China steigt zur größten Wirtschaftsmacht der Welt auf. Warum? Schon einige Grafiken erklären fast alles.

Mit einem eigenen Wirtschaftsmodell und Investitionen in Infrastrukturprojekte steigt China zur größten Wirtschaftsmacht der Welt auf.

Von Mike Whitney

Published On: 21. August 2023Kategorien: Geopolitik

 Deutsch

Dieser Text wurde zuerst am 12.07.2023 auf www.unz.com unter der URL <https://www.unz.com/mwhitney/the-one-chart-that-explains-everything-2/> veröffentlicht. Lizenz: Mike Whitney, The Unz Review

Chinas Eisenbahnnetz (CRH) & Taiwan (THSR), 2008 und 2022, Wikimedia Commons, User Howchou, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Schauen Sie sich die obige Grafik genau an. Was sehen Sie?

Sie sehen die Entwicklung eines Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnsystems, das auf der Welt seinesgleichen sucht. Sie sehen die Verwirklichung des Plans, alle Teile des Landes mit einer modernen Infrastruktur zu verbinden, die die Transportkosten senkt, die Mobilität verbessert und die Rentabilität erhöht. Sie sehen eine Vision des 21. Jahrhunderts, in der staatlich gelenktes Kapital die Landbevölkerung mit den städtischen Zentren verbindet und den Lebensstandard auf breiter Front anhebt. Sie sehen den Ausdruck eines neuen Wirtschaftsmodells, das 800 Millionen Menschen aus der Armut befreit hat und gleichzeitig den Weg für die globale wirtschaftliche Integration ebnet. Sie sehen einen industriellen Giganten, der in alle Richtungen expandiert und gleichzeitig den Grundstein für ein neues Jahrhundert der wirtschaftlichen Integration, der beschleunigten Entwicklung und des gemeinsamen Wohlstands legt.

Gibt es in den Vereinigten Staaten ein Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnsystem, das mit dem System des heutigen Chinas vergleichbar ist?

Nein, gibt es nicht. Bislang wurden in den Vereinigten Staaten weniger als 50 Meilen Hochgeschwindigkeitsstrecke gebaut. („Der Acela von Amtrak, der auf einer Strecke von 80 Kilometern eine Geschwindigkeit von 241 km/h erreicht, ist der einzige Hochgeschwindigkeitszug in den USA.”) Wie jeder weiß, ist das amerikanische Verkehrsnetz veraltet und liegt in Trümmern.

Aber warum? Warum sind die Vereinigten Staaten bei der Entwicklung kritischer Infrastrukturen so weit hinter China zurück?

Ein Hochgeschwindigkeitszug fährt am 21. März 2018 auf der Eisenbahnstrecke Xi’an – Chengdu in der Provinz Shaanxi. Quelle: www.news.cn

Das liegt daran, dass Chinas staatlich gelenktes Modell dem amerikanischen „Teppichhändler”-Modell [orig.: „carpet bagger“] weit überlegen ist. In China ist die Regierung direkt am Wirtschaftsgeschehen beteiligt, was bedeutet, dass sie diejenigen Branchen subventioniert, die das Wachstum fördern und die Entwicklung vorantreiben. Im Gegensatz dazu ist der amerikanische Kapitalismus ein wildes Durcheinander, in dem private Eigentümer große Geldsummen in unproduktive Aktienrückkäufe und andere Betrügereien stecken können, die weder Arbeitsplätze schaffen noch die Wirtschaft stärken. Seit 2009 haben US-Unternehmen mehr als 7 Billionen Dollar für Aktienrückkäufe ausgegeben [1] – eine Aktivität, die die Ausschüttungen an reiche Aktionäre erhöht, aber nichts von materiellem Wert hervorbringt. Wäre dieses Kapital in kritische Infrastrukturen investiert worden, wäre jede Stadt in Amerika mit einem gigantischen Netz von Hochgeschwindigkeitszügen verbunden, die von Küste zu Küste reichen. Aber das ist nicht geschehen, weil das westliche Modell Anreize für die Gewinnung von Kapital zur persönlichen Bereicherung schafft und nicht für die Entwicklung von Projekten, die dem Gemeinwohl dienen. In China sehen wir, wie schnell sich transformative Veränderungen vollziehen können, wenn der Reichtum einer Nation dazu genutzt wird, die Armut zu beseitigen, den Lebensstandard zu erhöhen, eine hochmoderne Infrastruktur zu errichten und die Grundlagen für ein neues Jahrhundert zu schaffen.

Chinas Wirtschaft mit dem größten Wachstum

Aus einem Bericht des Congressional Research Service über „Chinas wirtschaftlichen Aufstieg …”:

„Seit der Öffnung für Außenhandel und Investitionen und der Einführung marktwirtschaftlicher Reformen im Jahr 1979 gehört China zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Das reale jährliche Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betrug bis 2018 durchschnittlich 9,5 % – ein Tempo, das die Weltbank als ,das schnellste anhaltende Wachstum einer großen Volkswirtschaft in der Geschichte´ bezeichnet. Dieses Wachstum hat China in die Lage versetzt, sein BIP im Durchschnitt alle acht Jahre zu verdoppeln und schätzungsweise 800 Millionen Menschen aus der Armut zu helfen. China ist mittlerweile die größte Volkswirtschaft der Welt (auf Basis der Kaufkraftparität), Hersteller, Händler und Inhaber von Devisenreserven. […] China ist der größte Handelspartner der USA, die größte Importquelle und der größte ausländische Inhaber von US-Schatzpapieren, die dazu beitragen, die Staatsverschuldung zu finanzieren und die Zinssätze in den USA niedrig zu halten.“ [2]

Mehr dazu in einem Artikel des „Center for Strategic and International Studies“ mit dem Titel „Confronting the Challenge of Chinese State Capitalism“ („Der Herausforderung des chinesischen Staatskapitalismus begegnen“):

„China hat jetzt mehr Unternehmen auf der Fortune Global 500-Liste als die Vereinigten Staaten … wobei fast 75 Prozent dieser Unternehmen Staatsunternehmen sind („SOEs“, State Owned Enterprises, Anm. d. Redaktion). Drei der fünf größten Unternehmen der Welt sind chinesisch (Sinopec Group, State Grid und China National Petroleum). Chinas größte SOEs haben eine dominante Marktposition in vielen der wichtigsten und strategisch wichtigsten Branchen inne, von Energie über Schifffahrt bis hin zu seltenen Erden. Nach Berechnungen des Freeman-Lehrstuhls beläuft sich das Gesamtvermögen der 96 größten staatlichen Unternehmen Chinas auf mehr als 63 Billionen Dollar, was fast 80 Prozent des weltweiten BIP entspricht.“ [3]

Und hier noch etwas aus einem Bericht des IWF mit dem Titel „Asia Poised to Drive Global Economic Growth, Boosted by China’s Re-opening” („Asien als Motor des globalen Wirtschaftswachstums, angekurbelt durch Chinas Wiedereröffnung“, Anm. d. Redaktion):

„China und Indien werden den Prognosen zufolge in diesem Jahr zusammen etwa die Hälfte des weltweiten Wachstums ausmachen. Asien und der pazifische Raum sind ein relativer Lichtblick inmitten des
düsteren Umfelds der schwierigen Erholung der Weltwirtschaft.

Wie die Grafik der Woche zeigt, wird die Region in diesem Jahr rund 70 Prozent zum globalen Wachstum beitragen – ein deutlich größerer Anteil als in den letzten Jahren.“ [4]

Staatliche Marktwirtschaft statt Schocktherapie

Kurz gesagt, das chinesische, staatlich gelenkte Modell überholt die USA praktisch in allen Bereichen von Industrie und Handel. Und sein Erfolg ist größtenteils darauf zurückzuführen, dass die Regierung ihre Reinvestitionsstrategie frei auf ihre Zukunftsvision abstimmen kann. Das erlaubt es dem Staat, auf kurzfristige Rentabilität seiner verschiedenen Projekte zu verzichten, sofern sie die Voraussetzungen für eine stärkere und expansivere Wirtschaft in den kommenden Jahren bilden. Der chinesische Reformer Chen Yun bezeichnete dieses Konzept als „Vogelkäfig-Wirtschaft”, was bedeutet, dass die Wirtschaft innerhalb der Grenzen des allgemeinen politischen Systems „frei fliegen” kann. Mit anderen Worten: Die chinesische Führung sieht die Ökonomie als ein Instrument zur Verwirklichung ihrer gemeinsamen Zukunftsvision.

Dabei ist Chinas Erfolg nur zum Teil auf seine Kontrolle wichtiger Industriezweige wie das Bankenwesen und Erdöl zurückzuführen. Bedenken Sie, dass „der Anteil staatlicher Unternehmen (SOEs) an der Gesamtzahl der Unternehmen im Land auf nur 5% gesunken ist, obwohl ihr Anteil an der Gesamtproduktion immer noch bei 26% liegt“. Und obwohl der Staatssektor in den letzten zwei Jahrzehnten dramatisch geschrumpft ist, hat der chinesische Präsident Xi Jinping einen Dreijahres-Aktionsplan umgesetzt mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der SOEs zu erhöhen. Dafür werden diese in „Marktunternehmen” umgewandelt, die von „gemischten Eigentümern” geführt werden. Zusammengefasst: Trotz scharfer Kritik aus dem Westen hält China am Weg der Liberalisierung fest.

Erwähnenswert ist auch, dass das sogenannte „chinesische Wunder” nie stattgefunden hätte, wenn China die ihnen von sogenannten „westlichen Experten“ empfohlenen Programme umgesetzt hätte. Radikale Reformen (wie die „Schocktherapie“), die Russland nach der Auflösung der Sowjetunion 1991 durchgeführt hat, hätten in China zum gleichen katastrophalen Ergebnis geführt. Glücklicherweise hatten die chinesischen Politiker die Ratschläge westlicher Wirtschaftswissenschaftler ignoriert und stattdessen eine eigene, schrittweise Reformagenda entwickelt. Diese führte zu einem Erfolg, der die kühnsten Erwartungen übertraf.

Die Geschichte ist in einem YouTube-Video mit dem Titel „How China (Actually) Got Rich“ („Wie China (tatsächlich) reich wurde“, Anm. d. Redaktion) zusammengefasst. Nachfolgend habe ich einen Teil des Textes transkribiert. Eventuelle Fehler sind meine:

„Die erstaunlichste Wirtschaftsgeschichte der letzten Jahrzehnte ist der Aufstieg Chinas. Von 1980 bis 2020 wuchs Chinas Wirtschaft um mehr als das 75-fache. […] Es war die größte und schnellste Verbesserung der materiellen Bedingungen in der modernen Geschichte. […] China war eines der ärmsten Länder der Welt, aber jetzt ist es ein wirtschaftliches Kraftzentrum. […] Wirtschaftswissenschaftler sagen voraus, dass es die USA bis zum Ende des Jahrzehnts als größte Volkswirtschaft der Welt überholen wird. Die Menschen nennen es das chinesische Wunder. Manche Leute beschreiben dieses Wunder einfach als eine Geschichte des ,freien Marktes´. Sie sagen: ,Es ist eine simple Geschichte. China war arm [aber] dann wurde die Wirtschaft aus dem Griff des Staates befreit. Jetzt ist China reich.´ Doch das ist irreführend. Chinas Aufstieg war NICHT ein Triumph des freien Marktes. […]

Seit den 1980er Jahren hat die Politik der freien Marktwirtschaft den gesamten Globus erfasst. Viele Länder haben weitreichende Umgestaltungen vorgenommen: Preise wurden freigegeben, ganze Branchen privatisiert und das Land dem freien Handel geöffnet. Doch viele der Volkswirtschaften, die über Nacht dem Markt unterworfen wurden, stagnieren seither oder sind verfallen. Keine von ihnen konnte ein Wachstum wie in China vorweisen. Die afrikanischen Länder erlebten einen brutalen wirtschaftlichen Niedergang. Lateinamerika erlebte 25 Jahre Stagnation. Vergleicht man China mit Russland, dem anderen Giganten des Kommunismus im 20. Jahrhundert, ist der Kontrast noch atemberaubender.

Im Staatssozialismus war Russland eine Industrie-Supermacht, während in China noch weitgehend Agrarwirtschaft herrschte. Doch während die chinesischen Reformen zu einem unglaublichen Wirtschaftswachstum führten, mündeten die Reformen in Russland in einen brutalen Zusammenbruch. Sowohl China als auch Russland waren Volkswirtschaften, die weitgehend mittels staatlicher Befehle geführt wurden. […] [Dann] folgte Russland den Empfehlungen der damals ,wissenschaftlichsten Ökonomen´, einer Politik der so genannten ,Schocktherapie´. Die Grundidee war, dass die alte Planwirtschaft zerstört werden musste, um Platz für die Entstehung des Marktes zu schaffen. […] Man erwartete, dass Russland über Nacht zu einer vollwertigen Wirtschaft werden würde. […] Als Boris Jelzin die Macht übernahm, schaffte er alle Preiskontrollen ab, privatisierte staatliche Unternehmen und Vermögenswerte und öffnete Russland sofort für den globalen Handel. Das Ergebnis war eine Katastrophe. Die russische Wirtschaft war ohnehin schon am Boden, aber die Schocktherapie war ein tödlicher Schlag. [Westliche] Ökonomen sagten zwar kurzfristige Schmerzen voraus, aber sie ahnten nicht, wie schwerwiegend und zerstörerisch die Auswirkungen sein würden. Die Verbraucherpreise gerieten außer Kontrolle, eine Hyperinflation brach aus, das BIP fiel um 40 %.

Der Einbruch der Schocktherapie in Russland war bei weitem tiefer und länger als die ,Große Depression´ (in den USA ab 1929; Anm. d. Redaktion.). Für die einfachen Russen war es eine Katastrophe. […] Alkoholismus, Unterernährung in der Kindheit und Kriminalität stiegen ins Unermessliche. Die Lebenserwartung russischer Männer sank um 7 Jahre, mehr als jedes andere Industrieland in Friedenszeiten je erlebt hat. Russland hat nicht über Nacht einen freien Markt bekommen. Stattdessen entwickelte sich das Land von einer stagnierenden Wirtschaft zu
einem ausgehöhlten Wrack, das von Oligarchen geführt wurde. Wenn die Abschaffung von Preiskontrollen und staatlicher Beschäftigung nicht zu Wohlstand führte, sondern die Wirtschaft zerstörte und eine große Zahl von Menschen tötete, dann war der schnelle Übergang zu ,freien Märkten´ eindeutig nicht die Lösung. […]

In den 1980er Jahren erwog China, dieselbe Art von plötzlichen Reformen durchzuführen wie in Russland. Die Idee, mit einem Neuanfang zu beginnen, war attraktiv, und die Schocktherapie wurde von (angesehenen) Wirtschaftswissenschaftlern weithin befürwortet. […] Aber letztendlich entschied sich China gegen die Schocktherapie. […] Anstatt die gesamte [Wirtschaft] auf einmal umzuwerfen, reformierte sich China schrittweise und experimentell. Marktaktivitäten wurden geduldet oder in nicht lebensnotwendigen Bereichen der Wirtschaft aktiv gefördert. China verfolgte eine zweigleisige Preispolitik. […] China lernte von den am weitesten entwickelten Nationen der Welt, Ländern wie den USA, Großbritannien, Japan und Südkorea. Jede dieser Nationen hat die Entwicklung ihrer eigenen Volkswirtschaften und Märkte gesteuert und geplant, indem sie Industrien in der Frühphase schützte und Investitionen kontrollierte.

Westliche Ökonomen der freien Marktwirtschaft hielten dieses System für eine Katastrophe. […] Aber Chinas Führer hörten nicht auf sie, und während Russland nach der ,Schocktherapie´ kollabierte, verzeichnete China bemerkenswerte Erfolge. Der Staat behielt die Kontrolle über das Rückgrat der industriellen Wirtschaft sowie über das Eigentum an Grund und Boden. Als China in die neue Dynamik seiner Wirtschaft hineinwuchs, wurden die staatlichen Institutionen nicht zu Fossilien aus der Vergangenheit degradiert, sondern waren oftmals die treibenden Kräfte an vorderster Front neuer Industrien, die ihr eigenes Wachstum schützten und garantierten. Das heutige China ist keine freie Marktwirtschaft in irgendeinem Sinne des Wortes. Es ist eine staatlich gelenkte Marktwirtschaft. Die Regierung ist faktisch Eigentümerin des gesamten Grund und Bodens, und China setzt das Staatseigentum über den Marktwettbewerb zur Steuerung der Wirtschaft ein. Der weltweit propagierte Ansatz der Schocktherapie war ein Fehlschlag. Während Russland nach seiner plötzlichen Umstellung zusammenbrach, konnte China dank seiner schrittweisen Reformen überleben. Und das machte den Unterschied.” [5]

USA im relativen Abstieg, China steigt auf. Die Projektion setzt voraus, dass China bis 2049 50% des US-BIP pro Kopf erreicht. Quelle: IMF, Danske Bank

Chinas Aufstieg und die Neue Seidenstraße

Die Tatsache, dass Chinas staatliche Unternehmen vor ausländischer Konkurrenz geschützt sind und staatliche Subventionen erhalten, hat ausländische Unternehmen verärgert. Diese glauben, China habe einen unfairen Vorteil und halte sich nicht an die Regeln. Diese Kritik ist sicherlich berechtigt, aber es stimmt auch, dass die einseitigen Sanktionen Washingtons – die inzwischen gegen etwa ein Drittel aller Länder der Welt verhängt wurden – ebenfalls eine klare Verletzung der Regeln der Welthandelsorganisation darstellen. In jedem Fall ist Chinas Einstellung zum Markt unter Xi bestenfalls ambivalent. Und während „der Anteil des Staatssektors an der Industrieproduktion von 81% im Jahr 1980 auf 15% im Jahr 2005″ sank, hat Xi (im Geiste der Reformen) auch dafür gesorgt, dass die KPCh mehr Einfluss auf die Unternehmensführung und die Entscheidungsfindung in den Unternehmen hat. Natürlich kam dies bei den Titanen der US- und EU-Wirtschaft nicht gut an, die fest daran glauben, dass die Interessengruppen der Unternehmen das Sagen haben sollten (wie sie es im Westen tun).

Das größere Problem ist jedoch nicht, dass China seine staatlichen Unternehmen subventioniert, oder dass China innerhalb des nächsten Jahrzehnts zur größten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen wird. Das ist nicht das Problem. Das eigentliche Problem besteht darin, dass sich China nicht, wie ursprünglich erwartet, in die von Washington geleitete „regelbasierte Ordnung” eingefügt hat. Tatsache ist, dass die chinesische Führung sehr patriotisch ist und nicht die Absicht hat, ein Vasallenstaat im globalen Imperium von Onkel Sam zu werden. Dies ist ein wichtiger Punkt, den der Politologe Alfred McCoy in einem Artikel bei „Counterpunch“ beleuchtet:

„Chinas zunehmende Kontrolle über Eurasien stellt eindeutig eine grundlegende Veränderung in der Geopolitik dieses Kontinents dar. In der Überzeugung, dass Peking das globale Spiel nach den Regeln der USA spielen würde, beging das außenpolitische Establishment Washingtons im Jahr 2001 eine große strategische Fehlkalkulation, als es China in die Welthandelsorganisation (WTO) aufnahm. ,Über das gesamte ideologische Spektrum hinweg teilten wir in der US-Außenpolitik´, so bekennen zwei ehemalige Mitglieder der Obama-Regierung, ,den unerschütterlichen Glauben daran, dass die Macht und die Hegemonie der USA China ohne weiteres nach dem Geschmack der Vereinigten Staaten formen könnten. […] Alle Seiten der politischen Debatte irrten.´ In kaum mehr als einem Jahrzehnt nach dem Beitritt zur Welthandelsorganisation stiegen Pekings jährliche Exporte in die USA um fast das Fünffache und seine Devisenreserven stiegen von 200 Milliarden Dollar auf beispiellose 4 Billionen Dollar im Jahr 2013.“ [6]

Offensichtlich haben die Mandarine der US-Außenpolitik eine katastrophale Fehleinschätzung in Bezug auf China getroffen. Aber jetzt gibt es keine Möglichkeit mehr, den Schaden rückgängig zu machen. China wird nicht nur zur größten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen, sondern auch sein Schicksal selbst in die Hand nehmen – im Gegensatz zu den westlichen Nationen, die dem von Oligarchen geführten System (WEF) unterworfen sind. Und dieses trifft alle Entscheidungen – von der Klimapolitik bis zur Impfpflicht, von Transgender-Toiletten bis zum Krieg in der Ukraine. Diese Politik wird allein von Oligarchen bestimmt, die die Politiker, die Medien und den sich ausbreitenden Tiefen Staat kontrollieren. Noch einmal: Das Problem mit China ist nicht die Größe oder das Geld – es geht um Kontrolle. China kontrolliert gegenwärtig seine eigene Zukunft unabhängig von der „regelbasierten Ordnung”, was es zu einer Bedrohung für eben dieses System macht.

Wenn wir uns die erste Grafik (oben) noch einmal ansehen, können wir verstehen, warum Washington sich in seinen Stellvertreterkrieg mit Russland gestürzt hat. Denn wenn China in der Lage war, sein Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnnetz in nur 12 Jahren über ganz China zu spannen, was werden dann die nächsten 12 Jahre bringen?

Das ist es, was Washington beunruhigt.

Der Aufstieg Chinas zum regionalen Hegemon auf dem asiatischen Kontinent ist inzwischen so gut wie sicher. Wer kann ihn aufhalten?

Washington nicht. Die USA und die NATO stecken derzeit in der Ukraine fest, obwohl die Ukraine als Startrampe für die Ausbreitung von US-Militärstützpunkten in Zentralasien und (letztendlich) für die Einkreisung, Isolierung und Eindämmung Chinas dienen sollte. Das war der Plan, aber der Plan sieht jeden Tag unrealistischer aus. Und erinnern Sie sich an die Bedeutung, die der nationale Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski in seinem Klassiker „The Grand Chessboard“ vor fast drei Jahrzehnten Eurasien beimaß. Er sagte:

„Eurasien ist der größte Kontinent der Erde und liegt geopolitisch in der Mitte. Eine Macht, die Eurasien beherrscht, würde zwei der drei am weitesten entwickelten und wirtschaftlich produktivsten Regionen der Welt kontrollieren. […] Ungefähr 75 Prozent der Weltbevölkerung leben in Eurasien, und auch der größte Teil des materiellen Reichtums der Welt befindet sich dort, sowohl in den Unternehmen als auch unter der Erde. Auf Eurasien entfallen 60 Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes und etwa drei Viertel der bekannten Energieressourcen der Welt.” [7]

Länder, die den meisten Handel mit den USA bzw. China betreiben. Im Jahr 2000 waren die USA noch die beliebtesten Handelspartner, 2020 betrieben die meisten Länder der Welt ihren größten Handel mit China.

Unter den außenpolitischen Muskelprotzen herrscht die einhellige Meinung, dass die Vereinigten Staaten zum dominierenden Akteur in Zentralasien werden müssen, wenn sie ihre derzeitige erhabene Position in der Weltordnung halten wollen. Der ehemalige Unterstaatssekretär für Verteidigung, Paul Wolfowitz, ging sogar so weit zu sagen, dass Washingtons „oberste Priorität” darin bestehen müsse, „das Wiederauftauchen eines neuen Rivalen zu verhindern, entweder auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion oder anderswo, der eine Bedrohung in der Größenordnung der Sowjetunion darstellt”. Wolfowitz’ Ansichten werden in allen neueren nationalen Sicherheitsdokumenten der USA, einschließlich der Nationalen Sicherheitsstrategie und der Nationalen Verteidigungsstrategie, immer wieder aufgegriffen. In einem Punkt sind sich alle Experten einig: Die USA müssen sich mit ihrem Plan, Zentralasien zu kontrollieren, durchsetzen.

Aber wie wahrscheinlich ist das jetzt? Wie wahrscheinlich ist es, dass Russland aus der Ukraine vertrieben und daran gehindert wird, sich den USA in Eurasien entgegenzustellen? Wie wahrscheinlich ist es, dass sich Chinas „Belt and Road”-Initiative nicht quer durch Asien und nach Europa, in den Nahen Osten, nach Afrika und sogar nach Lateinamerika ausbreitet? Lesen Sie diesen kurzen Auszug über Chinas Plan der „Neuen Seidenstraße“:

„China baut das größte wirtschaftliche Entwicklungs- und Bauprojekt der Welt, das jemals in Angriff genommen wurde: Die Neue Seidenstraße. Das Projekt zielt auf nicht weniger als eine revolutionäre Veränderung der wirtschaftlichen Landkarte der Welt ab. […] Die ehrgeizige Vision besteht darin, die alte Seidenstraße als modernen Transit-, Handels- und Wirtschaftskorridor wieder aufleben zu lassen, der von Shanghai bis nach Berlin führt. Die ,Straße´ wird China, die Mongolei, Russland, Weißrussland, Polen und Deutschland durchqueren und sich über mehr als 8.000 Meilen erstrecken, wodurch eine Wirtschaftszone entsteht, die sich über ein Drittel des Erdumfangs erstreckt.

Der Plan sieht den Bau von Hochgeschwindigkeitseisenbahnen, Straßen und Autobahnen, Energieübertragungs- und -verteilungsnetzen sowie Glasfasernetzen vor. Die Städte und Häfen entlang der Strecke werden für die ökonomische Entwicklung erschlossen.

Ein ebenso wichtiger Teil des Plans ist eine seegestützte Komponente namens ,Maritime Seidenstraße´ (MSR), die ebenso ehrgeizig ist wie das Landprojekt, und die China über Zentralasien und den Indischen Ozean mit dem Persischen Golf und dem Mittelmeer verbindet. Nach ihrer Fertigstellung wird sie, wie die alte Seidenstraße, drei Kontinente miteinander verbinden: Asien, Europa und Afrika (und jetzt auch Lateinamerika). Die Kette von Infrastrukturprojekten wird den größten Wirtschaftskorridor der Welt schaffen, der eine Bevölkerung von 4,4 Milliarden Menschen und eine Wirtschaftsleistung von 21 Billionen Dollar umfasst. […]

Für die Welt als Ganzes sind die Entscheidungen über die Straße von größter Bedeutung. Das gewaltige Projekt birgt das Potenzial für eine neue Renaissance des Handels, der Industrie, der Entdeckungen, des Denkens, der Erfindungen und der Kultur, die durchaus mit der ursprünglichen Seidenstraße konkurrieren könnte. Außerdem wird von Tag zu Tag deutlicher, dass geopolitische Konflikte um das Projekt zu einem neuen Kalten Krieg zwischen Ost und West um die Vorherrschaft in Eurasien führen könnten. Der Ausgang ist alles andere als sicher.“ [8]

China ist die Zukunft

Xi Jinpings „unverkennbares Infrastrukturprojekt” verändert die Handelsbeziehungen in Zentralasien und auf der ganzen Welt. An der neuen Seidenstraße werden schließlich mehr als 150 Länder und eine Vielzahl internationaler Organisationen beteiligt sein. Es handelt sich zweifellos um das größte Infrastruktur- und Investitionsprojekt der Geschichte, das 65% der Weltbevölkerung und 40% des globalen BIP einbeziehen wird. Die Verbesserung der Straßen-, Schienen- und Seewege wird die Konnektivität erheblich verbessern, die Transportkosten senken, die Produktivität steigern und den Wohlstand auf breiter Ebene erhöhen. Die neue Seidenstraße ist Chinas Versuch, die zerfallende „regelbasierte” Ordnung der Nachkriegszeit durch ein System zu ersetzen, das die Souveränität der Nationen respektiert, Einseitigkeit ablehnt und sich auf marktwirtschaftliche Prinzipien stützt, um eine gerechtere Verteilung des Wohlstands zu erreichen.

Die neue Seidenstraße ist Chinas Entwurf für eine neue Weltordnung. Sie ist das Gesicht des Kapitalismus des 21. Jahrhunderts und wird den Schwerpunkt der globalen Macht nach Osten verlagern, nach Peking, das de facto zum Zentrum der Welt werden wird.

Land- und Seewege der «Belt And Road Initiative», rot = China ist mehrheitsbeteiligt; orange = China ist minderheitsbeteiligt; gelb = andersartige chinesische Beteiligung, Quelle: LeidenAsiaCenter & Clingendael China Centre

Quellen:

[1] Advisor Channel, Dorothy Neufeld, „Charted: The Rise of Stock Buybacks Over 20 Years“, am 1.12.2022, <https://advisor.visualcapitalist.com/rise-of-stock-buybacks/>
[2] Congressional Research Service, „China’s Economic Rise: History, Trends, Challenges, and Implications for the United States“, am 25.6.2019, <https://sgp.fas.org/crs/row/RL33534.pdf>
[3] Center for Strategic and International Studies, Jude Blanchette, „Confronting the Challenge of Chinese State Capitalism“, am 22.1.2021, <https://www.csis.org/analysis/confronting-challenge-chinese-state-capitalism>
[4] IWF, Thomas Hewlbling, „Asia Poised to Drive Global Economic Growth, Boosted by China’s Reopening“, am 1.5.2023, <https://www.imf.org/en/Blogs/Articles/2023/05/01/asia-poised-to-drive-global-economic-growth-boosted-by-chinas-reopening>
[5] Youtube, The Gravel Institute, „How China (Actually) Got Rich“, <https://www.youtube.com/watch?v=K_57-OOjoP8>
[6] Counterpunch, Alfred W. McCoy, „The Rise of China and the Fall of the US“, am 28.4.2023, <https://www.counterpunch.org/2023/04/28/the-rise-of-china-and-the-fall-of-the-u-s/>
[7] Zbigniew Brzezinski, „The Grand Chessboard“,  S.31
[8] Oil Price, Robert Berke, „New Silk Road Could Change Global Economics Forever”, am 21.5.2015, <https://oilprice.com/Energy/Energy-General/New-Silk-Road-Could-Change-Global-Economics-Forever.html>

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

4 Gedanken zu „China steigt zur größten Wirtschaftsmacht der Welt auf. Warum? Schon einige Grafiken erklären fast alles.“

  1. Dr. Tomaž Mastnak ist ein in Slowenien allbekannter Soziologe. Aktuelles Zitat: „Die Zerstörung der europäischen Wirtschaft, der Zerfall der europäischen Politik und die Entartung der europäischen Kultur ist kein Kollateralschaden des Krieges gegen Russland, sondern eines der beiden Hauptziele des Krieges.“

    Ja, genau danach sieht es aus, so ist es. Die Zerstörung Europas ist jedoch lediglich Teil einer Gesamtstrategie der globalistischen Elite. Ist deren eigentliches Problem doch nicht Europa als Wettbewerber der USA auf dem Weltmarkt. Sondern der Kollaps des Weltmarkts insgesamt infolge des sich unaufhaltsam abzeichnenden Kollapses der Kapitalmärkte! Das eigentliche Problem der Elite des Großkapitals ist also das Ende der Welt, der Weltuntergang.

    Es gibt kein US-Großkapital als solches. Seit weit mehr als 100 Jahren bereits ist Großkapital supranational aufgestellt. Zwar gibt es einzelne europäische, asiatische, afrikanische oder australische Großkapitalisten, aber nicht solches Großkapital. Es hat dieses so nun allemal supranationale globale Großkapital nur einen wirklichen Feind, und das sind technologischer Innovation geschuldete PRODUKTIVITÄTSZUWÄCHSE in der Produktion und im Transport von Waren. Jene Zuwächse sind in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch hoch geworden. Und werden in der nahen Zukunft weit höher noch ausfallen. Entwicklung der Produktivkraft.

    Produktivitätszuwachs ist Ursache von durch Inflationierung kaschiertem Schwund des Geldes, verursacht globalen Geldschwund, sprich: Es schwindet die inflationsbereinigte globale Gesamtmasse einer Geldsumme, die bei Marx/Engels als Profit(*) firmierte und welche sich ergibt aus der Differenzsumme aus: Summe der global-gesamtmarktlichen Verkaufserlöse aus Produktion und Transport von Waren MINUS der global-gesamtmarktlichen Summe aller für diese Produktionen und Transporte anfallenden Kosten für händische Arbeit und für die von letzter in unmittelbaren Gebrauch genommenen Maschinen und Materialien. Profit ist also das, was vom ganz großen Geldkuchen übrigbleibt für all die sehr sehr sehr vielen, die nicht im ureigentlichen Sinne Proletariat sind, die also nicht in Lohn und Brot stehen in Fertigung und Transport von Waren für dort händisch geleistete Arbeit. Und die als nun Nichtproletarier aller Art leben von eben Profit, vom Löwenanteil eben dessen, was überhaupt von den global Waren produzierenden und transportierenden Unternehmen erwirtschaftet wird an Geld. Geld, das sich von dort aus verteilt an das Nichtproletariat auf diesem großen Erdenrund. (* = so gut wie niemand von den sich selbst als Marxisten Ausrufenden weiß auch nur ansatzweise, was das eigentlich ist, der Profit. Ist viel mehr als bloß Kapitalrendite oder Unternehmensgewinn.)

    Kurz: Produktivitätszuwachs ruiniert den Profit, jenen Stoff, aus dem die Kapitalmärkte letztlich gemacht sind. Ohne Kapitalmärkte aber können keine Waren produziert werden im Imperium von Lohnarbeit und Kapital. Ja, Menschheitsfamilie ist mehr als schönes romantisches Bild, ist ganz reale Tatsache.

    Wie aber nun gedenkt das globale Kapital, dem Kollaps der Kapitalmärkte und so denn auch dem Kollaps der globalen Warenproduktion zu entkommen, dem Weltuntergang? China! China wird zentraler Standort der globalen Warenproduktion einer sich zunehmend entvölkernden, weil linksgrün-globalistisch umgestalteten bzw. ruinierten Welt. Und Belt-and-Road verteilt diese in China produzierten Waren in die große weite Welt hinein und transportiert die dem Standort China fehlenden Rohstoffe aus der großen weiten Welt her nach China hin. Lediglich HighTech-Waren von machtstrategischer Bedeutung werden außerhalb Chinas produziert werden — Rüstung, Space, I+K usw.

    So einfach ist das, so einfach löst das globalistische Kapital das Problem des Weltuntergangs. Wobei anzufügen wäre, daß jene ankommende, fast menschenleere schöne neue Welt von digitalen Sklaven bewohnt ist — denn wisse: Großkapitalisten, die Sklaven haben, brauchen sich um Geld nicht mehr zu sorgen.

  2. „Planwirtschaft, ob sozialistisch, kommunistisch, faschistisch oder kapitalistisch (Korporatismus) hat noch nie funktioniert. “

    Soso. Was aber dann? „Freie Marktwirtschaft“, Kapitalismus? Ja das funktioniert: für die Mehrheit der Weg mit Plüsch tapezierten Wänden … zur Hölle.

    Ich frage mich immer, was man hierzulande immer besser weiß, was für andere Länder gut wäre oder wie es dort angeblich tatsächlich aussehen wüde. Ich denken nicht, dass wir hier den chinesischen Weg gehen könnten. Das sind einfach andere Menschen als wir. Also was soll dieser hier vom Zaun gebrochene, angedeutete Streit darum, ob China auf dem Vormarsch ist oder nicht? (Ich halte China für auf dem Vormarsch. Natürlich ist der Ausbau des Hochgeschwindigkeitsstreckennetzes ein Indikator für wirtschaftliche Entwicklung.)
    Aber lasst doch China machen, was Chinas Sache ist – und kümmern wir uns endlich mal wieder um HIER!

    Und bitte, wer braucht “ sozialistisch, kommunistisch, faschistisch oder kapitalistisch (Korporatismus) Systeme“? Ich nicht. Ich will echte, direkte, lokale Demokratie. Und dann soll doch jede Gemeinde, jede Gemeinschaft, selbst besimmen, wie sie was machen wollen (unter eine losen Klammer übergeordneter Strukturen um gemeinsame übergeordnete Interessen wie Infrastrukturaufgaben, Beziehung zu anderen Ländern etc. zu vereinbaren, und zwar durch ausgewählte, dem lokaldemokratischen Beschluss verpflichtete Gesandte.)

    Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie in den digitalen Quatschbuden alles mögliche an „Systemen“ durchgekaut wird – nur nicht (echte) Demokratie!

    Ein Narr der Böses dabei denkt?

    Übrigens liegt Demokratie auch nicht auf einer Linie zwischen „links“ und „rechts“, in der Mitte zwischen Kommunismus und Faschismus, wie man uns immer wieder weiß machen will. (Alles und jeder wird irgendwo zwischen „links“ und „rechts“ eingeschubladelt)

    Das „links-rechts“-Schema, das überall verzapft wird ist nichts weiter als die genialste und effektivste Spalte-und-Herrsche-Masche der über all dem stehenden Ausbeuter und Bedrücker. Der Pöbel soll sich kloppen – also nenne die einen „Linke“, die anderen „Rechte“, (oder „Blaue“ und „Gelbe“, „Luftige“ und „Feurige“, „Dödelige“ und „Kümmelige“, … – alles völlig egal, hauptsache eine angebliche Dichotomie) und lege die Hände in den Schoß (als Kapitalist und Strippenzieher). Die Büttel, die diesen Spaltkeil ständig und immer neu einschlagen, kosten fast nichts. Es gibt sogar genug Idioten, die das von sich aus und kostenlos machen.

    Gerade sind die „Linken“ obenauf und mit ihrem „rechts“, „rechtsanschlussfähig“, „rechtsextrem“, „rechtsoffen“, oder am allerbesten: „rechtsesoterisch“ (damit sind gleich alle Anthroposophen und Homöopathen, Spirituelle und Gläubige miterschlagen), dazu ständig und überall „antisemitisch“, dann „verschwörungstheoretisch“, oder „spinnert“ – oder gleich einfach „Natzi“ wird einfach alles ausgegrenzt, was nicht zur Herrschaftsmeinung passt. Zu andern Zeiten sind es dann wieder die „Rechten“, die die Stimmung beherrschen, die anderen als „Querulanten“ denunnzieren und ausgrenzen und zu Sündenböcken machen – für die wahren Herrscher völlig schnuppe, wer gerade beim Spalten Oberhand hat. Hauptsache, man kloppt sich unten.

  3. Das Netz für Hochgeschwindigkeitszüge kann doch nicht der Gradmesser für wirtschaftliche Entwicklung sein.
    1. In den USA werden weite Distanzen traditionell mit dem Flugzeug zurückgelegt. Deshalb braucht es dort keine Hochgeschwindigkeitszüge.
    2. Die Hochgeschwindigkeitszüge transportieren nur Personen. In Deutschland sitzen im ICE mehrheitlich Arbeitskräfte (Wochenendfahrer und Berufspendler), weniger Touristen. Das wird in China nicht anders sein. Fragt sich ob sich die Investition lohnt oder das nur ein Vorzeigeprojekt mit magerer Auslastung ist.
    3. Die Infrastruktur zu bauen ist das Eine, die Unterhaltung der Infrastruktur das Andere. Solange die Chinesen ihr Geldmengenwachstum selbst bestimmen können, könnten sie sich den Unterhalt leisten. Bei einer goldgedeckten BRICS-Währung könnte das anders aussehen.

    Dass der Absatzmarkt China mit 1,3 Mrd Einwohnern den USA (330 Millionen) und der EU (530 Millionen) wirtschaftlich überlegen ist, liegt in der Natur der Sache und ist ein alter Hut. Von diesem Kuchen will sich die westliche Wirtschaft seit Jahrzehnten auch ein Stück abschneiden.

    Das Wirtschaftswachstum Chinas wurde jahrelang künstlich aufgebläht. Als Resultat stehen, wie in Spanien, Geisterstädte (mit Hochhäusern für jeweils mehrere Tausend Bewohner) in der Gegend die teilweise wieder abgerissen werden. Das ist weder Nachhaltig noch wirtschaftlich sinnvoll. Das gibt Pleiten ohne Ende und zieht die Wirtschaft langfristig und dauerhaft runter.

    Planwirtschaft, ob sozialistisch, kommunistisch, faschistisch oder kapitalistisch (Korporatismus) hat noch nie funktioniert. Damit werden nur kurzzeitige Erfolge erzielt. Ob China langfristig wirtschaftlich erfolgreich sein wird steht noch in den Sternen.

  4. Hier nun folgendes ist verschiedenen Publikationen der Weltbank sowie sonstigen großen übernationalen Institutionen zu entnehmen oder ergibt sich aus hinlänglich bekannten allgemeinen Gegebenheiten:

    Im Rahmen der langfristigen Zukunftsstrategie der globalen Elite des Großkapitals wird China der Hauptstandort für Warenproduktionen weltweit sein, das globale Infrastrukturprogramm Belt-and-Road wird der Verteilung der in China produzierten Waren in die gesamte Welt hinein dienen. Welche letztere stark entvölkert werden wird, da die drastischen Produktivitätszuwächse der vergangenen Jahrzehnte wie auch die kurz- bis mittelfristig noch zu erwartenden den Arbeitskräftebedarf dramatisch vermindert haben bzw. weiter vermindern werden; hinzu die, aus Sicht des Kapitals, Überalterung der traditionellen westlichen Volkswirtschaften. Deren Arbeitskraft, anders als die chinesische, zudem an politische Freiheit und einen vergleichsweise hohen Lebensstandard gewohnt ist.

    Chinas Arbeitskraft ist durch den mit Mao begonnenen brutalen Staatsterror verängstigt und dem Kapital in hohem Maße gefügig gemacht worden, China ist heute – negativer Superlativ – die am schärfsten technokratisch bzw. digi-totalitär bzw. faschistisch geführte Gesellschaft überhaupt, und so wird sich seine materiell wenig anspruchsvolle Arbeitskraft zudem sicherlich auch eugenisch bewirtschaften und optimal an die sich wandelnden Bedarfe des Kapitals anpassen lassen — hier insbesondere zu denken an Überalterung der Erwerbsbevölkerung, an Familienplanung wie auch an genetisches Design.

    Entlang der Verkehrsadern von Belt-and-Road sind Freihandelszonen mit nichtstaatlichem Status geplant, wo auch industriell produziert werden wird. Fraglos wird die dort rechtlich ungeschützte Arbeitskraft in Lagern kaserniert sein, in Arbeitslagern.

    China wird vor allem Konsumgüter für sich selbst sowie für die wenigen, auf der nichtchinesischen Welt noch verblieben sein werdenden Arbeitskräfte produzieren. Letztere selbst werden in machtstrategisch bedeutsamen Industriezweigen tätig sein (Rüstung, I+K, Space, Forschung und Entwicklung) und einen höheren Lebensstandard haben als chinesische Arbeitskraft.

    Abschließend zu sagen, beginnt mit Belt-and-Road keineswegs ein erfreuliches, sondern ein düster-dystopisches neues Kapitel der Weltentwicklung. Ja, richtig, beim neurechten Spaßvogel HaJo Müller oder bei altlinken maoistischen Kadern ist davon nichts zu hören. Wer jedoch einen Blick werfen möchte auf das Design des nun ankommenden schönen neuen Weltfaschismus des supranationalen Kapitals, dem sei der folgend verlinkte ausführliche aber gut lesbare englischsprachige Beitrag empfohlen:

    https://iaindavis.com/global-empire-unipolar-prison/

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