Warum verschweigt die Frankfurter Rundschau Chinas Klimaschutz-Spitzenplatz?

Soll die FRbreitung der „Honkong-Grippe“ nicht gestört werden?

FR 6. September

Dass der Frankurter Rundschau der Wille zu journalistischer Sorgfalt abzusprechen ist, legen nicht nur zwei Artikel in der heutigen Ausgabe (06.09.)nahe. Beim „Land gewinnen“  mit Joachim Wille  wird gelogen durch FRschweigen:  China sei dabei, schreibt der FRschweiger und erwähnt in seiner „Analyse“ im Wirtschaftsteil mit keiner Silbe das gigantische UN-gepriesene Projekt der VR China bei dem bisher schon Gebiete größer als Deutschland aufgeforstet, Sandstürme gebremst und über 300 Millionen Arbeitsplätze geschaffen wurden.

https://www.infosperber.ch/Umwelt/Dank-Aufforstung-praktisch-keine-Sandsturme-mehr-in-Beijing

Solche Nachrichten passen natürlich nicht zu dem FRsuch der FRbreitung der „chinesischen Bedrohung“ durch die Honkong-„Berichterstattung“ der FR.

Markus Deckers „Appelle an die Kanzlerin“ in der gleichen Ausgabe decken viele Fakten zu. Nicht nur die zum Platz des Himmlischen Friedens und dabei auch sogar die damaligen Einschätzungen und Lageberichte des US-Außenministeriums. Dass es erst seit der Rückgabe der einstigen britischen Kronkolonie dort Demokratie und freie Wahlen gibt,  verdeckt der Herr Decker.  Und zum sogenannten und jetzt wohl erst mal auf Eis gelegten „Rückführungsgesetz“ nur ein paar Beispiele zum Nachdenken: 1945 gab es im gerade besiegten „Großdeutschland“ zwei  Millionen-Städte mit Sonderstatus und vier Sektoren: Wien und Berlin. Bei Wien weiß man spätestens seit dem Filmklassiker „Der dritte Mann“, dass sich Kriminelle durch Grenzübertritte von einem zum anderen Sektor vor der polizeilich-juristischen Verfolgung zumindest vorübergehend retten konnten. Weil die Zusammenarbeit der alliierten Behörden nicht ganz so reibungslos funktionierte und die Allierten gegensätzliche Interessen verfolgten und hie und da deshalb von Verfolgung absahen.

Das war in Berlin nicht wesentlich anders. Da retteten eben nicht nur „politisch Verfolgte“ mit einem Grenzübertritt  Kopf und Kragen und ließen sich -gedreht oder nicht- dann als Helden oder „reumütige Rückkehrer“ in Ost oder West feiern..

Besonders beliebt war die Flucht vor der Wehrpflicht in der Bundesrepublik. Dazu kann man gerne Joschka Fischer noch mal befragen, weil der in Westberlin ohne das risikoreiche Totalverweigererverfahren auch noch den Ersatzdienst in Altenheimen und Behinderteneinrichtungen vermeiden konnte. Ein zukünftiger Außenminister, der Pisstöppe ausspülen soll? Aber bitte!!!

Na ja, vielleicht gelingt es ja Donald Trump im Namen der Menschenrechte  knapp vor den chinesischen Hoheitsgewässern im Südchinesischen Meer eine Insel zu kaufen, auf die sich dann chinesische Korruptions-Kriminelle und andere politisch Verfolgte retten können.

Eine US-französische Insel-Kolonie vor der Küste Vietnams wäre jetzt auch rein menschenrechtlich gesehen eine Rettung. So wie das letzte demokratische Territorium auf kubanischem Boden: Guantanamo, wo uigurische und andere verdiente Widerstandskämpfer sich erholen dürfen. Oder nach all-inclusive Behandlung bei den Steinmeier-Kreuzfahrt-Tortours zur sogenannten Kurnaz-Reha an Land gehen können, wenn sie schon wieder so weit auf den Beinen sind. Mit etwas Karibik-Feeling und Salza: Guantanamo-mera. Schaumerma …..

Der Ex-Informationsministerin Vietnams droht nämlich entweder eine sehr langjährige Gefängnis- oder sogar die Todesstrafe.  Sie hat erfolgreich ein Pay-TV einführen lassen und dabei etwas hinzuverdient. : Anzuklagen ist dabei nicht diese Ministerin sondern das kommunistische Regime, das  sogar seine Minister nicht richtig bezahlt.

Wenn die Ex-Ministerin verurteilt wird, wird Markus Decker sicher dazu einen Menschenrechts-Artikel schreiben. Ich bin schon gespannt.

 Wie Schröder, Scharping & Fischer kurz vor der Befreiung Jugoslawiens von dem „2.Hitler“ Milosevic in Jugoslawien ein „zweites Auschwitz“ entdeckten, meldet Decker  die Koflersche SPD-Entdeckung chinesischer Umerziehungslager, in denen „Hunderttausende gegen ihren Willen … eingesperrt“ seien. Und von den KZs in Tibet war noch gar nicht Mal die Rede. Kommt aber sicher noch wie das Om-en in der Kirche. Das walte der SS-Sturmbannführer Heinrich Harrer-Schüler Dalai-Lama. Welch ein Befreiungs-Drama! Juchhuh, dann dürfen die Mädels wieder ins Kloster! Nix mehr ein-Kind-Politik (aber war die nicht nur für die Han-Chinesen gewesen?) Und sind es dann wieder gaaanz viele Kinder wie früher in der Freiheit, dann kriegen die Klöster wieder zunächst erst die Zehnten. Das war es, wonach die Tibeter sich so lange sehnten.

Jetzt aber zunächst mit Joachim Wille „Land gewinnen“

(danach geht es zur „Chinesischen Bedrohung“, dem Artikel von Rüdiger Rauls.: https://kritisches-netzwerk.de/forum/die-chinesische-bedrohung-geht-es-bei-den-protesten-hongkong-nur-um-politische-themen)

Die Wüste Gobi breitet sich nach Süden aus. Die Grossregion Beijing wird erfolgreich geschützt. © fr24

Dank Aufforstung praktisch keine Sandstürme mehr in Beijing

Georges Hallermayer / 28. Aug 2019 – In der chinesischen Mongolei verwandelte China riesige Wüstengebiete in bewaldete und fruchtbare Gegenden: eine grosse grüne Mauer.

Red. Georges Hallermayer ist ein pensionierter Historiker und Soziologe und lebt in Frankreich.

In den 50er Jahren verdunkelten Sandstürme noch durchschnittlich 56 Tage pro Jahr den Himmel über Beijing. 2017 gingen die Stürme aus den Wüsten im Norden auf 7 Tage zurück, heute auf praktisch null.

In den letzten Jahren ist Beijing mit den Nachbarstädten Tianjin und Hebei zu einer Megastadt zusammengewachsen, Jing-Jin-Ji getauft (Karte von Spiegel online). Über diese riesige Wirtschaftszone (siehe Grössenvergleich mit Bayern) mit 130 Millionen Einwohnern tobten 1978 noch an durchschnittlich fünf Tagen pro Jahr Sandstürme. Nun konnten die Meteorologen für dieses Gebiet Entwarnung geben: Im Durchschnitt noch 0,1 Tage pro Jahr. Ein positiver Effekt des Klimawandels? Mitnichten, sondern ein jahrzehntelang ausgeführter Plan.

Das chinesische Monatsmagazin «Chinafrica» zitierte am 26. März 2019 einen Evaluationsbericht von Zhu Jiaojun, Chef des Institute of Applied Ecology an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Er pries die «Grosse Grüne Mauer» als Erfolg der 40jährigen Arbeit im Three-North Shelterbelt Forest Program, das bereits 1978/79 startete, um der Ausdehnung der Wüste Gobi zu begegnen bzw. sie zurückzudrängen.

Das Programm wird seit zwei Jahren von der National Forestry and Grassland Administration und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften nach einer weiten Bandbreite von Kriterien ausgewertet wie Veränderungen in Forstbestand, Entwaldung, Erosion, Klima. 551 Bezirke in 13 Provinzen waren von Entwaldung betroffen, ein Gebiet von über vier Millionen Quadratkilometer, halb so gross wie die Europäische Union, wo mehrere zehn Millionen Menschen betroffen waren. Das berichtet Xu Xinwen, Forscher am Xinjiang Institute of Ecology and Geography (XIEG) in der Zeitschrift «Chinafrica» vom 10. Juni 2019. Verursacht hatten die Entwaldung Naturkatastrophen, aber auch eine über Generationen dauernde exzessive Abholzung für Feuerholz und die Umwandlung in Weideland, ähnlich wie die im kolonisierten Irland vor zwei- bis dreihundert Jahren durch die englischen Landlords.

Bau an der «Grünen Mauer»

Die «Grüne Mauer» ist 4’500 Kilometer lang und mehrere hundert Kilometer tief

Das Entwicklungsprogramm wurde 1978 beschlossen, in drei Etappen eingeteilt mit acht exakt beschriebenen Phasen. 2050 soll das Werk vollbracht sein, ein Geschenk zum 100. Geburtstag der Volksrepublik: ein 4’500 km langer und mehrere 100 Kilometer breiter wiederaufgeforsteter Schutzwall. Aktuell steht die Arbeit in der fünften Phase und kann eine stolze Zwischenbilanz vorlegen: 46,14 Millionen Hektar aufgeforsteter Wald (eine Fläche grösser als Deutschland), den Plan übererfüllt mit 118 Prozent und die Waldfläche ist insgesamt auf 13,57 Prozent gestiegen. Die Flächen mit windbrechenden, die Erosion verhindernden und sandbefestigenden Hecken und Wäldern sind um 154 Prozent erweitert worden. Dadurch konnte die Ausbreitung der Wüste verhindert und die Bodenerosion kontrolliert werden, die um 67 Prozent nachliess.

Viele Arbeitsplätze

Das auf 13,6 Mrd. Dollar Investitionen programmierte Megaprojekt brachte bedeutende soziale Fortschritte. Es beschäftigt etwa 313 Millionen Menschen. Über die Hälfte (53 Prozent) des Budgets war bestimmt, um Arbeitsplätze zu schaffen und Menschen beruflich auszubilden. Die Entwicklung der Forstwirtschaft und des Gartenbaus (Blumen) hat den Einheimischen geholfen, ihr Einkommen zu steigern.

Zur Armutsbekämpfung – die Beseitigung sollte nächstes Jahr erreicht werden – hat der Waldtourismus durch den Bau von Nationalparks in Wäldern, Feuchtgebieten und der Wüste erheblich beigetragen. 380 Millionen Menschen haben die Parks seit 1978 besucht.

Der weltgrösste künstlich angelegte Wald

Oben: Die geografische Lage des Saihanba-Waldes (Quelle: CGTN). Unten: Ein Teil des Waldes mit Monokultur (Bild: Saihanba Forest Farm).

Als Vorläufer des nationalen Jahrhundert-Projekts, sozusagen als regionales Experimentierfeld wurde bereits 16 Jahre früher, am Ende des «Grossen Sprungs nach vorn», die Saihanba Jixie Forest Farm auf verödetem Brachland gegründet. Auf dem Gründungsfest zum 55. Geburtstag würdigte Präsident Xi Jinping nach Angaben von «Chinafrica» am 28. September 2017 die historische Leistung der Bauern: In nur zwei Generationen hätten sie Ödland aus gelbem Sand, wo Vögel keinen Baum gefunden hätten, darauf zu hocken, in einen grünen See verwandelt. 400 Kilometer vor Beijing steht heute der weltgrösste künstlich angelegte Wald in der Grösse Hamburgs: Bäume und Sträucher bedecken zu 80 Prozent die fast 75’000 Hektar Farm-Boden, wo vor 55 Jahren nur 11,4 Prozent zu dokumentieren waren.

Die anfangs gepflanzten, per Schiff gelieferten Lärchen-Setzlinge überlebten nicht und wurden durch lokale Baumsorten ersetzt. Das im Laufe der Zeit verrottete Laub lieferte Nährstoffe für andere Pflanzen wie Sträucher und Blumen. Als der Wald dichter wurde, zog er Vögel und andere Tiere an; Wildschweine, Füchse, Dachse, Hirsche – der Wald füllte sich mit Leben.

Heute beherbergt Saihanba 625 Pflanzen- und 179 Pilzarten und 660 verschiedene Insekten, wie die chinesische Agentur Xinhua berichtete. Die Staats-Farm dient nicht nur als Windbrecher für Jing-Jin-Ji, sondern auch als Touristenattraktion mit über 500’000 Besuchern jährlich, die 6 Millionen Dollar an Eintrittsgeldern und 90 Millionen Dollar der lokalen Wirtschaft einbringen, in der 15’000 Jobs, ein Grossteil im Kleingewerbe, geschaffen wurden.

Anpassungen bis 2050

Neben dem ursprünglichen grundlegenden Aufforstungsplan für die «Grosse Grüne Mauer» werden immer neue Konzepte zur Nutzung der Wüste entwickelt. Neue Sandkontroll-Technologien werden angewandt. Viele Faktoren werden angepasst wie Aufforstungsdichte und Baumarten. Wang Feng vom Institute of Desertification Studies führte ein Beispiel an: Auf einer Hochebene, die mehrere Provinzen in Nord- und Nordwestchina umfasst, führte eine übermässige Aufforstung zu Problemen wie dem übermässigen Verbrauch an Wasser. Der Forscher führte auch die steigenden Kosten bei gestiegenen Anforderungen für den Umweltschutz als eine Herausforderung an.

Doch bis zum nächsten Jahr soll planmässig in den Projektgebieten die Waldbedeckungsrate um 14 Prozent steigen, um das Fundament für die ökologische Sicherheitsbarriere zu setzen. Bis 2035 soll sich die Qualität der Wälder, Wiesen und Weiden in den Gebieten erheblich verbessert haben, was zu einer bemerkenswerten Veränderung in der ökologischen Umwelt führen dürfte. Bis 2050 soll der ökologische Schutzwall, die «Grosse Grüne Mauer», fertiggestellt sein.

Die Kubiqui-Wüste wird zum ökonomisch-ökologischen Vorbild

Die Kubiqui-Wüste auf dem Ordos-Plateau in der Inneren Mongolei, 800 km von Beijing entfernt, war eine der drei Wüsten, die an mehreren Tagen die Bewohner in der Jing-Jin-Ji-Region zwangen, Masken zu tragen, um atmen zu können, und zuhause den Sand aus allen Ritzen zu saugen. Das UN-Umweltprogramm beschrieb die Region als «ein globales ökologisch-ökonomisches Vorbild» («Chinafrica» vom 29. Mai 2019): Die 18’600 qkm grosse Wüste (halb so gross wie Nordrhein-Westfalen) war in den 80er Jahren nur zu 3 bis 5 Prozent mit Vegetation bedeckt, doch im Jahr 2016 zu 53 Prozent bewaldet. Das 1,8 Milliarden Dollar-Projekt hat weltweite Aufmerksamkeit bekommen, sogar Modellcharakter für integrierte ökologische, ökonomische und soziale Entwicklung, so auf dem 7. Kubiqui International Desert Forum vom 27./28. Juli 2019 zum Thema: «Greening the Belt and Road, Building the Ecological Civilization».

Als Anreiz das Recht, das Land auf eigene Rechnung zu bewirtschaften

Die Kubiqui-Wüste wurde in das nationale Programm der «Grossen Grünen Mauer» aufgenommen. Die Bevölkerung wurde mobilisiert, die lokale Verwaltung setzte eine bis heute gültige Politik zur Einkommensförderung (Armutsbekämpfung) und Landbewirtschaftung um: Wer Büsche und Bäume in der Wüste pflanzte, hatte das Recht, das Land zu bewirtschaften und die erzielten Gewinne zu behalten – ein massenhafter Erfolg in der Region.

Vorzeige-Hirt und Vorzeige-Unternehmen

Einer, der die «goldene Chance» ergriff, war Baiyindaoerji, ein einheimischer Schafhirte. Er erzählte im Video «Fighting Desertification» auf «Chinafrica» vom 27. Juli 2019 seine Geschichte: 1983 aus der Armee entlassen, ging er nicht in die Stadt, sondern zurück, ein Lehmhaus zu bauen und Bäume zu pflanzen. Wie andere wurde auch er ermutigt, «cash crops» für den Markt anzubauen. Süssholz ist nicht nur eine Heilpflanze in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), sondern verbessert auch die Bodenqualität, sodass später wüstenspezifische Pflanzen wie Wassermelonen und Tomaten angebaut werden konnten. Seit über 10 Jahren baut Baiyindaoerji Süssholz an. Die Pflanze half ihm nicht nur, seine Schulden von umgerechnet 98’000 Dollar abzuzahlen, sondern bringt ihm auch ein jährliches Einkommen von knapp 30’000 Dollar. Im Interesse der Nachhaltigkeit legt er keinen Wert darauf, die Produktionsflächen auszuweiten.

Auch viele lokale Geschäftsleute beteiligten sich an der Wiederaufforstung. Die Elion-Gruppe, 1988 als Salzraffinerie in der Mitte der Wüste gegründet, baute in sechs Monaten eine 65 km lange Strasse, die allerdings nach einem der damals häufigen Sandstürme nicht mehr vorhanden war. Das Unternehmen pflanzte deshalb entlang der Strasse Bäume und Sträucher. Nach 30 Jahren entstand um die Raffinerie eine Oase von 6’000 Quadratkilometer, grösser als die Mecklenburger Seenplatte. Und Sandstürme gehören der Vergangenheit an.

Liu Dongsheng, Vize-Chef der National Forestry and Grassland Administration, nannte die umfassende Beteiligung von Regierung, Organisationen und der Bevölkerung einen Hauptfaktor für den Erfolg. Wie Ümüt Halik 1999 im Diskussionsforum der TU Berlin schrieb, suchten viele Chinesen zum nationalen «Aufforstungsfest» am 12. März, das den Beginn der jährlichen ein- bis zweimonatigen Aufforstungskampagne einläutet, ihrer Pflicht nachzukommen, einen bis drei Bäume anzupflanzen, was üblicherweise zusammen mit Kollegen aus dem Betrieb oder in der Nachbarschaft gemacht wird.

Anerkennung der NASA – Nachahmer in Afrika

Am 11. Februar 2019 publizierte die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA die Studie «Human Activity in China and India Dominates the Greening of Earth», wonach China zwischen 2000 und 2017 mit einem Anteil von mindestens 25 Prozent einen der wichtigsten Beiträge zum globalen Umweltschutz geleistet hat.

Die äthiopische Regierung hat das chinesische Modell aufgegriffen, wie «Climatechange News» am 31. Juli 2019 berichtete. Vor 50 Jahren war das Land noch zu 40 Prozent bewaldet, heute seien es nur noch 15 Prozent. Seit Mai 2019 seien fast 3 Milliarden Bäume gepflanzt worden, zum Grossteil Setzlinge aus Übersee. In einer beispiellosen Mobilisierung des gesamten Landes über alle ethnischen Unterschiede hinweg wurden an einem freien Tag 350 Millionen Bäume gepflanzt, wie Premierminister Aby Ahmed verkündete: «Ich denke, wir haben den Menschen die Fähigkeit demonstriert, kollektiv zusammenzukommen eine gemeinsam geteilte Vision zu verwirklichen.»

Man kann die Zahlen für reichlich übertrieben halten – Indiens Staat Uttar Pradesh hält den Guinness-Weltrekord mit 50 Millionen an einem Tag gepflanzter Bäume. «Doch: Jeder hat die langfristige Vision verstanden», meinte die Regierungssprecherin. Die Kampagne ist nur ein Teil der äthiopischen Umweltpolitik «Green Legacy» für sauberes Wasser und nachhaltige Landwirtschaft.

Aufforstung als effektivste Massnahme gegen den Klimawandel

Die Aufforstung von Wäldern wäre die effektivste Massnahme gegen den Klimawandel, erklärte das Crowther Lab an der ETH Zürich in einer in «Science» publizierten und am 4. Juli vorgestellten Studie. Professor Tom Crowther: «Was mich in den Bann zieht, ist die Grössenordnung. Ich dachte, dass die Wiederaufforstung zu den Top 10 gehören würde, aber sie ist weitaus leistungsstärker als alle anderen vorgeschlagenen Lösungen für den Klimawandel.» Die weltweite Aufforstung von Wäldern wäre auf einer Fläche von 0,9 Milliarden Hektar möglich und könnte so zwei Drittel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen aufnehmen, erklärt Crowther Lab. Es sei die mit Abstand billigste Lösung, die jemals vorgeschlagen worden sei, schrieb der britische «The Guardian» am 4. Juli 2019.

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Video von CGTN: «New technology in China turns desert into land rich with crops»:

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Infosperber-DOSSIER:

Die Klimapolitik kritisch hinterfragt

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Themenbezogene Interessen (-bindung) der Autorin/des Autors

Georges Hallermayer, Jahrgang 1946, studierte in München Verwaltungswissenschaft, danach Geschichte, Germanistik und Sozialwissenschaft und erhielt schliesslich Berufsverbot anlässlich des Radikalenerlasses im Jahre 1972. Er lebt seit 30 Jahren in Frankreich und arbeitete als Dozent und stellvertretender Centrumsleiter bei den Carl-Duisberg-Centren. Weitere Informationen unter weltsolidaritaet.blogspot.com.

Weiterführende Informationen

Auf Infosperber die Reportage über ein Mikroprojekt: Kluge Landwirtschaft kann Wüste stoppen

Rüdiger Rauls Artikel wurde bereits im Rubikon veröffentlicht und auch hier:

https://kritisches-netzwerk.de/forum/die-chinesische-bedrohung-geht-es-bei-den-protesten-hongkong-nur-um-politische-themen

Die Chinesische Bedrohung

Geht es bei den Protesten in Hongkong nur um politische Themen? In welchem Maße sind die Lebensumstände in der Sonderzone und der Aufstieg Chinas verantwortlich für den Unmut in der Bevölkerung?

Große Ideale

Die Proteste in Hongkong mit der Einmischung Pekings, dem Wirken des Finanzkapitals oder obskurer Kräfte im Hintergrund zu erklären, dürfte als Erklärung nicht ausreichen. Auch der von unseren Medien immer wieder ins Spiel gebrachte Freiheitsdrang und Ruf nach Demokratie entspringen sicherlich zu einem ganz gehörigen Maße westlichem Wunschdenken. Denn Demokratie alleine macht nicht satt und durch freie Wahlen hat bisher noch niemand ein Dach über dem Kopf bekommen.

Wenn auch nicht zu übersehen ist und übersehen werden sollte, dass westliche Kräfte mehr oder weniger offen bei den Protesten in Hongkong versuchen mitzumischen (1, 2), so kann damit nicht allein die massenhafte Beteiligung der Bewohner an den Veranstaltungen erklärt werden. Es muss also auch noch andere Gründe geben, die die Menschen auf die Straße treiben. Da aber in den westlichen Medien die politischen Ereignisse und ihre westliche Deutung beziehungsweise deren propagandistische Verarbeitung im Vordergrund stehen, wird über die Lebensumstände der Menschen in Hongkong wenig berichtet.

Einiges spricht dafür, dass der innere Zustand der Sonderzone selbst und das Verhältnis zwischen den Menschen in Hongkong und den Festlandschinesen für die Ereignisse mitverantwortlich sind. Aus einigen Berichten der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) wird deutlich, dass eine starke Abneigung vonseiten vieler Hongkong-Chinesen gegenüber ihren Landsleuten auf dem Festland besteht. Dieser „Hass auf China“ (3) bezieht sich nicht nur auf das politische Peking, sondern es gibt in den Reihen der Aktivisten nicht wenige, die „ihre Wut nicht allein gegen die chinesische Regierung richten, sondern gegen Festlandschinesen insgesamt“.(4) Viele „definieren ihre Hongkonger Identität als explizit antichinesisch“ (5).

Das ist umso erstaunlicher, da „ein Großteil der Hongkonger selbst vom Festland stammt und noch Verwandte dort hat“(6). Es zeigt sich hier also eine ähnliche Erscheinung wie in Europa und besonders in Deutschland nach der Flüchtlingswelle des Jahres 2015. Ablehnung und Feindseligkeit gegenüber den Neuankömmlingen gingen nicht nur von der „alteingesessenen“ deutschen Bevölkerung aus, sondern auch von Menschen, die selbst als Einwanderer nach Deutschland gekommen waren. Ebenso interessant ist aber auch die Haltung der westlichen Medien, die doch sonst immer den westlichen Werten vorgeben verpflichtet zu sein. In der Hongkong-Frage aber unterstützen sie gerade solche Kräfte, die sie in Europa wegen ihrer Feindseligkeit gegenüber den Zuwanderern als Rechtspopulisten an den Pranger stellen.

Handelte es sich in Europa um Differenzen zwischen Zuwanderern aus Fremdstaaten und den nationalen Bevölkerungen, so wird am Beispiel Hongkongs deutlich, dass die nationale Frage in der Diskussion um Flüchtlinge und Zuwanderer nur vorgeschoben ist und sich dahinter andere Probleme verbergen. Denn im Falle Hongkongs handelt es in beiden Fällen um Chinesen. Trotz derselben nationalen Identität sind die Chinesen vom Festland in Hongkong nicht willkommen und werden von vielen als Fremde und Bedrohung empfunden und dementsprechend behandelt. Sie und Peking werden verantwortlich gemacht für die Verschlechterung der Lebensbedingungen in Hongkong. Das gleicht den Befindlichkeiten in Europa und auch den USA.

Hongkongs täglich Brot

Deshalb treten viele Demonstranten in Hongkong für „eine größere Unabhängigkeit ihrer Stadt gegenüber dem chinesischen Mutterland ein. … Ihrer Wut zugrunde aber liegt die wirtschaftliche Lage, in die sich die Sonderverwaltungszone Chinas hineinmanövriert hat.“ (7). Viele sehen für sich aufgrund der wirtschaftlichen Bedingungen keine Zukunft mehr.

Um diese Zustände genauer zu beschreiben, zitiert die FAZ einen Demonstranten, der nach ihrer Ansicht die alltäglichen Verhältnisse sehr gut zu beschreiben scheint: „Wir werden uns nie eine Wohnung leisten können. Wir sollen rund um die Uhr schuften. Dabei aber überholen uns die Festlandschinesen, die zuwandern, jeden Tag“(8). Nach einer festgelegten Quote dürfen pro Tag bis zu 150 Chinesen vom Festland eine Aufenthaltsgenehmigung in Hongkong erhalten, was von vielen Bewohnern Hongkongs zunehmend als Bedrohung empfunden zu werden scheint.

Diese gefühlte Lage wird bestätigt durch die Zahlen. „Seit 2003 haben sich die Häuserpreise in Hongkong in etwa verdreifacht.“(9) Dagegen haben sich die Einkommen der Beschäftigten kaum verändert. „Beträgt das durchschnittliche Monatseinkommen 17 500 Hongkong Dollar (2005 Euro), liegt die durchschnittliche Monatsmiete eines Einzimmerapartments bei 16 500 Hongkong Dollar“ (10).

Es ist also kein Wunder, dass sich viele Menschen in Hongkong nur noch kleinste Schlafzellen als Unterkunft leisten können, die sogenannten und weit verbreiteten Käfigwohnungen. Wie gewaltig das soziale Gefälle ist, verdeutlicht der Widerspruch zwischen der Masse derer, die unter solchen Umständen leben müssen, und den 21 reichsten Hongkonger. Diese verfügten im Mai 2018 über ein Vermögen von 1,83 Billionen HK-Dollar (206 Milliarden Euro).

Hongkong steht in scharfer Konkurrenz zum Rest des Landes und fällt immer in dieser Konkurrenz immer weiter zurück besonders gegenüber dem nur wenige Kilometer entfernten Shenzhen auf dem chinesischen Festland, aber auch gegenüber dem Finanzzentrum Singapur. Shenzhen, das in den 1990er Jahren noch sehr unbedeutend war und hauptsächlich durch Hongkonger Investitionen groß geworden ist, hat innerhalb weniger Jahre seine Wirtschaftsleistung so sehr steigern können, dass es „Hongkong beim Bruttosozialprodukt überholt“ (11) hat.

Der Aufstieg Shenzhens und anderer Metropolen auf dem Festland hat für die Hongkonger Bevölkerung direkte Folgen. Während Hongkongs Geschäftswelt von der stark gestiegenen Kaufkraft der Chinesen vom Festland profitiert, verschlechtern sich die Lebensbedingungen für den Rest der Gesellschaft. „Die vielen Hotels haben die Mieten explodieren lassen. Milchpulver für Babys und Impfstoffe sind knapp, weil sie in großen Mengen von Touristen gekauft werden“(12).

Die hohen Investitionen, die China in Hongkong tätigt und das Geld, das die Festlandschinesen als Touristen in die Stadt bringen, kommt unten in der Gesellschaft nicht an. Damit gleichen die Verhältnisse in Hongkong denen in anderen führenden kapitalistischen Staaten. Trotz gewaltiger Investitionen in die Wirtschaft und einem unvergleichlich niedrigen Steuersatz für Unternehmensgewinne geht das alte Glaubensbekenntnis der bürgerlichen Wirtschaftswissenschaften nicht mehr auf, dass die Förderung der Wirtschaft zu einem Anstieg des allgemeinen Wohlstands führt.

Die Börsenkurse in Hongkong sind seit Jahren von einem Hoch zum anderen gestiegen wie in den führenden kapitalistischen Staaten auch. „Chinas Direktinvestitionen in Hongkong stehen bei gut 600 Milliarden Dollar – gut 70 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der Stadt“(13). Die Gewinnsteuer liegt bei nur 16,5 Prozent, „wesentlich niedriger als die des Durchschnitts der G-20-Länder (28 Prozent)“ (14). Und trotzdem leben Menschen in Käfigen und müssen rund um die Uhr schuften.

Stimmen vom Festland

Gelegentlich lässt die FAZ dann doch ein anderes Bild zu auf die Lebensbedingungen und das Selbstwusstsein der Festlandschinesen und deren Verhältnis zu Hongkong. Denn „seit China reich und mächtig ist, hat sich der Blick auf die Nachbarstadt verändert“. (15) So zitiert sie einen jungen Chinesen aus Shenzhen, der ein ganz anderes Bild der Lage vermittelt als die Schwemme der Meldungen, die sonst über den westlichen Medienkonsumenten ausgeschüttet werden.

Er hat selbst in Hongkong studiert und weiß also, wovon er redet. „Er ist keineswegs neidisch auf seine demonstrierenden Altersgenossen auf der anderen Seite des Flusses. Ich glaube, wir haben mehr Freiheiten, die sie nicht haben. … Ich kann in jede Stadt in China ziehen, die mich interessiert. … Die Hongkonger legen sich selbst Grenzen auf, weil sie es ablehnen, auf dem Festland zu arbeiten.“ (16).

Auf die politischen Demonstrationen auf der anderen Seite des Perlflusses angesprochen und den Kampf der Bevölkerung von Hongkong für Freiheit und westliche Werte, wird ein ganz anderes Verständnis von Freiheit und Werten deutlich, als die westlichen Medien immer wieder ihren Konsumenten vermitteln wollen. „Das wichtigste Ziel ist doch ein besseres Leben. Freiheit ist nur ein Mittel, kein Zweck an sich“ (17). Und eine in Hongkong studierende Festlandschinesin zitiert die FAZ in Bezug auf Überzeugungen und Werte: „… die hatte ich auch schon, bevor in nach Hongkong kam“ (18). Damit vermittelt die FAZ ein ganz anderes Bild über die Freiheit in China, als sie für gewöhnlich ihren Lesern nahe zu bringen versucht.

Die Hongkonger Bevölkerung bekommt nun genau so wie die in den USA des Donald Trump die negativen Seiten der freien Märkte zu spüren. Zur Förderung des Waren- und Kapitalverkehrs hatte eine neoliberale Wirtschaftsdoktrin den Einfluss des Staates auf die Wirtschaft zurückgedrängt. Die Folge waren Investitionen und Verlagerung von Produktion von den alten Industriestandorten der entwickelten kapitalistischen Staaten in aufstrebende Länder wie China mit gut ausgebildeten und billigen Arbeitskräften.

Im Gegensatz zu den alten Wirtschaftsnationen blühen Länder wie China und Vietnam auf. Das ist nicht nur zurückzuführen auf westliche Investitionen, sondern in erster Linie auf die höhere Stabilität dieser Staaten, deren Gesellschaften nicht so zerfressen sind durch den Kampf der unterschiedlichen Interessen wie in den Staaten des Westens. Das Selbstbewusstsein der Festlandschinesen ist gewachsen mit dem wirtschaftlichen und technologischen Erfolg ihrer Gesellschaft. China wie auch Vietnam gelingt es, Menschen zu Millionen aus der Armut zu führen. Und all das unter der Führung einer Kommunistischen Partei. Ist das die chinesische Bedrohung, die man zunehmend in den westlichen Medien an die Wand zu malen versucht?

(1) https://ruedigerraulsblog.wordpress.com/2019/08/20/zuendeln-in-hongkong/
(2) https://ruedigerraulsblog.wordpress.com/2019/08/12/facebook-revolten/

(3) FAZ vom 15.8.2019: Chinas Moment der Wahrheit

(4) FAZ vom 15.8.2019: Wenn der Hass die Kontrolle übernimmt
(5) FAZ vom 5.7.2019: Ein Unternehmen namens Kommunistische Partei.
(6) FAZ vom 5.7.2019: Ein Unternehmen namens Kommunistische Partei.
(7) FAZ vom 17.8.2019: Hongkonger demonstrieren auch wegen Geld
(8) FAZ vom 17.8.2019: Hongkonger demonstrieren auch wegen Geld
(9) FAZ vom 17.8.2019: Hongkonger demonstrieren auch wegen Geld
(10) FAZ vom 17.8.2019: Hongkonger demonstrieren auch wegen Geld
(11) FAZ vom 5.7.2019: Ein Unternehmen namens Kommunistische Partei.
(12) FAZ vom 5.7.2019: Ein Unternehmen namens Kommunistische Partei.
(13) FAZ vom 17.8.2019: Hongkonger demonstrieren auch wegen Geld
(14) FAZ vom 17.8.2019: Hongkonger demonstrieren auch wegen Geld
(15) FAZ vom 5.7.2019: Ein Unternehmen namens Kommunistische Partei.
(16) FAZ vom 5.7.2019: Ein Unternehmen namens Kommunistische Partei.
(17) FAZ vom 5.7.2019: Ein Unternehmen namens Kommunistische Partei.
(18) FAZ vom 5.7.2019: Ein Unternehmen namens Kommunistische Partei.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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