Siehe zu Gel-NS-hausen auch: Diese Anzeige im Gelnhäuser Boten ist kein Faschingsscherz – barth-engelbart.de
Ein SPDverehrter NS-Verbrecher? & Warum kniff der SPD-Landrat? – barth-engelbart.de
HaBE vor 6 Jahren vom Main-Kinzig-Kreis & der Stadt Gelnhausen die Rückgabe des Scheuer-Anwesens an die Nachkommen der jüdischen Besitzer gefordert. Bis heute keine Antwort von Landrat Stolz & Bürgermeistern
Statt nur Stolper-Steine Schand-Schuld-Schilder!: Scheuer-Haus, Gelnhausen Burgstraße 34
Schand-Schuld-Schild Nummer 1 am Haus des vertriebenen, fast totgeschlagenen jüdischen Fellhändlers Ludwig Scheuer, Gelnhausen Burgstraße 34, und für die Großväter-Täter keine Persilscheine..
Nummer 2:
die „arisierte“ Villa Sondheimer hinterm Holztor am Alten Graben.
Nummer 3:
die OPEL-Werkstatt Blumenbach, das Wohnhaus und was davon noch übrig ist am Bahnhof,
Nummer 4.
Das „arisierte“ Geschäftshaus „Betten-Schmidt“ (1998 60jähriges Jubiläum!) am Untermarkt usw. …
Nummer 5 und 6 und 7:
Die 1933 beschlagnahmten Parteibüros der SPD und der KPD und das beschlagnahmte Gewerkschaftshaus. Keiner weist darauf hin, wo die sich befanden
aber die “Adolf-Hitler-Kaserne” steht unter Denkmalschutz
Im Lied der Bauernkriege “Als Adam grub und Eva spann … ” heißt es in Yaak Karsunkes “Bauernoper” am Schluss hoffnungsvoll: “Die Enkel fechten’s besser aus!” . Nun ist es aber leider oft so, dass die Enkel es besser aussitzen und ihren Vorvorderen noch Persil-Heiligen-Scheine auf’s NS-“Helden”-Grab legen.
Peinlicher Weise hat Yaak Karsunke, ohne es zu merken, den von den Nazis umgeschrieben und ergänzten Liedtext verwendet. Peinlich auch für die Alt68er, die diesen Text voller vorrevolutionärer Inbrunst mitsangen. Auch ich HaBE es so mitgesungen :-O))))
Die Stadt Gelnhausen lässt jetzt ihre Stadtmarketing-Abteilung im Rahmen des 80. Jahrestages der Reichspogromnacht einen gut bezahlten Profi aus dem Roman „Die Buxweilers“ des staatenlosen jüdischen FR-Journalisten und Schriftstellers Valentin Sänger lesen. In diesem Roman wird die obrigkeitliche Judenhatz, die zum Himmel schreiende Armut des frühen 19. Jahrhunderts, das Kinderbanden(un)wesen wie auch die Hoffnung des gemeinen deutschen niederen und niedergehaltenen Volkes(Christen wie Juden) auf die kommende demokratische Revolution sehr plastisch beschrieben. Der Roman handelt zu einem Großteil in Gelnhausen und besonders in der Burg-Siedlung, der Judenherberge neben und in der Burgschänke, keine 50 Meter vom Haus der Scheuers entfernt.
Dass die Stadt bei ihrer „Vergangenheitsbewältigung“ auf das frühe 19. Jahrhundert und den Vormärz zurückgreift und damit den damals schon von oben gezüchteten, gelenkten, instrumentalisierten Antisemitismus öffentlich bloß legt, ist schärfstens zu begrüßen.
Wenn allerdings dieses Event dazu dient, die NS-Vergangenheit der “Barbarossa-Stadt” und ihr bis heute andauerndes Hehlertum, die Weigerung Wiedergutmachung für die Opfer zu zahlen, zu verschleiern, dann ist das überdies noch eine Verhöhnung der Opfer und auch des jüdischen Schriftstellers Valentin Sänger.
Die Stadt Gelnhausen und der Main-Kinzig-Kreis sollten endlich den Hinterbliebenen eine angemessene Wiedergutmachung zahlen und ihnen das Anwesen Burgstraße 34 in renoviertem, Denkmalschutz-entsprechendem Zustand wieder zurückgeben, bevor es „wegen Baufälligkeit“ abgerissen wird, um etwa den Blick auf die prächtig restaurierte Barbarossa-Pfalz freizugeben und dort Touristen-Busladungen zu entleeren.
Schon heute wird der geraubte Hof ja von Stadt und Kreis als Park- und Lagerplatz genutzt. Busparkplätze für „Barbarossa-Festspiele“ und die angedachte Sommerbühne auf der Müllerwiese?
Für das geplante Schand-Schuld-Schild am Scheuer-Haus werde ich noch etwas Zeit brauchen. Für die nächsten drei Anderen am Untermarkt/Ecke Schmidtgasse, an der Sondheimer-Villa im Alten Graben hinter dem Holztor, an der Blumenbach-OPEL-Werkstatt in der Bahnhofstraße …. noch länger.
Die Stolpersteine lassen mir zu wenige Menschen darüber stolpern. Man trampelt leider so immer wieder erneut auf den Opfern herum, diesmal aber meist wirklich ahnungslos, wenn man sich nicht intensiver mit der Ortsgeschichte beschäftigt oder an der Stolperstein-Pflasterung nicht teilgenommen hat.
Für die Politiker gibt es einen oder zwei Pressetermine und dann wars das auch schon mit der Vergangenheitsbewältigung. Schlussstrich-Jungs könnte man zynischer Weise dazu sagen.
Wieso Wiedergutmachung durch die Stadt und den Kreis?
Nun, die Stadt Gelnhausen konnte sich nicht nur schon 1937 stolz als „erste judenfreie Stadt im Reich“ präsentieren. Sie war auch Gewinnerin der “Arisierung“. Bei der SS-Hausbank, der Arisierungsspezialistin „Dresdner Bank“ ersteigerte die Stadt 1939 das Scheuer-Anwesen „für nen Appel und ein Ei“.
Hinter der Barbarossa-Kaiser-Pfalz ziehen dunkle Wolken herauf
Das „Main-Kinzig-Forum“ steht zum Teil auf dem Gartengrundstück der Familie Scheuer auf dem Burggarten
Aber dazu detailliert erst später. Zunächst die Vorgeschichte:
Ludwig Scheuer muss sich 1920 wie der Kaufmann Strauß und der Opelhändler und KFZ-Meister Blumenbach geweigert haben, in die gegen den Anti-Kapp-Putsch-Generalstreik und den Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat und zur Unterstützung des Kapp-Putsches gegründete „Gelnhäuser Bürgerwehr“ einzutreten. Für Strauß und Blumenbach war das bereits das frühe Todesurteil, denn sie machten das öffentlich und begründeten ihre Weigerung so im Gelnhäuser Tageblatt: „Wir weigern uns in einer Bürgerwehr mitzuwirken, in der offen antisemitische Propaganda betrieben wird!“ Die in der „Bürgerwehr“ tonangebenden Deutsch-nationalen und frühen Nazis stellten spätestens ab diesem Zeitpunkt ihre „Roten Listen“ auf: Arbeiter-, Bauern- und Soldatenratsmitglieder, Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Juden.
Der ehrgeizige Plan der Gelnhäuser SS- und SA-Führer bereits zur Einweihung der heute unter Denkmalschutz stehenden und – im Gegensatz zum Scheuer-Haus – topp restaurierten „Adolf-Hitler-Kaserne“ die „Barbarossa-Stadt“ dem Führer “judenfrei” zu übergeben, wurde schon vor 1935 in Angriff genommen.
Heute ist die später in Coleman-Kaserne umbenannte Anlage – inklusive der NS-Monumental-Reliefs mit Unsummen modernisiert- Sitz vieler Kreisbehörden, der Polizei, von Hessen-Mobil usw … und diente im Schröder-Fischer-Krieg gegen Jugoslawien als Flüchtlingslager …, dessen Tore der Ex Landrat und Ex-Mittelstrecken-Sprinterstar Karl Eyerkaufer “wegen drohender Einschleppung von Seuchen” höchst persönlich blockierte . Was ebenso vergeblich war, wie später die Molotow-Coctail-Würfe einiger durch Brandreden aufgehetzter Jugendlicher. Die NATO unter dem Oberkommando Bill Clintons und Madelaine Albrights sorgte für Flüchtlingsnachschub …
1935 wird der jüdische Fellhändler Ludwig Scheuer 300 Meter vor seinem Haus in der Burgstraße 34 von zwei SS-/SA-Männern zusammengeschlagen, „sodass fast alle Zähne zersplittert ausgeschlagen, Kiefer, Lippen und Nase schwer verletzt wurden:“, heißt es in seinem von Augenzeugen bestätigten Lebenslauf. Er kann sich kaum noch nach Hause schleppen. Etwa eine halbe Stunde später dringt eine Rotte von 50 Männern in sein Haus. Ludwig Scheuer versteckt sich im Dachboden, wird aber gefunden und weiter durch den SS-/SA-Fleischwolf gedreht: eine Zeugin berichtet 1947: „Er wurde an den Beinen gefasst und so umhergezerrt, dass er die Treppe abglitt und sich so blutende Wunden am Kopf zuzog. …”
“Bei dieser Aktion hatte der damalige SA-Sturmführer Dudene die Befehlsgewalt, und er war es, der die Tätlichkeiten gegen den Juden Scheuer ohne weiteres einstellen konnte bzw. nicht dulden brauchte.. Er war aber mehr oder weniger mit dem Tun seiner Männer voll und ganz einverstanden, und die Handlungsweise, mit der der Jude Scheuer behandelt wurde, fand voll und ganz seine Billigung .“
Ludwig Scheuer ist für immer gezeichnet. Gehen kann er nicht mehr. So schleift man ihn ins Gelnhäuser Gefängnis. „Mein Körper und Gesicht waren einen blutige Masse“, schreibt er später ..
Wenige Monate bevor er so zugerichtet wird, wurde ihm noch „Im Namen des Führers und Reichskanzlers“ am 11. Februar 1935 das „Ehrenkreuz für Kriegsteilnehmer“ von 14/18 vom NS-Landrat des Kreises Gelnhausen überreicht.
1938 – nach vielen teuren Operationen, die nur in künstlichem Koma vorgenommen werden können, heiratet Ludwig Scheuer in Frankfurt. Gelnhausen darf er nicht mehr betreten. Er kann die „Reichsfluchtsteuer“, die „Auswanderungsabgaben“ gerade noch bezahlen und wandert mit seiner Frau nach Argentinien aus. Eine Flucht nach Palästina hätte ihn noch Mal 1.000 Pfund Sterling zusätzlich gekostet und die zionistischen Organisationen hätten ihn in seinem Zustand gar nicht genommen.
Viele Gelnhäuser Opfer überleben die KZs oder die Flucht nicht oder sterben früh an den Folgen und können ihr Hab und Gut so nicht mehr nach 1945 zurückfordern. Es verbleibt im „Eigentum“ der Arisierungsprofiteure, die dann 1998 auch in Gelnhausen ihre 60jährigen Firmen-Jubiläen feiern dürfen.
Aber Ludwig Scheuer und Familie überleben in Argentinien – in tiefer Armut zwar, aber noch handlungsfähig.. Ludwig Scheuer beantragt 1948 die Rückgabe seines Anwesens sowie die entgangenen Mieteinnahmen.
Doch die Stadt Gelnhausen denkt nicht daran, die Burgstraße 34 zurückzugeben. Erst 1952 bietet die Stadt einen Vergleich an: für das 1939 bei der Dresdner Bank ersteigerte „Juden-Schnäppchen“ bietet sie der Familie die lächerliche Summe von 2.150,-DM an. Bis heute ist es nicht erwiesen, dass der beauftragte Rechtsanwalt Dr. Höhne die Verhöhnungssumme an die Scheuers überwiesen hat. In Argentinien ist das Geld nie angekommen.
Die Interessen der “Barbarossa-Stadt” vertritt der Rechtsanwalt und ehemalige Gelnhäuser NS-Amtsgerichtsrat Dr. Becker-Schaffner, der den Wert des Anwesens nach der „Schätzung eines 1939 vereidigten Oberschätzers“ mit nur 16.350,- Reichsmark beziffert und behauptet, „der Stadt Gelnhausen ist nichts bekannt darüber, dass der Rückerstattungsberechtigte aus Gelnhausen verwiesen worden ist.”
“Der ehemalige Amtsgerichtsrat … wird doch wohl gewusst haben, was neben seinem Amtszimmer im Gerichtsgefängnis geschah.“, schreibt die Historikerin Dr. Christine Wittrock. (Quelle: Schreiben des Rechtsanwaltes Dr. Becker-Schaffner vom 21.11.1950 HHAW, Abt.Z460 Nr. D 923)
Vielleicht kann ja das Stadt-Marketing die 2018er „Buxweilers“-Lesung zum 80. Jahrestag der Ersteigerung des Scheueranwesens 2019 ergänzen und mit einer Lesung aus dem Buch der Historikerin Dr. Christine Wittrock “feiern”:
„Kaisertreu und führergläubig“. Wenn sie selbst zu dieser Feier nicht kommen kann, würde ich mich dafür zur Verfügung stellen. Zumal meine für 2019 geplante Lesung aus Valentin Sängers „Die Buxweilers“ nach dem diesjährigen Stadt-Marketing-Event nicht mehr in den Terminkalender der „Barbarossa-Stadt“ passen dürfte. Und wenn, hätte ich diese Lesung lieber in der Burgschänke oder auf dem Scheueranwesen gemacht. Passend wäre aber auch für beide Lesungen das Main-Kinzig-Forum am Besten am Hintereingang mit Beschallung des Burggartens (direkt auf dem Forum-bebauten Eck des Scheuer-Anwesens).
Mein Vorschlag wäre, den Hinterbliebenen des Ehepaares Scheuer vorzuschlagen, das Anwesen zum geltenden Marktpreis an die Stadt und den Main-Kinzig-Kreis zu verkaufen. Der Kreis und die Stadt sollten aus dem Anwesen ein interaktives Museum für den Widerstand gegen die Nazis machen, eine Bildungsstätte für Seminare, Ausstellungen, Konzerte, Lesungen in Zusammenarbeit mit den Gelnhäuser Schul- und Bildungszentren. Die Burg war seit Jahrhunderten eine Fliehburg für religiös, rassisch, politisch verfolgte, für sogenannte “Demagogen”, für verfolgte Wanderburschen, für Wanderjuden, Bettler , aber eben auch für Kleinkriminelle, Räuber- und Kinderbanden ….
Es darf nicht wieder das passieren, was mit der Villa Sondheimer geschehen ist. Man hat damals noch nicht einmal auf den CDU-Politiker und Sportfunktionär Dr. Rolf Müller gehört, der eine ähnlichen Vorschlag für das “arisierte” Sondheimer-Anwesen öffentlich gemacht hatte.
Noch immer Nix Neues aus Gel-NS-hausen: Aktenzeichen A-Z* ungesühnt
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*von Arisierung bis Zwangsarbeit, von Alibi-Akten und Zerstörung von Gedenkstätten, von Anpassung und Zurückweichen
NS-Aufarbeitung EXEMPLARISCH! Aktenzeichen von A bis Z ungesühnt. Von “A”risierung bis “Z”wangsarbeit – im Streit um das Scheuer/Stern’sche Haus in Gelnhausen hat die Historikerin/Autorin Dr. Christine Wittrock in einem Offenen Brief an den neuen und jungen (SPD) Bürgermeister der Stadt den Enkel eines lokalen NS-Prominenten und Arisierungsbetreibers aufgefordert, das von seinem Großvater den jüdischen Besitzern enteignete Haus und Grundstück wieder zurückzugeben aus historisch-moralischer Verantwortung:
Die Besitzerfamilie Scheuer/Stern war in den 50er Jahren inmitten einer streng antisemitischen Umgebung von einem Amtsgericht eine “Entschädigung” von circa 3.000 DM gewährt worden, die allerdings nie in Argentinien angekommen, sondern bei einem Anwalt verschwunden sind. Den Überlebenden/Nachkommen bot man jüngst einen Zuschuss von rund 5.000 Euro für den Kauf einer Eigentumswohnung in Gelnhausen an. Allein im Vergleich zum Immobilienwert billige Almosen, ein Alibiakt. Vor zwei Jahren musste das Ehepaar Stern bei einer Veranstaltung in der Gelnhäuser Synagoge in der ersten Reihe schweigend zwischen den Erben der Täter sitzen und sich die eigene Verfolgung als “Schicksal” anhören. Die Veranstaltung war offizieller Bestandteil der “Ökumenischen Friedensdekade” des Dekanats Gelnhausen. Die Referentin hatte die Auflage, bei ihrem Vortrag keine Gelnhäuser Täternamen zu nennen, das Thema Zwangsarbeit und “Vernichtung durch Arbeit” mit keinem Wort zu erwähnen.
Ihre Aufforderung an das Publikum am Schluss ihr noch Fragen zu
stellen (in der Hoffnung, aus dem Publikum würden diese Themen angesprochen und eventuell konkrete Namen genannt – und nicht nur die allgemein bekannten und nicht mehr zur Rechenschft zu ziehenden Berliner Führer, dieser Appell blieb ohne Folgen: kein Mensch machte den Mund auf. Im Publikum saßen auch führende Persönlichkeiten aus der Gelnhäuser Wirtschaft u.a. Herr Kriechbaum vom Vorstand der Firmas “VERITAS”, Kirchenvorstands-mitglied, Sponsor, ……
(siehe dazu auch “Wegfeiern in Gelnhausen – Wie in der deutschen Provinz das
Gedenken an Faschismus, Judenpogrome und -vergasung, Arisierungsplünderungen und Zwangsarbeit … weggefeiert wird. ”
Siehe dazu:
Doch, Folgen hatte dieser Appell dann doch noch: einige Tage später erklärte
sich die örtliche Pax Christi-Gruppe bereit , außerhalb der
“Friedens-Dekade” eine Veranstaltung im “Exil” zum Thema “Zwangsarbeit” in Gelnhausen durchzuführen. Die von der Satdt Gelnhausen dafür zur Verfügung gestellte “Herrenscheune” war jedoch am Abend der öffentlich angekündigten Veranstaltung verschlossen. 50 Menschen warteten vergeblich auf einen Hausmeister. Der war auch an seiner Privatadresse nicht aufzufinden.
Gelnhausen liegt nicht im Osten, heißt nicht Halberstadt oder Mügeln. Es
hatte auch damals keinen NPD- oder REP-Bürgermeister. Nur vor der
Veranstaltung kam aus dem Hause VERITAS resp. aus dem Munde eines mit der
Vorstandsetage eng verbundenen Menschen der Vorschlag, zum Thema
Zwangsarbeit keine öffentliche Veranstaltung zu machen, nicht öffentlich auf
längst fälliger Entschädigung von Opfern von Zwangsarbeit und
Zwangsabtreibung und deren Nachkommen zu bestehen, sondern sich stattdessen privat mit diesen Leuten zu treffen und für sie etwas zu tun. Auch könne man Mittel für “Stolpersteine” in Gelnhausen beisteuern mit den Namen von “umgekommenen” ZwangsarbeiterINNEn.
Die Veranstaltung fand dann trotz des verschwiegenen Boykotts der
Stadtverwaltung statt – in einem benachbarten Gasthaus: “Zur Burgschänke”
im völlig überfüllten Nebenraum – etwas Besseres konnte der Veranstaltung
nicht passieren: im Vormärz und den 1848ern war diese Kneipe im ArmeLeute-
und Judenviertel “Burg” der Treffpunkt der Aufständischen. Hier trafen sich
die Wandergesellen und die jüdischen fliegenden Händler, die verarmten
Landjuden, die Hausierer. Die Kneipe spielt eine zentrale Rolle im Roman
“Die Buxweilers” des staatenlos-jüdischen Schriftstellers deutscher Zunge
Valentin Sänger und sie liegt in nächster Nachbarschaft zum Stern’schen
Haus, das sich die Stadt Gelnhausen in höchst unmoralischer Art und Weise
angeeignet hat.
In einer Stadt, die in den letzten 20 Jahren von einem ehemaligen lokalen
Vorsitzenden der rechtsradikalen Wiking-Jugend regiert wurde, wäre es schon
ein Zeichen von längst überfälligem Umdenken im Umgang mit dem Faschismus in Gelnhausen, wenn das Scheuer/Stern’sche Haus von der Stadt an die Familie zurückgegeben würde.
Wenn jetzt die Rückgabe-Aufforderung der Historikerin Dr. Chrsitine Wittrock
von den beiden Lokalhistorikern Hans Kreutzer und Brigitte Noeske als “in
höchstem Maße verwerflich” und als “vornehmlich Werbung für ihre Bücher”
diffamiert wird, dann ist es höchste Zeit, das Stillschweigen über die
“Arisierungs”-gewinnler, Judenvertreibungs- und -vernichtungsprofiteure und die tatkräftigen Helfer der Nazis in Gelnhausen zu brechen: Wer hier
schweigt macht sich mitschuldig.
Beim geplanten Neubau einer Kantine für das Gelnhäuser
Grimmelshausen-Gymnasium sollte eine Gedenktafel für den aus Gelnhausen
vertriebenen und im KZ ermordeten KFZ-Werkstattbesitzer Blumenbach
angebracht werden, denn im Gelände des ehemaligen Opel-Hauses Hempel – in
seinem Immobilienwert steckt das über 70 Jahre verzinste durch Hempel
arisierte Vermögen der Familie Blumenbach. Das Geldvermögen hat die
Gelnhäuser Kreissparkasse “arisiert”, Blumenbach durfte auch nicht mehr an
sein Guthaben, um die Flucht seiner Familie eventuell zu finanzieren. Auch
am Hause der ehemals dort ansässigen Firma Betten-Schmidt am Untermarkt
sollte eine Gedenktafel angebracht werden: hier hatten die Gelnhäuser Nazis
die Schaufenster und Türen erst zugemauert, bevor das Haus durch die Firma
Schmidt “arisiert” wurde. Der Main-Kinzig-Kreis sitzt mit einer Behörde in
der “arisierten” Villa des Rechtsanwalts und ehemaligen
F(A)Z-Mitherausgebers Sondheimer, die “arisiert” erst KdF-Haus der Nazis
und dann nach dem Krieg zum “Eigentum” des Elly-Heuss-Knapp’schen
“Müttergesesungswerkes” wurde und dann in öffentlichen “Besitz” überging und als Landwirtschaftschule diente.
An jedem Gelnhäuser Industriebetrieb sollten Gedenktafeln angebracht werden,
die aufzeigen wieviel Kapital aus Überausbeutung und unbezahlten
Zwangsarbeiter-Löhnen in diesen Firmen steckt: besonders in den
Rüstungszulieferbetrieben, in der Kautschuk-Industrie: Gummi-Joh, Veritas,
…….. Die Extragewinne aus dem Nazi-Programm “Vernichtung durch Arbeit”
sollten extra-beziffert werden mit dem Hinweis auf das STALAG-Wegscheide,
aus dem die sowjetischen Kriegsgefangenen zur Vernichtung am Fließband
geliefert wurden. An dem einen oder anderen Betrieb müssten Tafel stehen mit
dem Hinweis: Hier wurden an Zwangsarbeiterinnen Zwangsabtreibungen
vorgenommen, um jede Sekunde Zwangsarbeitszeit für den NAZI-Endsieg zu
erzwingen !
oder: Hier wurden Zwangsarbeiterinnen ermordet, erst um “Rassenschande zu
verbergen” vor den NaziKumpanen und danach, um die ZeugInnen für die
Vergewaltigungen und die Opfer zu beseitigen, bevor sie gegenüber der
Befreiern aussagen konnten.
Natürlich muss man nicht jede Familie aufzählen, die bei der Versteigerung
des Hausrates der vielen Gelnhäuser jüdischen Familien ein Schnäppchen
machten. Aber die Hauptakteure sollte man schon nennen. Und weil Die
Historikerin Dr. Christine Wittrock damit begonnen hat, solche Namen zu
nennen, ist es auch sehr gut, für ihre Bücher Werbung zu machen., bei denen
sich in Falle des Buches über den Faschismus in Langenselbold selbst der
Alt-Landrat Eyerkaufer als Auftraggeber nicht mehr getraute, das Buch
drucken zu lassen, aus Angst vor den Erben der Täter.
Würden Verantwortliche der Stasi so geschont, ein Aufschrei der Empörung
ginge durch die Republik.
Hartmut Barth-Engelbart
(für Hinweise auf Fehler in meinem Artikel wäre ich sehr dankbar)
Dieses Buch handelt von der Geschichte des Faschismus in Gelnhausen und nennt die Namen der Täter und der Opfer
Autor: Hartmut Barth-Engelbart
Autor von barth-engelbart.de Alle Beiträge von Hartmut Barth-Engelbart anzeigenAutorHartmut Barth-EngelbartVeröffentlicht amKategorienAllgemein, Gründauer Geschichte(n)„Nix Neues aus Gel-NS-hausen: Aktenzeichen A-Z ungesühnt“bearbeiten
Ein Gedanke zu „Nix Neues aus Gel-NS-hausen: Aktenzeichen A-Z ungesühnt“
- Herbert Steffessagt: BearbeitenIch bin immer wieder hoch erfreut zu sehen, daß es solche Kämpfer wie Sie und Christine Wittrock gibt!
Geben Sie nie auf – wenn die Kräfte reichen.Danke.