Dass auf den Nachdenkseiten vorausgedacht wird, habe ich mir schon gedacht. Der Begriff „Arbeiter-Aristokratie“ war mir schon seit meiner Begegnung mit den Betriebsratsvorsitzenden Fischer in Heinrich Manns Roman „Der Untertan“ geläufig. Ich kannte ihn bereits seit meiner Lehrzeit als Schriftsetzer im Volontariat bei der „Frankfurter Rundschau“ 1968 und meinem ersten „wilden“ Streik auf der Großbaustelle des Fellbacher Hallenbades im Oktober 1966. Besonders prägend waren die Erlebnisse bei der FR.
Da gab es auch einen Fischer , der hieß aber Georg Fritz, der sozialdemokratische Betriebsratsvorsitzende, der im alten Rundschauhaus am Eschenheimer Turm (früher mit Blickkontakt zur Nitribitt) immer mit dem „Pater Noster“ bis zum „Lieben Gott“ im obersten Stockwerk fuhr: Karl Gerold wurde hinter der Hand so bezeichnet und das Betriebsratsbüro vom Schorsch Fritz lag direkt neben dem Büro Gottes. Georg Fritz war eine hohe Hausnummer in der Industrie-Gewerkschaft Druck & Papier und vertrat immer konsequent die Interessen der „Stamm- & Kern-Belegschaft“. Wer da am Rand noch so „prekär“ beschäftigt war, hatte bereits 1968 schlechte Karten: die Zusteller, die Handverkäufer, die Aushilfen in der Packerei, die Drucker, die Setzer, die Druckvorlagenhersteller, die Metteure, die Umbrecher, die damals schon sogenannten „Headliner“, die RedakteurINNeN in der Frankfurter Zentrale und die in den Lokalredaktionen Darmstadt, Hanau, Offenbach, Friedberg, Gelnhausen, Schlüchtern, Wiesbaden, Rüsselsheim (HaBE ich noch welche vergessen?)…. alle die gehörten zur „Arbeiter-Aristokratie“.
Heute ist das noch viel, viel extremer und in vielen Industrie- und Handelsbetrieben und in öffentlichen Betrieben wie Kliniken gibt es bereits eigene Leiharbeitsfirmen mit eigenen Tarifverträgen oder auch ohne solche. bei Bewährung im Leiharbeits-Billigstlohnsektor soll es auch die Möglichkeit des Aufstiegs in die nächst höhere Stufe des hauseigenen Billiglohn-Zeitarbeits-Tarifes geben. Von dort hat man bzw. frau die Chance bei Bewährung („In welcher Stellung hätten Sie es denn gerne?“) eine Festanstellung zu ergattern. Für diese heiklen Quotenfragen gibt es in den Betrieben der öffentlichen Hand auch die Frauenbeauftragten, die oft schon einige Stellungskriege mit Unter- und Niederlagen hinter sich haben. Deren Einsatz wird dann regelmäßig jährlich am internationalen Frauentag und auch am 1. Mai vom Arbeitgeber gelobt.
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Titel: Leserbriefe zu „Alle Arbeiter sind gleich, aber manche sind gleicher“
Datum: 8. Juni 2020 um 16:13 Uhr
Rubrik: Gewerkschaften, Leserbriefe, Wirtschaftspolitik und Konjunktur
Verantwortlich: Redaktion
Auf den heute früh eingestellten Artikel kamen einige muntere Leserbriefe. Die Zusammenstellung aller Leserbriefe folgt. Darunter befinden sich sehr kritische Anmerkungen über den Zustand der Deutschen Gewerkschaften und insbesondere der IG Metall. Und meist wird eine gravierende und negative Veränderung festgestellt. Leider ist das so. Es mag an der Entpolitisierung liegen. Es mag daran liegen, dass das Wissen darum, dass die abhängig Arbeitenden sich zusammenschließen müssen und kollektiv handeln müssen, verloren gegangen ist. Wer von den Millionen abhängig Arbeitenden weiß noch, warum es Gewerkschaften gibt und geben muss? Der Artikel von heute früh und auch die Leserbriefe sind kritisch und meist wohlwollend zugleich. Das sollten die Gewerkschafter unter unseren Leserinnen und Lesern bitte beachten. Albrecht Müller.
Bitte beachten Sie, dass alle Leserbriefschreiber mit ihrem Namen dafür einstehen, was sie geschrieben haben. So sollte es eigentlich immer sein. Deshalb gilt der besondere Dank diesen 5 Leserbriefschreibern.
1. Leserbrief
Alle Arbeiter sind gleich, aber manche sind gleicher. Artikel von Albrecht Müller.
Sehr geehrter Herr Müller,
meine Name ist Alfred Matejka – ich war 50 Jahre und 2 Monate bei der Glyco-ab 1990 Federal-Mogul Wiesbaden beschäftigt. Ich habe als Dreherlehrling mit 14 Jahren angefangen und bin als Betriebsratsvorsitzender nach 48 Jahren in die Freistellungsphase der Altersteilzeit gegangen. Bei meinem Ausscheiden war die Belegschaft noch bei 1600 Männer und Frauen stark.
Zu ihrem Artikel folgende kurze Anmerkungen meinerseits:
Sie haben einen wunden Punkt bei der IG-Metall angesprochen. Ich teile Ihre Auffassung.
Im Jahr 2009 haben wir einen 4 tägigen Streik durchgeführt, um die Entlassung von 436 Kolleginnen und Kollegen zu verhindern. Kurzarbeit statt Entlassungen war unsere Losung. Keynes halt. Die Abwrackprämie war damals auch von der Politik eingesetzt worden.
Mit der Abwrackprämie werden heute keine Arbeitsplätze mehr mittelfristig gerettet.
Der Aufschrei von Führungskräften der IG-Metall und Betriebsratsvorsitzenden in der Autoindustrie ist lediglich ein Ablenkungsmanöver auf andere. In diesem Fall auf die SPD.
Ich habe in jahrzehntelanger Erfahrung als Betriebsrat, als Gewerkschafter und in den letzten Jahren auch als ehrenamtlicher Referent der IG-Metall auf Seminaren folgende Erfahrung gemacht:
Die Unwissenheit ist riesengroß.
An die Ursache der Arbeitslosigkeit geht so gut wie keiner ran. Die meisten haben seit Jahrzehnten ihren Frieden mit dem Neoliberalismus gemacht. Vor allem in der Autoindustrie wird nach wie vor relativ gut verdient.
Es wird unterschieden zwischen Stammbelegschaft und Leiharbeitnehmern. Arbeitnehmer, allein dieser Begriff ist schon eine Diffamierung der tatsächlichen Fakten .Nachzulesen bei Engels. Die Gewerkschaften verwenden den Begriff, von Wagenknecht bis zu den Nachdenkseiten wird er verwendet. Wer will denn heute noch Arbeiter sein, geschweige denn Proletarier. Wir sind abhängig Beschäftigte und GEBEN jeden Tag unsere Arbeitskraft dem Unternehmen. Die Betriebe NEHMEN unsere Arbeitskraft, wenn sie noch gebraucht wird, ansonsten werden wir entlassen. Für die meisten Seminarteilnehmer bei meinen Vorträgen war nicht bewußt, dass wir NICHT gegen ENTLASSUNGEN streiken dürfen. Das Privateigentum wird durch das GG geschützt .Wir können nur für sehr hohe Abfindungen und andere Sachen im Sozialtarifvertrag streiken, aber nicht gegen die Entlassungen als solches. Das Grundübel in dem kapitalistischen System ist das Privateigentum an den Produktionsmitteln. Privat von Privare =Berauben. Und da geht keiner ran, bis auf ganz Wenige. Es wird kein Vorsitzender der IG-Metall oder kein Betriebsratsvorsitzender der Autoindustrie auf einer Betriebsversammlung die Forderung stellen: Enteignet die Enteigner.
Alle spielen das Spiel mit, meines Erachtens auch moralisch gekauft mit Bezügen, die mit nichts zu rechtfertigen sind.
Die Welt ist insgesamt in einem Umbruch, weltweit. DIe Superreichen Milliardäre haben ihren Plan dazu. Wenn wir die Eliten nicht stürzen, gehen wir zu Grunde. Wir werden absaufen und nicht zu einem rettenden Ufer kommen. Es werden in den nächsten Jahren durch die Digitalisierung der Industrie Hundertausende Arbeitsplätze vernichtet.
Die Gewerkschaften schaffen sich selbst ab. Der DGB Vorsitzende ist das beste Beispiel dafür – für mich eine Lachnummer.
Ich gebe der IG-Metall noch 5 Jahre, wenn sie so weiter macht wie z.Z. Dann wird sie nur noch ein BLABLA Verein sein. Wer heute die Metall-Zeitung liest und diese vergleicht z.Z. als noch ein Koll. Moneta Chefredakteur war, weiß von was ich schreibe.
Ich kann nur sagen: Wacht auf Verdammte dieser Erde und geht in den Kampf. Sicherlich haben die Arbeiter heute etwas mehr zu verlieren als ihre Ketten.
Mit freundlichen Grüßen
Alfred Matejka
2. Leserbrief
Lieber Herr Albrecht Müller,
in diesem Punkt kann ich Ihnen nicht zustimmen. Die IG-Metall setzt sich für ihre Arbeiter ein, weil natürlich mit der Produktion des E-Autos viele ihren Job verlieren werden. Hinzu kommt, dass das E-Auto, zumindest noch derzeit, zu sehr vom Mainstream (Politik und Medien) über alles gelobt wird, obwohl die Batterieherstellung und deren Entsorgung auch in ökologischer Sicht noch Probleme bereitet. Hier spielen natürlich wie überall auch Interessen eine große Rolle. Ich kritisiere auch, dass Tesla sich jetzt in Deutschland festsetzt und mit seiner Konkurrenz natürlich auch unsere Autoindustrie zur Umstrukturierung der Produktion zwingt, was letztendlich bei der Herstellung zu einem enormen Abbau der Arbeitsplätze führen wird. Eigenartig fand ich auch, wie unsere Medien auf die Kritik der Abholzung für den Bau der Teslafabrik reagierten. Das seien doch nur ein paar alte Bäume, die ja ohnehin gefällt werden müssten. Der absolute Hammer ist aber, dass man für den Bau des E-Autos und die Ermöglichung der Space X Weltraummission die Person des Herrn Musk so sehr in den Vordergrund stellt. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass das Gewirke im Weltraum nicht auch zur Umweltbelastung und Klimaverschlecherung beiträgt. Warum habe ich darüber noch nie Kritik von den Mainstreammedien oder der Politik gehört? Ganz einfach, hier spielen Interessen eine große Rolle. Diese Verbindung zwischen Weltraumtourismus und Klima- bzw. Umweltbelastung wird nicht angesprochen. Die Elite verschweigt es bewusst, weil damit Geld verdient wird. Der deutsche Michel merkt es nicht, weil er darüber nicht nachdenkt. Vielleicht wäre das ja mal ein Fall für die NACHDENKSEITEN!
Mit freundlichem Gruß
Harald Pfleger
3. Leserbrief
Liebe NDS-Redaktion,
Albrecht Müller weist zurecht auf die unsäglichen Einlassungen der IGM-Führung zur zur Entscheidung der SPD und der Autoprämie hin. Als Mitglied von jetzt Verdi und früher der IG Druck und Papier bin ich entsetzt über diese Vorgehensweise der IGM.
Was reitet eigentlich die IGM-Führung? Sie sollten sich auf ihre ureigensten Aufgaben konzentrieren. Die Interessen der Lohnabhängigen vertritt man nicht, wenn man für kapitalistisch organisierte Wirtschaft Steuergelder genau dieser Lohnabhängigen in den Rachen der Konzerne wirft und eventuell deren Bonuszahlungen und Gewinne damit unterstützt.
Gewerkschaftsarbeit wie zu Zeiten des Kampfes um die Lohfortzahlung im Krankheitsfall oder des Kampfes um die 35 Stunden-Woche scheinen diese “Vertreter” vergessen zu haben, oder sie scheuen die Auseinandersetzung mit dem Kapital.
Nicht mal mehr Gedanken machen sie sich um die Rüstung und Kriegsgerät produzierenden Konzerne. Statt um Konversion “kämpfen” sie auch dort um jeden Kanonen-Arbeitsplatz.
Opportunistischer geht es nicht mehr. Eine soziale Perspektive entwickelnde Gewerkschaftsarbeit sieht aus meiner IG Druck und Papier-Sicht anders aus.
Weiter so mit kritischen Beiträgen zu einer solchen IGM-Gewerkschaftsarbeit.
Danke für den Beitrag von Albrecht Müller.
Mit besten kollegialen Grüßen
Karl Müller
4. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
liebe NDS Redaktion,
alle deutschen Autobauer hatten schon vor Corona angekündigt zehntausende Arbeitsplätze abzubauen. Soll der Steuerzahler das unterstützen? Allerdings wird die Kaufprämie für E-Autos eher französischen, japanischen oder amerikanischen Autobauern zugute kommen.
VG Michael Wrazidlo
5. Leserbrief
Moin,
Ach Herr Müller das ist doch nix neues.
Wenn ich sehe welche Superbezahlung die Gewerkschaft z.B. für die Automobil Beschäftigten erstritten hat, was dann natürlich zu hohen Preisen für PKW und LKW führt welche am Ende selbst die IG.Metall Mitglieder anderer Brachen Bezahlen dürfen…….
Mir wird einfach nur übel.
Günter Weller
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UNTERSTÜTZUNG, bitte noch Mal!
Rema wurden vor der moneygram Auszahlstelle in Kampala die 250,-€ und ihre Tasche mit dem Mobilephone gestohlen. Das Geld war für die Beschaffung der Arbeitspapiere bestimmt, die Rema für eine Bewerbung braucht. Der Lockdown macht arm, teilweise kriminell und staatliche Angestellte und Beamte wegen ihrer geringen Gehälter bestechlich und korrupt.
Meine nach Uganda abgeschobene Ex-Grundschülerin Rema hat wegen des Lockdowns kein Einkommen mehr, sie darf nicht mehr als Fruchtsaft-Straßenverkäuferin arbeiten (andere Jobs gibt es nicht mehr), kein Geld für Miete, Lebensmittel, Kleidung, Malaria- und Typhus-Medikamente, Lernmittel und Bezahlung der Lehrerin. (Lockdown mindestens bis zur Vereidigung der Regierung “Anfang” Mai und wahrscheinlich wegen des Zusammenbruchs der ugandischen Volkswirtschaft , besonders des Handwerks und der Kleinlandwirtschaft noch bis 2022 und das mit Militäreinsatz)
Für Rema und ihren 4jährigen Sohn Nasser sammle ich Geld und schicke es monatlich nach Kampala..
Essen oder Dach, Schule oder Arznei: Ugandas Lockdown wird im Mai erst enden. Rema & Nasser brauchen eure Spenden
Das Ende des Lockdowns hat die noch nicht vereidigte Regierung in Kampala für Anfang Mai zu ihrer Vereidigung versprochen. Doch Regierungsversprechen gelten in Uganda nicht viel mehr als in Deutschland. Manchmal sind es im Nachhinein nur Versprecher gewesen. Manchmal waren es aber auch maskierte Verbrecher im Masken- und Impfstoffgeschäft. .
Militärsteifen machen den Lock- nicht selten zum Shotdown. Die ugandische, die afrikanische Wirtschaft wird ruiniert- viel schlimmer als die in Europa. Auch bzw. als allererstes fallen die billigsten Billigjobs weg, Rema darf nicht Mal mehr versuchen, den Lebensunterhalt für sich und ihr Kind als Straßenverkäuferin für Fruchtsaft zu verdienen. Hunderttausenden in Ostafrika drohen noch mehr Mangelkrankheiten, Unterernährung, Hungertod wie den 120 Millionen von UNICEF & OXFAM in Indien Prognostizierten wegen der Lockdowns.
Hier in Europa wird ein riesiges Geschrei veranstaltet wegen einer nicht außergewöhnlich erhöhten Übersterblichkeit bei den über 75-jährigen. Gleichzeitig sterben die Menschen des Trikont durch die Lockdowns um ein Vielfaches schneller als die Fliegen an Malaria, Typhus, im Vergleich zu den Vor-Corona-Zeiten. Hatte nicht schon der Club of Rome eine Überbevölkerung der Erde erkannt? Da kann man doch vermuten, die Lockdowner sind die Guten!
So bekämpft man Armut!
Spenden für Rema und Nasser können das gemachte Elend nicht beenden.
Aber Remas und Nassers schlaflose Nächte für eine Weile. Und meine nebenbei auch.
Ich weiß, ich kann nicht alle meine Ex-Grundschul-Kinder retten, aber wenn es auch nur dieses eine ist und ihr Kind, dann ist es tausende solcher Bettel-Mails wert
Dafür nehme ich jeden Kleinbetrag an Spenden entgegen: entweder über den PayPal-Spendenknopf hier rechts oben oder auf mein Konto bei der VR-Bank Büdingen-Main-Kinzig IBAN: DE66 5066 1639 0001 1400 86
unter dem etwas langen KENNWORT: “Nassers Schulgang”, “Nasser” oder “Schulgang” geht auch.
Wer mehr zu Rema und ihren kleinen Nasser wissen will, kann dort nachlesen: Rema, die Ex-Schülerin der Hanauer Gebeschus-& Hessen-Homburg-Schule und ihr kleiner Sohn Nasser brauchen Hilfe in Uganda. – barth-engelbart.de (barth-engelbart.de)