Auch die Original-Hessische-Dialekt-Version des Straßenräuberliedes aus dem “Lenz” ist “bei’s TOBIASSE” im oberhessischen Mittel-Gründau wieder aufgetaucht. Sie soll als Extra-Artikel in den nächsten Wochen erscheinen
Man munkelt nicht nur im Dorf, die Lieder seien bei der Renovierung der Hecht’schen Dampfbäckerei in den End50ern auf dem Dachboden des Wohnhauses der jüdischen Matzen-Bäcker-Familie gefunden worden und dann zusammen mit den Briefen und Papieren vieler jüdischer Bewohner des Gründautales, des Seemenbachtales, des Fallbach- und des Kinzigtales im Keller des 1935 erbauten Wohnhauses von Heiner & Berta Meininger gelandet und dort hinter Rigips-Wandverkleidungen in Plastikfolie ab ca. 1958 in dem Souterrain-Zimmer des Pferdezüchters Heinrich Schwarzhaupt gelagert worden. Wer sie dann dort direkt unter der Decke „eingegipst“ hat, muss ihren Wert erkannt und kommende Hochwässer geahnt haben.
Im Wohnhaus des Matze-Bäckers Hecht waren die Dokumente hinter Zwischenwänden gefunden worden, hinter denen sich politisch, religiös und rassistisch Verfolgte noch bis Mitte der 1930er verstecken konnten, bis ziemlich genau 1936, als die Matze-Bäcker-Familie Hecht auswandern musste und mit weit unter Marktwert verkauften Immobilien und Äckern die „Auswanderungssteuer“ von 1.000,- Goldmark sowie die 1.000,- Pfund Sterling für die Einwanderung nach Palästina bezahlen konnte. Karl Hecht konnte die Versteckten noch bis 1936 mit dem morgentlichen „Fehlback“ heimlich versorgen.
Sehr wahrscheinlich wusste der örtliche SA-Führer, der Metzger Jean Kuhl davon, denn er hinderte in Mittel-Gründau seinen Schwiegersohn, den Arzt Dr. Göckel nicht daran, die beiden jüdischen Familien, insbesondere die an Krebs erkrankte Lina Hecht, die Frau des Landhändlers Otto Hecht zu behandeln. Er stellte sich auch der Büdinger SA und SS entgegen, die Dr. Göckel an der Behandlung hindern wollten. Als Konsequenz wurde er von der Gemeinderats-Wahlliste gestrichen und als Chef der örtlichen NSDAP abgesetzt (auch, weil er als Röhm-Strasser-Mann galt).
Das Lied von den „Zwei Hasen“
Im 1000jährigen Reich ab 1942 und nach 1945 wurde das Lied „neutralisiert“ u.a. in der „Mundorgel“ durch das aus den USA-stammende rassistische Lied „Ein Hase saß im tiefen Tal, singing PolliWolliDudel all the day, übt Segelflug, wie Liliental …. “ siehe: Liedergeschichten: Polly Wolly Doodle ⋆ Volksliederarchiv “ Das Lied ist eins der meistgespielten Lieder der „Minstrel Shows“, in denen sich weiße Musiker schwarz schminkten, sich über ihre Sklaven lustig machten und deren Musik spielten . Kurz vor dem Bürgerkrieg konnte man es in jedem Theater, auf jedem Riverboat und in jeder Stadt hören,
In den USA beliebt seit Mitte der 1850er Jahre. Komposition und Text werden in manchen Quellen Dan Emmett (1815–1904) zugeschrieben, der das Lied zuerst öffentlich spielte. Der Verfasser scheint jedoch unbekannt zu sein, obwohl manche vermuten dass es sich im Original um ein Lied der schwarzen Amerikaner handelt. Durch einen amerikanischen Film mit Shirley Temple wurde das Lied 1936 in Deutschland bekannt. Oh I went down South for to see my Sal (1843)
Siehe zu den Büchner’schen Schmuggelpfaden auch: Wo Georg Büchner drauf steht, sollte auch Büchner drin sein! – barth-engelbart.de
Der bekannte, vermeintlich richtige Text des Liedes aus dem”Woyzeck” lautet:
Zwischen Berg und tiefem, tiefem Tal
saßen einst zwei Hasen,
fraßen ab das grüne, grüne Gras
fraßen ab das grüne, grüne Gras
bis auf den Rasen.
Als sie sattgefressen warn,
setzten sie sich nieder,
bis das der Jäger kam
und schoß sie nieder.
Als sie sich nun aufgesammelt hatten
und sich besannen,
daß sie noch Leben hatten,
liefen sie von dannen.
Das Lied lautet aber in der jetzt in Gründau gefundenen Originalfassung nur im ersten Vers fast gleich, handelt aber von den 3 Hasen, jenem Fruchtbarkeitssymbol aus der vorschristlichen Zeit. Im Text sind Anlehnungen an das verschlüsselte Revolutionslied “Auf einem Baum ein Kuckuck saß” zu erkennen und die ebenfalls verschlüsselte Hasen-Geschichte, die der Frankfurter Psychiater Heinrich Hoffmann in seinem Struwwelpeter verarbeitet hat. Hoffmann ist zwar im Vormärz als schlagender Burschenschafter an den 1848 Revolutions-Vorbereitungen beteiligt, wird auch Paulskirchen-Abgeordneter, setzt sich aber für eine “Wahlmonarchie” ein. So lässt er auch die bewaffnete Revolte des Hasen gegen den Jäger böse enden, nämlich mit der Verbrühung seines Hasenkindes. Der Anti-Republikaner Hoffmann ist im Gegensatz sogar zu Pestalozzi ein Vertreter schwärzester Pädagogik und das passt gut zusammen. Ganz anders Georg Büchner, dessen Haltung eben auch im “Lied der 3 Hasen” im Woyzeck sehr deutlich wird.
Die Geschichte vom wilden Jäger
Die Geschichte vom wilden Jäger.
Es zog der wilde Jägersmann
Sein grasgrün neues Röcklein an;
Nahm Ranzen, Pulverhorn und Flint’-
Und lief hinaus in’s Feld geschwind.
Er trug die Brille auf der Nas’
Und wollte schießen tot den Has.
Das Häschen sitzt im Blätterhaus
Und lacht den wilden Jäger aus.
Jetzt schien die Sonne gar zu sehr,
Da ward ihm sein Gewehr zu schwer.
Er legte sich ins grüne Gras;
Das alles sah der kleine Has.
Und als der Jäger schnarcht’ und schlief,
Der Has ganz heimlich zu ihm lief
Und nahm die Flint’ und auch die Brill’
Und schlich davon ganz leis’ und still.
Die Brille hat das Häschen jetzt
Sich selbst auf seine Nas’ gesetzt;
Und schießen will’s aus dem Gewehr.
Der Jäger aber fürcht’ sich sehr.
Er läuft davon und springt und schreit:
„Zu Hilf’, ihr Leut’, zu Hilf’, ihr Leut’!“
Da kommt der wilde Jägersmann
Zuletzt beim tiefen Brünnchen an,
Er springt hinein. Die Not war groß;
Es schießt der Has die Flinte los.
Des Jägers Frau am Fenster saß
Und trank aus ihrer Kaffeetass’.
Die schoß das Häschen ganz entzwei;
Da rief die Frau: „O wei! O wei!“
Doch bei dem Brünnchen heimlich saß
Des Häschens Kind, der kleine Has.
Der hockte da im grünen Gras;
Dem floß der Kaffee auf die Nas’.
Er schrie: „Wer hat mich da verbrannt?“
Und hielt den Löffel in der Hand.
Georg Büchners
“Lied der 3 Hasen”
Während kürzlich im Langenselbolder Hinzerdorf (das Dorf der Langenselbolder Hintersassen, die aber wegen des fruchtbaren Äcker auf dem Schwemmland der Gründau-Auen schnell reicher wurden als die Pantoffel- & Spieß-Bürger rund um den Selbolder Klosterberg mit seinem Grafenschloss) beim Abriss eines Bauernhauses viele Briefe von Juden aus dem 17., 18. & 19. Jahrhundert aus dem “Gericht Gründau” gefunden wurden, die noch vor den Stein’schen Reformen im preußischen Teil der Gerichts Gründau versuchten, zwischen Handel, unzünftigem Handwerk und Bandenwesen der aufgezwungenen Armut zu entfliehen- in Richtung kleinbürgerlichem Handwerk und Klein- oder Großhandel,
wurden fast zeitgleich bei Restaurierungsarbeiten in einem 150 Jahre alten Fachwerk-Wohnhaus in Mittel-Gründau einige Original-Textblätter des “Woyzeck” und dabei der Text des “Liedes der 3 Hasen” gefunden. So überraschend war das nicht, denn Georg Büchner suchte schon kurz nach dem Hanauer Wilhelmsbader Fest 1832 Kontakt zu den Anführern der weitgehend gescheiterten “Oberhessischen Bauernaufstände” von 1830, die von Mittel-Gründau ausgingen.
Er riet damals den Bauern, sich besser zu organisieren und zu bewaffnen.
Einer der Hauptanführer der Aufstände war der Mittel-Gründauer Bauer Tobias Meininger. Durch dessen Hof ließ Georg Büchner 1834 seinen “Hessischen Landboten” nach Gießen schmuggeln und von dort aus in Oberhessen verteilen, bis dieser Schmuggel von einem Gastwirt Kuhl an der Schmuggelstrecke verraten wurde.
Und nun Büchners Text “Das Lied der drei Hasen”
Zwischen Berg und tiefem, tiefem Tal
saßen einst drei Hasen,
fraßen ab das grüne, grüne Gras
fraßen ab das grüne, grüne Gras
bis auf den Rasen.
Und als sie sich dann sattgefressen hatten
sprangen sie von dannen
suchten sich im Schatten einenPlatz
sicher vor der Fürsten Jäger Hatz
unter dunklen Tannen
Doch dann kam des Fürsten Försterpack
mit Sägen, Beil und Hacken
hauten um den schönen finstern Wald
für des Jägers Hund gab’s keinen Halt
schnappt die Hasen im Nacken
Doch die Hasen haben sich gewehrt
den Jagdhund abgeschüttelt
des Jägers Brille weggezerrt
des Jägers Büchse umgekehrt
und alle Tiere wachgerüttelt
Als sie sich dann auf der Lichtung trafen
all im lichten Buchenwalde
schworn sie sich, die Jäger zu bestrafen
und den Fürsten Arbeit zu beschaffen
hier im Buchenwalde
auf des Steinbruchs Halde
und das sogar balde
Und dann gab’s im Wald ein großes Fest
Fressen, Saufen, Singen, Tanzen
um den Kuckucksbaum mit seinem Nest,
das die Tierheit wieder hoffen lässt …
An dieser Stelle hatte jemand vielleicht schon vor 190 Jahren ein Stück des Manuskriptes abgerissen. Wir konnten es nicht finden, sodass der Text sich leider nicht bis zum Ende wiedergeben lässt.
Möglicherweise hat Büchner auch die ganze Natur hoffen lassen:
und auch die Pflanzen (?)
oder
“und sogar die Pflanzen”.
Ich vermute, dass Georg Büchner da die “unterste Schicht der Tierheit” einbezogen hat:
„auch Läuse, Flöhe & die Wanzen!„
oder
“im Großen und im Ganzen!”
oder auch
„Mit Lebkuchen im Ranzen!“
Vieles an dieser Geschichte HaBE ich erfunden,
Manches aber auch nicht.
Besonders das mit den Briefen & Papieren in der Matzen-Bäckerei Hecht stimmt wirklich.