HaBE Horst Bethge nachgerufen
Liebe Hamburger KollegINNen,
bei dem so ermutigenden Beitrag eures stellvertretenden Vorsitzenden bei der GEW-Konferenz „45 Jahre Radikalen-Erlass“ am 28.10. in Kassel, habe ich sofort gedacht, dass dieser Landesverband dann doch (noch, wieder, immer noch) die gewerkschaftspolitische Heimat meines Freundes Horst Bethge ist. Wir hatten uns zum letzten mal bei der Anti-Bertelsmann-Konferenz mit Eckard Spoo zusammen getroffen
Peer Steinbrück und Schäfer-Gümbel im Kreuzverhör der FR-Belegschaft.
http://kanalb.org/clip.php?&clipId=1896&Vlang=ger
Horst war für mich wie ein zweites rotes Nordlicht bei politisch-stürmisch Hoher See immer ein rettender Leuchtturm. Das zweite rote Nordlicht war der Lehrer meines Freundes Thomas Weißbecker, Jochen Steffen. Der war sogar mal Chef der schleswig-holsteinschen SPD. Ich habe Jochen Kuddel Steffen noch nach der Ermordung Thomas Weißbeckers getroffen und er war wie ich fest davon überzeugt, dass Tommy auf der Flucht von hinten erschossen wurde. (Er lag auf dem Bauch und seine Pistole steckte noch im Gürtel hinterm Rücken. Die Ermittlungsbehörde interpretierte das als besonders infam, denn „Weißbecker hat noch im Sterben die Pistole auf dem Rücken unter den Gürtel gesteckt, um die Polizisten zu belasten,… „
Thomas Weißbeckers Familie mütterlicherseits wurde in verschiedenen KZs ermordet.
Bei unserer gemeinsamen Festnahme anlässlich der Sprengungeines “Wohltätigkeitsfressens” der Rhein-Main-Taunus Finanz-& Polit-Elite im Wiesbadener Kurhaus, schrie Thomas dem Greiferkommando entgegen: “Wir werden euch nicht wieder den Juden machen!” John Rubinow, der Sohn des Chefs des US-Handelszentrums war einer der “Wohltätigkeitsfresser”. Wir hatten ihn bei der Blockade durchgelassen, nachdem er uns als Mitglied des Frankfurter USSB (Unabhängiger Sozialistischer Schülerinnen Bund) fest versprochen hatte, im Kurhaus über das Mikro eine Erklärung gegen diese Verhöhnung der “3.Welt” zu verlesen. John Rubinow hat sein Wort gebrochen und nicht gesprochen. Daraufhin ließen wir zusammen mit Louis Tratter und der ASH-Krebsmühle das Fressen platzen. Das Schöne an dieser Geschichte: Die Greifer haben uns unter dem Kurhaus-Saal in der Küche im Keller zwischengelagert, eingesperrt, um uns von dort später abzutransportieren. Sie waren sich sicher, dass das Küchenpersonal uns bewachen würde. Doch das personal war sofort auf unserer Seite, packte sofort Fresspakete i8n Tragetüten und schickte uns damit durch den Lieferanteneingang ins Freie: “Die draußen sollen ja auch was davon haben!” Da Louis Tratter mit der ASH zwischenzeitlich die kaum bewachten Mannschaftstransportwagen hinter dem Kurhaus vorsichtig “entlüftet” hatte, konnten die Belagerer der Kurhauses und die Freigelassenen nicht schnell in Mannschaftsstärke verfolgt werden
Jochen und ich haben Tommys „Werdegang“ scharf kritisiert. … das ist eine sehr lange Geschichte, die ich in meinem Roman „Die Putztruppen“ versucht habe literarisch zu verarbeiten … Wie und warum Thomas Weißbeckers Mutter bei dem vergeblichen Versuch, das Leben ihrer Familie zu retten, den Holocaust überleben konnte, habe ich in der Trilogie „Die drei Leben der Hannia W“ in meinem Prosa-Zyklus „Grenzgänger“ erzählt. Hier verschmelzen die Biographien dreier Frauen zu einem Überleben zwischen Hanau, Maintal, Frankfurt, Kiel, Lodz-Litzmannstadt, Theresienstadt, Auschwitz-Birkenau, Lidice, Warschawa, Gdansk, Wroclaw, Tel Aviv, Mannheim-Neckarau und wieder Frankfurt.
Zurück zu Horst:
Meinen Nachruf auf Horst schicke ich euch. Mich würde es sehr freuen, wenn ihr ihn bei euch an einem passenden Ort plakatieren würdet.
Ansonsten lade ich euch alle herzlich ein, von meiner Seite zu nehmen, was euch gefällt, was euch nützlich erscheint: interkulturelle Pädagogik, musikpädagogische Projekte, fachübergreifende, jahrgangsübergreifende Projekte, Integration & Inklusion, interreligiöser Unterricht/Religionskunde, Mathematik mit Musik und umgekehrt, Deutsch mit Politechnik und Kunst, Musik- und Sprachunterricht, muttersprachlicher und Deutsch als Fremdsprachen-Unterricht, Verstecken von Kindern-Abschiebung verhindern. Kinder-Chor-Arbeit, Fahrradwerkstätten, Kinder-Druckerei … alles dabei.
Und über den Zweck der Berufsverbote, die Notstandsgesetze für die Kriegsvorbereitungen nach Innen und Außen …..
Ich gestehe: ich bin käuflich, für 200,-€ könnt ihr mich abendlich gern haben – ganztags für 400,-€: NEU-Deutsches EDU-& INFO-tainment, Kinder- & HistoPolit-Romane, Erzählungen, un-& politische Lyrik, Lieder, Fachseminare, Werkstätten.
Ihr könnt wählen Watt ihr Volt. Sie schalten E-ON, so lange wir sie uns verwalten lassen.
Meinem Freund Horst Bethge hinterhergeschrieben, dessen letztes Einschlafen mir die NATOdesmaschinerie über Libyen aus dem Kopf gebombt hat.
Veröffentlicht am 29. Mai 2011 von Hartmut Barth-Engelbart
Foto: Lars Buchmann
Erst jetzt Horst, so lange nachdem Du Deinen letzten Schlaf gefunden hast, hab ich wieder zu mir und zu Dir gefunden. Die Todesanzeige in der HeimatFRontschau hat mich aufgeschreckt, einen Teil von mir geweckt, der mir tot-geschwiegen wurde, den ich zu lange unter realen Alpträumen überschlafen
HaBE
Ach Horst
Du bist schon wieder eingeschlafen
wach auf, der Redner fand ein Ende
der AntiBertelsmann-Kongress
geht weiter
die nächste Rede dauert leider
noch etwas länger
komm sprich mit mir
du wolltest mir doch noch erzählen
von diesem linken Schülerfunktionär
von Reinhard der am Tropf des Mohn
des Mannes mit dem Schwert
des Bertelsmannes
dem deine Praxis viel zu schwer
der ein von Henntig-Schüler war
die Prolos von der Resthauptschule
die wollte er nicht unterrichten
nein lieber diese Edelschulen
im Odenwald, in Bielefeld
als Treibhaus für die Oberschichten
Du hattest mir doch noch erzählt
er wollte mit den Underdocks
in Hamburg nichts zu schaffen haben
sich nicht den längst ergrauten
Kopf KAHL ärgern
Die Welt sei schlecht
nur müsse man sie halt
von Oben ändern
wo möglich
friedlich
und dazu sei ihm auch
das Geld vom Reinhard
Mohn ganz recht
Ach Horst
der Noam hat mir grad geschrieben
ich habe ihm von Dir erzählt
und er von Dir
von Ernest, Herbert, von Joachim,
von Gernot, Egon und den Links-Koordinaten
vom SDS und vom SB
von DGB und DFG-VK
AUSS und VVN, von KPD und DFU
von SLB und FLG und KLG
von RozPead-Zelle-AFE
und DKP
von Hörnle, Adler, Fromm und Freud
von Anna und von Bernfeld,
der im MÄRZ erschien
vom Morgen- und vom Abendroth
von Hessel- contra Carlebach
und wie der gegen Gerold rudert
von Heinz und nicht von Willy Brandt
ich weiß die beiden sind
nicht mal verwandt
Und vorn, die Redner haben Zeit
die haben Zeit
die haben Zeit
die haben Zeit
wie lange noch
Ich schrecke hoch,
ist es so weit?
Nein Eckhart redet ganz zum Schluss
weshalb ich weiterdösen muss
Ach Horst
du bist schon wieder eingeschlafen
wach auf, ich muss Dir was
nein Du,
du wolltest mir so viel erzählen
wir lassen uns vom Rednerpult nicht quälen
komm mit, wir geh‘n raus ins Foyer
Ich hol dir einen Roten
Nein ? Lieber doch einen Kaffee ?
Espresso oder lieber Filter
Komm Horst, sag mir‘s
statt nur so abzuwinken
Ich weiß Du solltest besser Wasser trinken.
Und dann erzählst Du von den LINKEN
und wie die Breitmaulfrösche Quaken
und sie die Münder spitzen
wenn sie der Storch entdeckt
Ach Horst,
das wollt ich Dich noch fragen:
wo hatten sich die Kommunisten
rund um die Reeperbahn versteckt
in der Speicherstadt, im Hafen,
wo sie dann die Bomben trafen
bist Du schon wieder eingeschlafen?
Komm Horst,
ich hol Dir lieber doch noch
diesen einen Roten
Ich weiß, dass der Dich richtig weckt
der weckt sogar die Toten
Gerne hätte ich die Todesanzeige für meinen Freund Horst Bethge, meinen in den 60ern noch väterlichen Freund, der meine politsch-pädagogische Arbeit so wesentlich mitgeprägt hat
unterschrieben
stattdessen haben mich die NATO-Bomben
in die Tastatur getrieben
Du bist dabei nicht ein-
nein!
Du hast “Weiter so!” genickt
und spätestens in einer Bombenpause
hätt ich Dir alle Texte, Lieder und Gedichte
gegen diese Kriege zugeschickt.
Ach Horst ,
wie viel lieber hätt ich Dir
für meinen 65sten ne Einladung geschrieben
wir beide wären dann ,
wenn alle schon gegangen sind
einfach noch
im Hof geblieben.
Beim fünften oder sechsten Wein
wärst Du dann eingenickt.
So, wie Du neben mir
beim AntiBertelsmann-Kongress
auf den Aulastufen sitzend
rücksichtsvoll wie immer
nur ganz leise schnarchend
eingeschlafen bist.
Jetzt bist du
so hat man mir gesagt
endgültig eingeschlafen
in meinem Kopf in meinem Herzen
sitzt du immer noch
und schnarchst, erzählst, erklärst und kämpfst meist leise
hartnäckig, nordlichtstur
bisweilen aber nur,
weil sonst der Kurs nicht mehr zu halten wär
geduldig so wie immer
immer quer
Du weißt
jetzt ruhig zu bleiben
fällt mir schwer
Deinem Leise
Geb‘ ich Laut
Du schläfst
und ich wach weiter
Halt mir oben
Auf der Himmelsleiter
Wie früher eine Treppenstufe
Eine Sprosse frei
dann haben wir den Überblick
und sind bei jedem Streik
dabei
Dein HaBE
Carl Hanau
HaBe