* für alle Nicht-Hessen: Archiv wird im süd-hessischen FVV-RMV-Dialekt Arsch-schief oder besser mit verschluckten „r“ Aasch schief ausgesprochen und das bedeutet auf Hochdeutsch: Arg schief. Weshalb auch viele mittel & südhessische Kommunen mit dem Archivgesetz nichts anfangen können, wonach jede Gemeinde dazu verpflichtet ist, ein Archiv zu führen. Und zwar nach den neuesten wissenschaftlichen Kriterien. Im Gesetz steht zwar auch „je nach Kassenlage“, aber so viel dürfte die Gemeinde-Kasse noch übrig haben, auch wenn sie einem örtlichen Solarstrom- und „BIO“-Gas-Unternehmen, Erddeponiebetreiber und nebenberuflichem Milchseeproduzenten zu einem nicht unbeträchtlichen Teil die Wiederherstellung und Verbreiterung der von ihm schwerlastzerstörten An-, Ab- und Zufahrtswege mitfinanziert.
Die Gemeindefinanzen reichen ja auch dafür aus, die von ihm und anderen Agrar-Industriellen verursachten Schlammlawinen mehrmals jährlich aus den Gräben zu baggern, (die überschwemmten Keller leer zu pumpen übernimmt jedes Mal die Freiwillige Feuerwehr selbstverständlich ehrenamtlich! Oder zahlen die Verursacher auch diese Einsätze?). Wer die Äcker und den Waldboden verdichtet, sorgt für Überschwemmungen und für das Absinken des Grundwasserspiegels, das Austrocknen unsere Trinkwasserquellen und die Vergiftung unseres Grund-& Trinkwassers & der Bäche und Teiche mit Antibiotika, Pseudomonaden und resistenten Bakterien und Viren . Und wir bekommen erzählt, wir müssten Wasser sparen und mehr bezahlen wegen des Klimawandels! Warum werden die Felder denn nicht aus geschlossenen (mobilen) Regenwasserzisternen bewässert, die auch jeden Starkregen auffangen können? Wir dürfen aber die Millionenteurern Überschwemmungs-Schutztore aus unseren Steuern finanzieren und die Verursacher werden dafür nicht zu Kasse gebeten. Die Alten haben es gewusst: nach 1911 wurde der Schafweiherstausee angelegt, nach 1958 wurde Stausee am Reitzeberg angelegt! Und heute? Nix aus der Geschichte gelernt!
Zufahrts- & Feldwege, die in den 60ern und 70ern die damals noch zahlreichen bäuerlichen Betriebe mit Unterstützung der Kommune(n), des Landes und des Bundes und der beauftragten Hessen-Nassauischen Siedlungsgesellschaft, aber mit hohem Eigenanteil und ungezählten Eigenarbeitsstunden gebaut und finanziert hatten. Dafür mussten sie zum Teil riesige Kredite aufnehmen. Die meisten kamen aus dieser Flurbereinigungs-Schuldenfalle nicht mehr heraus. Da mussten die Strohpressen gegen die Kautschukpressen eingetauscht werden und die gerade angeschafften Melkmaschinen gegen Betonmischer und Putzmaschinen. Aus Bauern wurden WIBAUern und die, die Spika, Esch, von Galen und Fürst Christian von Ysenburg-Büdingen, Freiherr von Schröder von der staatlich geretteten SMH-Bank noch übrigließen, die durften dann bei Putzmeister putzen. Über 5.000 Arbeitsplätze inklusive Kollateral-Schadensfällen wurden in und um Gründau weggeputzt. (Bei HANOMAG waren es über 15.000!). Was die Gemeinde aus unserer Gemeindekasse nicht dafür bezahlt, kommt aus den Landes-, Bundes- und EU-Kassen. Also haben wir nicht nur einmal gezahlt, wir zahlen die Erneuerung & Verbreiterung der Wege noch Mal aus unseren Steuern. Im EU-Deutsch nennt sich das „Subvention der klein-strukturierten Landwirtschaft“. Böse Zungen sagen dazu: Selbstbedienungsladen, weniger Böse nennen sowas Demokratie.
Und dann ist es doch kein Wunder, wenn plötzlich aufm Land fast Alle für Demokratie sind, die nicht um zwei Ecken rum denken!
Ein Vollprofi und ein ortskundiger Laie wollen das ändern. Das ist der Grund für den hier folgenden Offenen Brief:
Dr. Manfred H.-W. Koehler, Friedberger Anlage 11 , Frankfurt/Main; & Hartmut Barth-Engelbart, Bachgasse 1, 63584 Gründau 04.03 2020
Wir fordern die Einstellung einer Archivarin/ eines Archivars zur Betreuung der Gründauer-Gemeindearchive
Offener Brief an die Gemeinde Gründau
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Helfrich,
sehr geehrte Damen & Herren im Gemeindeausschuss & im Gemeinderat,
sehr geehrte Damen & Herren im Vorstand des Gründauer Geschichtsvereins,
sehr geehrte Damen & Herren in der Sport-& Kulturgemeinschaft Mittel-Gründau,
nicht alle an der Geschichte Gründaus Interessierten & Forschenden werden 105 Jahre, wie unser väterlicher Freund Hans-Joachim Tzschentke, der dem Archiv des Niedergründauer Museums einen bisher unermessenen Bestand hinterlassen hat.
Auch deshalb braucht der alleinige & ehrenamtliche Museums-Archivar Karl Bode dringend einen hauptamtlichen Nachfolger noch bevor Herr Bode 90 wird.
Büdingen hat jetzt sogar 2 Stellen für das Stadt-Archiv. Einer der Archivare wuchs im ältesten, damals noch vollständig erhaltenen bäuerlichen Anwesen in Mittel-Gründau auf, das seine Eltern restauriert hatten. Das Geburts- & Wohnhaus des hessischen Landtagsabgeordneten Heinrich Otto ist mitsamt seiner 1782 entstandenen Stuckdecken vor einigen Jahren leider abgerissen worden.
Auch für die Rettung der Domänen-Mühle, des sogenannten “Polen-Hauses“ kamen lokale Initiativen genauso zu spät,
wie bei der Erhaltung der Liebloser Zigarrenfabrik,
des Bahnhofs-Frachtschuppens, des Inspirierten-Zentrums in der „Alt-Herberge“, dem Kalbfleisch-Ungerschen Renaissance-Gasthof mit dem Geburts- und Probenraum des Liebloser Gesangsvereins „Harmonie“ mit seiner Sandstein-Wendeltreppe
und der historischen Gaststätte „Zum Storchen“.
Dank der hervorragenden Zusammenarbeit der „Initiativer Alte Schule“ mit dem Wiesbadener Denkmalschutz Professor Weiß konnte der Abriss der Alten Schule in Mittel-Gründau
ebenso gerade noch verhindert werden, wie der des Hauses der letzten Juden in Lieblos, das nach dem Kriegsende als Bordell und später unter dem Namen „Patras-Bar“ weiterhin den gleichen Zwecken diente.
Das einst unter Hauptlehrer Oschwald vom Mittel-Gründauer Hilfslehrer Velten Heuson hervorragend geführte Mittel-Gründauer Ortsarchiv ist nach jahrelanger mühsamer ehrenamtlicher Arbeit jetzt wieder teilweise rekonstruiert, aber über verschiedene Stellen in Gründau verteilt: und unter verschiedenen Verantwortlichkeiten schwierig zu erforschen . Junge wie Ältere , Berufstätige, Lernende, Studierende werden durch unterschiedliche und meist zu knapp bemessene Öffnungs-/Dienstzeiten und die Überlastung der „Schlüsselgewaltigen“, die die Archiv-Arbeit neben ihren eigentlichen Aufgaben erledigen , vom Besuch und der Forschung im Gemeinde-Archiv und im Museum geradezu abgeschreckt.
Im Gemeinde-Archiv im Rathaus fehlen Unterlagen zur Gründung der Groß-Gemeinde Gründau 1972.
Zur Gründung der, bzw. zu der von Wiesbaden erzwungenen Übergabe Mittel-Gründaus an die Gebietsreform-Retorten-Gemeinde Gründau muss der Bürgermeister einen abschließenden Rechenschaftsbericht vorgelegt und bei der Gründung auch eine Rede gehalten haben. Beides ist im Gemeinde-Archiv nicht zu finden. Zwischen den letzten Seiten liegt ein Zettel mit der Aufschrift „Fotokopien … “
Ebenfalls müsste es einen vorherigen Rechenschaftsbericht des Bürgermeisters gegeben haben, als Mittel-Gründau 1971 sich mit der Mehrheit der Stimmen der Bevölkerung und des Gemeinderates der Stadt Büdingen angeschlossen hatte. Auch dieser Bericht fehlt im Gemeinde-Archiv. Möglicher Weise wurden diese Unterlagen ja bei der Erstellung der Festschrift zum 40jährigen Jubiläum Gründaus benutzt und man hat vergessen, sie wieder ins Archiv einzuordnen?
Im Archiv des Museums in Niedergründau fehlen die Aktenordner zur Turn- und Sporthalle Mittel-Gründau und zur Geschichte des Bahnhofs von 1870 bis 1934 … und das im Jubiläumsjahr „150 Jahre Mittel-Gründauer Bahnhof“, „150 Jahre ‚Heldmann-Bahn‘“ und „100 Jahre Fußball-Verein Blau-Weiß/Solidarität und SKG“.
Es muss geregelte, für die Menschen in Gründau und geschichtsinteressierte Laien wie Wissenschaftlerinnen auch von außerhalb nutzbare Öffnungszeiten der Archive geben. Einmal in der Woche, mittwochs von 14 bis höchstens 17 Uhr ist definitiv zu wenig.
Dies umso mehr, als das noch in Teil-Rekonstruktion befindliche Archiv des Niedergründauer Heimat-Museums wie auch die auf mehrere Standorte verteilten Teile des ehemaligen Mittel-Gründauer Ortsarchivs grundlegende Dokumente zur nicht nur hessischen Demokratie- und Widerstands-Geschichte enthalten.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Manfred, H.-W. Koehler
(Mitglied der Hessischen Historischen Kommission)
i.A.
Hartmut Barth-Engelbart ,
(Pressesprecher und Mitglied des Historisch-Demokratischen Vereins Mittel-Gründau von 1848 in der IAS e.V., Mitglied im Gründauer Geschichtsverein)