„Die Tragödie der Ukraine“: Prof. Dr. Nicolai Petro (USA) zur inneren Verfasstheit der Ukraine

Die Freiburger Diskurse haben am 13.6.2023 unter dem Titel „Die Tragödie der Ukraine“ ein webinar-Gespräch mit dem Politikwissenschaftler Prof. Dr. Nicolai Petro zur inneren Verfasstheit der Ukraine veranstaltet, zu der es auch eine Audio-Aufzeichnung gibt.

Dazu schreiben die Organisatoren:

Durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine ist der größte Staat auf dem europäischen Kontinent einmal mehr in unseren Fokus gerückt. Während viel über Frontlinien, Panzerlieferungen und Offensiven gesprochen wird, liest man wenig über die innere Verfasstheit der Ukraine. Das Ende 2022 erschienene Buches von Prof. Dr. Nicolai N. Petro „The Tragedy of Ukraine“ will diese Lücke schließen. Petros Position ist, dass die Ukraine nicht auf dem Weg zu einer Nation für alle Ukrainer ist. Vielmehr sei sie in den letzten Jahrzehnten von einer Art Nationalismus bestimmt, der den russisch geprägten Osten (ein Drittel der Bevölkerung) ausschließe. Er plädiert für eine ukrainische Wahrheits- und Versöhnungskommission, die aber die gesamte Bevölkerung einschließen müsse. Denn eine versöhnte Ukraine sei auch besser gegen ausländische Aggression gefeit.

In unserem Gespräch mit Nicolai Petro sind wir auf die Geschichte der Ukraine der letzten 30 Jahren eingegangen und haben unter anderem Proteste des Euromaidans analysiert. Nach Petros Überzeugung repräsentierten sie nicht das gesamte ukrainische Volk. Der Westen der Ukraine habe demnach den Euromaidan als Befreiung erlebt, der Osten eher als Bedrohung. Russlands Krieg gegen die Ukraine wird uns spätestens dann beschäftigen, wenn Petro darlegt, warum seiner Meinung nach die verschiedenen Friedensbemühungen, zuletzt Minsk II, gescheitert sind.

Petros Analyse ist eindeutig: Innerhalb der Ukraine gibt es eine jahrzehntealte Gewaltspirale, die sowohl vom Osten als auch dem Westen der Ukraine ausgeht. Petro stellt Beispiele aus der Geschichte und aus anderen Ländern vor, die als Vorbild für einen Versöhnungsprozess in der Ukraine dienen könnten.

Beiliegend meine Notizen zu dem webinar unter Einbezug eines Artikels von Ulrike Simon in MAKROSKOP vom März 2023. (Link webinar: https://www.youtube.com/watch?v=FQBaLUWTDUk)

Prof. Nicolai Petro ist nicht irgendwer, sondern ein ausgewiesener Kenner der Ukraine, Russlands und der USA. Näheres auf seiner Homepage!

Was seine Ausführungen so einzigartig macht, ist nicht nur ihre fast totale Ausblendung in den deutschen Medien, sondern dass seine Ausführungen das geradezu gegenteilige Narrativ unserer Politik und der Medien zu erschüttern geeignet ist. Und dass damit die geistigen Hilfsmittel bereitstehen, eine menschlich, ökologisch und sozial-ökonomisch fatale Kriegsmaschinerie endlich zu stoppen.

Deshalb nur in Kurzform meine Notizen von dem webinar:

Die Ukraine ist in sich völlig zerrissen.

Diese Zerrissenheit wird mit der Gewalt des stärkeren Bevölkerungsanteils (und entsprechender ausländischer Unterstützung) beantwortet. Eine auch nur entfernt demokratische Auseinandersetzung findet nicht statt. Im Gegenteil herrscht in der Ukraine eine Diktatur, die auch nazistische Kräfte (vergleichbar der AfD) in leitende Positionen (Polizei und Inneres) einbezieht.

Der Konflikt hat eine lange Vorgeschichte

Petro verweist auf die mindestens 150 Jahre alte Auseinandersetzung zwischen der galizischen (west-ukrainischen) Bevölkerung und den Malo-Rus (Ost- und Südukraine).

Die weiteren Auseinandersetzungen fanden zwischen 1991 und 2014. So gab es, ohne dass darüber in unseren Medien berichtet wird, zahlreiche Referenden und Abstimmungen, auch parlamentarische in der Ost- und Südukraine und auf der Krim, für eine Trennung von der Ukraine. Solche Bestrebungen wurden seinerzeit sogar von Russland unter Jelzin unterbunden.

Auch wurden bereits 1993 wechselseitig Zahlungen von und nach Kiew eingestellt.

Der Maidan von 2014 zerfiel in zwei Etappen, deren zweite durch eine Dominanz der Proteste durch den rechten Sektor unter Führung der Svoboda-Partei, Morde und öffentliches Lynchen von Bürgermeistern und Landräten besonders in Galizien gekennzeichnet war. Daraufhin gab es auch die offene Rebellion im Osten. Diese erwartete, dass Russland zu Hilfe käme. Aber Putin war der Anschluss der Krim an Russland aber wichtiger als der Anschluss der Ostukraine, scheiterte aber trotzdem.

2014: Mit der Entmachtung des gewählten Präsidenten Janukowitsch war Folgendes verbunden:  Während das neue Parlament sofort Gesetze verabschiedete, die die Verwendung der russischen Sprache aus dem öffentlichen Leben verbannten, betrachtete die Bevölkerungsmehrheit in der Ostukraine die Entmachtung des gewählten Präsidenten als Putsch. Dass die Gegenproteste im Donbass in einen bewaffneten Aufstand umschlugen und schließlich in einen Bürgerkrieg mündeten, lag laut Petro einerseits an der brutalen Reaktion der Regierung: diese ordnete, ohne zu verhandeln, Anti-Terror-Operationen in den aufständischen Gebieten an und bediente sich zur Niederschlagung der Aufstände auch rechtsextremer Terrormilizen. Bombardierungen aus der Luft folgten. Und so waren zwischen 2014 und 2021 mehr als 14.000 Tote zu beklagen, darunter auch ca. 3.400 Zivilisten, überwiegend auf der Seite der Volksrepubliken, Zerstörung der Infrastruktur.

Das Minsker Abkommen wurde von der Ukraine von Anfang an sabotiert („aufgezwungen“).

Spätestens 2017 war es gescheitert, weil damals das ukrainische Parlament ein Gesetz verabschiedete, wonach die Sicherung der Außengrenzen durch die Zentralregierung vor jeder Selbständigkeit der Regionen rangierte.

Selenskyj war 2019 gegen Poroschenko mit dem Versprechen gewählt worden, keinen Krieg mit Russland zu führen und tat danach das genaue Gegenteil. Im Februar 2021 schaltete er die gesamte politische Opposition aus, feuerte 3.000 Journalisten, immer vom Westen unterstützt (westliche Werte!).

Jetzt rufe der Krieg eine scheinbare temporäre Einheit zwischen der West- und Ostukraine hervor, die alten Spannungen können aber jederzeit wieder aufbrechen (s.o.).

Deshalb hält Petro die Erfahrungen vieler Länder mit einer „Wahrheits- und Versöhnungskommission“ wie in Südafrika für so wichtig. Die vielleicht wichtigste Lehre, bilanziert er, die man aus der griechischen Tragödie für die Politik ziehen könne: „dass das Streben nach dem totalen Sieg über seine Feinde nur zu neuen Konflikten führen kann. […]“       

Des weiteren sind dem Sammelband „Kriegsfolgen“ aus dem promedia-Verlag sehr viele weitere Informationen zu bekommen.                                           

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Spende auch Du – für Nassers neue Schuh! & für Medikamente gegen Malaria

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Die Lehrer haben Rema aufgefordert, für Nasser neue Schuhe zu kaufen. Aber womit denn? Nasser ist krank, ob es wiederkehrende Malaria ist, weiß Rema noch nicht.

Dank einer Spende aus Frankfurt von 300,-€ konnte Rema Krankenhaus-, Arzt- und Medikamenten-Rechnungen wenigstens anzahlen,

und ausstehende Miete, lagerfähige Lebensmittel und einen Teil des Schulgeldes bezahlen. Für den Schuhkauf und die Beiträge für kommende Schulveranstaltungen, Schwimmunterricht … wer nicht mindestens 80% anzahlt, muss zuhause bleiben … reicht es nicht mehr. Auch nicht für Obst, Gemüse, Milch, Käse, Fleisch. Selbst für Trinkwasser wird es eng. Das kontaminierte “Trinkwasser” aus dem VEOLIA/SUEZ-Netz abzukochen kostet Holz, Kohle, Gas und Zeit. Und die fehlt dann für den Weg zur Arbeit, der auch bezahlt werden muss ….

Deshalb bitte ich euch/Sie weiter um Spenden.  Entweder über den gelben PayPal:-((-Spendenknopf hier rechts oben, (dabei werden allerdings Gebühren abgezogen) deshalb besser auf mein Konto bei der VR-Bank Büdingen-Main-Kinzig / IBAN: DE66 5066 1639 0001 1400 86   / unter dem Kennwort: „Rema”

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

Ein Gedanke zu „„Die Tragödie der Ukraine“: Prof. Dr. Nicolai Petro (USA) zur inneren Verfasstheit der Ukraine“

  1. Vielleicht erhellt der hier folgende Blick in die Zukunft der Ukraine deren aktuelle Position besser als Blicke in ihre ethnische Zusammensetzung oder in ihre Vergangenheit. Das Rüstungsunternehmen Rheinmetall verlegt Teile seiner Produktion weg von Deutschland und in die – ja, richtig gehört: -in die Ukraine! Wie wäre es da nun mit ein wenig Grusel und Horror? Nämlich mit der Frage, wen oder was die imperiale Menschenfresserin MedUSA wohl ganz oben auf ihrer Speisekarte hätte, wenn nicht Germanistan und die EU. Und Rußland natürlich.

    Rheinmetall darf als gut informiert gelten mit Blick auf nachrichtendienstliche Intelligence. Offensichtlich geht die Unternehmensführung von einem baldigen Ende des wichtigsten europäischen Industriestandortes aus, wohl wegen Auflösung von dessen öffentlicher Ordnung (Chaos, Versorgungsausfälle, Plünderungen, Bürgerkrieg, dauerhafte Zerstörung von maßgeblichen Infrastrukturen). Frankreich ist nur Zeichen an der Wand, mediales Menetekel, MedUSAs erstes wirkliches Antipasti wird Germanistan sein.

    Wieso dann aber ausgerechnet in der Ukraine produzieren? Weil diese ein Teil werden soll des zwischen Ostsee und Schwarzem Meer gelegenen und von Geostrategen als Intermare bezeichneten hochgerüsteten Sperriegels zwischen Rußland und Resteuropa. Das Intermare soll allen Handel und Wandel zwischen Rußland und Resteuropa unterbinden.

    Ist einfach: Mit Deutschland fällt die EU, mit der EU fällt Rußland, ist imperiales Hexen-Einmaleins: Ohne Resteuropa als Abnehmer für den russischen Hauptexportartikel Öl und Gas muß die Russische Föderation einpacken bzw. bleibt den dortigen Oligarchen nur noch Auswanderung. It never rains im Sunshine-state Kalifornien, wo es zudem immer schön warm ist. Und weil die russischen Eliten sicherlich nicht blöde sind, werden sie Rheinmetall NICHT BOMBARDIEREN. Rußland spielt mit.

    Auch der Rest ergibt sich logisch. Als nächstes kommt die Türkei an MedUSAs Reihe, danach die anderen muslimischen Länder, von denen etliche jetzt bereits hungern (Maghreb, Pakistan). Letzteres tun auch große Teile des Südpazifiks (z.B. Philippinen). Aber es bleiben genügend viele Produktionsstandorte übrig, zuvorderst China und Indien. Diese werden am Ende die großen „Schutzmächte“ des großen Propagandazaubers namens BRICS und Multipolarität sein, sie werden ein zerfallendes Rußland, Afrika und Südamerika zu ihren Satrapien machen und industriell entwickelte Teile Südostasiens zu ihren Satelliten. Übrigens geht Japan den Weg Europas. Australien und Nordamerika bleiben die wahren und wirklichen Welthegemonen auf Basis absoluter militärtechnologischer Überlegenheit. Drohen reicht, China und Indien sind ja nicht blöd und begnügen sich mit der Rolle des Subhegemons, wenn auch mit nach außen hin lautem anti-westlichen Protestgeschrei und Säbelrasseln. Ist für die Show nach außen hin, nach innen hin haben die zwei Subhegemonen ihre Einwohnerschaften ohnehin fest im digitatorischen Griff. Hinzu die schwarze Magie von Reis (= Kollektivismus) und Kartoffeln (= Individualismus).😁

    Nein-nein, so schnell geht die Welt nicht unter, sie wird nur gerade digitatorisch transformiert zu einer schönen neuen — Klausi-Mausi bzw. das WEF bzw. der digital-finanzielle Komplex lassen grüßen.

    Die moderne Form von Herrschaft sei eine von Sklaven über Sklaven, meinte einer, den alle undiagnostizierten Wahnsinnigen immer gern als wahnsinnig ansehen wollen, Nietzsche. Immer dasselbe, eindeutiger Fall von Projektion des eigenen Wahnsinns auf einen Sinnigen! Jedenfalls: Nach Kapitalismus kommt Imperialismus kommt globale digitatorische Plan- und Zwangswirtschaft — so die historische Reihenfolge der modernen Formen von Herrschaft. Und klar, wie das ausgehen wird. Beim Scheitan, es wird scheitern! Eine von Gott geschaffene Natur setzt allem Grenzen, auch dem Wahnsinn des Menschen. Wird dieser dominant, beginnt der Dschungel, das Tier. Wäre nicht die erste Weltzivilisation, die aufgrund solcher Grenzüberschreitung kollabiert — siehe Heinrich Kusch und Gattin.

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