Aus dem „Forum für Gewerkschafterinnen & Gewerkschafter, die etwas zu sagen haben“:

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir möchten euch auf neue Artikel auf https://gewerkschaftsforum.de/ aufmerksam machen:

 Der neue Burgfrieden funktioniert

Am 18.Februar 2024 wurde in der 20 Uhr Tagesschausendung der neue Burgfrieden zelebriert. Berichtet wurde von der am Tag in Wolfsburg abgehaltenen Kundgebung unter dem Motto „Für Demokratie und Zusammenhalt“ mit rund 7.000 teilnehmenden Menschen. Aufgerufen hatten Gewerkschaften, Kirchen, Sportvereine und Firmen.

Im Bericht wurde besonders hervorgehoben, dass auch der Volkswagenkonzern sich angeschlossen hat, erstmals „ein Chef eines DAX-Unternehmens bei einer solchen Veranstaltung auf der Bühne steht“ und zwar kein Geringerer als Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG und der Volkswagen AG. Blume sagte, er wolle Weltoffenheit demonstrieren und ein Zeichen setzen, um Wohlstand und Freiheit miteinander zusammen zu leben, „den haben wir uns über Jahrzehnte erarbeitet. Dafür spielen Werte eine besondere Rolle für die wir bei Volkswagen stehen“.

Anschließend übernahm Daniela Cavallo, Vorsitzende des Gesamt- und Konzernbetriebsrats der Volkswagen AG das Mikrofon und betone, dass allein im Stammwerk von VW mehr als 100 Nationen arbeiten und „wenn wir uns abschotten, hat das auch Auswirkungen auf die Arbeitsplätze und das dürfen wir auf keinen Fall zulassen.“

Ein Beschäftigter sagte dann vor laufender Kamera, dass es großartig ist, dass sein „großer Chef mit dabei ist und uns im Prinzip zeigt, dass wir nicht allein dastehen“. Eine andere Beschäftigte ergänzte, dass „wir als Konzern in der ganzen Welt vertreten sind und deshalb müssen wir als Volkswagen Gesicht zeigen“.

Mit der Feststellung: „Für Vielfalt und Toleranz, das ist die Botschaft heute in Wolfsburg“, endete der Tageschaubericht.

Den 6,75 Millionen Zuschauern wurde vorgeführt, wie gut der neue Burgfrieden schon funktioniert.  weiterlesen →

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Arbeitsgerichte urteilen im Interesse der Konzerne

Von Rolf Geffken (†)

Vor jetzt 46 Jahren erhielt der Verfasser dieser Zeilen noch vor seinem ersten juristischen Staatsexamen die Mitteilung, er werde wegen seines Buches „Klassenjustiz“ das anstehende Referendariat nicht als Beamter absolvieren können. Ein Sturm der Entrüstung auch in der Sozialdemokratie führte schließlich zur Aufhebung dieser Entscheidung durch die politische Führung der Freien und Hansestadt Hamburg. Vielleicht war es besser, dass p o l i t i s c h e Instanzen ausdrücklich den Diskurs über „Klassenjustiz“ damit zuließen und nicht Richter, die sich dabei gegebenenfalls selbst hätten beurteilen müssen…

Klassenjustiz war und ist kein Schimpfwort sondern ein wissenschaftlicher Begriff. Das zitierte Büchlein war denn auch hervorgegangen aus einer Seminararbeit bei dem Juristen und Soziologen Klaus Dammann und nicht etwa Teil einer politischen Propagandashow. Anders als Autoren wie Wolfgang Kaupen, Rüdiger Lautmann und Theo Rasehorn sah der Verfasser allerdings das Wesen der Klassenjustiz nicht bloß in einer schichtenspezifischen Justiz zu Lasten von Angehörigen unterer Schichten, sondern im Nachgang zur Einschätzung des Juristen Karl Liebknecht in ihrer Funktion als Teil eines letztlich gegen die Interessen und Emanzipationsbestrebungen der Arbeiterklasse gerichteten Staatsapparates. Wobei die Justiz vor allem a u c h die Interessen des besonders mächtigen Monopol- und Großkapitals durchsetzen helfe.

Die Erinnerung an diese Definition von Klassenjustiz stellt sich unweigerlich ein, wenn man sich vergegenwärtigt, wie lange deutsche Gerichte, die sogar zT kriminell agierenden Automobilkonzerne bei deren systematischen Betrug an Kunden und Öffentlichkeit ungeschoren ließen. Irgendeine Art von Mut gegen die Mächtigen bewies dabei k e i n deutscher Richter. Auch nicht als sogar die nicht unbedingt als „antikapitalistisch“ bekannte US-amerikanische Justiz vorexerzierte, welche Sanktionen gegen solche Konzerne angemessen waren und welche nicht.  weiterlesen →

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Zigtausende Antragsteller warten auf ihre Wohngeldbescheide – Wohngeld trägt nicht zur Lösung des Problems von Wohnungsnot bei, es ist Teil des Problems

Nachdem die Regierungskoalition auf dem Höhepunkt der Energiekrise im Herbst 2022 den Kreis der wohngeldberechtigten Haushalte von 595.000 auf zwei Millionen ausgeweitet hat, warten noch immer Zigtausende Antragsteller auf Bescheide der zuständigen Kommune.

Es liegt dabei gar nicht an der eigentlichen Bearbeitungszeit der Wohngeldanträge, die liegt nur zwischen zwei und acht Wochen, sondern bis ein Antrag überhaupt zur Bearbeitung kommt, dauert es aktuell z.B. in München neunzehn bis zwanzig Monate.

In ihrer Not experimentieren die Kommunen mit Vorschusszahlungen, Personalaufstockung und Beantragung per Internet. Die Städte erwarten von den Ländern Hilfe und die Länder fordert mehr Geld vom Bund, bewegen tut sich nichts und der Zustand wird andauern.

Für die wohngeldberechtigten Menschen ist diese Situation fatal, sie brauchen das Geld dringend bei den explodierenden Mieten und Wohnnebenkosten, gehen aber erstmal leer aus und rutschen die Schuldenspirale herunter.

Die Wohnungspolitik der Bundesregierung orientiert sich weiter an der Subjektförderung und subventioniert damit die überhöhten Mieten an die Vermieter und gleichzeitig wird die Objektförderung, also der Bau von Sozialwohnungen weiterhin stiefmütterlich behandeln.

Das Wohngeld trägt nicht zur Lösung des Problems von Wohnungsnot bei – es ist Teil des Problems. weiterlesen →

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Autozulieferindustrie: Pleiten, Pech & Personalabbau

Von Stefan Krull

Gegenwind von VW, Daimler und BMW. Konzerne verweigern die Transformation – und die Regierung schaut nur zu. In der Branche: Besser Gemeinsam kämpfen als alleine untergehen!

Die Beschäftigung in der Auto- & Zulieferindustrie ging um 60.000 von 834.000 im Jahr 2018 auf 774.000 im Jahr 2022 zurück. Hinzu kommen noch 20.000 beendete Arbeitsverhältnisse bei Autohändlern & Werkstätten sowie zehntausende Leiharbeiter*innen, die vor die Tür gesetzt wurden & in den Bilanzen nicht als Personalkosten sondern als Sachkosten geführt werden. Die Beschäftigten in der Auto- & Zulieferindustrie brauchen eine Perspektive jenseits des Autos, denn die Produktion von Autos hat keine Perspektive.  weiterlesen →

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Zu konkreten Lebenssituation armer Menschen – in der Leiharbeit gefangen

Im Jahresdurchschnitt 2022 gab es bundesweit 830.000 als sogenannte Leiharbeitskräfte beschäftigte Personen. Das sind 14.000 oder zwei Prozent mehr als im Jahresdurchschnitt 2021.

Bei der Bundesagentur (BA) hatten damals von den gemeldeten offenen Stellen über 28 Prozent ein Leiharbeitsverhältnis, damit war fast jeder dritte über die BA zu besetzende Arbeitsplatz ein Leiharbeitsplatz. Bei den Vollzeitstellen wurden sogar Werte von mehr als 40 Prozent erreicht.

Die Beschäftigten in der Leiharbeit sind überdurchschnittlich häufig auf ergänzende Sozialleistungen angewiesen. Während von allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 1,6 Prozent ihren Lohn mit Arbeitslosengeld II aufstocken, liegt die Quote bei den Leiharbeitskräften bei 5,9 Prozent. Die von der Unternehmerseite so hoch gelobte Flexibilität der Leiharbeit bedeutet für die Leiharbeitskräfte, dass das Entlassungsrisiko auf dem Leiharbeitsmarkt fast sechsmal so hoch ist, wie im Durchschnitt aller Branchen.

Was diese Arbeitsverhältnisse mit Menschen machen können, sei hier an einem Beispiel aufgezeigt.  weiterlesen →

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Stellungnahme der VKG zu den Anti-AfD-Protesten & wie dagegen kämpfen

Seit einigen Wochen erleben wir eine bisher ungekannte Massenmobilisierung gegen die AfD, nachdem bekannt wurde, dass zum Teil führende Personen der AfD mit Neo-Nazis, Mitgliedern der rechtskonservativen Werteunion, anderen rechten Gruppierungen und Unternehmern in Potsdam über das Vorhaben einer Remigration berieten. Remigration steht für eine Strategie der „Rückführung“  bzw. erzwungenen Ausweisung von Millionen von Menschen mit Migrationshintergrund in ihre „Herkunftsländer“. Darüber hinaus wurde in diesem faschistischen Kreis nahegelegt, dass Menschen, die „anders“ sind, anders denken oder gar Gegner der AfD sind, doch gleich mit den ausgewiesenen „Nichtdeutschen“!  verschwinden sollten.

Millionen von Menschen empören sich – berechtigter- und erfreulicherweise – gegen dieses offen nazistische Ansinnen. Sie gehen deshalb, vorwiegend unter dem Motto „für die Demokratie“ gegen die AfD auf die Straße. Auch in kleineren Städten oder größeren Dörfern gehen die Menschen auf die Straße! Besonders erfreulich ist es, dass auch im Osten der Republik an sehr vielen Orten plötzlich (zum Teil erst wieder seit Langem!)  gegen Rassismus, die AfD und Neonazis demonstriert wird.

Die schiere Zahl von 2 ½ bis 3 Millionen demonstrierender Menschen innerhalb von 3 1/2 Wochen (zur Zeit dieser Niederschrift) ist völlig unerwartet und deshalb zusätzlich beeindruckend. Das Besondere an dieser Bewegung ist, dass sie bis in viele kleine Städte und Dörfer reicht.

Gleichzeitig können und dürfen wir die in dieser Bewegung auch vorhandenen inhaltlichen Schwächen und Lücken nicht verschweigen.  weiterlesen →

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Höslers Zahl der Woche

Eine „Zahl der Woche“ nimmt Dr. Joachim Hösler, der als Lehrer an einer Marburger Schule arbeitet, zum Anlass, um im Unterricht über Zustände und Entwicklungen in der Welt zu diskutieren. Für unseren Heftschwerpunkt haben wir zum 75. Geburtstag der Bundesrepublik ein paar Zahlen, Daten, Fakten ausgewählt, die ein Licht auf Aspekte der deutschen Wirklichkeit werfen.

Von Joachim Hösler

Alle 14 Minuten

… tötet irgendwo auf der Welt eine Waffe des Rüstungsunternehmens Heckler & Koch einen Menschen, so die Schätzung des Rüstungsinformationsbüros Freiburg. (Quelle: junge welt, 1.9.2021, S. 1 ) weiterlesen →

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Herzliche Grüße von den Kolleginnen & Kollegen des gewerkschaftsforum.de & viel Freude beim Lesen

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

4 Gedanken zu „Aus dem „Forum für Gewerkschafterinnen & Gewerkschafter, die etwas zu sagen haben“:“

  1. Was man weiß, was man wissen sollte; aus der Reihe «Fundamentales, aber in wenigen Worten», heute: PRODUKTIVITÄTSZUWACHS

    Eigentum an den Produktionsmitteln und freie Unternehmer? Ja, unbedingt! Renditewirtschaft und Lohnarbeit? Nein danke, weil widersinnig! Denn aus diesen beiden hervor wachsen alle die von Marktradikalen zutreffend kritisierten Erscheinungen. Ja, äußerst ärgerlich.

    Zunächst zu sehen, daß Lohnarbeit und marktlicher Wettbewerb Produktivitätszuwachs herbeinötigen. Ist ja gut der, ABER seine deflationierende Wirkung macht Monopole NOTWENDIG, weil allein deren Marktmacht erlaubt, gegenzuhalten mittels Inflationierung. Was zugleich jedoch die Gewinnmargen der Nichtmonopolisten parasitiert. Wogegen dann allein noch Keynes hilft, sprich: schuldenfinanziertes Wachstum. (Ist nicht aus Gier, sondern Rettungsring!)

    Zuletzt zu sehen, beißt Deflation Kapitalgewinn weg. Ohne welchen es keine Kapitalmärkte gibt. Ist wie eins und eins. Gibt zwei.

    Sagen wir es so: Ist so simpel alles, daß man daraus keinen Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften ableiten kann. Und deswegen weiß es niemand: Letztlich ist Produktivitätszuwachs eine Katze, die den Hund namens Renditewirtschaft in die Schnauze beißt und ihm das Fressen klaut.

    Wie gesagt, äußerst ärgerlich. Und nicht dran zu drehen.

  2. Ja, der große Porsche-Chef auf der Seite von uns kleinen Leuten. Das hebt! Als er seine fromme Rede schwang, da wußte er wahrscheinlich schon, daß sein Laden rübermacht über den großen Teich.

    Wie wäre es so nun denn mit ein bißchen Sozialpsychologie? Mit selbstkritischem Gestus selbstverständlich; wir fassen uns an den Kopf und sagen: „Verdammt, wie blöd war ich denn eigentlich!?“ Mit der Betonung auf „war“, Vergangenheitsform!

    Wenn Demokratie Kasperletheater ist fürs frommgläubige Volk, und wenn die AfD also Spielfigur ist, dann…

    Dann erinnern wir uns. Brandmauer — mit den Grünen wollte anfänglich auch keiner spielen.

    Oder Willi Bredels Roman Väter – Söhne – Enkel; mit den allerersten Grünen, mit den sich aus der Bewegung der Naturfreunde und der Wandervögel wesentlich rekrutiert habenden Nazis, wollte anfänglich auch niemand spielen.

    Immergleiches aufstiegsromantisches Kitschstück, Titel ist «Paria wird König».

    Ist der zentrale Plot aller Dickens-Romane. Oder Kirchenchristentum in profanem Gewande: Der große soziale Aufstieg eines kleinen Zimmermanns. Da gehen Vierjährige voll mit. Sind gerade in der narzißtischen Phase, so sagt die Entwicklungspsychologie.

  3. Ergänzend — Könnte gut auch Rumpelkurtchen heißen das Rumpelgerdchen. Aber das ist eine laaange Geschichte. Geht über drei freiherrliche Generationen. Zudem über einen Richter am Eigengericht der nationalsozialistischen Reichsarbeitsfront.

  4. Seeehr schönes Bild, leider laaanger Link:

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    Mit Florida-Rolf fand die organisierte Arbeit endlich zu ihrem eigentlichen Seelenkern zurück, wurde ganz, die Medaille der Arbeit war endlich wieder im Besitz der ihr historisch bzw. tiefenkulturell anverdammten zwei Seiten. Wie es sich gehört für Anständige, nicht!? Faschismus ist nur ein Wort. Für Anstand.

    Die Schar der gläubigen christlichen Schäfchen fand zu sich selbst zurück. Zu ihrer Seite Nr. eins, die Seite vor und nach der NSdAP — die ADGB/DGB-Seite. Und zu ihrer Seite Nr. zwei, die Seite zwischen den SPDen, die Seite der Reichsarbeitsfront.

    Dreimal Nietzsche:

    „Christentum ist Sklavenreligion par excellence.“
    •••••••
    „Mit der Moderne kommt das Christentum zu seiner höchsten Blüte.“
    •••••••
    „Die moderne Form von Herrschaft ist eine von Sklaven über Sklaven.“

    Naja, hätte sich in seiner Wortwahl gern auch etwas mäßigen können der Fritze Nietzsche. Wer will denn gleich von Sklaven reden, Leibeigene trifft es doch auch. Sogar besser, aber das wird erst von heute aus gesehen verständlich. Denn sehet: Das deutsche Volk nimmt seinen (nun) linken Arm hoch — ähh, ich wollte doch sagen Ärmel — und ruft: „Mein Oberarm gehört dir, mein heilig Vaterland!“ Leibeigenschaft beginnt meistens mit einem Arm.

    UN-Agenda-2010, die Arbeitsmarkt-Reformen = den Florida-Rolf austreiben! Respekt, war Volltreffer, Medien-Propaganda mitten ins Herz aller anständigen Deutschen! (Anstand, siehe auch: Ansteher — z.B. in der Schlange vor dem Impfzentrum!)

    Florida-Rolf und das tapfere Schröderlein! Das war Millionen Christendeutsche auf einen PR-Handstreich! „Oh, wie gut, daß niemand weiß, daß ich Rumpelgerdchen heiß!“

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