Diese Geschichte HaBE ich vor 4Jahren im Büchnerhaus in Riedstadt-Goddelau in einer Benefiz-Lesung zur Unterstützung des (H)Ausbaues gelesen. Dort, wo sich der Held des Romanes „Der Damenschneider“ nach seiner Verbrennungs-Rettung in Ludwigshafen und der anschließend anstehenden Einweisung in eine geschlossene Psychiatrische Anstalt immer hin gewünscht hatte. Das wohl in der irrigen Annahme, er träfe dort auf den Geist seines heimlichen Idols Georg Büchner. Als evangelische Einrichtung arbeitete die Goddelauer Anstalt sehr eng mit den Faschisten bei der Euthanasie zusammen. Und Meck hatte immer gemeint: „Nach Heppenheim, nach Heppenheim, da liefern sie die Deppen ein!“ wie der damalige Gassenhauer lautete. Aber, trotzdem waren die „Deppen“ in der katholischen Heppenheimer Anstalt zunächst vor den Faschisten sicher. Zwar nicht vor Missbrauch, aber doch vor Euthanasie.
„Der Damenschneider“ ist nach einer ersten Werkstatt-Lesung in der Kulturscheune Bad König bei einem Festplatten-Crash über’n Jordan gegangen. Lesungen sind zur Zeit deshalb nur aus Fragmenten und einzelnen Modulen möglich.
Warum im etwas verkürzten -Bill Gates würde sagen „eingedampften“- 1000-jährigen Reich der Jordan in Wupper umgetauft wurde, hat mir bis heute niemand erklären können. Dieses Reich wurde dann ja so verkürzt, dass es den IG-Farben ab 1938/39 nicht mehr gelungen ist, einen zuverlässigen Impfstoff zu entwickeln. Man musste dann die Patienten mit etwas veralteten Methoden verarzten. Dass es dabei bedauerlicher Weise zu mehren Kollateralschäden (wie auch bei Impfstoff-Entwicklungs-Einsätzen auch heute noch üblich) kam, lag ganz sicher nicht an den WissenschaftlerINNEn und ÄrztINNen, die bei den IG-Farben forschten und von den IG-Farben beliefert wurden.
Man kann ja heute deren Arbeit durchaus bemengelen, aber das waren doch ganz andere Zeiten!
Ja, sicher, beschissen, aber es war eben doch nur ein Fliegenschiss, wie das der AfD-Anführer Gauland zu sagen pflegte.
An den Belegschaften in den Werken der IG-Farben, wie im anmutig gelegenen Birkenau, die dort zu den damals herrschenden Arbeitsbedingungen produzierten, hat es dann wohl auch nicht gelegen.
Der Russe wars! Der hat die Impfstoff-Entwicklung gestoppt.
Die Chinesen sind es damals nicht gewesen. Die mussten da noch den Japanern dienen. Ähnlich wie die Koreaner!
Ja ja, die Japaner! Immer mit Maske, seit ewig.
Die wollen nicht erkannt werden. Na ja, bei dem Smog wollen die auch keine Influenza kriegen.
Und dass die Maske gegen Strahlen hilft, das glaubt nicht mal der Weihnachtsmann. Obwohl der, wenn er sich dann doppelt maskiert, nie wieder krank wird. Nur die Red Nose kriegt ihre übliche Grippe an oder in der Krippe.
Aber vor Fukushima darf man jetzt schon wieder Baden gehn, doch nur mit Maske, wegen CORONA!“!!
An FKK-EisschwimmerINNEN-Stränden werden jetzt auch Frauen und Männer entdeckt, die sich einen Bikini teilen. Als Augenklappe isser nun wirklich nicht geeignet.
Historische Fotografien aus den End50/Anfang60ern sollen hier noch folgen
Wie Charlie Chaplin in Michelstadt im Odenwald die Wende einleitete
Plakat des von Axel von Ambesser gedrehten Filmes mit Charlie Chaplin in der Hauptrolle – unter den Statisten die ganze Blumenkinder-Bande
Intro:
Der Michelstädter Zwangs-Damenschneider Maximilian Mayer kommt endlich dorthin, wo er nach seiner Bilderstürmerei gegen die Steigbügelhalter der Nazis und seiner beinahe Verbrennung und dann doch glücklicher Rettung in einer Ludwigshafener Spezialklinik eingewiesen werden wollte: von der Titelseite der “Abendpost/Nachtausgabe” als “Bilderstürmer von Michelstadt” nach Goddelau und um Himmelswillen nicht nach Heppenheim. Warum ? Das weiß Gott weiß wer!.
Der Brand -man munkelt “versuchte Warmsanierung” und der anschließende Abriss seines Vaterhauses macht den Blick frei vom Rathaus bis zum Diebsturm. Das ist der Merkur-geschmückte Hexenkerker, der bis ins 18.Jahrhundert auch als Billig-Bordell genutzt wurde. Manche der Hexen glaubten, sich so freikaufen zu können. Verkauft wurden sie vom unzünftigen Flickschuster, der eben nicht nur als Kerkermeister den Diebsturm in der Stadtmauer zuhalten musste … die Mark Michelstadt von Hexen säubern, das war nicht sein Díng. Das machten Andere. Er musste sie nur gefangen und sauber halten für das schwarze Nebengeschäft, mit dem er seinen Spitznamen “Fickschuster” verdient hatte. Und meist ging es ja auch gut, zumindest bis auch das nicht mehr ging, denn dann war der Scharfrichter Nord dran. Nur einmal sind ihm die Hexen entwischt. Beim Brand der Südstadt, den rebellierende Gesellen nach der Hinrichtung eines ihrer Kumpane gelegt haben sollen, nachdem sie “Das war Mord, das war Nord, das war Mord!”- vom Richtpatz, vom Lindenplatz grölend durch die Stadt in die Häfnergasse gezogen waren. Da war der Diebsturm explodiert, zumindest hatte er ein Loch und die Hexen waren verschwunden. Dem Gesindel, den vaterlandslosen Gesellen, den undankbaren Wanderburschen war alles zuzutrauen. Und er, der vom Schiksal geschlagene Fickschuster musste drinnen in den Trümmern suchen und fluchend den Turm reparieren…
Als Meckie, wie er sich lieber nannte als Maximilian (denn ein Schell war er nun wirklich nicht!), als er in den 50ern versuchte, Charlie Chaplin jr. bei den “Krähwinkel”-Dreharbeiten auf dem Marktplatz etwas über die Zwangsarbeiter bei den Spritzgusswerken des Ex-Wehrwirtschaftsführers, NS-Musterbetriebs-Patriarchen & Messerschmidt-Wunderwaffen-Armaturenherstellers Rovol und die Unterstützung der Erbacher Grafen für die NSDAP zu erzählen, wird er nicht durchgelassen. … (Fortsetzung folgt weiter unten)
Die Flucht aus der Schneehalbkugel.
(die Schneehalbkugel ist ein Patent des Michelstädter Kunststofffabrikanten Gustav Rovol ((Rovolske)), das die Nachkriegs-Karriere des Unternehmens begründete, der Grundstein für die Welthalbkugel im Schneegestöber wurde aber schon in den 1000 Jahren zwischen 1933 und 45 gelegt, genauer gesagt schon einige Jahrfe davor, als der Ex Henlein-Aktivist auf der Flucht vor tschechischen Kommunisten heim ins Reich kehrte und dort im Odenwald mit Hilfe einiger Parteifreunde in der IG-Farben und deren synthetischen Kunststoffen eine Zuliefer-Fabrik für Messerschmidt. Heinkel, Junkers und Co aufbauen ließ. “Sozial ist was Arbeit schafft!”. Da nutzte sogar der vom sozialdemokratischen Bürgermeister Kerbel promotete notverordnete “Freiwillige Arbeitsdienst” “Fördern durch Fordern!” so lange, bis der dann vollständig freiwillig wurde. “Arbeit macht man freiwillig” oder so ähnlich hieß es dann. Rovol hatte sich mit Bambi oder Alt-Heidelberg, SantaClaus usw. im Schneegestöber, als harmloser Knopf unfd Kamm-Produzent den Behörden der Militärregierung anemphohlen, dem Staff einige Paletten “Souvenirs from the beautiful Old-Germany” gleich mitgeliefert. Nein, er kam persönlich mit einem Auslieferungs-LKW OPEL-Blitz vorgefahren und so stand der nun mit offener Ladefläche und einer Palette mit Halbkugeln “Alt-Heidelberg im Schnee” auf dem Kasernenhof und der war sofort umlagert. Alt Darmstadt ging nicht, Alt Frankfurt auch nicht. …
(hier fehlen einige Seiten, aber das war auch nicht der Anfang, denn der Anfang fängt hier an:
Alles war friedlich, stille Nacht, heilige Nacht. Klirrend Klare Kinderstimmen, eine ganze Reihe von Jungen, junger Soprane erfüllte die Stadtkirche mit ihrem himmlischen Gesang Hie und da zwar etwas schräg, doch der Chor und die Akkustik fingen die vom rechten Weg abkommenden Misstöne wieder ein. So soll es auch sein. Sprach der Chor-Geist. Das Wunderkind von Steinbach aus einfachem Hause, wie Charlys Mutter das nannte und die Nase rümpfte. Der Geister, wie er im Volksmund genannt wurde, war hinter den Vorsilben Wunder selbst noch Kind wie Charly aber schon Chorleiter und Hilfsorganist, der die Register ziehen musste , wenn Dr. Alsberg dienstlich verhindert war Charly durfte lediglich den Blasebalg machen zusammen mit drei anderen aus dem Kinderchor. Kommet ihr Hirten ihr Männer und Fraun, Herbei oh ihr Gläubigen , Oh Lasset uns anbeten.. Angebetet hatte Charly schon damals eher Loukardis, als den in der Krippe. Da war er innerlich fast zerrissen. Dieser heimliche Spielkamerad, den er auf dem Weg zum Kindergarten täglich traf – nein, nicht traf, denn Loukardis ging nicht in seinen Kindergarten, sie war bei keinem Kindergartenfest dabei, auch nicht beim Kindergottesdienst, nicht beim Krippenspiel in der Stadtkirche Apropos Krippe. Es kribbelte und das besonders stark am Abend vor Fronleichnam, Mariä Himmelfahrt .. heimlich einen Wecker stellen ging nicht, diese Folterinstrumente weckten in der 50ern ganze Mietskasernen, wenn man sie nicht rechtzeitig erschlug. , Also die Eltern für den Plan gewinnen. Das war auch nicht sooo einfach. Warum sollten evangelische Kinder an katholischen Feiertagen zu unchristlichen Zeiten aus den Federn, in die Puschen und per Spitzbubenleiter über die Schlossparkmauer, um Blüten zu ernten und dann aus übervollen Körbchen dem katholischen Pfarrer und seinen sudetendeutsch-schlesischen Schäfchen den ro0senbekränzten Weg zu verblümen. Charlys Mutter meinte, „wenn der Dr. Becker, also der Anführer der Gegenreformation-„ hier in unserem evangelischen Michelstadt Mischehen nur zuließ, wenn der unchristliche Teil in die Arme der Mutter Kirche zurückfände … …das war wie eine Schneehalbkugel in der Schneehalbkugel. Chralys Mutter meinte, wenn evangelische Kinder eine katholische Prozession durch einen evangelischen Schlosspark anführten, so sei das durchaus gut. Das gingen dann schon in die richtige Richtung… Ach loukardis, lass uns wieder Blumen streuen Loukardis nannten sie -also die ganze Blumen-Bande- wie eine teure Kippe, die man sich nicht leisten konnte, aber als DreiKäsehoch auch nicht bekam, wenn man sie nicht klaute. Lucky Strike, wegen ihrer verraucht klingenden Altstimme. mit ihrem Bubi-Haarschnitt sah sie auch aus wie ein Junge.. Lucky Strike, hieß das nicht Glückstreffer ? Oder hieß er .. für Charly hörte es sich so an wie glückliches Streicheln.…Das war schön, was, Lucky ?, das Streicheln ? Nein, Charly meinte, dass die Gemeinde lauschte. Manche drehten den Kopf nach hinten weg von dem zehn meter hohen Weihnachtsbaum, der zur Sicherheit mit einer hochmodernen elektrisch erleuchteten Kerzenkette ausgestattet war. Der alte Kirchendiener Schmall, der so aussah wie er hieß, hatte beim letzten Weihnachtsgottesdienst den Baum beihahe abgefackelt. Nur, dass er taufrisch aufgestellt war, verhinderte einen Großbrand. Die einen bestaunten den modernen Weihnachtsbaum, die anderen hingen ihrem Pfarrer an den Lippen, dem Schönling, dem genialen Witwentröster, der auch beim Fastbrand letzte Weihnachten gepredigt hatte: Dr. Lösch, Nomen est Omen einerseits, er drängte ja auch auf die elektrische Weihnachtsbaumbeleuchtung und die Pensionierung des Kirchendieners, Andrerseits war er alles Andere als ein Löschmittel: er bevorzugte die „aufsuchende Seelsorge“ bei seiner älter werdenden Mädchenschar. Kanzelschwalben wurden die genannt, , die bigottesten nannte man „Glaubenszwiebeln“, wegen ihrer züchtig hochgeknoteten Haarpracht, die nur so auch unter die Haube passte. Lösch brachte viele so unter züchtige und zünftige Hauben im rechten Glauben. Er löschte so manches Feuer „Kein Feuer, keine Kohle kann brennen so heiß, wie heimliche Liebe von der niemand weiß … „ das sangen die Glaubenszwiebeln noch bis ins hohe Alter mit Inbrunst und Tränen in den Augen , die nicht von der Zwiebel herrührten… und diese salzige Flut ergoss sich dann regelmäßig unter Löschs Aufsicht und Beichte in „so nimm denn meine Hände und führe mich …“ Sozis, Kommunisten und andere Heiden machten sich draußen darüber lustig und äfften nach „verführe mich!“ und nannten die Tränenbäche „Löschwasser“ , womit sie wohl auch den Inhalt des Taufbeckens meinten. Pfarrer Lösch, sein Pfarrhaus lag nur einen Lösch-Wasserstrahl entfernt vom Feuerwehrhaus, dem Amtsgericht und dem Zuchthaus, hinter dem sich das städtische Gymnasium befand und somit alles zusammen kam, was zusammen gehörte.
Er war ein Star und Löschs Gemeinde war wie ein FAN-Club. Die Lösch-Fans blickten nach vorne, nach oben, nahmen die Musik als Rücken- und Seelenmassage und drehten sich nur um, wenn die eigenen Kinder oben auf der Empore mitsangen
Lucky brauchte sich nicht umzudrehen, sie saß auf den Stammplätzen der Grafen von Erbach-Fürstenau quer zum Kirchen-Schiff vor dem Eingang zur Grafengruft und hatte ihn, Charly immer fest im Blick. Wenn sie Mal in die Kirche kam, wenn er sang. Das war schön.
Die Erbach-Fürstenauer waren jetzt nicht so dolle Kirchgänger und außerdem gehörten asie zur Pfarrei Steinbach und hatten überdies noch im Schloss ihre eigene Kapelle.
bei den Vorbereitungen zur Lesung im Büchnerhaus am 4. September tauchten im HaBE-Archiv einige erweiterte Kapitel des Romans “Der Damenschneider” auf, die nach ersten Kladden-Lesungen 2005/06/07 entstanden waren :
Nach dem Intro-Trailer :-O)))
Im Rahmen des Kultursommers Südhessen kommt der Michelstädter Zwangs-Damenschneider Maximilian Mayer endlich dorthin, wo er nach seiner Bilderstürmerei gegen die Steigbügelhalter der Nazis und seiner beinahe Verbrennung und dann doch glücklicher Rettung in einer Ludwigshafener Spezialklinik eingewiesen werden wollte: von der Titelseite der “Abendpost/Nachtausgabe” als “Bilderstürmer von Michelstadt” nach Goddelau und um Himmelswillen nicht nach Heppenheim. Warum ? Das weiß Gott weiß wer!.
Der Brand -man munkelt “versuchte Warmsanierung” und der anschließende Abriss seines Vaterhauses macht den Blick frei vom Rathaus bis zum Diebsturm. Das ist der Merkur-geschmückte Hexenkerker, der bis ins 18.Jahrhundert auch als Billig-Bordell genutzt wurde. Manche der Hexen glaubten, sich so freikaufen zu können. Verkauft wurden sie vom unzünftigen Flickschuster, der eben nicht nur als Kerkermeister den Diebsturm in der Stadtmauer zuhalten musste … die Mark Michelstadt von Hexen säubern, das war nicht sein Díng. Das machten Andere. Er musste sie nur gefangen und sauber halten für das schwarze Nebengeschäft, mit dem er seinen Spitznamen “Fickschuster” verdient hatte. Und meist ging es ja auch gut, zumindest bis auch das nicht mehr ging, denn dann war der Scharfrichter Nord dran. Nur einmal sind ihm die Hexen entwischt. Beim Brand der Südstadt, den rebellierende Gesellen nach der Hinrichtung eines ihrer Kumpane gelegt haben sollen, nachdem sie “Das war Mord, das war Nord, das war Mord!”- vom Richtpatz, vom Lindenplatz grölend durch die Stadt in die Häfnergasse gezogen waren. Da war der Diebsturm explodiert, zumindest hatte er ein Loch und die Hexen waren verschwunden. Dem Gesindel, den vaterlandslosen Gesellen, den undankbaren Wanderburschen war alles zuzutrauen. Und er, der vom Schiksal geschlagene Fickschuster musste drinnen in den Trümmern suchen und fluchend den Turm reparieren…
Als Meckie, wie er sich lieber nannte als Maximilian (denn ein Schell war er nun wirklich nicht!), als er in den 50ern versuchte, Charlie Chaplin jr. bei den “Krähwinkel”-Dreharbeiten auf dem Marktplatz etwas über die Zwangsarbeiter bei den Spritzgusswerken des Ex-Wehrwirtschaftsführers, NS-Musterbetriebs-Patriarchen & Messerschmidt-Wunderwaffen-Armaturenherstellers Rovol und die Unterstützung der Erbacher Grafen für die NSDAP zu erzählen, wird er nicht durchgelassen.
Wohin dieses Bild verschwunden ist? War’s die Firma ROVOL, die es hat entfernen lassen? |
Aber Dr. Mömlinger gelingt es. Der zwangspensionierte Historiker, der nach dem Lehrverbot an der Frankfurter Universität 1938 in die USA fliehen musste und als US-Army-Offizier zurückkam und im Odenwald die Entnazifizierung bis 1946/47 leitete, wurde zwar nach seiner Entlassung aus den Army-Diensten noch kurze Zeit als Geschichts-, Religions- und Philosophie-Lehrer am städtischen Gymnasium beschäftigt, bis er endlich nur noch Religion und dann auch das nicht mehr unterrichten durfte. Die Frühpension reichte ihm und die Wohnung im Schloss Erbach-Fürstenau und das Recht, in der Orangerie im Schlosspark einer Gruppe von Kindern aus mittellosen Familien Nachhilfe-Unterricht zu geben. Hier setzte er seine Entnazifizierungsarbeit verdeckt fort … und Meckie Mayer war sein bester Schüler. Das kam nicht von ungefähr. Meckie wurde zeitlebens gehänselt wegen seiner schwarzen Haare, seiner bleichen Haut, seiner etwas gebogenen großen Nase. Nun ja, es gab die Meyers und die Maiers und die Mayers und gab’s da nicht auch die Meirs oder die Mairs und eine Golda Meir ? Und nicht zu vergessen, die Gertrude Meier, die 1903 geborene Gertrude Speyer , die in den Osten umgesiedelt wurde, wie so viele Juden in den neuen Lebensraum. Na ja, nicht nur Juden, auch die armen Mondschein-Bauern aus Etzengesäß, Weitengesäß, Hüttengesäß, Bösgesäß, Hummetroth und anderen Weilern wurden umgesiedelt. Und ihre schmalen Handtücher wurden dann von den Ortsbauerführern, den Reichsnährstands-Goldfasanen und gräflichen Domänen-Pächtern untern Pflug genommen….
Er musste wie schon Gregor Mendel immer nachweisen, dass er kein Jude war, das war für ihn so ehern wie die Mendelschen Gesetze. Von Mendel zu Mandel war es eben genauso weit wie von Mayer zu Mair, wie von Matz zu Matzen oder von Malz zu Melzer … wobei der der “Glockenspiel für die Front-Einschmelzer”, Heinrich-Harrer-Fan und Lorenz-Schüler, der Stadtkirchen-Organist und Biologie-Oberstudienrat Dr. Alsberg immer im Streit mit Dr.Mömlinger “wissenschaftlich” bewies, dass Nicolaus Matz kein Jude sondern ein Arier war. Doch Meckie -nicht der Igel von HörZu- nein, der aus der DreiGroschenOper, der eifrigste Schüler des heimlichen Erben des Wunderrabbis Löb Wormser wusste von seinem Lehrer, dass Nicolaus Matz aus einer schon im Spätmittelalter konvertierten Matzenbäckersfamilie stammte, gerade so wie der auch von den Nazis “arisierte” Kaufmann Braun, nachdem die Straße vom Markt bis zum Lindenplatz nach dem Abriss des Osttores in Braunstraße umbenannt wurde, jener Kaufmann, der das alte Stadtkrankenhaus gestiftet hat.
folgt hier die zweite Version des
Halbkugel-Kapitels:
Alles war friedlich, stille Nacht, heilige Nacht. Klirrend Klare Kinderstimmen, eine ganze Reihe von Jungen Sopranen erfüllte die Stadtkirche. Kommet ihr Hirten ihr Männer und Fraun, Herbei oh ihr Gläubigen , Oh Lasset uns anbeten.. Angebetet hatte Charly schon damals eher Loukardis, als den in der Krippe. Da war er innerlich fast zerrissen. Dieser heimliche Spielkamerad, den er auf dem Weg zum Kindergarten täglich traf – nein, nicht traf, nur beinahe traf, denn der morgendliche Weg zum Kindergarten führte über die kleine Parkbrücke durch den Schlosshof. Die Fürstenauer Grafen erlaubten das, weil die Kinder sonst von den US-Panzern auf der Mümlingbrücker zerquetscht zu werden drohten. Trotz des alltäglichen Schlosshoftransits war Loukardis nicht zu sehen. Loukardis ging nicht in seinen Kindergarten, sie war bei keinem Kindergartenfest dabei, auch nicht beim Kindergottesdienst, nicht beim Krippenspiel in der Stadtkirche. Wollte man sie verstecken ? Apropos Krippe. Es kribbelte und das besonders stark am Abend vor Fronleichnam, Mariä Himmelfahrt .. heimlich einen Wecker stellen ging nicht, diese Folterinstrumente weckten in der 50ern ganze Mietskasernen, wenn man sie nicht rechtzeitig erschlug. , Also die Eltern für den Plan gewinnen. Das war auch nicht sooo einfach. Warum sollten evangelische Kinder an katholischen Feiertagen zu unchristlichen Zeiten aus den Federn, in die Puschen und per Spitzbubenleiter über die Schlossparkmauer, um Blüten zu ernten und dann aus übervollen Körbchen dem katholischen Pfarrer und seinen sudetendeutsch-schlesischen Schäfchen den rosenbekränzten Weg zu verblümen. Charlys Mutter meinte, „wenn der Dr. Becker, also der Anführer der Gegenreformation-„ hier in unserem evangelischen Michelstadt Mischehen nur zuließ, wenn der unchristliche Teil in die Arme der Mutter Kirche zurückfände … …das war wie eine Schneehalbkugel in der Schneehalbkugel. Charlys Mutter meinte, wenn evangelische Kinder eine katholische Prozession durch einen evangelischen Schlosspark anführten, so sei das durchaus gut. Die gingen dann schon in die richtige Richtung…
Ach Loukardis, lass uns wieder Blumen streuen Loukardis nannten sie -also die ganze Blumen-Bande- wie eine teure Kippe, die man sich nicht leisten konnte, aber als DreiKäsehoch auch nicht bekam, wenn man sie nicht klaute. Viel besser als die EinZweiDreiVier Eckstein, alles muss versteckt sein, besser als Machorka aus der Zone, immer ohne Filter Tabakbrocken auf der Zunge, so gut wie Gauloise auf Lunge, volle Hosen wie Franzosen. Charlys Mutter sagte immer, wenn sie das alte Lied von 1871 gegen den Erbfeind im Westen vorgesungen hatte: Warte nur Napoleon, wie wird’s dir ergehen, siehst Du nicht bei Mars-Latour die Kolonnen stehen, rums fidibumms- fidirallerrallala … dass die französischen Soldaten an ihren Uniformenrote Streifen trugen nur, damit man das Blut nicht sehen kann … und sie fand das sehr lustig. Charly dachte dabei weniger an die Schussverletzungen als an seine vollen Hosen, als er Mal französische Zigeuner-Zigaretten probiert hatte. Gitanes. Braune Streifen hätte da besser gepasst.
Beim Schwarzmarkt am Dreieck B45/47 gabs Lucky Strike zum Selberdrehn und als Pfeifentabak in Dosen, Lucky Strike mit und ohne Filter. Alles, was das GI-Herz begehrte, das hier stand und die Panzer, die die vermeintliche Nibelungenstraße von Worms kommend zerbröselten, daran zu hindern nach Süden die Bahnlinie zu queren und zu zerstören und anschließend die historische Altstadt so umzugestalten, wie die von Darmstadt. Der Schwarzmarkt hatte einen Enkel und der war käuflich: für einmal mit dabei sein beim Blumenstreuen im Park ließ der glatt ne Schachtel Lucky Strike springen. Einzelklauen ungefähr so wie Einzelhandel, wäre aufgefallen. Also gabs Glücklichens Streichen ? , das klang wie eine Anzeige der weißbinder, wenn sie lehrlinge suchten. ne Schachtel.. und die war in den roaring fifties locker zwanzig Mark wert 10 Monate Taschengeld, wenn man welches bekam oder ein Jahr „Die Kirche am Markt“ austragen… Loukardis war irgendwie Lucky Strike, wegen ihrer verraucht klingenden Altstimme. mit ihrem Bubi-Haarschnitt sah sie auch aus wie ein Junge.. Lucky Strike, hieß das nicht Glückstreffer ? Oder hieß es .. für Charly hörte es sich so an wie glückliches Streicheln.…Das war schön
was, Lucky ?,
das Streicheln ?
Nein, Charly meinte, dass die Gemeinde unten lauschte. Es ist ein Ros entsprungen .. aus einer Wurzel zart … im Kindergarten hatte Charly noch an ein Holzpferdchen gedacht aus einer Wurzel geschnitzt. Aber jetzt, Zarte Wurzel, und eine Rose… „Es ist ein Ros entsprungen …. Und prompt reagierte seine zarte Wurzel… Gottseidank waren von unten nur die Gesichter der Jungen zu sehen, die im Sopran oder im Alt, von den Großen Bässen und Tenören sah man nur den Oberkörper. Und was sagten die Nachbar, die hier in Rewih und Glied das fromme Liedgut trällerten ?
Manche da unten drehten den Kopf nach hinten weg von dem zehn Meter hohen Weihnachtsbaum, der zur Sicherheit mit einer hochmodernen elektrisch erleuchten Kerzenkette ausgestattet war. Der alte Kirchendiener Schmall, der so aussah wie er hieß, hatte beim letzten Weihnachtsgottesdienst den Baum beihahe abgefackelt. Nur, dass er taufrisch aufgestellt war, verhinderte einen Großbrand. Die einen bestaunten den modernen Weihnachtsbaum, die anderen hingen ihrem Pfarrer an den Lippen, dem Schönling, dem genialen Witwentröster, der auch beim Fastbrand letzte Weihnachten gepredigt hatte: Dr. Lösch, Nomen est Omen einerseits, er drängte ja auch auf die elektrische Weihnachtsbaumbeleuchtung und die Pensionierung des Kirchendieners, Andrerseits war er alles Andere als ein Löschmittel: er bevorzugte die „aufsuchende Seelsorge“ bei seiner älter werdenden Mädchenschar. Kanzelschwalben wurden die genannt, Er war ein Star und seine Gemeinde war wie ein FAN-Club. …
Das Kapitel mit Charly Chaplin und der Wende in Michelstadt folgt später, es muss noch restauriert werden.
Mehr davon kann man im Büchnerhaus am 4. September hören zusammen mit den Philipp Hoffmanns Liedern am So. 4. September 18 Uhr Riedstadt-Goddelau
Autor: Hartmut Barth-Engelbart
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