HaBE vor 14 Jahren das Gedicht für Georg Büchner geändert: “Wie gerne zög‘ ich mich zurück- ins kleine Glück!”

HaBE es probiert, es war höllisch himmlisch.

aber selbst die Höhlen haben sie uns verteufelt, nur die Frau Holle ist noch ein schwaches Überbleibsel der Geborgenheit, die Helle Freude , Halloween, Hollywood …  Doch sogar die Oberverteufler kamen an der schützendwarmen Ausstrahlung des Höhlenfeuers nicht vorbei: Helligkeit, höllisch, heilig … heiliger Strohsack.

Warum HaBE ich das Gedicht für Georg Büchner und seine Aktions-Gruppe geändert: “Wie gerne zög ich mich zurück- ins kleine Glück!” ?

Die Odenwälder Bauern waren (bis auf die „Ortsbauern“-Führer) in den End40ern/Anfangs50ern meist zu arm, um mich und meine Geschwister, die Kinder ihres Bauern-Schullehrers und Schulleiters mit durchzufüttern. Wenn da nix zu holen war, wurden die Jüngsten zum Durchfüttern zum „Bratenonkel“ in die „Soffjett-Zone“ geschickt, in die Magdeburger Börde

Zu elft in der alten Michelstädter Kammfabrik: hier nur das letzte Drittel 1953 im „Sonntagsstaat“. Das jetzt als Mietshaus genutzte Verwaltungsgebäude dürfte im 1000jährigen Reich 1935 gebaut worden sein. Es gab im Michelstadt & Erbach viele „eingedeutschte“ Nachfahren hugenottischer Glaubensflüchtlinge aus Frankreich, die nicht nur Elfenbein-Schnitzereien betrieben & dankbar ihrer neuen deutschen, meist evangelischen Obrigkeit dienten. In den 1930ern kamen noch vor der Annexion des Sudetenlandes auch viele katholische „Volksdeutsche heim ins Reich“, darunter auch Elfenbein-Schnitzer & Kunst-Elfenbein-Hersteller, weil der Nachschub aus den „verlorenen afrikanischen Kolonien“ fehlte: Kunststoff Kämme, Kunststoff-Schmuck, & für die Rüstungsindustrie Kunststoff-Armaturen, -Konstruktionsteile, -Leitungen … das war leichter, sparte Erz-Rohstoffe, konnte aus „Flüssigkohle“ hergestellt werden & machte die Luftwaffen-Flotte z.B. den „Messerschmidt-Volksdüsenjäger“ weniger erfassbar für Radar. Bei der scharfen Konkurrenz im Kunststoff-Geschäft bliebe die „Huge-Volksgenossen“ mit ihrer Kammfabrik auf der Strecke. oder war es gaaanz anders? Wie kam die ursprünglich der Fabrikantenfamilie Künzel gehörende Kammfabrik in den Besitz eines Konkurrenten mit hugenottischen Namen ? Warum, wann & wie wurde die Familie Künzel wieder Eigentümerin des mittlerweile brachliegenden Betriebes?

Der stillgelegte Kamin der Michelstädter Kammfabrik ca. 1956

Veröffentlicht am  von Hartmut Barth-Engelbart

Notwendige Vorbemerkung:
dieser Text ist eine Antwort auf  häufige Kritiken an meiner Arbeit – denn ich bekomme nicht am laufenden Band Literaturpreise von streikenden Belegschaften verliehen , wie kürzlich von der erfolgreich warnstreikenden ABB-Belegschaft in Alzenau (siehe:

Die Belegschaft von ABB- Alzenau hat mir einen Literaturpreis verliehen und ich könnte trotz der ABBwicklung vor Freude heulen

http://www.barth-engelbart.de/?p=678

Und wie lautet jetzt die Kritik: “Schreib doch nicht immer wieder diese negativen Sachen, du Weltverbesserer, …”  (logo, für meinen WeltKinderChor im sozialen Brennpunkt Hanau-Lamboy habe ich mit den Kids zusammen auch schöne Lieder geschrieben, zum Geburtstag, allen möglichen Festen, zum Mond, der Sonne und den Sternen und dem Wald und auch dem kleinen Glück in der ganzen Scheiße – ich will sie ja nicht mit dem totschlagen, was sie eh fast schon umbringt.
Das Tralala für Erwachsene machen Andere, manchmal mache ich es auch.  Davon habe ich auch Stoff für einige Bücher in der Konserve. z.B. meine GeblödelDichte … Aber mein Part ist das nicht.

Wie gerne zög ich mich zurück


und schrieb wie andre von dem großen
puren und vom kleinen unscheinbaren Glück
von Kinderaugen
wulstgen Lippen
rauscheBärten und auch Wäldern
von grünen Wiesen schwätzgen Schwalben
Störchen und von drallen Feldern
strammen Ärschen
mega Titten
allenthalben
diese Dichtkunst zu beherrschen
und dazu die guten Sitten
beim Erzählen hochzuhalten
von murmelklapper Mühlenbächen
vom Wein-Weck-Worscht- und Weiberzechen
und danach dieselben prellen
und auch von der hartblitzschnellen
Macht der Männerhiebe
von Männerfreund- und Kameradschaft
von stammtischrundem Gerstensaft
und von unendlich tiefer Liebe
von Heimatdunst und Fahrtendampf
vom ewigen Geschlechterkampf
von Eifersucht und alledem
über Sonne, Mond und Sterne
und von der Sehnsucht nach den Ferne …

wie gerne zög ich mich zurück
ins kleine Glück

nicht dass ihr glaubt,
dass ich mich
sniffend davor drücke
ins Highsein fliehe
kiffe, kokse
nein ich begnüge
mich mit einem Stück
im trocknen unter meiner Brücke
schirmüberspannten Lotterbett
der armen Poeten
und Subproleten

Ihr glaubt, ich lüge ?
Ihr bombt mich pausenlos
durch eure Friedens-Kriege
ihr lasst mir keine Luft zum atmen
ihr platzt mir meinen Kopf
und knebelt meine Seele
wenn ich nur stotternd
in zerfetzten Sätzen
von meiner Flucht
vor euch erzähle

dann sucht ihr mich
und schickt mich heim
nach Goddelau
doch wißt:
ihr schickt mich dort genau
ins kleine Glück
zurück zum besten
Volksaufrührer
der Ghettos
und der Miets-Kasernen,
in Heimen und in Knästen:
“Friede den Plätzen unter den Brücken,
Friede den schimmelreitenden Betten,
den erkalteten Herden
Friede auf Erden?
Friede den Hütten!
Krieg den Palästen!”

Epi-log

(ich HaBE es doch immer schon gewußt! Oder wie heißt das in diesem Weihnachtslied: shopping night, Einkaufsnacht, alles strömt, OBI lacht, das war werbung für diesen Laden als er noch Bieberhaus hieß)

wenn mir zum Broterwerb
nichts andres übrigbliebe
ja dann schriebe
ich vielleicht
auch so seicht

Für alle NichtHessen: Goddelau ist die Geburtsstadt Georg Büchners (nicht zu verwechseln mit seiner FastIncarnation Georg Füllberth, der kommt aus Breuberg/Neustadt/Odw – besser bekannt unter Veith-Pirelli oder Metzler-Reifen). In Goddelau gibt(gab?) es eine gefürchtete “Irrenanstalt”, weniger gefürchtet als die weitere hessische in Heppenheim/Bergstraße, obwohl diese katholisch geführte Anstalt ab 1933 viel weniger kooperativ im Nazi-Euthanasie-Programm mitwirkte als die protestantische Goddelauer Variante. Aber Hadamar war noch schlimmer.

Für Georg Büchner und seine Aktions-Gruppe: “Wie gerne zög ich mich zurück- ins kleine Glück!”

Für Georg Büchner und seine Aktions-Gruppe: “Wie gerne zög ich mich zurück- ins kleine Glück!”

Und nach der Aktionkonferenz bzw. während dieser versammlung von über 300 nicht nur Hessischen Landboten ist mir aufgefallen, dass mein text doch fehler enthält, ein paar sprachrythmische Ausbesserungen waren nötig und auch inhaltliche Korrekturen, und die nicht zu knapp.

Denn erst kommt das Fressen und dann die Moral!!

Danke an Dr.Seltsam für sein Abwatschen. Auch deshalb HaBE ich es noch Mal überarbeitet. Aber die Gespräche bei der Büchnerkonferenz, lieber Dr. Seltsam, waren wichtiger.

in den Schlusszeilen habe ich die Freiheit als Abstraktum überstrapaziert. Das ist dem Meister Büchner ebenfalls passiert: seine Formulierungen stießen bei den doch etwas wenig alphabetisierten Bauern auf Unverständnis und wurden dann zu schönen Missverständnissen: die Forderung nach Press(e)-Freiheit verstanden sie mangels Kenntnis von Presse als Freiheit von Auspressung durch die Fürsten und da waren bei den Oberhesssischen  Bauernaufständen natürlich 99,9 % der beteiligten Bauern für die Pressefreiheit …

Bei den Büchner-Banken-Blockade-Aktionen müssen eben die Forderungen gegen die systemischen Finanzstrukturen herunterdekliniert werden auf verstehbare, begreifbare, einsehbare, greifende Forderungen gegen die augenfällig schärfsten Erscheinungsformen des “Sparpaketes”: Rente mit 67, Streichung des Elterngeldes, Zerstörung der Flächentarifverträge, Praxisgebüren, Kopfpauschale, Studiengebühren, schleichend und offene SchulgeldWiedereinführung, Abschaffung der Lehr- und Lernmittelfreiheit, Ausdehnung der Leiharbeit (zu Dumpinglöhnen), Verwandlung von “Kernarbeitsplätzen” zu “Leiharbeitsplätzen”  usw….

deshalb müssen die Schlusszeilen auch so heißen:

Nehmt’s denen, die den Reichtum sich aus unseren Knochen
aus unsren eh schon leeren Hosentaschen pressen
& sich nicht nur mit Kriegen & mit Krisen mästen
wir schieben Kohldampf, die Kanonen fressen
uns und auch das Essen unsrer Kinder

die Flachbildhirne füttern uns mit euren Interessen
Was ihr uns einbrockt, wollen wir nicht länger schlucken
Die Lügen glauben, die uns eure Blätter drucken
damit wir uns treudeutsch brav weiter ducken

in eure Schützengräber, eure Schuldenfallen

Es reicht!

Es reicht
Es reicht uns, was wir schaffen reicht uns allen
wir wolln nicht länger eure Süppchen
wir wollen unsre eigne Suppe
selber kochen
selber essen

Wolldecken den Plätzen unter den Brücken!
Sonne den schimmelreitenden Betten!
Kohle den erkaltenden Herden!
und Friede auf Erden?!

Friede den Hütten!
Krieg den Palästen!

Und allen Öko-Freaks zur Kenntnis: ich habe bewußt die Sonne vor die Kohle gestellt.

Autor: Hartmut Barth-Engelbart

Autor von barth-engelbart.de

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