An die Redaktion frontal21
Betr.: Ihre Sendung vom 09.10.2012, Beitrag zum Misbrauch in Jesuitenschulen
vor etwas über einem Jahr habe ich mich nach über 50 Jahren zum ersten Mal getraut, gegenüber der evangelischen Landeskirche Hessen-Nassau/Kurhessen-Waldeck und der badischen Landeskirche ein Gespräch, die öffentliche Bitte um Entschuldigung und auch materielle Wiedergutmachung einzufordern, für Misbrauchsfälle von 1961 bis 1966.
Das Gespräch in der Darmstädter Zentrale der Hessen-Nassauischen Landeskirche (in Begleitung eines befreundeten Anwalts) ging aus wie das berüchtigte „Hornberger Schießen“. Stillschweigende Registrierung verstrichener Verjährungsfristen, justiziarübliche Pokerminen, keine Nachfragen, „Wir danken für das Gespräch.“ Eiskalter Händedruck -passend zu den Gesichtern der OberkirchenRätinnen und bis heute keine Reaktion.
Bevor ich zu den Mi-SS-bräuchen komme
Die ersten beiden Fälle sexueller Gewalt gegen 9,10 und 11 Jährige in einem evangelischen Zeltlager am Edersee 1961unter der Leitung des Jugendpfarrers Hörr aus Steinbach bei Michelstadt im Odenwald. Nicht er hat die Kinder misbraucht sondern ein Diakon. Ich habe die Kinder nachts wimmern hören, war damals 13 Jahre alt, trotz dem ich noch nicht konfirmiert war bereits Kindegottesdiensthelfer und hatte aber noch keinen schimmer einer Ahnung von Vergewaltigung, Misbrauch. Na ja, wir Jungs untereinander, da probierten schon Mal die etwas älteren meist mit stillschweigender Erduldung durch die jüngeren das Éine oder Andre aneinander aus. Aber in der Hauptsache herrschte Heile Welt-vorstellung, die Mädchen verschwiegen den Eltern meist die Übergriffe der Lehrer und Pfarrer aus Angst …. Ich dachte die Kinder im Zeltlager weinten wegen Heimweh. Am Morgen haben mir die beiden erzählt warum sie geweint haben: der Diakon war zu ihnen in die Feldbetten gestiegen und hat sie abgefingert, penetriert…
Als ich dann beim „Morgenapell“ den Diakon wegen dieser Kinderschänderei angriff, bekam ich vom leitenden Pfarrer mehrere Fußtritte, wurde übelst beschimpft, abgekanzelt und sofort aus dem Zeltlager ausgeschlossen, der Kontakt zu den Kindern des Jungschar-Zeltlagers wurde mir verboten und die anderen Kinder gegen mich aufgehetzt, so dass sich fast alle nicht Mal mehr trauten mit mir zu sprechen. Meine Eltern wurden davon nicht unterrichtet, die benachbarte DLRG-Jugendgruppe nahm mich für zwei/drei Wochen ins Exil auf. Zuhause wurde ich, als ich davon berichtete, von meinem Vater verprügelt, der dem Pfarrer mehr glaubte als mir… Ab diesem Zeitpunkt habe ich solche Misbrauchstendenzen sehr früh und scharf wahrgenommen und es mir dabei mit einer langen Reihe alter Kameraden im LehrerKollegium meiner Schule verscherzt, von denen einige in den 5., 6., 7. und noch in den 8. Klassen die Mädchen gern auf den Schoß nahmen … mein Aufbegehren führte zum Schulverweis…
vom Regen in die Traufe als Stipendiat und Chorknabe in ein evangelisches „Elite-Internat“ in Mannheim-Neckarau unter der Leitung eines „Deutschen Christen“ und ehemaligen Waffen-SS-Offiziers, der bis 1958 Predigtverbot hatte: „was uns nicht umbringt, macht uns hart!“ Dieser Internatsleiter hat nicht nur selbst misbraucht. Unter seiner Duldung wurde in diesem Internat von Mittel-und Oberstufenschülern gefoltert, rassistische Unterdrückung praktiziert gegenüber afrikanischen Gastschülern und Rückwanderern aus Israel, die mit Prügeln bedroht und beschimpft wurden: „Latten-Jupp, hau ab , dorthin, wo du hingehörst, dich hat der Führer vergessen zu vergasen!“ „Hörst du die Heimatklänge?“ Bei diesem und ähnlichen Sprüchen hielten sie dem jüdischen Jungen die ausströmenden Gasfeuerzeuge unter die Nase. Scheinhinrichtungen von schwachen Unterstufen-„Bettnässern“ waren an der Tagesordnung, Pissetrinken, Scheißeessen … Ich wurde bei solchen Prozeduren, wenn ich mich schützend vor die Opfer stellte, „festgenommen“ , auf einen Stuhl und oder ans Bett gefesselt und geknebelt und musste die Folter mit ansehen.
Wurde es „dem Alten“ zu viel, drang etwas in die Öffentlichkeit, beschwerte sich jemand darüber lautstark, gab es Prügelstrafe, wobei die geschlagenen Täteropfer meterweit durch Flure und Speisesaal flogen: „Was uns nicht umbringt, macht uns hart!“
Mein Problem ist weniger, dass die beiden Landeskirchen nur zusahen, ob die Fälle verjährt sind und keine weiteren Zeugen verhanden sind, also nichts justiziabel ist…
Mein Problem ist auch nicht direkt, dass in der Sponsoren-Elternschaft hochrangige Repräsentanten und Täter des „Dritten Reiches“ saßen, alte Seilschaften der Waffen-SS-Goldfasane wie dem Röhm/Strasser-Liquidator SS-Obersturmbannführer Dietrich-Monninger, der in bester Verbindung zu seinem SS-Kameraden in Prager Zeiten – Hans-Martin Schleyer stand, der wiederum als MBB und MB Oberhaupt und Aufsichtsratsvorsitzender bei PEGULAN mit dem Kohlförderer und NS-Wehrwirtschaftsführer Ries zusammenarbeitete und die wiederum den Schwiegervater Kohls förderten, der sein NS-Rüstungsimperium im „Warthegau“ verloren hatte und als Vertriebener galt (so ähnlich wie das NS-Besatzerkind Erika Steinbach auch) und dem man dann entsprechende Entschädigung (Bimbes aus Mainz) zukommen ließ.
Weit über 20.000 KZ-Häftlinge (meistens Juden) haben sich für seine Kriegsgewinne totarbeiten dürfen. Kenner sprechen davon, dass es mehr waren als bei den IG-Farben, zu denen noch bessere Beziehungen bestanden: zu Böhringer, BASF, Bayer, Hoechst, wobei bei Böhringer ein weiteres hochrangiges Mitglied der Badischen Landeskirche die Geschäfte leitete, der frühere Kommissarbefehlsexekutator im HochadelsRegiment „Graf“, Kriegsverbrecherbefreier, Dow-Chemical-AgentOrange-Grundstoff-Lieferant für den Vietnamkrieg und Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages -Richard von Weizsäcker.
Mit den Renner-schen Panzerfäusten wurden dann zigtausende von Hitlerjungen noch kurz vor Kriegsende in den Endsieg verhetzt und verheizt. Vereidigt auf den „Führer“ im Berliner Olympia Stadion durch Karl Diem, dem Erfinder des Olympischen Fackellaufes, dem Gründer der Kölner Sporthochschule unter Adenauer, dem Bundesjugendspiele-Gründer und Mit-Unterzeichner aller Ehrenurkunden, die in vielen Zimmer noch heute überm PokalRegal hängen!
Zu allem Überdruss hieß der Nachfolger des Obermisbrauchers in dem ungenannten Mannheimer Internat (nach dessen Beförderung zum Leiter des Gymnasiums) auch noch Renner, war Dr. der Chemie… dass eine gleichnamige Hannelore als Fremdsprachensekretärin bei BASF dort ihren späteren Mann Helmut kennenlernte, das kann alles Zufall sein und ist noch nicht ausreichend recherchiert. .. Es reicht aber auch ohne dies.
Das alles erklärt wohl zur Genüge, warum die evangelische Kirche kein sonderliches Interesse an der Aufarbeitung ihrer Misbrauchsgeschichte(n) hat,. bzw, warum sie Angst davor hat und wer sie da unter Druck setzt. Ich bin schon fast der Überzeugung, dass der Kirche eine öffentliche Bitte um Entschuldigung in meinem Falle leichter fiele, wenn die Aufarbeitung dieser Misbrauchsfälle nicht eine Reihe von VerschweigeBunkermauern durchlöchern würde. Und Schlussstriche sind hier kaum möglich. Nicht, weil Traumatisierung nicht verjähren kann, nicht, weil Traumatisierung zur Übertragung von psychischen Schäden und zu auch materiellen Spätfolgen führt, nicht weil die Kinder der Opfer schwer „kolateralgeschädigt“ sind und meist auch bleiben
nein, mein Problem ist, dass viele der Opfer sich nicht an die Öffentlichkeit trauen. Die Vorfälle sind einfach so unglaublich, dass die Opfer an sich selbst zweifeln. Ehen sind daran zerbrochen, Sexualität ist vor die Hunde gegangen und ich kann so gut wie nichts tun. Außer eine kleine Initiative SODOM aufzuziehen (Selbsthilfe Organisation Der Opfer von Misbrauch in der EKD). Dafür sammele ich Spenden, um Gesprächstherapien zu finanzieren für die, die sich keine leisten können. Ich biete als Opfer selbst auch Gesprächstherapien an, was oft von Vorteil ist, da ich die Begebenheiten gut kenne, bin aber ab einem bestimmen Punkt dabei physisch und psychisch überfordert. Bräuchte selbst Gesprächstherapie und Supervision…
Um es Mal kurz auf den Nenner zu bringen: ich fühle mich von Gott und der Welt ver- und alleingelassen und bin einfach fertig, weil ich den anderen Opfern auch nicht sonderlich ausreichend helfen kann. Und diese Opfer verzweifeln mit mir zusammen an der Phalanx, gegen die sie antreten müssten. Zu ihren Traumatisierungen gesellt sich die Angst vor Rache der Täter und ihrer Helfershelfer, die Angst um Arbeitsplätze , Studienplätze, denn wer in den Geruch des Verrats kommt….. da gilt Sippenhaft…
Vielleicht können Sie mir weiterhelfen, Kontakte zu Menschen vermitteln, die mir weiterhelfen können und wollen.
Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Barth-Engelbart
PS. für den Fall, dass Sie jemanden wissen, der SODOM finanziell unterstützen will: hier ist meine Konto-Nummer: 1140086 bei der Volksbank Main-Kinzig-Büdingen BLZ 506 616 39 Stichwort: SODOM