Israel hat als Besatzungsmacht kein Recht auf Selbstverteidigung gegen die Besetzten. Israel verstößt gegen das Kriegsrecht. Interview mit Oberst a.D. Jacques Baud

Jacques Baud  war Oberst der Schweizer Armee. Er arbeitete für den Schweizerischen Strategischen Nachrichtendienst und war Berater für die Sicherheit der Flüchtlingslager in Ost-Zaire während des Ruanda-Krieges, arbeitete unter anderem für die Nato in der Ukraine und ist Autor mehrerer Bücher über Nachrichtendienste, asymmetrische Kriegsführung, Terrorismus und Desinformation.

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„[…] Zunächst einmal muss daran erinnert werden, dass Israel offiziell eine Besatzungsmacht ist & seine Präsenz in den palästinensischen Gebieten gemäß der Resolution 242 (1967) des Uno-Sicherheitsrats illegal ist. Folglich ist der Widerstand gegen diese Besatzung legal. Die Resolution 45/130 (1990) der Generalversammlung gibt den Palästinensern das Recht auf Widerstand «mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, einschließlich des bewaffneten Kampfes». […]

[…] Es ist bemerkenswert, dass Israel in einem Monat mehr Zivilisten getötet hat als die Russen und Ukrainer zusammen in mehr als 20 Monaten (nach der letzten Zählung der Uno). […]

[…] Für die laufende Operation in Gaza haben die Israelis, wie die britische Zeitung The Telegraph berichtete, erklärt, dass sie nicht Präzisions-, sondern Vernichtungsfeuer durchführen. Die Situation ist also eindeutig: In einem Kampf in einem dicht besiedelten Gebiet verstößt das israelische Vorgehen gegen das Kriegsrecht. […]

[…] Israel hat nie eine Zwei-Staaten-Lösung gewünscht. Aus diesem Grund hält es sich nicht an die Resolutionen der Uno, insbesondere nicht an die Resolution 181 vom November 1947, die die Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staates vorsah. Sie werden feststellen, dass Israel und seine westlichen Verbündeten in den letzten 75 Jahren alles getan haben, damit diese Resolution nicht umgesetzt wird. Tatsächlich wurde sie nicht einmal an einem einzigen Tag umgesetzt. […]“

 

Eine Besatzungsmacht hat kein Recht auf Selbstverteidigung gegen die Besetzten

Das Vorgehen Israels verstösst gegen das Kriegsrecht

 Interview mit Jacques Baud

16.11.2023

Jacques Baud hat einen Master in Ökonometrie und ein Nachdiplomstudium in internationaler Sicherheit am Hochschul­institut für internationale Beziehungen in Genf absolviert und war Oberst der Schweizer Armee. Er arbeitete für den Schweizerischen Strategischen Nachrichtendienst und war Berater für die Sicherheit der Flüchtlingslager in Ost-Zaire während des Ruanda-Krieges, arbeitete unter anderem für die Nato in der Ukraine und ist Autor mehrerer Bücher über Nachrichtendienste, asymmetrische Kriegsführung, Terrorismus und Desinformation.

Zeitgeschehen im Fokus Hat der Mossad den Überfall vom 7. Oktober nicht vorhersehen können?

Jacques Baud Zunächst einmal ist nicht der Mossad dafür zuständig. Wir verwenden den Begriff «Mossad», um die israelischen Geheimdienste zu bezeichnen. Das ist nicht richtig. Es gibt mehrere Geheimdienste in Israel, und der Mossad ist nicht an vorderster Front für die Gazafrage zuständig. Die Aufgaben des Mossad sind mit denen der CIA in den USA vergleichbar: verdeckte Operationen und Auslandsaufklärung. Geheimdienstlich gesehen fällt Gaza in den Zuständigkeitsbereich des militärischen Geheimdienstes. Dazu gehören vor allem AMAN und die Geheimdiensteinheiten, die dem Militärkommando Süd-Israels (DAROM) unterstehen sowie die der Gaza Division, einer Formation, die für die Überwachung der Lage in Gaza verantwortlich ist.

Zu diesem Dispositiv gehören auch die elektronischen Aufklärungselemente (SIGINT) des Stützpunkts Urim, der 17 km von der Grenze zu Gaza entfernt liegt. Es handelt sich um eine der grössten Stationen für elektronische Aufklärung der Welt. Sie wird von der AMAN-Einheit 8200 betrieben. Sie setzt unter anderem Spionageballons ein, um Gaza zu überwachen. Diese Ballons haben nichts mit den chinesischen Wetterballons zu tun, die die NZZ auf recht kindische Weise mit Spionageballons verwechselte.¹

Weiterlesen:

https://www.zeitgeschehen-im-fokus.ch/de/newspaper-ausgabe/nr-16-17-vom-17-november-2023.html#article_1582

PDF: JB16.11.2023

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Siehe auch:

Der Begriff „Staatsräson“ sollte in unseren Beziehungen zum Staat Israel nicht mehr verwendet werden

Von Gerhard Fulda

10.11.2023

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Erklärung des Uno-Hochkommissars für Menschenrechte, Volker Türk, zu Israel und zum besetzten palästinensischen Gebiet

10.11.2023

Deutsche Übersetzung:16.11.2023 in der Zeitschrift „Zeitgeschehen im Fokus“

https://www.zeitgeschehen-im-fokus.ch/de/newspaper-ausgabe/nr-16-17-vom-17-november-2023.html#article_1582

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Der Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober

Von Scott Ritter, US-Militär, UNO-Inspektor, Autor und Analyst für Geopolitik

13.11.2023

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Der Gipfel des Grauens

Joe Biden wird als Komplize eines Völkermordes in die Geschichte eingehen

Von Chris Hedges

11.11.2023

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Kleinere Bomben auf Gaza als humanitäre US-Initiative

Von Rainer Rupp

17.11.2023

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Was ist los mit Israel?

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Von Ilan Pappé

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Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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