerlich-evangelisch orientierten Deutsch-Nationalen der Meinung waren, dass „vaterlandslose Gesellen und Hochverräter dort weggeschlossen und umerzogen gehörten. Mit harter Hand! Und wenn das nicht fruchtet …. „.

In der Landwirtschaftsschule bei Worms propagierte er wie später dann auch in Reichelsheim im Odenwald die „Flurbereinigung“ d.h. die „Arrondierung“ der Großbauern- und Agrarindustriellen-Ländereien mit kleinbäuerlichen „unrentablen“ Äckern, Weinterrassen, Wäldern und Wiesen…  per „freiwilliger“ Enteignung und Umsiedlung in den neuen Lebensraum im Osten: Polen, Ukraine, Walachei usw. als Bestandteil der „Hartmann-Pläne“ oder ähnlicher Projekte der SS und der Reichsnährstandsführer zur Bekämpfung der Armut in der Rhön, in Rheinhessen, in der Eifel, im Hunsrück, in Ostfriesland  (dort besonders Krummhörn) usw… 


die Flurbereinigungspraktiken wurden nach 1945 in Hessen bis 1960 unter Landwirtschaftsminister Gustav Hacker ( Ex-Sudeten-Deutsche Partei (SDP), Henlein-Führer, NSPAP und dann BHE) weitergeführt, nachdem die anfängliche Bodenreform (Teilenteignung der Kriegsgewinnler-und NS-Unterstützer, der Hessischen Fürsten) im neuen Hessen auf Druck der CDU weitgehend rückgängig gemacht wurde….

Nachruf  auf Hans-Peter Klausch

http://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Presseberichte/DGNachruf-auf-Hans-Peter-Klausch%20%28final%29.pdf

(das ist der Nachruf, den Detlef Garbe, der Leiter der Gedenkstätte KZ-Neuengamme geschrieben hat. Ich HaBE keinen besseren Nachruf schreiben können)

Im Alter von nur 61 Jahren ist am 31. Mai 2016 nach mehrmonatiger schwerer Krankheit der Oldenburger Historiker Dr. Hans-Peter Klausch gestorben. Er war der Gedenkstättenarbeit in vielfacher Weise eng verbunden. So gehörte er zu den Autoren der Schriftenreihe des Dokumentations- und Informationszentrums Emslandlager, für die er allein vier Bücher verfasste: »Antifaschisten in SS-Uniform. Schicksal und Widerstand der deutschen politischen KZ-Häftlinge, Zuchthaus- und Wehrmachtstrafgefangenen in der SS-Sonderformation Dirlewanger« (Band 6), »Die Bewährungstruppe 500. Stellung und Funktion der Bewährungstruppe 500 im System von NSWehrrecht, NS-Militärjustiz und Wehrmachtstrafvollzug« (Band 8), »Jakob de Jonge. Aus deutschen Konzentrationslagern in den niederländischen Untergrund« (Band 12), »Tätergeschichten. Die SS-Kommandanten der frühen Konzentrationslager im Emsland« (Band 13). Auch für die »Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland« betätigte sich Hans-Peter Klausch als Autor. In unserer Zeitschrift war er mit drei längeren Aufsätzen vertreten: »›Vernichtung durch Arbeit‹ – Strafgefangene der Emslandlager im KZ Neuengamme« (Heft 11), »Von der Wehrmacht ins KZ: Die Häftlingskategorien der SAW- und Zwischenhaft-Gefangenen« (Heft 13) und »Polizei, Wehrmacht und KZ-System: Die ›A-KarteiAktion‹ zu Beginn des Zweiten Weltkrieges« (Heft 15). Die Gedenkstätten Esterwegen und Neuengamme sowie die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas unterstützte er auch als Rechercheur für Ausstellungsprojekte. Ebenso stand er Verfolgtenverbänden wie der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz mit seiner Kompetenz und seinem Rat zur Seite. Neben der Geschichte der Konzentrationslager, der Bewährungsbataillone und des Strafvollzugs in der Wehrmacht – hier gilt er unbestritten als bester Kenner – zählten auch Arbeiten zur Geschichte und Kultur des Judentums im westlichen Niedersachsen und zum antifaschistischen Widerstand zu seinen Forschungsschwerpunkten. Große Aufmerksamkeit fanden seine in den letzten Jahren vorgelegten Studien zu NS-Belastungen von Abgeordneten in den Landtagen von Hessen, Niedersachsen und dem Saarland. Über viele Jahre verband uns eine gute Zusammenarbeit. Wir haben Hans-Peter Klausch als einen sehr gewissenhaften, engagierten und analytisch klaren Wissenschaftler kennen und schätzen gelernt. Auch wenn er parteiisch für die Sache der Opfer des NS-Terrors stritt, blieb er stets im besten Sinne ein Aufklärer, der den Quellen und seinen Forschungsergebnissen den Vorrang vor ideologischen Vorannahmen und erwünschten Resultaten gab. Gerade in der Auseinandersetzung mit den jahrzehntelangen Versäumnissen in der Bundesrepublik Deutschland, der sogenannten »zweiten Schuld«, eckte er an. So blieb ihm auch die berufliche Etablierung im universitären Bereich verwehrt, obgleich seine wissenschaftlichen Qualifikationen vielerorts hoch geschätzt waren.

Bis zuletzt führte er seine wissenschaftliche Arbeit mit der ihm eigenen Akribie fort. Noch sechs Wochen vor seinem Tod und von seiner Krebserkrankung schwer gezeichnet, sandte er uns die letzten Archivsignaturen und Satzkorrekturen für einen Buchbeitrag über die kaum bekannte KZHäftlingskategorie »Sonderaktion Wehrmacht«, der nun erst posthum in einem demnächst unter dem Titel »›Jeden Drückeberger trifft ohne Gnade das gleiche Schicksal‹. Hamburger Kriegsgerichte und die Deserteure des Zweiten Weltkrieges« erscheinenden Buch veröffentlicht werden kann. Wahrlich: »Ein Aufrechter ist gegangen« (so die Formulierung in der Trauerkarte der Familie). Die Redaktion der »Beiträge« wird sein wissenschaftliches und menschliches Vermächtnis in Ehren bewahren. Detlef Garbe

Dr. Hans-Peter Klausch (links) im Gespräch mit Ludwig Baumann, dem Vorsitzenden der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz, auf der Mitgliederversammlung des Verbandes in Bremen am 16. Dezember 2015. Foto und Quelle: René Senenko. Hamburg

 

Sie haben auf Dein Kreuz gepisst & liessen wieder schießen

Nachruf

auf den Historiker Dr. Hans-Martin Barth

Sie haben auf Dein Kreuz gepisst & liessen wieder schießen


Ostern 1968 am Kudamm

Auf dem Kudamm

mit dem Kreuz

appelliertest Du

an ihr Gewissen

gegen den Tyrann

von US-Gnaden in Teheran

und gegen den Krieg

in Vietnam

Sie haben auf Dein Kreuz

gepisst

geschissen

und ließen

wieder schießen

niederschiessen

am Kudamm

Sie haben den Schützen die Hand geführt

und Dein Gebet in dieser Stunde

hat sie nicht gerührt

nicht eine Sekunde

Bruder Martin

Am Kreuzweg

Am Kudamm

Es ließ sie eiskalt

ihr Bannstrahl

hat Dich umgerissen

deinen Kopf geknallt

auf den nassen Asphalt

Schädel gebrochen

klaffende Wunde

am Kudamm

Du hattest

gepredigt

gegen Gewalt

Und gerade Dich

hätten sie um ein Haar

kaltblütig erledigt

am Kaiser-Wilhelm-

Gedächtnis-Kübel

am Kudamm

Du warst ihren Verbrechen

auf der Spur

nicht nur

denen in 1000 Jahren

dem Völkerschlachten

in “Deutsch-Ost”

und in “-Südwest”

den schwarzen Holocausts

schon lange vor dem weißen


Dem Nazi-Terror

auf Krumm Hörn

Du solltest die Herren

nicht länger störn

Du nicht und Onno Poppinga

Jetzt bist Du leider

zu früh verstummt

Dein Störsender schweigt

jetzt werden wieder Flaggen gezeigt

und die Leute werden weiter verdummt

statt Volksempfänger  Flachbildhirn

Mit dem Kreuz diesmal ohne Haken

Erst Belgrad bombardiern

in Griechenland einmarschiern

den Troikanischen Krieg erklärn

Und neue Kreuzzüge propagiern

Und kaum jemand der den Aufmarsch stört

Der Heldentod-Propagandisten

ein neues Stalingrad wagen

Und zu wenige haben ein Rückgrat im Kreuz

Um das Kreuz dagegen zu tragen

von der Siegessäule

zum Kudamm

Bruder Martin

kannst Du mich hörn?

nimms mir nicht übel

Ich werde sie weiter störn

Das kann ich Dir schwörn

und wenn sie mir wieder

das internet sperrn

dann gilts halt zu Fuß

sich querzustellen

Durchkreuzungskreuze

durchs Land zu tragen

von EZBankfurt

nach Groß-Berlin

zum Kudamm

Kennt jemand das Bild im SPIEGEL oder im STERN, das den Wasserwerferangriff auf den Kreuzträger noch drastischer zeigt?

Für eine Zusendung wäre ich dankbar.

Ich lag 1968 mit zertrümmerten Fußgelenken ab Mitte Februar nach meinem Abwurf vom US-Handelszentrumsdach am Zürich-Hochhaus im Frankfurter Markus-Krankenhaus. Dort konnte ich am TV mitansehen, wie sie meinen Bruder in Berlin mit seinem linksevangelisch-republikanischen Club-Kreuz umschossen: Schädelbasisbruch, während mein jüngster Bruder bei Aktionen der Mitglieder des Republikanischen Clubs Michelstadt/Erbach und der sozialistischen Schüler/innen gegen eine öffentliche Vereidigung von den Feldjägern krankenhausreif geschlagen wurde, bis ihn der Michelstädter Stadtpolizist Knapp mit seinen Kollegen aus den Prügelhänden der Feldjäger befreite („Des sin unser Buwe, die haache mir selwer!“) und in tatsächliche „Schutzhaft“ nahm, um sie nach einer halben Stunde in Michelstadt wieder freizulassen, mit der Bitte: „Ihr habbt jo Reschd, ewwer beim nägschde Mol, sachd ihr uns vorher Bescheid, donn krieje die eisch nedd in die Finger!“ So viel Unnerzent-Hessisch muss sein. Nach einem fürsorglichen Gespräch – wahrscheinlich noch im Krankenhaus- meines Bruders Martin mit Rudi Dutschke, kam ich nach meiner vorläufigen Genesung noch mit zwei Gipsbeinen – Dank Volkhard Moslers Abholdienst, nach einem Zwischenaufenthalt bei Heide Berndt im Sigmund-Freud-Institut ins Frankfurter SDS-Bundesvorstandsbüro und wurde dort unter K-D. und Frank Wolf “Büroleiter der Revolution” :-O)))) und kurz darauf Bundesvorstandsmitglied der unabhängigen sozialistischen Schüler.

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Mehr als 75 NSDAP – Mitglieder im hessischen Landtag

[Der hessische Justizminister Karl-Heinz Koch (CDU) war NSDAP-Mitglied, rechts im Bild. Rechts von der Mitte die geistreiche Gattin. Links strebt der gemeinsame Sohn Kohland Roch (CDU) nach vorn, der brutalstmögliche Ministerpräsident.]

Dieser Artikel besteht überwiegend aus Zitaten:

Im hessischen Landtag waren in der Vergangenheit mehr Abgeordnete ehemalige Mitglieder der Nazi-Partei NSDAP als bislang bekannt war. Von 333 überprüften Abgeordneten zwischen 1946 und 1987 seien mindestens 75 Mitglieder gewesen, sagte der Historiker Hans-Peter Klausch am Mittwoch in Wiesbaden […] Bislang seien nur drei Abgeordnete in den offiziellen Handbüchern des Landtags als NSDAP-Mitglieder ausgewiesen worden.
[…]
Der Studie zufolge gab es ehemalige Nazis in allen Fraktionen.

Bei den Grünen fand Klausch nach eigenen Angaben in Reinhard Brückner, der 1982 in den Landtag einzog, ein ehemaliges NSDAP-Mitglied.

Besonders hoch sei der Anteil in der FDP gewesen. Von 59 überprüften liberalen Landtagsabgeordneten habe er in 23 Fällen eine frühere NSDAP-Mitgliedschaft festgestellt, sagte Klausch.

In der SPD-Fraktion machte der Historiker unter 140 überprüften Landtagsabgeordneten 15 ehemalige NSDAP-Mitglieder aus. Darunter seien auch die früheren hessischen Finanzminister Rudi Arndt und Wilhelm Conrad.

In der CDU-Fraktion ermittelte der Historiker 22 frühere NSDAP-Mitglieder bei 97 überprüften Abgeordneten. Darunter sei auch Vater des früheren Ministerpräsidenten Roland Koch, Justizminister Karl-Heinz Koch, gewesen.

Insgesamt könne die Zahl auch höher liegen, da die NSDAP-Mitgliederkartei nur zu 80 Prozent erhalten sei […]
nh24 4.5.2011

Die Ergebnisse sind nicht so neu, wie behauptet wird. Schon die Bredel-Gesellschaft hat veritable Listen vorgelegt. Dass die FDP die am stärksten belastete Partei ist, machte schon der NS-Justizmörder Erich Schwinge deutlich, als er nach 1945 zum stellvertretenden Landesvorsitzenden der hessischen FDP und zum Rektor der Marburger Uni aufstieg.

Viele Hessen haben nach 1945 bedauert, dass sie offiziell nicht mehr nationalsozialistisch sein durften. Da waren sie glücklich wenigstens noch sozialistisch wählen zu können. Darauf beruhten die Erfolge der SPD in den frühen Jahrzehnten nach 45. Also auch die hessische Nachkriegs-SPD war eine Nazi-Partei.

Am ekelhaftesten ist in Hessen die Heuchelei (ähnlich wahrscheinlich in Bayern und Niedersachsen). Fast findet man die Neonazis in Sachsen-Anhalt sympathisch, weil sie zugeben, dass sie Neonazis sind. In Hessen unterband die US-amerikanische Besatzungsmacht ein paar Jahre lang nach 45 den Hitlergruß, Hakenkreuze und ähnliche Bekundungen. Die hessischen Nazis wurden tückischer als jemals zuvor. Sie verwendeten Ersatz-Symbole wie 18 und 88. Sie gründeten angebliche Fußballvereine FV 1919 = Förderverband SS. Bevorzugte Nachfolge-Organisationen der SA und der SS wurden die Freiwilligen Feuerwehren und die Schützenvereine, überhaupt die heimischen Vereinsgemeinschaften.

An der Heuchelei hat bis heute nichts geändert. Wehe jedem, der die Wahrheit sagt, nämlich dass die (Neo-)Nazis Nazis sind oder die hessische Polizei und die hessische Justiz vorwiegend mit Neonazis rekrutiert werden (die Bundeswehr sowieso).

Immerhin wird jetzt klar, warum niemand gegen die unhaltbaren Zustände in Marburg und Umgebung Widerstand leistet. Auch die Grünen haben nichts gegen das Nazitum. Es könnte ihrer Karriere schaden, wenn sie dagegen etwas unternähmen. Mit einer Grünen-Politikerin namens Geza Zickermann habe ich schon früh einschlägig schlechte Erfahrungen gemacht.

Een vies volk.

Ich schreibe das, um die Erkenntnisse auf die Gegenwart anzuwenden. Wer 1933 Karriere machen wollte, trat in die NSDAP ein. Wer 1946 in Hessen Karriere machen wollte, trat in die SPD ein, anderswo eher in die CDU. Wer heute Karriere machen will, tritt den GRÜNEN bei. Es ist immer das gleiche Volk: Leute mit geringen Fähigkeiten und noch geringeren Skrupeln stets bereit für die eigene schäbige Karriere alles kaputt zu machen. Wo treten Brandstifter ein? In die Feuerwehr. Schuld haben allerdings auch die vielen anderen, die das geschehen lassen.

Ulrich Brosa

Ergänzungen

[Karl-Heinz Koch. Vor 1945: NSDAP. Nach 1945: CDU, hessischer Minister der Justiz]
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[Tassilo Tröscher. Vor 1945: NSDAP. Nach 1945: SPD, hessischer Landwirtschaftsminister. Vielfach preisgekrönter Oberheuchler. Gab in seiner Vita an: „Bis 1933 Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei. Seit 1947 Mitglied der SPD.“ In welcher Partei er von 1933 bis 1945 war, schrieb er nicht.]
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[Alfred Dregger. Vor 1945: NSDAP. Nach 1945: CDU, Jura-Student in Marburg, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Rechtsextremer Oberhetzer. Vehementer Befürworter des Radialenerlasses, mit dem die Linksradikalen bekämpft wurden.]
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[Hans-Otto Weber. Vor 1945: NSDAP. Nach 1945: SPD, Abgeordneter im hessischen Landtag und Ehrenpräsident des Volksbundes]
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[Eitel Oskar Höhne. Vor 1945: NSDAP. Nach 1945: SPD, Jura-Student, Abgeordneter im hessischen Landtag. Garant der Meinungsfreiheit im Nachkriegshessen. Vorsitzender des Verwaltungsrats des hessischen Rundfunks]
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Die FDP übertrifft an Abscheulichkeit alles: In den Jahren von 1954 bis 1970 war die FDP-Landtagsfraktion zu zwei Dritteln mit NSDAP-Mitgliedern bestückt. FDP-Abgeordnete, die nicht der NSDAP angehört hatten, verweilten im hessischen Landtag meistens nur kurz.

Nachtrag 17.5.2011

Klauschs Broschüre Braunes Erbe – NS-Vergangenheit hessischer Landtagsabgeordneter der 1. – 11. Wahlperiode (1946 – 1987) (4 MB Download) ist interessanter als alle Zeitungsartikel.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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