„Initiative Alte Schule“ (IAS e.V.)
Die 1878 bis auf den Innenausbau fertiggestellte und 1879 eingeweihte drittälteste Volksschule in Mittel-Gründau gäbe es heute nicht mehr, wenn nicht die 1993 gegründete „Initiative Alte Schule“ ihren Abriss verhindert hätte.
Ende 1994 wurden Überlegungen im Gründauer Gemeindevorstand bekannt, nach dem Umzug der Schule in das neue Schulgebäude hinter der fürstlichen Domäne die Alte Schule abzureißen, um die damit freiwerdenden beiden Schulgrundstücke zu verkaufen. Unmittelbare Abrissgefahr bestand jedoch noch nicht, da der Main-Kinzig-Kreis -entgegen den Bestimmungen des bis Anfang 1994 gültigen Hessischen Schulgesetzes – die Schule nicht kostenlos an die Gemeinde Gründau zurückgegeben hatte. Rechtlich war die Gemeinde Gründau immer noch Eigentümerin der Schule. Sie wurde bis 1994 lediglich ohne Mietkosten von der Gemeinde dem Main-Kinzig-Kreis als Schulträger zur Verfügung gestellt – mit der Auflage der Instandhaltung, Modernisierung usw. und der Rückgabe für den Fall, dass das Gebäude und das Grundstück nicht mehr als Schule gebraucht würde.
Der Main-Kinzig-Kreis, dem die Gemeinde Gründau ein Grundstück für den Neubau einer größeren Schule geschenkt hatte, sicherte bereits 1994 der Initiative Alte Schule vertraglich die mietfreie Nutzung der Alten Schule als Dorftreff, Sozial-, Bildungs- und Jugendzentrum zu. Gefährlich drohte die Lage erst dann zu werden, als die Gemeinde Gründau versuchte, die Schule dem Main-Kinzig-Kreis für 100.000,-DM abzukaufen, was dann auch geschah..
Da die Abrissgefahr bereits 1994 absehbar war, führte die IAS Gespräche mit dem obersten hessischen Denkmalschützer, Professor Weiß. Das Ergebnis war nicht nur der Denkmalschutz für die Alte Schule sondern auch der Ensembleschutz für das Ortskerngebiet, das nun bis zur 800-Jahrfeier bis auf schmerzliche Brandverluste und „Notabrisse“ stehen blieb.
Da sich die neue Schule 1999 als zu klein erwies –trotz der Vorhersagen des Kreis-Schulamtsleiters, man könne auf die Erhaltung von Ausweich-Klassenräumen durch die IAS wegen sinkender Schülerzahlen verzichten,
war es gut, dass die IAS die Klassenzimmer im Parterre als „Ausweichquartier“ für die neue Schule eingeplant hatte. So kam es zur gemeinschaftlichen Nutzung der Schule von 1999 bis 2001: im Parterre zwei Schulklassen & im Obergeschoss Jugendzentrum, Bücherei, Krabbelgruppen, im Dachgeschoss das Ortsarchiv & die kostenlose Hausaufgaben- und Nachhilfe zum Selbstkostenpreis. So ergab sich die schulische Nutzung der Bücherei als Präsenz-Bibliothek. Die IAS organisierte Früh-Englisch & musikalische Früherziehung, Dorfkino, Fremdsprachenkurse, Seniorinnenabende, Erzählabende, Repaircafé, Rückenschule, Geburtsvorbereitung, Sexualberatung, Drogenberatung, Bewerbungstraining, … . Hier begann mit der Nachmittagsbetreuung in den 90ern die Entwicklung der späteren Betreuungsschule -gegen den Widerstand des Gemeindevorstands, des Bürgermeisters & ohne gemeindliche Unterstützung. (“Die Kinder gehören in die Familie!”). Übrigens war diese Betreuungsschule der IAS eine der Ersten im gesamten Main-Kinzig-Kreis & das zunächst ohne jegliche öffentliche Mittel.
Da sich bei einer Unterschriftensammlung in Mittel-Gründau schließlich die Mehrheit der rund 700 Wahlberechtigten für den Erhalt der Alten Schule & ihre Nutzung als Dorftreff, Jugend-Sozial-Bildungs-& Kulturzentrum aussprach & im Ortsbeirat ein entsprechender Beschluss gefasst wurde, verstummten die Abrissbefürworter.
Die IAS bot Bürgermeister & Gemeindevorstand an, mit Hilfe eines befreundeten Verwaltungsjuristen dafür zu sorgen, dass die Alte Schule kostenlos wieder in Besitz/Eigentum der Gemeinde zurückgegeben wird. Der Main-Kinzig-Kreis unter Landrat Eyerkaufer war nämlich seiner Fürsorgepflicht gegenüber einer unter seiner Finanzaufsicht stehenden Gemeinde nicht nachgekommen.
Der Main-Kinzig-Kreis hätte die Gemeinde Gründau darauf hinweisen müssen, dass sie nach dem alten Schulgesetz bis Mitte 1994 den Antrag auf kostenlose Rückgabe der Schule hätte stellen müssen. Stattdessen hat der Kreis die Verabschiedung des neuen Schulgesetzes abgewartet, nach dem die kostenlose Rückgabe der alten Schulen an die Gemeinden nicht mehr vorgesehen war.
Der Vorschlag des Verwaltungsrechtlers war: wegen erwiesenen Undanks des Kreises die Schenkung des Grundstückes für den Schulneubau hinter dem Hofgut gerichtlich zurückzunehmen. Dem Main-Kinzig-Kreis sollte aber das Angebot gemacht werden, dass die Schenkung aufrechterhalten bleiben könne, wenn der Kreis die Alte Schule der Gemeinde kostenlos & in gutem Zustand zurückgäbe.
Der Zustand der Alten Schule war wegen verschiedener Unterlassungen & Fehlentscheidungen des Kreis-Schulamtes … (unter Leitung von Georg Meyer & seinem Nachfolger wurden die Kellerräume zugemauert & damit der Hausschwamm gezüchtet!) katastrophal & erforderte kostspielige Instandhaltungsmaßnahmen, mit denen die IAS neben dem laufenden Betrieb ehrenamtlich begann. Aus der Bevölkerung kamen Geld- & Sachspenden, wurde Mitarbeit geleistet. So organisierte ein Mitarbeiter der Hanauer VAC eine neue Bestuhlung aus den Alt-Beständen der VAC-Kantine, die wegen ihrer Renovierung eigentlich im Sperrmüll-Container landen sollte. Er brachte eine komplette LKW-Ladung auf den Schulhof und organisierte das Abladen mit seinen Sportvereins-Kollegen. Möbel-Walther spendete auf Vermittlung eines Mittel-Gründauer Mitarbeiters die Korkböden für die zwei Krabbelgruppen-Räume. Nächste Spende waren die Beleuchtung & die Regale für die IAS-Leihbücherei, vermittelt von MÖBEL-WALTHER- & IKEA-MitarbeiterINNen . Die Mittel-GründauerINNEN spendeten die ersten Bücher für die Leihbücherei. Ihnen schlossen sich dann alle renommierten deutschen Verlage an mit umfangreichen Buchpaketen.
Bürgermeister Meyer & der Gemeindevorstand lehnten den IAS-Vorschlag für die kostenlose Rückgewinnung der Alten Schule ab, so dass die Gemeinde dann rund 100.000 DM für den Rückerwerb ihres Eigentums an den Kreis bezahlen & die dann anstehenden Sanierungsmaßnahmen selbst finanzieren musste. (Geschätzte Kosten für die Hausschwamm—Beseitigung zwischen 50.000 und 100.000.- €).
2003 wurde die Alte Schule dann an Privatleute verkauft. Krabbelgruppen und Frendsprachenkurse mussten ins Exil. Die Schul-, Feuerwehr-, Gottesdienst- und Sterbeglocke wurde entfernt. Dafür wurde ein Loch in den Glockenturm gerissen. Das Ortsarchiv wurde in einen Kontainer gekippt & so nach Niedergründau gekarrt und in einen Nebenraum geschüttet. Das Backfest verlor seinen angestammten Platz & das Dorf seinen Dorftreff. Bis heute gibt es trotz vieler Versprechen dafür keinen Ersatz. Dier Dorferneuerung wurde ohne den in höchsten Tönen angepriesenen neuen Dorftreff abgeschlossen.
weitere Infos sind im Internet hier zu finden: http://www.barth-engelbart.de/?p=203685