Hier ist eine Laudatio zur Ausstellung „SchwerMut & LeichtSinn“, die über ein Jahr im Arbeits- und Sozialgericht in Fulda zu sehen war.
Dr. Carsten Schütz (Direktor des Gerichts) hat diese Laudatio vor einem großen Publikum vorgetragen und das gemeinsame Projekt der „Missing Links“ als sehr anspruchsvoll und als professionellste Ausstellung seit dem Bestehen der Ausstellungsreihe vor ca. 20 Jahren bezeichnet.
Laudatio:
Zwei der drei „Missing Links“ waren zur Vernissage in Fulda zugegen. Der dritte LINK war leider verhindert. Er sollte die Laudatio halten.
Deshalb wurde sie stellvertretend vom Chef des Fuldaer Sozialgerichtes vorgetragen (dafür herzlichen Dank!):
Sonnenschein und Nightmare, wollte ich meine kurze Laudatio überschreiben
Aber Sunny-Side und Albtraum sind nur der trügerische Schein. Birgitt Fuchs-Dohn und Alfred Poselt sind keine antagonistischen Gegensätze, sie sind Pole in dem hier ausgestellten Rätsel ihrer Bilder in „schwerMUT & leichtSINN“
Birgitt Fuchs-Dohns Bilder spiegeln Gefühle, Stimmungen, Sehnsüchte, Aggression, Depression, Wut, Regression, erotische Anflüge, das Wechselspiel von Happy-End und Dead-End, zwischen Dark-City und Sunny Side oft the Street, bunt pastell bis grell. Die sonnenscheinbaren Bilder können für die Oberflächenbetrachtenden einerseits Projektionsflächen der eigenen positiv empfundenen Befindlichkeit sein, lassen aber wegen der vermiedenen Idylle und dem Fehlen anheimelnder Weichzeichnung beim Tieferblicken Fragen nach den Schatten hinter den Bildern aufkommen. Birgit Fuchs-Dohn malt keine Scheinweltbilder. Auch ihre düstersten Nightmare-Bilder stellen die Fragen nach dem Warum, dem Woher und Wohin. Zu aller erst spielen Birgit Fuchs-Dohns Bilder quer über die Klaviatur der Emotionen aller Schattierungen .
Und das ist einer der Pole der mulipolaren Projekte der Gruppe „Missing Links“, der „Vermissten Verbindungen“, zu denen außer Birgit Fuchs-Dohn und Alfred Poselt auch der Verfasser dieser kurzen Laudatio, Hartmut Barth-Engelbart gehört.
Die Bilder Alfred Poselts bilden dazu den nächsten scheinbar gegensätzlichen Pol: Emotion steht Ratio gegenüber. Ratio? Alfred Poselt arbeitet auch, aber anders mit den Gefühlen, die seine Bildzitate wecken. Seine Bilder gehören für mich in die Kategorie des „Surrationalismus“, besser des “Querrealismus”: bildlich rationale, realistische Zitate hebeln sich durch ein surrealistisch anmutendes Treffen mit weiteren Zitaten teils aus scheinbar völlig anderen Zusammenhängen gegenseitig aus ihren Bedeutungen, Narrativen, die die Betrachtenden dazu bringen, die zitierten Bildergeschichten zu hinterfragen. Alfred Poselts Bilder sind anstrengend. Sie stehen in der Regel nicht in der Gefahr, die Dekorations-Abteilungen unserer Möbelhäuser zu bereichern. Die Abschlussbemerkung, dass es bei seinen Bildern oft DIXt, GROSZt, HEARTFIELDet, DEGENHARDTet, DALIt & BREUGHELt hätte ich mir hier sparen können. Dass sie dabei weit von der Dali’schen Beliebigkeit entfernt sind, ebenfalls.