War einst ein kleines
Segelschihiffchen
1975/76?
Früher, in den 50/60er Jahren lernte jedes Kind im Kindergarten und in den
ersten Schulklassen das Lied von der kleinen Fregatte mit der einfach
erfrischenden Melodie.
Im Original heißt es:
War einst ein kleines Segelschihiffchen
war einst ein kleines Segelschihiffchen,
das war noch nie, nie, nie, noch nie zur See
das war noch nie, nie, nie, noch nie zur See.
ohe, ohe,
hissen müssen wir Matrosen Segel in die Höh
die Fregatte gleitet übern See.
Anläßlich der ersten öffentlichen Vereidigungen von Wehrpflichtigen unter dem sozialdemokratischen „Verteidigungsminister“ Hans Apel 1975/76 entstand das folgende Lied nach der Kinderliedvorlage. Die SPD unter Kanzler Helmut Schmidt hat mit Hans Apel sehr schnell für eine Außendienstfähigkeit der Bundeswehr gesorgt. Längst hatte sich die Bundesrepublik ökonomisch aus dem Windschatten der USA gelöst, eroberte u.a. per „Blaupausenexport“
erkleckliche Weltmarktteile, war ökonomisch die Nummer zwei hinter den USA aber militärisch nicht in der Lage, ihre Märkte, „ihre“ Rohstofflager, die ökonomische Einflußsphäre abzusichern. Dieser Aufgabe nahm sich die sozialliberale Bundesregierung an. Ein zentrales Mittel sollte neben Nachrüstungsbeschlüssen und Vorbereitung einer schnellen Eingreiftruppe das Fregattenbau-programm werden. Der Adler sollte Krallen zeigen.
Die beiden Strophen, in denen es um Jugoslawien geht, haben nach 15/20 Jahren ziemlichen Aktualität erhalten. Entstanden sind sie nach heftigen Auseinandersetzungen im Frankfurter Restaurant Belgrad oder Dubrovnic in der
Bleichstraáe, dem damaligen Treffpunkt der kroatischen Mafia. Weiterer Anlaß für diese Zeilen war ein Besuch in Jugoslavien/Dubrovnik in den 70ern, die WHO spielten in der Zitadelle „Tommy“, und die flowergepowerten Enkel
italienischer Faschisten sangen in den Straßen nach der Melodie „Michael row the boat ashore..“ auf italienisch „Gelobt sei der Tag, an dem Tito stirbt!“
Ganz andere Aktualität erhält das Lied derzeit durch die Errichtung eines
Denkmals für die „Maritimen Elemente deutscher Politik“. In Wilhelmshaven
betreiben z.Zt. vornehmlich sozialdemokratische Politiker den Aufbau eines
deutschen Marinemuseums. Eine Militaria-Sammlung fünf Steinwürfe von
Nordenham und dem Platz entfernt, wo 1975 die ersten öffentlichen
Vereidigungen stattfanden (und eifrig gestört wurden). Ich könnte wetten,
daß Gerhard Schröder (nicht der längst verblichene CDU-Außenminister,
sondern der unheimliche SPD-Kanzlerkandidat aus Niedersachsen) demnächst mit
an der Spitze des Fördervereins für das Marinemuseum sitzt.
Fregattenlied
War einst ne Küstenschutzmarine
damit sie der Verteidgung diene
war sie zu klein, klein, klein, das darf nicht sein
die Insel Helgoland steht ganz allein.
oh weh, oh weh!
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer eins
unsre Schiffchen für den Frieden
schießen soll doch keins
Wenn die Super-
mächte streiten
um den Rest der Welt
möchten wir, daß Rest-Deutschland
zu den Siegern zählt
Deshalb baun wir
auf die NATO
unsre Truppe steht
und so kommen wir beim Teilen
diesmal nicht zu spät
Wenn wir k“nnten
wie wir w“llten
wrden wir es schon
an dem Schwanz der US-Army
in die Tl-Region
Wenn wir müßten
fremde Küsten
schützen vor dem Feind
mit der sechsten US-Flotte
brüderlich vereint
Ach die NATO
reicht bis dato
noch nicht an das Öl
deshalb muß das Bündnis stärken,
wer nicht frieren will
Wir wer’n wie die Amerikaner
mit Öl erpresst durch die Iraner
die woll’n ihr Land und Öl für sich allein
verkaufen nix und saufens in sich rein
oh welche Pein!
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer zwei
doch die hält uns leider nur
die Elbemündung frei
Wer uns kennt, der wird uns glauben
wir wollen niemand etwas rauben
wenn wir auf hoher See nur ausprobiern
ob unsre Schiffchen dort auch funktioniern
tut das nicht weh!
Ach wir hatten
mehr Fregatten
vor dem letzten Krieg
leider warens noch zu wenig
am Ende für den Sieg
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer drei
will Vauweh jetzt nach Bilbao
sind wir mit dabei
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer vier
damit kommen wir schon weiter
bis ins Mittelmeer
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer fünf
wird Italien einmal fußkrank
bringen wir Gesundheitsstrümpf
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer sechs
den Kranken Mann am Bosporus
beschieáen wir mit Schecks
Für Frieden zahlen wir Millionen
doch was wir zahlen muß sich lohnen
wer noch zu lasch ist, der kriegt kein Kredit,
die Herren Demirel und Ecevit
die mußten gehn
Wenn er wegschafft
die Gewerkschaft
weckt der Her Özal
Investitionsbereitschaft
bei unserm Kapital
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer sieben
können wir den Schutz der Deutschen
vor Las Palmas üben
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer acht
Wir sind nach vierzig (60?) Jahren wieder
eine Friedensmacht
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer neun
da braucht keine Deutsche Bankfiliale
irgendwas bereun
Für den Apel
läuft vom Stapel
Fregatte Nummer zehn
Kreuzzugsfahrt nach Jugoslawien
welch ein Wiedersehn
Würd Marshall Tito dereinst sterben
ging sein Land vielleicht in Scherben
wären unsre Schiffchen schnell zur Stell
behüten Dich, den Strand und dein Hotel
eventuell
Wenn sie Tito einst bestatten
bringen ihm Exilkroaten
von Franz-Joseph einen Blumenstrauß
und noch andre Sachen mit nach Haus
für Mann und Maus
kommen mal
die Bosporussen
durchs Schwarzmeer voller Krim
fahren wir nach Istanbul
und halten sie dort hin
Bläst der Özal
einmal Trübsal
trotz der Grauen Wölf
schützt den Herrn vor wilden Kurden
Fregatte Nummer elf
Endlich Männer
nicht nur Penner-
dienst im Küstenschutz
fahren wir mit voller Kraft
zur Straße von Hormuz
Geht in Aden
Siemens baden
Fregatte Nummer zwölf
dient dem Siemens Werkschutz dort
nur als Notbehelf
Der Horizont liegt weit und offen
und der Wehretat läßt hoffen
kein weißer Fleck ist uns zu weit vom Schuß
und am Äquator ist noch lang nicht Schluß
wir fassen Fuß
mit Schwarzrotgold
die Börse tollt
die Demark rollt
wenn ihr uns holt
wohin ihr wollt.
Deutsche schaffen deutsche Waffen
deutsches Gas und deutsche Bank
Deutsche Mark und deutsches Raffen
Beutegold im Panzerschrank
alles schon mal dagewesen
aufersteht was einst versank
Höchstprofit und Ölintressen
dafur ziehn wir den Säbel blank
fern der Heimatfront am Thresen
Wir kommen wieder, Gott sei Dank.
Die letzte Strophe möglichst mit Pauken und Trompeten und einer neuen, dem
Versmaß angepassten Melodie im Stehen zu singen.
Es darf dabei leicht geschunkelt werden.