Außer ein paar Morddrohungen und Todeswünschen neben vielem Zuspruch und Unterstützung für den Autor gibt es mittlerweile eine sehr ernstzunehmende Kritik an dem Artikel „Vom Himmel hoch .“ zu Gaza.
http://www.barth-engelbart.de/?p=225
Der Autor, HaBE, „will auf diese Kritik öffentlich eingehen, denn in der Linken, in den Gewerkschaften muss diese Auseinandersetzung geführt werden, um den Freunden der kriegsverbrecherischen israelischen Regierung auf der
Broderschen Achse des Guten ihre Mordspropaganda unmöglich zu machen.“
Hier seine Antwort auf die bis zur Schmerzgrenze reichende Kritikdes GEWlers E.O. aus Frankfurt.
E.O.s Text wird hier nach HaBEs Erwiderung anonymisiert veröffentlicht, da bisher keine Einverständniserklärung für seine namentliche Veröffentlichung vorliegt.
Vorweg:
HaBE schreibt in vielen anderen Artikeln zu Palästina, dass mit dem nächsten längst fälligen Zwischenschritt zweier – möglichst föderal verbundener Staaten in den Grenzen von 1967 es nur eine Perspektive für Frieden in Palästina gibt: ein säkularer Gesamtstaat, in dem alle Ethnien, reliogiösen Gruppierungen gleichberechtigt zusammenleben und -arbeiten. In
dieser Frage ist er sich auch einig mit großen Teilen der israelischen Opposition. Dies könnte dann auch der Beginn der Auflösung der kolonial gezogenen Irrsinnsgrenzen im Nahen Osten sein ….
Der Schriftsteller, AgitProvoLyriker und Kabarettist Hartmut Barth-Engelbart ist nicht nur Kommentator und Beobachter: er ergreift Partei, er hat in Frankfurt die Kundgebung der hessischen palästinensischen Gemeinde zum 60.Jahrestag der NAKBAH auf dem Römerberg moderiert sowie auch dort am 3. Januar die mit 10.000 Teilnehmern größte deutsche Kundgebung gegen den israelischen Überfall auf Gaza. Bekannt ist er vor allem durch seine öffentlichen openair WiderstandsLesungen und -schreibungen und seine blue-sing-talk-kabarett-Aktionen.
Lieber Kollege O,
ich finde es besser , diese Auseinandersetzung öffentlich zu führen –
Mit der wohl nicht so präzisen Wortwahl „relativ harmlose Pogrome“
(natürlich ist kein Pogrom harmlos und somit ist die Wortwahl zumindest
falsch) meinte ich „weniger massenmörderisch“ im Vergleich zwischen den
Pogromen in Granada und Cordoba gegen die Juden vor ihrer „Befreiung“ durch
Karl Martell, und denen nach der Befreiung, als der Befreier sie dann
nahezu in toto von Hab und Gut und Leben befreiete, um die so befreiten
Besitzungen an seine Mordkumpane zu verteilen. Aber das ist ja schon ein paar Jährchen her.
Besonders meinte ich es im Vergleich zwischen „orientalsichen“ Pogromen und denen im Okzident – nicht erst angefangen beim Frankfurter Fettmilchaufstand und dann hauptsächlich in Relation zu den systematischen, ordentlich deutschen so ab 1933. gegen die die Pogrome in Polen (Grunwaldskaja) und Russland auch „harmlos“ erscheinen. Nirgends im Orient wurden die Juden so systematisch und brutal verfolgt wie in Zentraleuropa, nirgendwo wurde gegen sie so systematisch gehetzt wie unter Henry Ford und seinen gelehrigen Schülern Goebbels und Hitler.
„Von Henry Ford, der den Elitismus teilte und »sich ein kleines totalitäres Königreich rund um seine Autofabrik in Detroit gebaut« hatte, zeichnet Hermann Ploppa in seinem Buch „Hitlers
amerikanische Lehrer ..“ ein differenziertes Bild. Umso mehr überzeugt, was er an
Belegen für den intellektuellen und vor allem wirtschaftlichen Einfluß Fords auf
Hitler und sein Reich anführt. Nicht nur war Hitler ein begeisterter Anhänger der Automobilisierung von Volk und Boden nach Fordschem und US-amerikanischem Vorbild. Er speiste auch seinen Judenhaß aus Fords Bestseller »Der internationale Jude. Ein Weltproblem« (deutsch 1922). Bei Ford heißt es zum Beispiel: »Der Jude wird, wo er kann, von dem Boden-Bebauer leben. Mögen sich andere in Handwerk und Gewerbe placken: Der
Jude zieht es vor, sich die Früchte ihres Schaffens anzueignen. Diese schmarotzende Neigung muß somit in ihrem Wesen begründet liegen.« Seinen Lehrmeister für Judenhaß, so Ploppa, überbot Hitler nur im Tonfall: ».Parasit im Körper anderer Völker. Er ist und bleibt der
typische Parasit, ein Schmarotzer, der wie ein schädlicher Bazillus sich immer mehr ausbreitet, sowie nur ein günstiger Nährboden dazu einlädt. wo er auftritt, stirbt das Wirtsvolk nach kürzerer oder längerer Zeit ab.«
Henry Ford popularisierte in einer mehrjährigen Artikelserie die vermutlich zaristische Fälschung mit dem Titel »Protokolle der Weisen von Zion«, die von deutschen Judenhassern aufgegriffen wurde, und unterstützte die Nazis finanziell. Er durfte nach 1933 seine deutschen Werke ausbauen und eine Überkreuzbeteiligung mit der IG Farben bilden. Im Zweiten Weltkrieg sollten dann die Bomber das faktisch US-amerikanisch gebliebene Kapital auf
deutschem Boden auffällig schonen.
Ploppa hat keine unbekannten Dokumente erschlossen, sondern ermittelt
und zusammengestellt, was über Hitlers US-amerikanische Lehrmeister seit
langem vorlag. Warum fiel anderen kaum auf, daß Gobineau und Chamberlain
andere Rassenvorstellungen entwickelt hatten, als Hitler vertrat? Daß
deutsche Rassisten keineswegs wie Hitler den Schulterschluß mit England und
den USA« (Ploppa) suchten? Und daß Hitlers erbbiologischer Wahn dem der
US-Amerikaner Grant und Stoddard entsprach?
Ploppa zitiert als Hinweis auf eine Erklärung nicht nur von Schirach,
der dank Henry Ford zum Judenhaß konvertiert sei, sondern auch den
vernehmenden Richter in Nürnberg, der von Schirach unterbricht und dessen
Verteidiger Dr. Fritz Sauter ermahnt: »Dr. Sauter! Der Gerichtshof ist der Ansicht,
wie ich es bereits zweimal gesagt habe, daß der erzieherische Einfluß, den
der Angeklagte genoß, für uns ganz unerheblich ist. Ich möchte es nicht
mehr wiederholen, und sollten Sie den Angeklagten nicht im Zaume halten können
und ihn veranlassen, bei der Sache zu bleiben, werde ich gezwungen sein,
seine Aussage zu unterbinden.«
T:I:S, 5. Januar 2009 : Hermann Ploppa: Hitlers amerikanische Lehrer –
Die Eliten der USA als Geburtshelfer des Nationalsozialismus. Liepsen
Verlag, Sterup 2008, 298 Seiten, 20 Euro
http://www.steinbergrecherche.com/09herrschaftselite.htm#Ploppa
Der Beitrag ist in der jungen Welt vom 5. Januar 2009 erschienen.
Es ist nachvollziehbar, warum die „Inspirierten“ aus Deutschland nach
Amerika auswanderten, warum die Pilgrim Fathers aus Großbritannien,
warum hunderttausende von Juden aus Europa nach Nord- und Süd-Amerika . es
ist auch nachvollziehbar, wie und warum diese dann von den europäischen
Kolonialherren instrumentalisiert wurden – wie die irischen und walisischen
und schottischen Strafgefangenen ihrer Majestät in Australien und
Neuseeland. Ganze Ortschaften mit Hungerleidern inklusive der dazugehörigen
Landjuden verkauften die hessischen Herrscher an die britische Krone, von dr
sie als Kanonenfutter bei der Bekämpfung der Unabhängigkeitsbestrebungen in
den britsichen Kolonien in Nordamerika eingesetzt wurden. Sie waren –
angespornt durch Skalp-Prämien (für hohe MordQuoten gab es indianisches Land
und Freiheit als Belohnung) wurden die Hessen zum Schrecken der abtrünnigen
Siedler und ihrer indianischen Verbündeten: „Erbarmen, die Hessen kommen!“
war der am weitesten verbreitete Warnruf in den Unabhängigkeitskriegen.
Diese hessen waren den israelischen Siedlern und der israelischen Armee sehr
ähnlich.
(Dass nach dem Sieg über die Briten und ihre Hessen – die auch scharenweise
desertierten – dann die indianischen Verbündeten vertrieben und vernichtet
wurden nach dem Motto: „der Mohr hat seine schuldigkeit getan, der Mohr kann
gehn!“ steht wieder auf einem anderen Blatt der Geschichte und lässt nicht
Gutes ahnen für Abbas und seine Freunde)
Aber alle die wurden nicht so systematisch und über Jahrhunderte in
Zentraleuropa so verfolgt wie die Juden.
Warum organisieren dann zionistische Organisationen gezielt die
Einwanderung in Palästina, obwohl sich die meisten Juden in Spanien,
Galizien, Frankreich, Nordwest-Afrika, und in Deutschland und Österreich als
Spanier, Franzosen, Polen, Russen, Ungarn, Italiener, Nordweat-Afrikaner,
Ägypter, Iraner, Türken, Griechen begreifen und auch dort bleiben wollen in
ihrer jeweiligen Heimat wie die anderen religiösen Gruppen der jeweiliogen
Nationalitäten. Es ist das Sich-Andienen der Zionisten an die
kolonialen Interessen ihrer Peiniger.
Psychoanalytisch die Identifikation mit dem Aggressor.
Warum müssen die mehrheitlich muslimischen Palästinenser seit Beginn
des 19. Jahrhunderts bei den Terroranschlägen der zionistischen Kampfgruppen
Irgun und Stern und andere dafür bluten, dass in EUROPA und den USA die
Juden verfolgt, unterdrückt und ermordet werden? Warum wurde und wird ihnen
ihr Land genommen ? Auch die UNO hat sie nicht gefragt, bevor mit ihren
Beschlüssen Israel auf Palästina gestülpt wurde, Beschlüsse, an die
sich Israel nur da hält, wo es ihm in den Kram passt. Alle Landbesetzungemn
spätestens seit 1967 durch israelische Siedler, durch die Armee
verstoßen gegen UN-Resolutionen.
Deine Aufreihung von Pogromen in Palästina im 20. Jahrhundert ist
erschütternd.
Nur fehlen bei Dir die Angaben über die Opfer der zionistischen Anschläge in dieser Zeit, die mindestens so viele Menschenleben gekostet haben, Menschenleben von Leuten, die sich nicht vertreiben lassen wollten von ihren Feldern, aus ihren Wohnungen, aus ihren Dörfern und Städten.
Allein 1948 im Gründungsjahr Israels haben die Zionisten über 500 Dörfer
der Palästinenser zerstört. Die Zahl der Toten weiß ich im Moment nicht. Ich
weiß, das gegeneinander Aufrechnen der Opfer bringt nicht weiter. Aber auf
ein paar blinde Flecken sollten wir uns gegenseitig aufmerksam machen:
Was bei Dir fehlt sind die Angaben über die von den Engländern
angestifteten Pogrome gegen die armenischen Arbeiter beim Bau der
Verlängerung der Bagdadbahn fürs deutsche Reich Richtung Suez-Kanal: das
waren zigtausende Opfer, vergessen hast Du , dass die europäischen Erben
des zerschlagenen osmanischen Reiches alles taten, um im Nahen Osten
instabile Verhältnisse aufrecht zuerhalten, keine stabilen starken Nationalstaaten
entstehen zu lassen, die ihre Interessen hätten gefährden können und dazu
haben sie alle ethnischen, rligiösen Gruppen gegeneinander aufgehetzt – wie
im Jrak und anderswo Sunnuten gegen Schiiten usw.: das zog sich durch das
ganze 20. Jahrhundert und gipfelte in der finalen Zerstörung der
nasseristischen VAR durch den israelischen 6-Tagekrieg, mit dem das
VAR-Kernland Ägypten US- und EU-botmäßig gemacht wurde. So passen MuBarak
und Barak gut zusammen.
Warum haben England und die USA nur sehr begrenzt verfolgte Juden
aufgenommen ?
Dass sich die unter Völkerbundsmandat und Großbritanniens Aufsicht
„herrschenden“ Palästinenser gegen die Aufnahme hundertausender Juden
wehrten, ist nicht die Ursache für ihre Vergasung in DEUTSCHEN KZs.
In diesen DEUTSCHEN KZs wurden Deutsche, Franzosen, Polen, Tschechen,
Österreicher, Russen, Ungarn, Rumänen , Niederländer, Belgier, . vergast,
die mehrheitlich jüdischen Glaubens waren.
El-Husseini, der Ober-Mufti von Jerusalem ist nicht „die Palästinenser“.
Und seinen verbrecherischen Schwachsinn vom „Protokoll der Weisen von
Zion“ teilt er mit dem russischen Zaren und mit Herny Ford.
Und wenn sein Gedankengut den europäischen Eliten und denen der USA in
den Kram passt – wie bei der Zerstörung Jugoslawiens mit Hilfe von
US-trainierten Djihad-Kämpfern in Bosnien-Herzogowina,
da vergisst man gerne die braune Grundsuppe des Bosnisch.Herzogowinischen
Nationalismus, der schon einmal mit seinen SS-Freiwilligenverbänden half
Jugoslawien zu zerstören. (Ähnlich wie die SS-USTASCHA-Verbände in Kroatien
unter Ante Pavelitsch). Ja, ja, El-Husseini hat nicht nur diese SS-Verbände
mit Hitlergruss abgeschritten, er hat sie auch gesponsert.
Was aber sagt das über die Palästinenser ?
Warum fliegen keine Bomben auf die Holocaust-Profiteure
und -Mitorganisatoren , die Erben der IG-Farben: Bayer, Boehringer,
BASF, HOECHST-Aventis und Co ? Warum wird nicht das Weser-Emsland um die
Transrapid-Teststrecke südwestlich von Papenburg oder ein Teil des Bayrischen Waldes den
Überlebenden des Holocaust zugesprochen und startfinanziert aus den konfiszierten Profiten
der Dresdner (SS-Haus-&-)Berater- Bank und anderer Kriegs- und Vorkriegsgewinnler ? Und der Persil-Schein-demokratisierten Schwerkriegsverbrecher-Industriellen der
HarzburgerNazifinanzierFront ? Der Arisierungsgewinnler Schickedanz, Quandt,
Neckermann, der Retter jüdischen Eigentums und Vermächtnisse wie Neven
Dumont und Co. ???
Ich hielte eine solche Strafe für die Hauptverantwortlichen des Holocaust
noch nicht für ausreichend und für einen schlechten Dienst an den Interessen
der Überlebenden und ihrer Nachkommen: das bedeutet nämlich schon wieder
Ausgrenzung uhnd ausgelesene Konzentration . Ich habe schon vor Jahren
Israel als ein vergleichsweise komfortables aber sehr gefährliches Ghetto
für die Juden bezeichnet. (( was mit heftige , solidarische Kritik des Jakob Moneta-Freundes und Mazpen-Mitgliedes Jakob Taut aus Isarael einbrachte). Viel wichtiger, nein richtig ist allein ist die Bekämpfung des herrschenden Rassismus in Europa, der nur pr-wirksam
Multikulti-Kreide gefressen hat und ansonsten hinter jeder „weltoffenen“
Fassade lauert und sich je nach Opportunität an Sinti und Roma, an Hamiten,
an Muslimen, Zeugen Jehovas oder sonstigen Minderheiten austobt. Ohne die
erfolgreiche Bekämpfung der tödlichen und todbringenden Dummheit des Rassismus ist hier ein friedliches Zusammenleben und -arbeiten nicht möglich.
Ich gehe davon aus, dass das unser gemeinsames auch gewerkschaftliches Ziel
ist.
Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Barth-Engelbart
—– Original Message —–
From: E.O.
To: „Hartmut Barth-Engelbart“
Sent: Wednesday, January 07, 2009 5:59 PM
Subject: Palästina, harmlose Pogrome et. al.
> Lieber Kollege Hartmut,
> die anhängenden Zeilen sind mir anlässlich deiner Bemerkungen zu den im
> Betreff vermerkten Themen in deiner Mail vom 29.12.2008 aus meiner
> Tastatur geflossen.
> Mit freundlichen Grüßen
> E. O.
Lieber Kollege Hart-Engelbarth,
zu deiner Mail vom 29.12.2008 in Sachen Palästina und Juden möchte ich, nachdem der üble Nachgeschmack in meinem Mund einfach nicht weichen will, zur Rachenreinigung doch einige Nachsätze liefern, in der Hoffnung, dass mir das Essen wieder besser schmeckt und damit solches Zeug, wie du es da verpflanzt, in Zukunft nicht noch nachwächst.
Zunächst einmal: Was sind „harmlose Pogrome“? Ich weiß – und dazu komme ich gleich – : da steht bei dir noch das „vergleichsweise“ davor -, aber ungeachtet dessen: Wie kann man mit dem Begriff Pogrom die Charakterisierung „harmlos“ verbinden? Von welchem, völlig außerhalb der Sache stehenden, selbst absolut von derlei Dingen mit Gewissheit persönlich unbetroffenem, folglich jeglicher Empathie (früher nannte man es mal „Mitleid“) fremdem Standpunkt aus wird hier geurteilt, wenn ein Pogrom als „harmlos“ bezeichnet wird? „Harm“, das steht im Deutschen – dem Wahrig nach zu urteilen – für „tiefer Gram, nagender Kummer, Kränkung“; „harmlos“ wiederum für arglos, unschuldig, naiv, friedlich, nichts Böses sinnend, unschädlich, ungefährlich. Dass du damit behauptet haben wolltest, die arabischen Pogrome – davon später – in Palästina hätten die davon Betroffenen nicht mit tiefem Gram und nagendem Kummer – zumal angesichts der zu beklagenden Toten – überzogen oder für sie keine Kränkung bedeutet, mag ich nicht glauben, also ist es doch wohl deine und die deiner Leserschaft damit von dir anempfohlene zu den Pogromen einzunehmende Haltung, die hier zum Ausdruck kommt. Du empfindest angesichts der Pogrome in Palästina keinen Gram und Kummer, dein Begriff von Menschlichkeit erfährt keine Kränkung, wenn er davon hört oder liest, und so sollen es auch deine Leser/-innen halten. Diese Haltung finde ich schmählich!
Dass es sich hierbei um „vergleichsweise harmlose“ Pogrome gehandelt habe, sollen wir zur Kenntnis nehmen.
Nun, was kann das Wort „vergleichsweise“ hier ausrichten?
Einmal ist es natürlich völlig außer Stande, das über die oben erörterten Bedeutungsnuancen Festgestellte in irgendeiner Weise zu relativieren. Ein Verbrechen – und um ein Verbrechen handelt es sich bei einem Pogrom – ist ein Verbrechen und bleibt ein Verbrechen, ein Pogrom kränkt und bereitet Gram und nagendem Kummer, gleichgültig, ob andern Ortes und zu anderer Zeit noch viel größere und scheußlichere Verbrechen verübt werden oder worden sind! In diesem Sinne ist das „vergleichsweise“ völlig ungeeignet dazu, die mit dem „harmlos“ ausgedrückte Mitleidlosigkeit und Kälte gegenüber menschlichem Schmerz irgendwie abzumildern, im Gegenteil, es drückt eine vermessene Haltung aus, die ganz in Stile der Massenverbrechen des 20. (und wohl auch des gegenwärtigen) Jahrhunderts das Leid des Einzelnen durch die ihm widerfahrende Gewalt meint irgendwie klein rechnen zu können, ein arithmetisierender Standpunkt zu menschlichem Leid, der einem Mordbuchhalter gut zu Gesicht stünde!
Zum zweiten dreht es sich hier aber darum, mit dem „vergleichsweise“ den relativierenden Gesichtspunkt aller Verbrechen aller bisherigen Zeiten, nämlich des Verbrechens der Nazis an den Juden, als Vergleichsmaßstab einzuführen und auszudrücken, dass die „paar“ in Palästina von Arabern totgeschlagenen Juden und Jüdinnen angesichts des weit gehend erfolgreichen Vernichtungsprojektes der Nazis nicht des Aufhebens wert sind. Nach dem Vorgesagten möchte ich diesen Bezugspunkt deines Denkens und den aus ihm gezogenen Schluss nicht mehr ausführlich mit weiteren Überlegungen bedenken, darum nur abschließend dazu: Sehr gentlemanlike!
Zu den Fakten:
Ende 1919Angriff von Beduinen auf jüdische Siedler in Galiläa
März 1920Überfall auf Tell Chai, acht jüdische Tote
04.04./08.04. 1920antijüdisches Pogrom in Jerusalem mit fünf jüdischen Toten, 216 Verletzten, 18 Schwerverletzten, außerdem Plünderungen; tragender arabisch-islamischer Slogan: „Die Juden sind unsere Hunde“.
01.05.1921Jaffa: Angriff des arabischen Mobs auf jüdische Läden/Einrichtungen; Ermordung von Kindern und Frauen in einem Einwandererheim; mehrtägige Fortsetzung in ländlichen Bereichen; 47 jüdische Tote, 48 getötete Araber
02.11.1921Jahrestag der Balfour-Deklaration: arabische Plünderungen in Jerusalem, fünf jüdische Tote, drei arabische
16.08.1929Geburtstag des Propheten: Muslimischer Aufruf zum Judenmord während des Freitagsgebets; Verprügelung betender Juden an der Klagemauer
23.08.1929arabische Ausschreitungen in den jüdischen Vierteln von Jerusalem
23.08.1929arabisches Massaker in Hebron, 67 jüdische tote, 12 Frauen, drei Kinder unter fünf Jahren
ab dem 24.08-1929landesweite arabische Ausschreitungen und Massaker; Zerstörung von sechs Kibbuzim; versuchter Überfall von Tel Aviv; 20 ermordete Juden in Safed
Bilanz der gesamten Ausschreitungswelle: 133 getötete Juden, 116 getötete Araber
(alle Juden von Arabern getötet; die Mehrzahl der Araber von britischen Polizeikräften)
Die Reihe dieser „vergleichsweise harmlosen Pogrome“ ist damit noch nicht abgeschlossen. Da ist es natürlich eine Sauerei von den palästinensischen Juden, dass sie sich nicht einfach widerstandslos abschlachten lassen, wie es sich gehört, sondern auch noch bewaffnete Gegenwehr organisieren. Das muss als Verbrechen angeprangert werden!
Dann der unvermeidliche Hinweis darauf, „wie gut“ es doch die Juden unter dem muslimischen Kalifat in Spanien zur Zeit der Maurenherrschaft hatten!
Mal im Ernst: Es müssen schon Juden der Gegenstand der Debatte sein, damit ein deutscher Demokrat, Gewerkschafter und Linker einem mittelalterlichen, feudalistischen Regime etwas Gutes abgewinnen kann. Man wünscht dir angesichts solchen – natürlich wieder mit den berühmten Vergleichsmaßstäben arbeitenden – neuerlichen hohen Grades an Empathie förmlich eine Retro-Existenz als jüdischer Privatgelehrter und Dichter im Córdoba des 10. Jahrhunderts, damit du selbst in den Genuss einer privilegierten Existenz als Mitglied der dhimmis gelangen kannst! Wie kann sich jemand, der doch hoffentlich immer noch irgendwie einen Schatten von Erinnerung daran bewahrt hat, dass Herrschaft von Menschen über Menschen gleich welcher Natur nie, nirgends und nimmer etwas Gutes für die ihr unterliegenden Menschen bedeutet und bedeutet hat, so etwas herausnehmen zu denken und dann auch noch öffentlich zu schreiben! Für Juden ist offensichtlich gerade noch der letzte Dreck gut! Nein, ich gebrauche jetzt (noch) nicht das Wort Antisemitismus – davon später mehr!
So richtig heimelig dürfte es den Juden aber unter der Vorherrschaft der muslimischen Osmanen in Jerusalem, dem Ort der Handlung auch heute noch, zumute gewesen sein, wie es den von Karl Marx im Folgenden beschriebenen Zuständen zu entnehmen ist.
„Der Koran und die auf ihm fußende muselmanische Gesetzgebung reduzieren Geographie und Ethnographie der verschiedenen Völker auf die einfache und bequeme Zweiteilung in Gläubige und Ungläubige. Der Ungläubige ist „harby“, d.h. der Feind. Der Islam ächtet die Nation der Ungläubigen und schafft einen Zustand permanenter Feindschaft zwischen Muselmanen und Ungläubigen. In diesem Sinne waren die Seeräuberschiffe der Berberstaaten die heilige Flotte des Islam.[…]
Die Muselmanen, die etwa ein Viertel der ganzen Bevölkerung bilden und aus Türken, Arabern und Mauren bestehen, sind selbstverständlich in jeder Hinsicht die Herren, denn bei der Schwäche ihrer Regierung in Konstantinopel sind sie in keiner Weise beengt. Nichts gleicht aber dem Elend und den Leiden der Juden in Jerusalem, die den schmutzigsten Flecken der Stadt bewohnen, genannt Harêth-el-Yahud, im Viertel des Schmutzes zwischen Zion und Moria, wo ihre Synagogen liegen; sie sind unausgesetzt Gegenstand muselmanischer Unterdrückung und Unduldsamkeit, von den Griechisch-Orthodoxen beschimpft, von den Katholiken verfolgt und nur von den spärlichen Almosen lebend, die ihnen von ihren europäischen Brüdern zufließen. Die Juden sind jedoch keine Ureinwohner, sondern kommen aus verschiedenen entfernten Ländern und werden nach Jerusalem nur durch den Wunsch gezogen, das Tal Josaphat zu bewohnen und an denselben Stellen zu sterben, wo der Erlöser erscheinen soll.“
„In Erwartung des Todes“, sagt ein französischer Schriftsteller , „leiden sie und beten. Ihre Blicke auf den Berg Moria gerichtet, wo sich einst der Tempel Salomos erhob und dem sie sich nicht nähern dürfen, vergießen sie Tränen über das Unglück Zions und ihre Zerstreuung in der ganzen Welt.“
Karl Marx, Die Kriegserklärung, Zur Geschichte der orientalischen Frage, MEW Band 10, S. 168-176, Dietz Verlag, Berlin/DDR 1961
Aber zum (jüdischen) Glück gibt es da den bösartigen Imperialismus, und der hat einen feinen Auftrag für die Juden parat!
„Die Kolonialisierung Palästinas in europäisch-nordamerikanischem Auftrag war und ist ein blutiges Unternehmen.“, schreibst du weiter
Mal unter uns: Der „Vater der Werktätigen“, J. Stalin, ist seit mehr als fünfzig Jahren – gottlob! – dahin, und im übrigen ist die von ihm hauptsächlich 1928 – ’30 betriebene linksradikale Ausrichtung der kommunistischen Parteien unter dem Titel „Bolschewisierung“ vermittels der Kommunistischen Internationale (KI) auf dem VII. Weltkongress der KI längst ebenfalls zu Grabe getragen worden. Es besteht also keine Notwendigkeit mehr, dass die sich als „antiimperialistisch“ dekorierende Linke weiterhin durch und durch stalinistischen Quark breittritt, der schon 1930 beim auf Geheiß des bei der Bolschewisierung federführenden Exekutivkomitees der KI (EKKI) herbeigeführten „Parteitag der Arabisierung“ der Kommunistischen Partei Palästinas im Prinzip die Form hatte, in der wir ihn seither auf jedem antiisraelischen Flyer wiederlesen dürfen:
„In Palästina, als einem Kolonialland, spielt die jüdische nationale Minderheit, die sich unter zionistischem Einfluß befindet, die Rolle einer imperialistischen Agentur zur Unterdrückung der arabischen nationalen Befreiungsbewegung.“
Erklärung der KP Palästinas auf dem 7. Parteitag 1930
Knapp 80 Jahre ungebrochener Stalinismus in der Palästina-Frage: Das ist für meinen Geschmack angesichts der doch längst weitest gehend stattgefundenen Entstalinisierung aller möglichen anderen Bereiche linker Politik wahrhaft rekordverdächtig. Und dass Stalin neben allem möglichen Anderen ein blutrünstiger Antisemit war: Wer wollte das noch in Abrede stellen?
Im übrigen sei hier auch einmal daran erinnert, dass dieselbe Politik, die zum oben zitierten Bekenntnis der KP Palästinas geführt hat, in Deutschland für die KPD die Konsequenz hatte, kurz vor der nationalsozialistischen Machtübernahme die SPD zum Hauptfeind zu erklären, die Aktionseinheit gegen Hitler zu verhindern, die Einheitsgewerkschaft „erfolgreich“ zu spalten und damit zum Steigbügelhalter des Faschismus zu werden!
Der maßgebliche islamisch-palästinensische Hetzer gegen die Juden der 20er und 30er Jahre war der nachmalige persönliche Freund des „Führers“, Amin el-Husseini, auch bekannt unter seiner Funktion als „Mufti von Jerusalem“, der schon 1921 das Grundlagenwerk des internationalen Antisemitismus „Die Protokolle der Weisen von Zion“ als die Leitlinie palästinensischen Handelns gegenüber den Juden bezeichnet hat. Wenn er nicht zu der entsprechenden späteren Zeit schon im deutschen Exil gesessen hätte, wäre es ihm mit Gewissheit eine große Freude gewesen, den hinter des „Wüstenfuchses“ heranrückenden Panzern bereitstehenden Sondereinsatzkommandos des SD bei der „Endlösung“ in Palästina zur Hand zu gehen. Aber leider, leider „versagten“ die Deutschen ja bei El Alamein, weswegen „wir“ heute den Schlamassel in Palästina haben.
Andererseits ist el-Husseini auf seine Weise im „Reich“ auch nicht eben müde gewesen und hat dafür gesorgt, dass fünftausend jüdische Kinder aus Bulgarien, für die seitens Großbritanniens ein Übernahmeangebot für die Überführung nach Palästina bestand, ins Gas gingen. Nach 1945 hat es keine Regierung fertiggebracht, diesen Kriegsverbrecher vor Gericht zu stellen und ihm das Los zu bereiten, das er verdiente, weil er als diplomatische Konterbande an die Araber verdealt wurde. Ägypten hat ihm dann – gemeinsam mit anderen, diesmal deutschstämmigen – Naziverbrechern ein ehrenvolles Heim geboten.
El-Husseinis Interpretation der palästinensischen Interessen hat auch dafür gesorgt, dass der Weg von rund 80 000 rumänischen Juden in die Vernichtungslager und nicht nach Palästina führte.
El-Husseini 1942 mit dem zuständigen „Fachmann“ für Judenfragen
Wie sinnig und stimmig auch darum el-Husseinis Einsicht in den Charakter der britischen Mandatsherrschaft, die er in die folgenden Worte kleidete: „Das House of Commons ist nichts anderes als ein Rat der Weisen von Zion, von dem wir keine Gerechtigkeit zu erwarten haben.“
Was Wunders, dass man sich seitens dieser auf „nationale Befreiung“ sinnenden Kräfte mit einer anderen Bewegung zur „nationalen Befreiung“ vom plutokratischen Joch der Wallstreet-Juden bestens verstand, deren „Führer“ den neuen Katechismus der palästinensischen Araber in seinem Lebenswerk „Mein Kampf“ wie nachstehend lobend hervorhob:
„Denn wenn dieses Buch erst einmal Gemeingut eines Volkes geworden sein wird, darf die jüdische Gefahr auch schon als gebrochen gelten.“
A. Hitler, Mein Kampf
Wer hier sagt, dass dies doch alles olle Kamellen von vorgestern seien, dem empfehle ich einen nachhaltigen Blick in die „Covenant of the Islamic Resistance Movement“ von 1988, gemeinhin bezeichnet als „Charta der Hamas“, wo sich die folgenden aufschlussreichen Sätze finden:
„Die Feinde häuften (…) einen riesigen und einflussreichen materiellen Wohlstand an, der sie in die Lage versetzte, ihren Traum umzusetzen. Dieser Reichtum erlaubte es ihnen, die Kontrolle über die Weltmedien wie zum Beispiel Nachrichtenagenturen, Zeitungen, Verlagshäuser, TV-Sender und weitere Dinge dieser Art zu übernehmen. Sie nutzten diesen Reichtum ebenfalls aus, um Revolutionen in verschiedenen Teilen der Welt anzustacheln, um ihre Interessen zur realisieren und die Früchte zu ernten. Sie standen hinter der Französischen Revolution und hinter den kommunistischen Revolutionen und den meisten Revolutionen, von denen man hier und da hört. (…) Sie nutzten das Geld ebenfalls dazu, die Macht über die imperialistischen Länder zu gewinnen und sie dazu zu bringen, viele Länder zu kolonisieren, um die Reichtümer dieser Länder auszubeuten sowie ihre Korruption dorthin zu verbreiten. Hinsichtlich der regionalen und weltweiten Kriege ist es zweifellos soweit gekommen, dass die Feinde hinter dem I. Weltkrieg standen um so das Islamische Kalifat auszulöschen. Sie sammelten materielle Ressourcen und übernahmen die Kontrolle über zahlreiche Quellen des Wohlstands. Sie erreichten die Balfour-Erklärung und etablierten den Völkerbund, um mit den Mitteln dieser Organisation über die Welt zu herrschen. Sie standen ebenfalls hinter dem II. Weltkrieg, in dem sie immense Vorteile aus dem Handel mit Kriegsausrüstungen zogen und die Etablierung des Staates Israel vorbereiteten. Sie inspirierten die Errichtung der Vereinten Nationen und des Sicherheitsrats, um den Völkerbund zu ersetzen und die Welt mithilfe ihrer Mittelsmänner zu beherrschen. Es gab keinen Krieg, an welchem Ort auch immer, der nicht ihre Fingerabdrücke trägt. (…)“
Zitiert aus: Artikel 22, Covenant of the Islamic Resistance Movement
Das also steht in der bis auf den heutigen Tag gültigen programmatischen Erklärung der – selbstredend „demokratischen“ – nationalen Befreiungsorganisation des palästinensischen Volkes. Oder, um es noch einmal mit deinen goldenen Worten zu sagen:
„Gäbe es diese israelische Bedrohung nicht, gäb es auch keine Hamasraketen. […]Der Staat Israel braucht die Hamas-Raketen. Und wenn sie nicht von der Hamas gezündet werden oder würden, dann täts der israelische Geheimdienst wahrscheinlich noch besser, mit mehr mobilisierenden Treffern.“
So wird sich schön konjunktivisch die Welt seitens eines deutschen Liebhabers palästinensischer Antisemiten mit einem faschistisch infizierten Programm zu einem Mossad-Verschwörungs-Szenario zurechtgebogen und -gelogen. Für die einen müssen es die Weisen von Zion sein, für die anderen tut es auch der Mossad, wenn auch nur im Konjunktiv, aber besser ein Mossad im Konjunktiv als die faschistischen Sprüche der Hamas-Führer im Indikativ!
Wie klassisch schön und einfach, wie du es abschließend mit einem Denk- und Wahrnehmungsverbot („[…] ist die Übertragung zentraleuropäischer Raubideologien auf die
Schwellenländer […] nicht zulässig(!).“) bewerkstelligst, die Juden zu den eigentlichen Faschisten zu erklären. „Faschismus kommt aus Europa – jüdische ‚Chefs’ kommen auch aus Europa – ergo:…!!!…“ Logisch, verstanden – wieso bin ich da eigentlich nicht von selbst drauf gekommen?! Faschismus als eine Frage der Herkunft, nicht der Inhalte, Letzteres wäre ja wirklich zu oberflächlich! So kommt hier dann zum guten Ende ein (post)kolonialer ideologischer Paternalismus zum Ausdruck, der den armseligen Schwellenländlern – jetzt wohl wieder getreu den Devisen des VII. Weltkongresses! – den dazugehörigen sozialökonomischen Inhalt zum Faschistisch-Sein abspricht und sie selbst damit von dessen Vorwurf absolviert!
Weil ich mir weder diesen noch andere Filme aus dieser Videothek gewillt bin anzutun, will ich hier abschließend und zusammenfassend ausdrücken, dass ich es Abscheu erregend finde, in Rundmails mit gewerkschaftlichem Hintergrund und aus gewerkschaftlichem Anlass verständnisinnige Verharmlosungen von Verbrechen von gleich wem an gleich welchen Menschen zu lesen und erwarte, dass dies in Zukunft unterbleibt!
Mit freundlichen Grüßen
E.O., GEW Frankfurt