*Seymour Hersh nennt sie so
Nord Stream und die deutsche Psyche
Die Terroranschläge auf die Nord Stream-Pipelines sind die erste größere Zerstörung deutscher Infrastruktur seit den britisch-amerikanischen Bombardements deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg. Der folgende Beitrag argumentiert, dass die damalige traumatisierende Prägung des (west-)deutschen Verhältnisses zu den USA nie überwunden wurde und dass diese Prägung erklärt, warum die Bundesregierung kaum Interesse an einer Aufklärung des Angriffs auf die eigene Energieversorgung zeigt.
16. Juni 2023,
Während Justizminister Marco Buschmann kurz nach der Sprengung der Pipelines noch entschlossen verlautbaren ließ, man lasse sich durch den Angriff „nicht einschüchtern“ und werde mithilfe der Ermittlungen des Generalbundesanwalts „den Saboteuren auf die Spur kommen und diese vor ein deutsches Gericht stellen“, so ist ein Dreivierteljahr später von solchem Willen nur noch wenig zu spüren. Ermittlungsergebnisse werden nicht bekannt gegeben, die Regierung schweigt. Zuletzt bemerkte der Generalbundesanwalt im März lediglich knapp, die Auswertung der sichergestellten Spuren und Gegenstände dauere an, „belastbare Aussagen, insbesondere zur Frage einer staatlichen Steuerung“ könnten weiterhin „nicht getroffen werden“.
Das war einen Monat nach der im Februar veröffentlichten Enthüllung des Reporters Seymour Hersh, wonach US-Präsident Biden die Sprengung angeordnet und durch Marinetaucher durchführen lassen hatte – ein Bericht, der zwar weltweite Schlagzeilen machte, zu dem aber weder der Generalbundesanwalt, noch der Justizminister oder der Bundeskanzler ein Wort verloren. Kein Kommentar, nicht einmal ein Dementi. Kanzler Scholz sei durch dieses Schweigen inzwischen zu einem „Kollaborateur“ geworden, erklärte Hersh.
Seither dominiert in den Medien eine kurz nach dieser Enthüllung plötzlich im März 2023 aufgetauchte Geschichte, wonach der technisch komplexe Anschlag in 80 Metern Wassertiefe nicht von einem US-Kriegsschiff, sondern von einer kleinen Urlaubssegelyacht aus durchgeführt worden sei und die Hintermänner – ungenannte – Ukrainer wären. Diese Story wird seitdem wöchentlich mit neuen Details gefüttert, oft durch US-Medien, und bislang vor allem mit einem Ergebnis: niemand redet mehr von Seymour Hersh.
Die USA als Befreier – und Mörder
Die deutsch-amerikanischen Beziehungen, so viel scheint klar, stehen im Mittelpunkt der Affäre um die Hersh-Enthüllung. Und diese sind überaus kompliziert. Was verbindet die beiden Länder und wie verbindet es sie? An der Oberfläche sieht alles einfach aus: Die USA sind engster Verbündeter, sie haben (West-)Deutschland 1945 befreit, wofür ihnen die Deutschen (eine Reihe von Deutschen aus der herrschenden Klasse) nun zu Dank verpflichtet sind. Davon abgesehen, dass die Motive der USA für den Kriegseintritt weniger moralisch als ökonomisch bedingt waren (1), setzte sich die heute vertraute Sichtweise der USA als Befreier in Deutschland auch erst spät durch. In den 1950er, 60er und 70er Jahren war sie selten, und in offiziellen staatlichen Stellungnahmen gar nicht vorhanden. Erstmals wurde sie zum vierzigsten Jahrestag des Kriegsendes vom damaligen, persönlich nicht unbefangenen (2), Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker so klar formuliert:
„Der 8. Mai [1945] war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“
In den ersten Jahren und Jahrzehnten nach Kriegsende war die Einschätzung zum Zweiten Weltkrieg und dessen Ergebnissen eine andere, da der Großteil der Bevölkerung – als Mitläufer oder aktive Unterstützer der Nazis – die Kriegsniederlage persönlich eben nicht als Befreiung erlebt hatte, sondern als Schock. Nahezu jede Familie in Deutschland hatte zudem Angehörige verloren, häufig durch die Flächenbombardements britischer und amerikanischer Bomber auf deutsche Städte. Die aus London und Washington befehligten Bomber töteten hierzulande Hunderttausende Zivilisten – nach moralischen Maßstäben ein unfassbares Kriegsverbrechen. Dem vorausgegangen war der deutsche Luftkrieg gegen England, dem Zehntausende britische Zivilisten zum Opfer gefallen waren.
Nach dem Krieg lag daher eine auf den ersten Blick unwahrscheinliche Anpassungsleistung darin, die nun als Besatzer des Landes herrschenden Mörder der eigenen Familienangehörigen und Zerstörer der eigenen Städte als Freunde, und zunehmend ab der Weizsäcker-Rede von 1985 auch als Befreier anzusehen. Auf den ersten Blick unwahrscheinlich war diese Anpassungsleistung deshalb, weil von Anfang an für niemanden ein Zweifel daran bestehen konnte, dass diese neuen „Freunde“ kaltblütige, ja blutrünstige Massenmörder waren, die absolute Vernichtung anstrebten:
„Die Schlacht um Hamburg kann nicht in einer einzigen Nacht gewonnen werden. Wenigstens 10.000 Tonnen Bomben sind nötig, um diese Stadt auszulöschen. Wenn wir den maximalen Effekt des Bombardements erreichen wollen, dann muß unablässig angegriffen werden. Der erste Angriff heute Nacht wird vor allem mit Brandbomben ausgeführt, um die Feuerwehrkräfte und die Löschmöglichkeiten zu erschöpfen.“
So steht es im Einsatzbefehl des britischen Bomberkommandos vom 24. Juli 1943. Briten und Amerikaner nannten ihren ersten großen gemeinsamen Luftangriff, der auf Hamburg gerichtet war und zehn Tage währte, damals „Operation Gomorrha“. In der Bibel ist dies die Stadt, die von Gott wegen ihrer Sündhaftigkeit vernichtet wird, indem er Schwefel und Feuer auf sie herabregnen lässt. So wie heute immer die gleiche „Pharisäer-Haltung
Der weltbekannte Physiker Freeman Dyson (1923-2020) arbeitete als 19-jähriger in der Statistikabteilung der britischen Armee, der „Operational Research Section“ (ORS), und analysierte dort die Erfolge der menschenverachtenden Flächenbombardierungen. Gegen Ende seines Lebens blickte er auf diese Zeit zurück:
„Mein erster Arbeitstag war der Tag nach einer unserer erfolgreichsten Operationen, einem Nachtangriff mit geballter Kraft auf Hamburg. (…) Eine Woche nach meiner Ankunft im ORS gingen die Angriffe auf Hamburg weiter. Der zweite löste am 27. Juli einen Feuersturm aus, der den zentralen Teil der Stadt verwüstete und etwa 40.000 Menschen tötete. Nur zweimal gelang es uns, Feuerstürme auszulösen, einmal in Hamburg und noch einmal in Dresden im Jahr 1945, wo zwischen 25.000 und 60.000 Menschen ums Leben kamen (die Zahlen sind noch immer umstritten). Die Deutschen verfügten über gute Luftschutzbunker und Warnsysteme und taten, was ihnen gesagt wurde. Infolgedessen kamen bei einem typischen Großangriff nur wenige Tausend Menschen ums Leben. Aber als es zu einem Feuersturm kam, erstickten oder verbrannten die Menschen in ihren Unterkünften, und die Zahl der Toten war mehr als zehnmal höher. Jedes Mal, wenn das Bomberkommando eine Stadt angriff, versuchten wir, einen Feuersturm auszulösen, aber wir erfuhren nie, warum uns das so selten gelang. Wahrscheinlich konnte es nur dann zu einem Feuersturm kommen, wenn drei Dinge gleichzeitig auftraten: erstens eine hohe Konzentration alter Gebäude am Zielort; zweitens ein Angriff mit einer hohen Dichte an Brandbomben im zentralen Bereich des Ziels; und drittens eine atmosphärische Instabilität. Als die Kombination dieser drei Dinge genau richtig war, erzeugten die Flammen und die Winde einen lodernden Hurrikan. Das Gleiche geschah eines Nachts im März 1945 in Tokio und im darauffolgenden August erneut in Hiroshima. Der Feuersturm in Tokio war der größte und tötete wohl 100.000 Menschen. (…)
Die Briten unterstützten größtenteils Sir Arthurs [Arthur Harris, Oberbefehlshaber des britischen Bomberkommandos] rücksichtslose Bombardierung von Städten, nicht weil sie glaubten, dass dies militärisch notwendig sei, sondern weil sie der Meinung waren, dass dies den deutschen Zivilisten eine gute Lektion erteilte. Diesmal spürten die deutschen Zivilisten endlich den Schmerz des Krieges am eigenen Leib. Ich erinnere mich, dass ich mit der Frau eines hochrangigen Luftwaffenoffiziers über die Moral von Bombenangriffen auf Städte gestritten habe, nachdem wir die Ergebnisse des Dresdner Angriffs erfahren hatten. Sie war eine gebildete und intelligente Frau, die Teilzeit für die ORS arbeitete. Ich fragte sie, ob sie wirklich glaubte, dass es richtig sei, in dieser späten Phase des Krieges deutsche Frauen und Babys in großer Zahl zu töten. Sie antwortete: ‚Oh ja. Es ist besonders gut, die Babys zu töten. Ich denke nicht an diesen Krieg, sondern an den nächsten, in 20 Jahren. Wenn die Deutschen das nächste Mal einen Krieg beginnen und wir gegen sie kämpfen müssen, werden diese Babys die Soldaten sein.‘ Nachdem wir zehn Jahre lang gegen die Deutschen gekämpft hatten, vier im ersten Krieg und sechs im zweiten, waren wir fast so blutrünstig geworden wie Sir Arthur.“
Ruinenfelder in Hamburg 1945 | Foto: picture alliance / akg-images
Mörder als Freunde: ein deutsches Trauma
Es ist zweifellos von Bedeutung für die kollektive Psyche der deutschen Gesellschaft in der Nachkriegszeit, dass der verheerende Luftkrieg gegen deutsche Städte in Ost wie in West ausschließlich von Briten und Amerikanern geführt wurde. Es gab keine russischen Flächenbombardements, weder auf Hamburg, Frankfurt am Main oder München, noch auf Leipzig, Dresden oder Rostock – wohl aber britisch-amerikanische Flächenbombardements auf alle diese Städte. Was die Auswirkungen des Bombenkrieges anging, konnten daher die ostdeutschen Bewohner der sowjetischen Besatzungszone ihren Hass auf die Zerstörer der eigenen Städte direkt und widerspruchslos in die nun opportune politische Ablehnung des kapitalistischen Klassenfeindes ummünzen. Die heute im Osten viel verbreitetere USA-Kritik hat hier ihre Wurzel und ungebrochene Kontinuität.
Was ist das für eine Deutung?
Den Bewohnern des bald zum Frontstaat gegen den Kommunismus aufgebauten Westdeutschlands war diese Haltung nicht so ohne weiteres möglich. Die Westdeutschen hatten die Zerstörer ihrer Städte, die nun das Land beherrschten, als „Freunde“ und „Verbündete“ zu bezeichnen – und mussten damit ihre eigene Wahrnehmung verleugnen.
Verleugnung: dezentrale Mechanismus der Mitläufer
Diese extreme psychische Verrenkung wirkt – so die These dieses Textes – bis heute lähmend nach, da sie in Westdeutschland nie aufgearbeitet wurde. Nach 1945 entwickelte die westdeutsche politische, akademische und mediale Führungsebene daher ein Verhältnis zu den USA, das im Kern irrational, wenn nicht pathologisch war.
Bundespräsident Theodor Heuss (Mitte) 1950 in Bonn, eingerahmt von Lucius D. Clay (rechts), bis 1949 US-Militärgouverneur in der westlichen Besatzungszone, und John Jay McCloy (links), ab 1949 Hoher Kommissar der USA in der BRD. Die beiden Amerikaner waren in den ersten Nachkriegsjahren die mächtigsten Männer in Westdeutschland. | Foto: picture alliance / akg-images
Was hier gesellschaftlich prägend wurde, kann auf Ebene des Individuums psychologisch als „erzwungenes Bindungstrauma“ betrachtet werden, im populären Sprachgebrauch oft „Stockholm-Syndrom“ genannt.
Dieses ist durch zwei Faktoren gekennzeichnet:
erzwungene Nähe und paradoxe Dankbarkeit.
Erstere war durch die auf die Bombardierungen folgende Besatzung gegeben,
letztere politisch vom Kriegsverlierer gefordert.
Die psychische Deformierung durch dieses Trauma hatte zur Folge, dass insbesondere diejenigen Westdeutschen, die das Land führten, erst unter strenger Aufsicht der Alliierten, dann langsam etwas selbstständiger, bald damit begannen ihre neuen Verbündeten zu verehren und gegen politische Vorwürfe zu verteidigen. Wes Brot ich ess
Diese Solidarisierung mit dem Aggressor, der die eigene Familie, die eigene Stadt angegriffen hatte, erreichte ihren Höhepunkt mit großer zeitlicher Verzögerung etwa zwei Generationen später, als insbesondere Westdeutsche in Führungspositionen – die den Krieg nicht mehr erlebt hatten – den USA abgrundtief bösartige Handlungen gar nicht mehr zutrauten und vehement abstritten.
Deutlich wurde dies nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sowie gegenwärtig nach den Terroranschlägen auf die Nord Stream-Pipelines.
Für die weitaus meisten Westdeutschen, besonders in der Leitungsebene von Politik und Medien, ist eine Verantwortung der USA für diese Taten praktisch unvorstellbar.
Diese nachvollziehbare Einschätzung gewichtet die Rolle der Psychologie stärker als die der Macht Abhängigkeiten
Nazis schützen, Kommunismus bekämpfen
Der informelle Deal, der diese psychische Deformierung nach dem Zweiten Weltkrieg dauerhaft festigte und eine Auflösung verhinderte, war ebenso einfach wie effektiv: Die Alliierten verlangten keine gründliche Aufarbeitung der alle Welt schockierenden und alle Vorstellungen von Zivilisation sprengenden Naziverbrechen, und auch keine flächendeckende Entfernung von Altnazis aus hohen Positionen,
forderten aber im Gegenzug die westdeutsche Gefolgschaft gegen den Kommunismus Moskaus (der Ende der 1940er Jahre in Westdeutschland noch sehr viele Anhänger hatte). Die heute wieder aktuelle Überzeugung der westdeutschen Nachkriegseliten, wonach „Amerika uns vor den Russen schützt“ war von Anfang an unehrlich und kaschierte den eigentlichen Deal: Die USA beschützten den größten Teil der westdeutschen Führungsschicht vor einer beschämenden Aufarbeitung der eigenen Naziverbrechen und ihrer unehrenhaften Entlassung aus gutbezahlten Führungspositionen.
Einige wenige öffentlichkeitswirksame Prozesse gegen Nazis blieben in Westdeutschland die Ausnahme, führende Nazi- und Wirtschaftsgrößen wurden von den USA begnadigt. Die große Masse der Nazis kam ungeschoren davon und durfte überall im Land Behörden leiten und Firmen lenken. Im Bundesjustizministerium, also der Behörde, die eine Aufarbeitung hätte vorantreiben müssen, waren von den 1950er bis in die 70er Jahre hinein mehr als die Hälfte aller Leitungspositionen mit Altnazis besetzt, ein Fakt der erst 70 Jahre nach Kriegsende von der Behörde eingeräumt wurde.
Über diesen Deal musste damals niemand reden und niemand verhandeln – er lag auf der Hand. Nazis und Amerikaner teilten ihren Hass auf den Kommunismus, die von Moskau propagierte Gesellschaftsform, die das Eigentum und damit die Grundlage der Macht der reichsten und einflussreichsten Familien direkt angriff.
Daher war die Anpassungsleistung der westdeutschen Eliten auch nur „auf den ersten Blick“ (wie oben formuliert) unwahrscheinlich, tatsächlich aber logisch und naheliegend. Sie erforderte jedoch – schließlich verstand man sich als moralisch integer –
nicht nur die weitgehende Verdrängung der eigenen Naziverbrechen,
sondern auch die Verdrängung der Verbrechen der Alliierten.
USA und Westdeutsche hatten fortan eine „weiße Weste“, das Böse saß – wie heute – im Osten.
Medien fügen sich ein
Auch in Hamburg arrangierten sich die alten Eliten rasch mit den Zerstörern ihrer Stadt. Der spätere westdeutsche Medienmogul Axel Springer, Herausgeber von BILD-Zeitung und WELT, war in der NS-Zeit stellvertretender Chefredakteur der von seinem Vater herausgegebenen „Altonaer Nachrichten“ gewesen, wo man schon 1936 davon schwärmte, wie „ganz Altona den Führer hört“, und vor einem „Judeneinfluss“ warnte.
1945, nach dem Zusammenbruch, bemühte Springer sich erfolgreich um eine Lizenz der britischen Besatzer, um unter deren Kontrolle weiter als Verleger arbeiten zu können. Antisemitismus und Führerkult waren in seinen Zeitungen fortan passé,
Antikommunismus und Russophobie wurden aber weiter gepflegt. Dass die Briten ganz Hamburg hatten niederbrennen wollen („10.000 Tonnen Bomben sind nötig, um diese Stadt auszulöschen“, wie es im oben erwähnten britischen Einsatzbefehl von 1943 hieß), war kein Thema.
In den 1950er Jahren erhielt Springer laut Recherchen der amerikanischen Zeitung „The Nation“ sieben Millionen Dollar von der CIA. (3) 1967 verfasste er eine Unternehmensleitlinie, die bis heute für alle dort arbeitenden Journalisten verbindlich ist und in der es heißt: „Wir befürworten das transatlantische Bündnis zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa.“ Seither – und bis hin zum derzeitigen Ukrainekrieg – steht Springer mit BILD und WELT fest an der Seite der Nato.
Die Prägung wirkt weiter
Während die Verdrängung der eigenen Naziverbrechen in Westdeutschland mit Beginn der 68er-Revolte und dem Aussterben der Nazis in hohen Ämtern langsam endete und heute Vergangenheit ist, bleibt die Verdrängung der Verbrechen der Alliierten bis in die Gegenwart hinein präsent.
Naja er „vergisst“ die Kritik der achtundsechziger – heute als Antiamerikanismus diffamiert und aus dem Diskurs ausgeschlossen (ist das nicht auch eine Verdrängung?)
Auch im Jahr 2023 kann sich kaum ein renommierter Historiker, geschweige denn Politiker oder Chefredakteur dazu durchringen, den alliierten Bombenkrieg gegen die deutsche Zivilbevölkerung als Kriegsverbrechen zu bezeichnen oder die plausible Verantwortung der USA für 9/11 auch nur zu diskutieren.
Mit der Sprengung der Nord Stream-Pipelines wurden, so scheint es, die alten psychischen Muster erneut aktiviert. Man „darf“ darüber nicht offen reden, es „darf“ keine Untersuchungsergebnisse geben, die die USA belasten (die derzeit noch fast 40.000 Soldaten in Deutschland stationiert haben).
Das Schweigen und Verdrängen ist Teil der bald 80 Jahre dauernden Allianz.
Deutschland ist emotional offenbar noch immer an das Jahr 1945 gekettet: Der Angreifer ist der „Freund“. Er muss es sein, denn sonst ist man „verloren“ und „ohne Schutz“. Dieses Schema sitzt fest, ist unbewusst eingebrannt in die kollektive Psyche und macht eine neutrale Analyse der Lage sowie eine angemessene politische Reaktion darauf nahezu unmöglich – nicht nur mit Blick auf Nord Stream, sondern auch im Krieg in der Ukraine, der immer mehr ein Nato-Krieg gegen Russland wird, welcher alles andere als im deutschen Interesse liegt.
Weitere Artikel zum Thema:
- Die langen Linien der Russophobie (Stefan Korinth, 24.4.2023)
- „Wir werden dem ein Ende setzen“ (Paul Schreyer, 13.2.2023)
- Die Nord-Stream-Story (Karsten Montag, 28.9.2022)
Anmerkungen
(1) Von 1939 bis 1945 finanzierte die Rockefeller Foundation die „War and Peace Studies“ des Council on Foreign Relations. Die Arbeit fand in enger Abstimmung mit dem US-Außenministerium statt. Zunächst ging es um die Frage, ob die USA sich aus dem Krieg heraushalten und autark bleiben konnten, ob also ein von Deutschland dominiertes Europa und ein von Japan beherrschtes Südostasien ohne größere Gewinneinbußen für die amerikanische Elite hinnehmbar wären. Nach gründlicher Prüfung der Handelsbilanzen kam man zum Ergebnis, dies sei nicht der Fall. Dem Council zufolge – der die Wall Street und überhaupt das finanzielle und in- dustrielle Establishment der USA vertrat – benötigte man weiterhin Großbritannien als Absatzmarkt für die eigenen Produkte sowie außerdem den pazifischen Raum als Rohstoffquelle und Absatzmarkt. Daraus ergab sich für die Planer die Notwendigkeit, den expandierenden Imperien Deutschland und Japan militärisch entgegenzutreten. Es ging beim amerikanischen Kriegseintritt somit nicht zuerst um eine Befreiung Europas vom Faschismus oder eine Demokratisierung Südostasiens – die zwar manchem wünschenswert erschienen, aber kaum den Aufwand und die Kosten eines großen Krieges rechtfertigten –, sondern vielmehr darum, in Konkurrenz zu den anderen aufstrebenden Großmächten Deutschland und Japan das britische Weltreich zu beerben und eine Führungsrolle in der Welt zu übernehmen. Siehe dazu: Laurence H. Shoup, William Minter: Imperial Brain Trust. The Council on Foreign Relations and United States Foreign Policy, Monthly Review Press 1977, S. 119, 148-157, 166-169.
(2) Weizsäcker war nicht unbefangen, da sein Vater, ein hoher Nazi-Diplomat, nach dem Krieg zunächst als Kriegsverbrecher zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, dann aber von John Jay McCloy, dem amerikanischen Hohen Kommissar in Westdeutschland, begnadigt worden war. Die USA hatten also den Vater des späteren Bundespräsidenten ganz direkt „befreit“.
(3) Springer dementierte die CIA-Zuwendung, der Artikelautor Murray Waas beharrte jedoch auf der Richtigkeit seiner Recherche und erklärte: „Ich stehe zu meinem Artikel, der auf Interviews mit vier Informanten, davon sind zwei ehemalige Geheimdienstmitarbeiter, und dokumentarischen Beweisen basiert.“ Quelle: Murray Waas: „Covert Charge“, The Nation, 19. Juni 1982
5 Kommentare
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BERNHARD MÜNSTERMANN, 16. Juni 2023, 17:40 UHR
Paul Schreyer erwähnt im Zusammenhang sehr treffend die vorhergegangenen Angriffe auf englische Städte, soweit die deutschen Luftstreitkräfte, später auch die als „Wunderwaffe“ propagierten ersten in Peenemünde entwickelten Raketen V1 und V2 dazu in der Lage waren. Ergänzen will ich die klandestinen Versuche dieser Technik von Kriegsführung gegen die Zivilbevölkerung mit Brandbomben durch die verdeckt auf der Seite der Frankisten eingesetzte deutsche Legion Condor im spanischen Bürgerkrieg.
Durch Picassos nach der zerstörten baskischen Stadt benanntes Bild Guernica von 1937 ist es wirkungsvoller im Gedächtnis geblieben als vermittels einer kritischen Würdigung durch Gedenken seitens etwa der NATO, die ihre Mitgliedsstaaten Spanien und Deutschland zu schützen zur Aufgabe haben soll und heute hemmungslos selbst Kriegsverbrechen begeht.
In seinem Buch „Die Kultur der Niederlage – Der amerikanische Süden 1865 – Frankreich 1871 – Deutschland 1918“ beschäftigt sich der Autor Wolfgang Schivelbusch auf sehr erhellende Weise auch mit dem amerikanischen Bürgerkrieg und der unterschiedlichen Herangehensweise von den Konfliktparteien der Nordstaaten und der Konföderierten für die Südstaaten. Mir erschloss sich bei der Einschätzung der späteren Entwicklung während und nach solchen militärischen Konflikten dadurch eine schärfere Perspektive auf die vergleichbaren Muster.
A. WITTENBERG, 17. Juni 2023, 17:50 UHR
Vielen Dank für den Artikel! Zum Verständnis der geschilderten Beziehung (West-)Deutsche – USA ist m. E. aber auch noch das Wirtschaftswunder wichtig, also die Tatsache, dass die USA der BRD nach 1949 einen wirtschaftlichen Aufschwung und Massenwohlstand mit ermöglichte, wenn auch natürlich wieder nicht uneigennützig, sondern als Schaufenster im Systemkonflikt.
ROLF SKOWRONEK, 17. Juni 2023, 19:25 UHR
Unser Geschichtsbild ist weitgehend durch die phantastische Propagandamaschine Hollywood bestimmt. Dass die USA skrupellos bei der Durchsetzung ihrer Ziele sind, zeigt sich ja neben Pearl Harbour auch bei 9/11. Man bringt 3000 eigene Bürger um, um einen Vorwand für die Neuordnung des nahen Ostens zu haben – in sieben Ländern sollten innerhalb von fünf Jahren die Regierungen gestürzt werden wie General Wesley Clark damals enthüllt hat.
Russland hat nach dem 2. Weltkrieg keine Rache genommen. Bei den USA bin ich mir da nicht so sicher (Other Losses, Rheinwiesen…). Auch schon zuvor die Hungerblockade Deutschlands während der Verhandlungen in Versailles legt keinen Verdacht auf Rücksichtnahme gegenüber anderen nahe.
Scott Ritter, der frühere UN-Waffeninspektor im Irak, hat es im vergangenen Jahr nach dem Nord Stream Anschlag auf den Punkt gebracht, als es sagte: Deutschland hatte einen Freund – Russland, Amerika ist der Feind.
Und all diese Hetze gegen Russland erinnert mich doch sehr an das, was Matias Desmet als Mass Formation beschrieben hat – in der Schlacht gegen Covid-19.
MICHAEL SAILER, 18. Juni 2023, 18:35 UHR
Vielen Dank für diesen Artikel. Er bringt vieles auf den Punkt, was mir schon lange im Kopf herumgeht. Meine Großeltern haben mir als Kind Ende der 60er Jahre erzählt, Deutschland sei von der Roten Armee befreit worden, und hatten (als lumpenproletarische Nicht-Nazis) wenig für „die Amis“ übrig. Beim Lesen von (und über) Weizsäckers Rede hatte ich schon damals das Gefühl, da versuche einer, die Nazis als eine Art Besatzungsmacht zu verkaufen, die „die Amis“ zum Glück besiegten.
Das fand ich als 21-Jähriger auf unergründliche Weise obszön, zumal ich wußte, daß Richard Weizsäcker bei einem Nazi studiert hatte und als Assistent eines Nazis an der Verteidigung seines Vaters mitwirkte, der sich auch noch vor Gericht eine (erlogene) „Nähe zum Widerstand“ attestierte. Die Bigotterie dieser Leute und die Bewunderung, die sie dafür von den „kleinen Leuten“ ernteten, war mir immer ein Rätsel und wurde spätestens mit Vietnam ein Skandal. Vielleicht ist es auch kein Zufall, daß das „Stockholm-Syndrom“ seit circa 2001 zunehmend bestritten bzw. geleugnet wird.
WILFRIED NELLES, 19. Juni 2023, 16:05 UHR
Lieber Herr Schreyer,
Das mit dem Stockholm-Syndrom ist eine sehr interessante und teilweise auch plausible These. Und was die britisch-amerikanischen Kriegsverbrechen betrifft sowie die Kollaboration mit mittleren NS-Funktionären, stimme ich voll zu. Ich bin sogar, anders als Ihr Kollege Ulrich Teusch, der Meinung, dass Putin als russischer Präsident keine andere Wahl hatte, als in der Ukraine einen Regimewechsel zu erzwingen. Ob er sich dabei geschickt angestellt hat, ist eine andere Frage, die Amerikaner können so etwas viel besser. Und dass sie die Nordstream-Zerstörung entweder selbst gemacht oder veranlasst oder zumindest geduldet haben, steht für mich außer Frage.
Dennoch muss ich Sie in einem Punkt korrigieren: Vor allem die Amerikaner wurden im Westen von allen, die keine Nazis waren, von Beginn an als Befreier angesehen. Das ist meine persönliche Erfahrung, keine politische Analyse. Ich wohne Luftlinie 20 km von der belgischen Grenze entfernt, im Haus meiner mütterlichen Großeltern. Hier war 1944-45 die Westfront. Mein Vater stammt aus dem Nachbardorf. Marmagen stand lange unter Artilleriebeschuss, und einem schweren Bombardement am Heilig Abend 1944 ist man nur entgangen, weil die britischen Piloten die Bomben kurz vor dem Dorf abgeworfen haben, vielleicht absichtlich, weil Weihnachten war. Der Hürtgenwald ist auch nur 40 km entfernt.
Ich weiß nicht, wie man in den bombardierten Städten dachte und fühlte. Aus den Erzählungen meiner Eltern weiß ich aber, dass sie beide froh waren, als die Amerikaner kamen. Das Dorf hat sie mit weißen Fahnen begrüßt, die wenigen Nazis, die Barrikaden errichten wollten, wurden verjagt. Für meine Mutter, sie war 19, war es die Befreiung vom Alptraum des Krieges.
Mein Vater ist freiwillig in US-Gefangenschaft gegangen (desertiert), er hat nahe der Heimat mit einem Freund seinen Zug bei einem Angriff verlassen und sich in einem Bunker versteckt. Als er und sein Freund hörten, dass Leute den Bunker betraten, haben sie mit gezogener Pistole an der Treppe gestanden, bis sie englische Stimmen hörten. Da haben sie die Waffen weggeworfen. „In dem Moment wusste ich, dass ich den Krieg überlebt habe“, hat er mir gesagt (er war Jg. 22 und beim Überfall auf die Sowjetunion als Infanterist ganz vorne dabei).
Die Amerikaner waren, so habe ich (Jg. 48) immer wieder gehört, freundlich. Man hatte keine Angst vor ihnen, auch die Frauen nicht – ganz anders als die Leute im Osten vor den Russen. Das sind Erfahrungen, das ist kein Ergebnis von Propaganda und Strategie. Diese Erfahrungen decken sich auch mit den Beobachtungen, die ich in 30 Jahren psychologischer Arbeit mit den Nachkommen der Kriegsgeneration gemacht habe.
Ihre Überlegungen machen Sinn für mich, soweit es die sog. Elite betrifft. Für das westdeutsche Volk waren, soweit sie keine Anhänger der Nazis waren, die Westmächte, in erster Linie die Amerikaner (bei den Franzosen war man vorsichtiger), tatsächlich die Befreier. Die „Amerikanisierung“ des Denkens und Fühlens setzte dann erst in den 60er Jahren ein. Für mich und alle fortschrittlichen Altersgenossen war der Rock’n Roll und dann vor allem der Liverpool Beat die Befreiung. Das war nichts, was irgendjemand geplant und dann ausgeführt hätte, es war nichts Gemachtes, sondern ein kulturelles Geschehen (das ja auch bis in die DDR ausstrahlte, für meinen Freund Thomas aus Halle, der 12 Jahre jünger ist als ich, war die Rockmusik „die Lebensrettung“).
Da mag von Seiten der Amerikaner eine Strategie im Spiel gewesen sein, aber das war nicht wirklich das, was zündete. Bis ca. 1965 mussten wir einen englischen Soldatensender nehmen, um englische Musik zu hören, sie wurde – außer manchmal auf Radio Luxemburg, das damals tatsächlich aus Luxemburg gesendet wurde – im Radio nicht gespielt. Und die Amis haben die schwarze Musik auch unterdrückt, wo sie konnten.
Diese Musik atmete Freiheit, Aufbruch, Jugend, die Weite der ganzen Welt. Das kam von innen, nicht von außen, nicht aus irgendeiner Art von Propaganda. Die einzigen Amerika-Bilder, die ich bis dahin hatte, kamen von Karl May, und da waren die Indianer und einige Deutsche die Guten, und von England wusste ich 1960 so gut wie nichts, und es hat uns auch niemand in der Schule erzählt, dass Engländer und Amerikaner uns befreit hätten. Alles, was ich in der Kindheit erfahren habe, war, dass der Krieg schrecklich war und es gut war, dass das vorbei war (wobei aber eine ständige Bedrohung in der Luft lag, und die kam tatsächlich aus dem Osten – immerhin war die „Weltrevolution“ das erklärte Ziel des Kommunismus und der Sowjetunion). Aber als ich 1962 die ersten Beatles-Songs hörte, ist etwas in meinem Innern explodiert. Das war LEBEN!
Lieber Herr Schreyer, ich mag Ihre politischen Analysen, und was die Haltung zu Russland und den USA angeht, stimme ich hundert Prozent überein. Im Übrigen halte ich den Ukraine-Krieg für ein Vorspiel für die Auseinandersetzung mit China, das wird das Endspiel. Sie übersehen aber einen zentralen Punkt: Was geschieht, ist eine unaufhaltsame Bewegung des Bewusstseins. Die politischen Akteure, auch die ökonomischen Mächte, sind nur ausführende Organe. Niemand hat den Kapitalismus gemacht, da war kein Ökonom oder Politiker, der sich das ausgedacht und dann umgesetzt hat. Er ist geschehen, und dieses Geschehen ist noch nicht zu Ende. Es ist der Grundirrtum aller Linken zu meinen, man könnte das stoppen.
Dieser fatalistischen einschätzen widerspreche ich:
es ist nicht alles bloßes „Geschehen“, ohne Subjekt,
wir Menschen haben die Möglichkeit mit unserem Bewusstsein und Willen dieses Geschehen zu bestimmen.
Es ist allerdings eine Frage der Macht, wer, welche Klasse dieses Geschehen bestimmt
Umgekehrt war der Sozialismus-Kommunismus eine Idee, eine Vorstellung, wie die Welt sein soll, die dann zu verwirklichen versucht wurde. Deswegen, weil es nur eine Idee war, eine menschliche !!!!!!!!!!!!!!!! Schöpfung, etwas Gemachtes, war er immer schon tot, denn alles von Menschen Erdachte und dann Gemachte kann nur etwas Totes sein. Deshalb die toten grauen Städte im ganzen Ostblock. Der Kapitalismus, dies hat Marx richtig gesehen, ist Anarchie, wild, ungeplant – und genau deshalb (was Marx nicht gesehen hat) lebendig. Und ebenso wie das Leben selbst gleichzeitig schöpferisch und zerstörerisch. Der Sozialismus war endlose Langeweile, tot, Leben gab es nur in den Nischen, wo er nicht hinreichte. Für das Lebendige hatte Marx und hat der gesamte Sozialismus keinen Sinn. Deshalb ist Amerika „sexy“, auch wenn es tausend Kriege führt und mehr Menschen auf dem Gewissen hat als Hitler, während der Marxismus nur Fanatiker hervorbringt, die das Leben hassen („Antifa“).
Das gilt auch für Bill Gates und seine Genossen, die jetzt versuchen, den sterbenden Spätkapitalimus und die ins Mittelalter zurückfallende Moderne zu retten, indem sie ihn verwalten und zu planen, ihren Ideen zu unterwerfen versuchen. Deshalb war die gesamte Linke ebenso wie die linken Grünen bei Corona auf Seiten der Freiheitsverächter und Unterdrücker: Sie haben keinen Sinn für das Lebendige, ja, die meisten hassen es sogar. Sie haben eine Idee, wie die Welt sein soll, und wollen diese mit Technologie und Macht, einer totalitären Technokratie, umsetzen. Das ist in der Struktur dasselbe wie das, was Marx und Lenin wollten und dann im Stalinismus endete. Was bei Stalin die Schwerindustrie war, ist heute die Technik. Der Schulterschluss zwischen der Linken und den Impfpropagandisten und Lockdownfanatikern ist kein Zufall, kein Versagen der Linken, sondern ein Spiegel ihrer Haltung zum Leben. Es ist die logische Konsequenz einer Haltung, die meint, das Leben machen zu können und in den Griff bekommen zu müssen. In dieser Haltung trifft sich die Linke mit den Verwaltern des Spätkapitalismus, sie sind vom selben Stamm. Der Stamm heißt: Ich bin Gott – und wenn ich es noch nicht bin, muss ich es werden.
Wilfried Nelles
Autor des Artikels ist Paul Schreyer und nicht Hartmut Barth-Engelbart
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Spende auch Du – für Nassers neue Schuh! & für Medikamente gegen Malaria
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Die Lehrer haben Rema aufgefordert, für Nasser neue Schuhe zu kaufen. Aber womit denn? Nasser ist krank, ob es wiederkehrende Malaria ist, weiß Rema noch nicht.
Dank einer Spende aus Frankfurt von 300,-€ konnte Rema Krankenhaus-, Arzt- und Medikamenten-Rechnungen wenigstens anzahlen,
und ausstehende Miete, lagerfähige Lebensmittel und einen Teil des Schulgeldes bezahlen. Für den Schuhkauf und die Beiträge für kommende Schulveranstaltungen, Schwimmunterricht … wer nicht mindestens 80% anzahlt, muss zuhause bleiben … reicht es nicht mehr. Auch nicht für Obst, Gemüse, Milch, Käse, Fleisch. Selbst für Trinkwasser wird es eng. Das kontaminierte “Trinkwasser” aus dem VEOLIA/SUEZ-Netz abzukochen kostet Holz, Kohle, Gas und Zeit. Und die fehlt dann für den Weg zur Arbeit, der auch bezahlt werden muss ….
Deshalb bitte ich euch/Sie weiter um Spenden. Entweder über den gelben PayPal:-((-Spendenknopf hier rechts oben, (dabei werden allerdings Gebühren abgezogen) deshalb besser auf mein Konto bei der VR-Bank Büdingen-Main-Kinzig / IBAN: DE66 5066 1639 0001 1400 86 / unter dem Kennwort: „Rema”
Jeder hat das Recht auf einen eigenen Blick. Manche, wie Paul Schreyer, sehen eine Neuordnung der Welt hin zu Multipolarität. Andere denken hier eher in der altbackenen Weise von Marx/Engels und machen dem Kapital die Rechnung mit dem Wert auf, mit dem Tauschwert [in der physikalischen Einheit Stückzahl/Zeiteinheit].
Hier nun aus letzterer Sicht eine Einordnung der aktuellen (24./25. Juni 2023) Geschehnisse in der RF in die unter den Labeln digitale Transformation und Great Reset angestrebte Neuordnung der Welt
Rußland bzw. die RF wird ein von Warlords regierter failed state sein, dessen Rohstoffe von vor allem chinesischen und indischen Großkonzernen abgebaut bzw. gefördert werden. Zwischen dem Baltikum und dem Schwarzen Meer wird sich ein straff durchorganisierter Militärstaat ausdehnen, welcher Handel und Wandel zwischen dem vormaligen Rußland und dem vormaligen restlichen Europa unterbindet. Letzteres ist weitgehend entvölkert und liegt deindustrialisiert darnieder. Zu schlechte Sklaven jene Europäer, zu stark verwurzelt in ihren Freiheitstraditionen, als daß die fertig ausentwickelten digitalen Technologien zur korporatistischen Lenkung von Wirtschaft und Gesellschaft hätten effektiv greifen können — die Gehorsams- bzw. Arbeitsleistung jener Europäer ist markant niedrig.
Anders in China sowie in Indien, welches Nichthindus gewaltsam vertrieben und vernichtet hat; in China und Indien läuft es mindestens leidlich — kollektivistische Kulturtradition, ganz wie auch in Südostasien. Nicht so Japan, dessen Niedergang dem Europas westlich des militarisierten Sperriegels gleicht. Weitgehend entvölkert und anschließend neu besiedelt von Chinesen oder Indern die südpazifische Inselwelt und Pakistan.
Afrika ist vom Rest der Welt abgeschnitten, es wird bald schon fehlen an Industrie, Transport, I+K, Technologie und Infrastruktur, allerdings werden hier und dort von globalen Großkonzernen Rohstoffe abgebaut. Die muslimischen Länder gibt es praktisch nicht mehr; markant entvölkert, sind sie bald ganz auf vormodernes Niveau zurückgesunken; Niedergang geht schnell. Allein der ebenfalls an Einwohnern deutlich geschrumpfte Iran fristet noch eine, wenn auch bescheidene Existenz, verliert aber seinen muslimischen Charakter und wird synkretistisch bald nachdem die schiitische Geistlichkeit inhaftiert oder eliminiert worden sein wird.
Australien und Neuseeland ähneln Nordamerika: Waffenschmieden, Space, IT, HighTech-Industrien, Schwerindustrie, Kerntechnik, Rohstoffabbau. Und vergleichsweise hoher Lebensstandard mit einem Rest von Freiheit sogar, dies aber erst nach einigen Jahrzehnten durchgreifender Disziplinierung unter Anwendung der neuartigen digitalen Technologien. Hier ausgenommen allein Kalifornien, Insel der Seeligen. Pure Nostalgie, fahren dort zehntausende Verbrenner, meist sündhaft schöne und sündhaft teure Replika von edlen alten Mercedes Benz und von full-sized American muscle cars. Big blocks. Und Barbecues. Aus richtigem Fleisch, aus echtem.
Die allgemeine Lage in Mittel- und Südamerika ähnelt der afrikanischen. Die Infrastruktur zerfällt, venezolanische Verhältnisse allüberall, es herrscht Armut. Man schlägt sich durch, mehr schlecht als recht.
Warum denn nicht, geht doch! Wie schon im alten Rom und Griechenland. Entscheidend bei allem ist, die Erinnerung an die Vergangenheit zu löschen und die Geschichte neu zu schreiben bzw. zu erfinden. Doch Paradies für die globale Machtelite will die schöne neue Welt nicht werden. It’s done, alles ist erledigt, zu viel Zeit nun. Für alle Zeit. Langweilig, ja äußerst! Fühlt sich ungesund an, richtig verdammt ungesund. Multipolarität ist bloß romantische Deckgeschichte.
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Kann nicht anders sein, ganz logisch dies alles. Sage ich als Rechtsradikaler. Marx und Engels haben es sauber vorgerechnet. Nein, nicht doch ihre verträumte Klassenkampfromantik. Aber sie erbrachten den glasklaren rechnerischen Nachweis jenes großen Irrtums industrieller Renditewirtschaft, Geld sei Automat mit Lieb’ im Leib. Nein, im Gegenteil, technologische Innovation läßt Kapitalrenditen schwinden, gesetzmäßig!
Und also mußte das Kapital mit seiner großen historischen Tat, dem Genius technologischer Innovation Wirkfelder zu eröffnen, zugleich zu einer manisch um Erhaltung von Kapitalrendite ringenden Eroberungsmaschine werden. Welche gezwungen ist, sich Mensch, Natur und Welt immer mehr zu unterwerfen, um diese immer mehr in Rendite abwerfende Maschinen verwandeln zu können — digitale Transformation, Great Reset. Das alles selbstverständlich nur, um die Menschheit zu erretten vor bösen Viren und bösen Klimagasen.
Rothenburg o.d. Tauber, wir erinnern uns. Da hat sich doch einer einmal freiwillig fressen lassen. Guter Mensch. Wollte seinen manisch nach Menschenfleisch hungernden Nächsten nicht darben lassen. Guter Linksradikaler. Sage ich als Rechtsradikaler. Die Sache wird immer klarer: Anti-Depressiva, oder unbetreut denken.